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Moskauer Tagebuch

In document THE DET (Sider 32-43)

\\ enn man von der russischen Revolution sprechen will, muß man mit den Leiden beginnen, die sie gebracht hat. Die Menschen, die ihr Vaterland in der unglück­

lichsten Zeit nicht im Stich ließen, sondern daheim blieben, um ihr Tagewerk zu besorgen, damit das Getriebe nicht zum Stillstand käme, sind in meinen Augen durch den Schmerz geheiligt. Die Umwälzung selbst verursachte ja nur eine Schießerei, die wenige Tage dauerte. In den Städten, wo es am heißesten herging, fielen vielleicht ^oo Mann. Aber dann folgten die beiden Schreckensjahre, in denen Rußland gleichzeitig auf vierzehn Fronten angegriffen und von der ganzen Welt blockiert wurde, zwei entsetzliche Jahre, in denen jeder Mann entweder an die Front oder ins Gefängnis ging, und alles Lebendige hungerte und fror.

Tch sprach gestern abend mit einer jungen Schau­

spielerin vom Kaiserlichen Theater, die bei Ausbruch der Revolution mit einem hervorragenden Moskauer Arzt verheiratet war. Sie erzählte: Zwei Jahre lang be­

kamen wir kein Brot. Wir aßen Heu, Stroh, Schmutz.

Während dieser Zeit gab es keine Feuerung. Das Wasser gefior in Heizung und Wasserleitung. Wenn wir Wasser brauchten, mußten wir auf die Straße gehen, wo die Leitungen in der Erde geöffnet wurden. Wir saßen alle in der Küche um eine kleine Gasflamme, in alles Zeug gehüllt, das wir um uns aufstapeln konnten. Aber die Kälte drang

durch alles hindurch. Zuletzt saßen wir mit einem Gefühl da, als wäre das Herz zu Eis gefroren. Mein Mann wurde krank, er mußte Eier, Milch, Weißbrot haben. Es war un­

möglich. Tag für Tag siechte er vor meinen Augen dahin.

Wie glücklich bin ich, daß ich keine Kinder habe. . . . Sie ist schön und talentiert, noch nicht dreißig Jahre alt. Jeden Abend strahlt sie auf der Bühne vor Schönheit und Koketterie. Aber sie ist mit dem Leben fertig. Zu Hause schließt sie sich mit ihren Büchern ein; sie liebt die melancholischsten Dichter, Hoffmann, Leopardi; jeden Feiertag wallfahrt sie nach dem Kloster vor der Stadt, wo ihr Mann begraben liegt. Auch ihr Herz ist in diesen Schreckenswintern zu einem Eisklumpen gefroren, und sie hat die Hoffnung aufgegeben, daß ein neuer Frühling es wieder zum Leben ruft.

Heute vormittag sprach ich über diese Zeit mit der Lehrerin, die jeden Tag Russisch mit mir lernt.

— Ich weiß nicht, was schlimmer ist, sagte sie, der Hunger oder die Kälte. Mann und Kinder wurden krank.

Ich selbst aß fast gar nichts. Wie kann eine Mutter essen, wenn ihre Kinder hungern? Wir hatten nichts in den Ofen zu stecken, wir verbrannten Bücher, Möbel, Hausrat, man riß ganze Häuser nieder und verbrannte sie, und wenn wir ein Stück Papier auf der Straße fanden, war es ein Ereignis.

Wenn die Rede jetzt zu Hause zufällig auf diese Jahre kommt, sagen wir: Laßt uns lieber schweigen, es ist zu ent­

setzlich, daran zu denken.

Aber Menschen haben wir doch nicht gegessen wie in Samara, wo es ganz gewöhnlich war. Man fing Erwachsene mit dem Lasso auf der Straße und erwürgte sie. Ich hatte eine Freundin dort, die mit dem Strick um den Hals ent­

setzt nach Hause gelaufen kam. Man lernte schnell, welche

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-Stücke des menschlichen Körpers sich am besten zum Kochen oder Braten eigneten. Aber die Kinder ließ man in Frieden, Kinder schmecken schlecht.

— War die Revolution diese Leiden wert? fragte ich.

Sie schweigt einen Augenblick, dann sagt sie:

— ja, sie war notwendig. Wir sind wirklich echte Menschen geworden. Ernster. Wir wissen, wozu wir die Zeit verwenden sollen, sie hat Inhalt bekommen, während sie früher nur mit nichtigem Zeitvertreib ausgefüllt war.

Ich selbst zum Beispiel: Früher ging ich in meine Schule wie in eine Sklavenanstalt, jetzt eile ich jeden Morgen froh dorthin wie in mein zweites Heim.

Kein Mensch ist unbeschädigt den blutigen Klauen der Revolution entronnen. Alle haben eine heimliche Wunde, die meisten, die ich treffe, klagen über eine Krankheit und bitten mich, ihnen Pillen oder Pulver zu geben oder das Fieberthermometer zu leihen. Auf der Straße hat jeder fünfte Mensch einen wollenen Schal um den Kopf, Moskau sieht aus wie eine Stadt voller Zahnschmerzen.

