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Wie die Weisheit hdWD kla­

gen musi/ dasi sie vonso gar wenjgen geliebet und rechtnrasiig gesuchet

wird.

H. i.

Achdem wir bisher gehoret haben/ wie es allen Menschen moglich fey/ die verlohr- ne Weisheit nach dem klaglichen S u n -den.fall wieder zu erlangen/ und wie uns deren hohe Nothwendigkeit und ihre eigene V o r-trefflichkeit sie zu suchen/ bewegen und anreitzen solle; auch wie sie vor sich felbsten so gar willig und bereit fey/ sich uns mitzutheilen/ und in ihre greundschafft uns mit Freuden wieder aufzuneh- men: so solte man meinen / dast alle Menschen solches als eine liebliche Borschafft annehmen/

und sich Hauffen-weise zu ihrer Liebe ttingen rvurden; alleine/ die tagliche Erfahrung zeiget gantz etwas anders an/und lehret uns/ dast von denen metsten nichtS weniger / als diese himmli- scheMeisheit geliebet/gesuchet/ und verlanget

dasi sie sowem'g gek'ebet' wird. s>

wird: also datz sie fast in der gantzen W elt vergest fenwordenundnur noch dem Namen nach untek

uns Menschen bekant ist. !

§. r.Mangehe nun mit erleuchteten AugeneV wenig in die W e lt/ und lerne die Menschen nach ihcer innern und ausserlichen Beschaffenhett recht kennen: so wird man befinden/dasi nichtsals

heit und Eitelkeit allenthalben anzutreffen sth: hins Legen aber diese Weisheit nicht nur alleln nach ih,

rer Wurde und tn ihrer Eigenschafft nicht recht er­

kant/sondern gantzlich als eine Thorheit/ und als eine sich selbst gemachte vergebliche Einbildung, verworffen mrde.

§. V o n

andern' Dingen / die llns in der

W e lt beliebt und angenehni machen / werden gros­

se Bucher geschrieben; diese Weisheit aber / ob sie schon der Grund aller Gluckscligkeit und aller Wissenschafften ist/ achtet man doch eben nicht wurdig/dast man auf ihre grSndlicheUntersuchung viel Muhe wmden / und andere in selbiqer unter- weiftn solte: indem sie uns so gar einfaltig vor- komt/ unduns bryderWeltin kern grotz Ansehen bringet; sondern vielmehr Hohn und Spott vo»

denen meisten Menscben uber uns kommen laffet.

§. 4. Es ist die allgemeine Regul unter uns Menschen: was in der W e lt am meisten geliebet/

Srlobet und geruhmet wird / auch den gråsten Rutzen hat m Erlangung desjenigen / das uns

<Xeichthum / Ehre/ Lust / Freude und gute Be«

^vemligkeit unsers Lebens verursachet; solckes rolle quch am meisten begehret/ und durch Muhe

Z vnd

8r D a s 7. (Lap ADre dleFVer'shcrr Naye / und Arbeit erlernet werden: ^lngegen aber, was nicht insgemein in der W elt gulrig sep / sondcrn entweder auf das zukunffiige Leben sein Abschen håbe/ oder nur von einigen Lcuten/ die sich in diese W e lt nicht recht;u schickcn wusten/hoch und werth geschatzet wsirde; solches hatte man nicht eden mit grostec Muhe zu suchen/und scine Zeit darmit juzubringen: damit man nicht daejenige daruber versaume / welches uns grostern Nutzen schaffen und der Eigen-Liebe ein besteres Genugen thun

konne.

§. 5. W e il denn nun die gottliche Wcisheit in der W e ll gantz etwas fremdes und unbekanies ist/

und nicht sowol auf diese Zeit/ als auf die un, sichtbare Ewigkeit ihr Absehen b a t ; uber dis auch alle dasjenige/wornach die W elt trachtet/in ihren Schulern verleugnet haben will: so kan es

nach dieser Regul nicht anders seyn / als dast sie

denn von denen meisten / auch von denenjenigen/ j die vor andern sonderlich sich auf Wistenschafften

legen/gantz gering und nicht wurdig geachler wer- de/ dast man viek Muhe und Zeit darauf wende.

Denn solche Leute fehen eintzigund allein nur auf das sichtbare und auserliche / wollen aber ntchc tvisten / dast die wahrhaffrigen Liebhaber jolcher Wrisheit in der unsichtbaren W e lt weit grue­

re Ehre/und in dem innern ihres Gemuthsweit betzere Glucksiligkeit haben, besitzen undgeniesten/

als diese W elt mit

allen

ihxen Liebhabern nicht

geden kan.

§.6. Nach diefem Jrrthum ist denn einegantz anoere Weisheilvon der W elt angenommen und allenthalben eingefuhret worden/ die blost in man- cherley Kunsten und Wistenschafften bestehet/und

allein das vom Fall ubrig gebliebene Vernunffts^

Lichr;um funciamenr hat; nicht aber zugleich mit der Verbesterung aller Seelen- Krafften umge- het/ und die Anrichtung des verlohrnen Ebenbil- des ihren Endzweck seyn lastet: dahero wil man nicht sowol die Heil. Schrifft / als die

principis

des Hepdnischen

^rikorelis, plaronik-,

und andi­

rer ihres gleichen fur den Grund der Weisheit er- kennen und annehmen.

§. 7. Hieraus kan es nun nicht anders gesche-kenals dast die Jugend / welche die himmlische Weisheit sonderlich unter ihren Gehorsam zu bringen suchet / und ihrer am fahigsten erkennet:

Sir.6/i8.gemeiniglich in solchen Dingen unter-richtet wird / welche ihr Gedachtnis nur voller Bilder / und ihren Verstand voller List und Spitzstndigkeitmachen; denWillen abergantzs lich in seinem Verderben ligen lasten/ und solcheS wohl noch je mehr und mehr befordern und ver­

grostern helffen. Solcher gestaltwerden sie nicht nur allein nicht zu der wahren Weisheit angewie- sen/sondern auch immer weiter von ihrer rechten

Art abgefuhret / und deren gantzlich unfahiz ge-machet: also dast sie nachmals mit ihren Fuhrern/

und mit dem grosten Haussen der Jrrenden / li: ber im Finstern/ als mit der wenigen Zahl der Weiseu imLichte wandeln wollen.

F.

84

Das

7.

Lap.

Iv r e dteWersheic klage /

§.8« Das gemeine Lolckwrrd denngantz und ggrvon solcher ihrer Weisheitausgejchlosten/unv

ist auch desto weiser/je weirer es daron entfernet jst; aber hiermit ist ihln zugleich diescr Jcrthum eingepsiantzet worden/dast es denn auch;u der wah- ren himnrlijchen Weisheit nicht gelangen korte:

dahero ist bey ihm kcineBemuhung noch Bestre- bung darnach : ermangeln hierinnen auch guten Unterricht und Aufmunrerung: I n Sum

-ina/es ist in diefem Srucke fast unrer allen Men-schen gantzlich verderbet: man wrist »veder / was wahre Weisheit scy/noch wer und auf was Weife man selblge erlangen moge.

§.9. M an lese nur mit gebuhrendcr Achtge- bung die Hcil.Schriffr/und zugleich auck)dieHi, storien derjenigen Leute/ die insgemein fur sehk

weife

und klug gehalren werden: so wird man be-finden/dast nach dem Sundenfall von Anfangbis aufgegenwartige Zeit/hierinnen immerdar grob- lick ist geirret/und allczeit die falfche fur die wahre Wclsheit verkaufftworden; Za man hatdrese mit ihren Ltebhabern schandlich gela siett/und bis auf den Tod verfolget: Darum weil ihr Licht der Fin, siernist gantz entgegengcwesen isi/und sich mit fel-bigen niemals vereinigen wollen.

§. ro. Jm Bucb Baruck> am z/ ro. ri. r r. 25.

heistet es: die Nachkemmen sehen zwar das Licht/

und tressen doch den W eg nicht/ da man die Weis- heit findet. Denn ste verachten sie/dazu ihre Kin­

der sind auch irre gegangen. I n Canaan horet man nichts von ihr. Zu THeman siehet man sie

nicht

vatz ske so wettig gelieber wird. 85

nicht/Dre Kinder Hagac sorschen ver irdischcn Weisheitzwar nach / desgleichen die Kauffeure von Meran / und diezu Theman / die sich klug >

duncken/aber sie trcfferi doch den Weg nicht/ da man die Weisheit findet v. )i. Summa / es ist niemand/derdrn W eg tvisse/ da man die Weis­

heit findet.

§. 11. Dahero musi denn felbst die Weisheit HZchlich klagen/ dafi obsie gleich allen Menschen zuruffe/ man sich doch zu ihr zu kommen wegere/

und obsie schon ihre Hånd ausgereckt håbe/den, noch niemand drauf achken wolle: sondern man laste fahren allen ihren Rath / und wolle ihrer Straffe nicht; man hafie ihre Lebre/und wolle des H E rrn Furcht nichr haben; man wolle ihrcs Raths nicht/ und kastere alle ihre Straffe / S p r .

Sal. i/ ro. 24. rs. r§. ;o.

§.ir. Diese Klagen fuhret sie denn auch noch heut zu ^age in ihren Besitzem und Liebhabern:

welche/wenn siesehen/wieso gar unbesonnen die Nretischen, Kinder in ihrer Thorheit verharren, und sich weder rathen noch helffen lasien wollen;

Musien sie in ihrem Geiste seufftzen / und werdcn vfft gantzlich dahin genothiget/dasi sie ihre K>agen fv wol mundlich / als schrifftlich der ircenden

D e lt

vor Augen legen: welche aber gemeiniglich ffhrschlecht und vecachtlich angesehen und auf, Tenommen werden.

S i;. Solte sich nun einer nicht uberdie grofie

^Tlindheit der Menschen verwundcrn mullen/

d>enn man erweget/ wie sehr die himmlische Weis.

F r hrit

rS Das 8 . Tap. Straffen derersem'gen/

heit so wol fur sich selbsten / als auch in ihren Schulern/dahin bemuhet ist / dast alle insgesamc mochtenvon ihrer Finsternitz befreyer und durch sie zu demjenigen Licht gefuhret werden/welches jhre Seelen erleuchten und in Zeit und Ewig- keit beseligen konne: und dennoch sehen must/wie garwenigedieftsnach Billigkeit erkennenund zu ihrer Besterung annehmen wollen? Ach'.ein je- der bedencke/ was zu seinem Frieden dienet/ und tviste/dast er hiermit vondergottlichen Weisheit/

aufSneue feiner Schuldigkeit erinnertwird.

Das Vlll. Lap.

Was fffr Straffen uker