Und was sind diese körperlichen Gebrechen gegen die Entbehrungen, die jedem an der Seele fressen? Ich habe noch keinen getroffen, der nicht im Chaos der Revolution einen Angehörigen verloren hätte: erschossen, geflohen, tot, ver­

schwunden.

— Mein Mann wurde am 19. Januar totgeschlagen.

— Mein Bruder wurde erschossen, er saß im Ge­

schäftsausschuß der Menscheviken.

— Mein Schwager lebt in der Verbannung in Sibirien.

— Mein Mann wohnt in Konstantinopel; er war weißer

Offizier, ich bin jetzt mit einem Privatdozenten der Philo­

logie zusammengezogen, dessen Frau in Berlin lebt.

— Als ich heimkam, waren meine Schwestern ver­

schwunden, ich habe vergebens seitdem in den Blättern nach ihnen inseriert.

— Ich weiß nicht, wo mein Vater ist. Er war erst sechzig Jahre alt. Ich glaube daher, daß er noch lebt.

Meine Mutter glaubt es auch.

Das Ministerium des Äußern hat mir ein Zimmer in dem feinen Savoyhotel angewiesen, das ebenso viel kostet wie ein Zimmer im Berliner Hotel Adlon. Die Doppel­

fenster können nicht geöffnet werden, sie sind verkittet, um die Kälte abzuhalten. Das Bett ist voller Wanzen, die mich am Schlafen hindern, Ratten und Mäuse sägen im Holz, eine Mäusefamilie benutzt jede Nacht eine bestimmte Ecke meiner Fensterbank als W.C., und ich muß morgens ihre kleinen schwarzen Diamanten auf den Boden fegen.

Draußen im Gange springen die Kellner mit Feuerzangen umher, um fette Ratten, dick wie Ferkel, totzuschlagen.

Der eine Kellner ist ein Tartar, der andere ist dunkel­

häutig, ich fragte ihn heute morgen, ob er Jude wäre.

— Nein, das bin ich nicht, antwortete er, denn dann wäre ich totgeschlagen. Mein Vater war Ungar, meine Mutter Italienerin. Ich bin auch kein Kommunist, meine Politik heißt: Immer soviel wie möglich verdienen. Nein, sehen Sie, mein Herr, als ich mit meiner Frau von I urkistan nach Moskau reiste, wurde der Zug von Anti-Bolschewisten bei Akjubinsk, zwischen Akjumir und Oren­

burg, überfallen. Plötzlich hielten wir mitten in der Steppe.

Wir sind von Reitern umringt. Ich höre den Befehl: Spannt das Gewehr. Es waren Kirkisen und Kosaken, die durch alle Wagen gingen und alle Juden niedermachten. Eine Jüdin kam schreiend in unser Abteil, ihrem Mann, einem deutschen Ingenieur, hatten sie die Stirn gespalten, nur weil er mit einer Jüdin verheiratet war, ihr zwölfjähriges kleines Mädchen schlugen sie auf den Kopf, daß es von dem Augen­

blick an stumm und taub war, ihren siebzigjährigen Vater hieben sie mit Säbeln in Stücke. Alle schwarzäugigen Männer wurden herausgeschleppt, man riß uns das Unter­

zeug auf, um zu sehen, ob wir Juden wären. 70 wurden erschossen. Die jungen Weiber wurden ins Dorf getrieben und kamen am nächsten Morgen im bloßen Hemd zurück.

Die Räuber hatten die Telegraphendrähte abgeschnitten und die nächste Station besetzt, sie hatten selbst Telegraphisten und Maschinisten mit, und fuhren auf unserer Maschine davon, als sich ein Panzerzug näherte. Mein Haar wurde in zwei J agen weiß. Ich hatte bis dahin nicht ein weißes Haar. Aber ich habe nichts verloren als einen Korb mit 35 Eiern; in einem der Eier waren übrigens für 80000 Millionen Rubel (8000 Goldmark) Brillanten. In der Ver­

wirrung waren sie zum Abteilfenster hinausgeworfen worden, und ich wagte nicht, den Zug zu verlassen, um sie aufzulesen.

Wochenlang habe ich nach einem Denkmal gesucht, das die Revolution sich errichtet hätte und das als ein Monument dieser Zeit die Jahre überdauern sollte. Ich ent­

deckte nichts. Endlich fand ich eine Reihe heiliger Gräber.

Die Revolutionsopfer der Straßenkämpfe hat man mitten in der Stadt auf dem roten Platz in einer langen Reihe

ge-rade unter der gewaltigen Kreml-Mauer, im Herzen Ruß­

lands, in seiner heiligsten Erde begraben. Ein paar be­

rühmte Revolutionäre, die später der Anstrengung erlegen oder in einem Hinterhalt gefällt sind, schließen die Reihe.

Der letzte ist der amerikanische Journalist John Reed, der nur 33 Jahre alt wurde, aber wie eine Fackel in der Ge­

schichte der Presse leuchtet. Er entstammte der Bour­

geoisie, einer wohlhabenden Familie in Portland, und machte sein Examen an der aristokratischen Harward-Universität.

Er erwarb sich schnell einen Namen in literarischen Kreisen Amerikas. Seine modernen Gedichte, Dramen, Zeitungs­

artikel erregten Aufsehen. Aber immer mehr wurde er vom großen Leben ergriffen. Seine erste journalistische Tat war, daß er fünf Monate die mexikanische Revolution in Villas Gesellschaft mitmachte. Die Blätter schlugen sich um seine Artikel, zuletzt wurde er für 25 000 Dollar jährlich für „The World" verpflichtet. Aber als er sich nun mit seiner Feder in den Kampf für die Gerechtigkeit stürzte, Streiks mitmachte, Massenversammlungen abhielt und namentlich die Kam­

pagne gegen Rockefeiler in der „Standard Oil - Company"

organisierte, verzichtete er freiwillig auf sein Gehalt, um frei schreiben zu können. Dann wurde er vom Weltkrieg ein­

gefangen und machte das Schlimmste mit. Er wohnte der Schlacht an der Marne bei und wäre beinahe erschossen worden, weil er sich der Feuerlinie ohne Erlaubnis näherte.

Er folgte dem furchtbaren serbischen Rückzug und wurde selbst todkrank von den ausgestandenen Leiden. Wieder heimgekommen, unternahm er Propagandareisen gegen den Krieg, in denen er Grausamkeiten von beiden Fronten ent­

hüllte. 1915 kam er nach Rußland und verschwand nach seinem ersten antizaristischen Artikel monatelang spurlos in einem unterirdischen Gefängnis. Sein Dasein formt sich

K i r k e b y , R u s s i s c h e s T a g e b u c h . 2

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hausplatz in Kopenhagen und mit modernen fünf- und sechs­

stöckigen Häusern bebaut, die Tausende von Läden, Kon­

toren, Wohnungen enthalten, wird dem Erdboden gleich­

gemacht werden, um diesen Komplex zur Erinnerung an die Oktoberrevolution zu tragen. Er wird höher als der Triumphbogen und soll u. a. einen Festsaal mit Raum für 8000 Zuhörer und einer Tribüne für 300 Per­

sonen, außerdem drei große Säle für 2500, 1000 und 500 Personen und zahlreiche kleinere Säle, Kontore, Biblio­

theken, Archive, Theater, Kinos, Telegraphen, Telephone und eine drahtlose Antenne auf dem Dache erhalten.

Es waren etwa fünfzig Projekte aus allen Gegenden Rußlands eingelaufen, die im Gebäude der Architektur­

gesellschaft ausgestellt waren.

Unter den Projekten waren sowohl klassisch-griechische, wie babylonische und altrussische Arbeiterpaläste. Am inter­

essantesten waren natürlich solche, die sich durch moderne Materialien, Stahl, Zement und dickes Glas, einen Stil mit ungeahnten neuen Formen und Linien schufen. Viele der Komplexe hatten Ähnlichkeit mit Riesentanks oder Dread­

noughts, eines glich einer Zusammenstellung von Maschinen­

teilen, Rädern, Kränen, ein anderes brachte eine walfisch­

artige Kuppel zwischen zwei wie Korkenzieher gewundenen Wolkenkratzertürmen an, ein drittes erhebt sich wie eine Art Fruchtschale von riesigen Dimensionen, die einen Landungsplatz für Flugzeuge darstellt. Ich glaube, daß einer dieser Paläste errichtet werden wird: Denn wenn der Kultusminister auch kein Geld hat, um dem Personal des kleinen Kaiserlichen Schauspielhauses (insgesamt 500 Per­

sonen) seine Gagen während der Sommerferien zu bezahlen, so besitzt Rußland doch Cyklopenkräfte, um Babeltürme in

den Himmel zu bauen, — wenn es im Namen der Revolu­

tion geschieht.

Wenn man durch die Straßen wandert, wird man oft von Musik gefangen; irgendwo in der Stadt scheint immer ein Orchester auf dem Marsch zu sein, und sie lärmen so feurig, so festlich, daß man verlockt wird, ihnen zu folgen.

Ich beneide die roten Trommelschläger, die ein Leben in dauerndem Enthusiasmus verbringen. Schon ihr Anblick kann mit Begeisterung erfüllen, wie sie mitten in den Hörnerfanfaren mit blanken Augen marschieren und mit den Trommeln salutieren, die lange, in freudiger Ekstase geschlagene Risse haben. Dann wieder sind es Gewerk­

schaften, die mit roten Bannern zu einer Protestversamm­

lung oder einem Fest wandern. Sonntag rief mich ein Trauermarsch auf die Straße: da kam mir die breite Teatralni Proyezd herab ein Leichenzug entgegen. Wie ein gewaltiger schwarzer Strom glitt er vorwärts, langsam, aber unwiderstehlich, von einzig dastehender Hoheit geprägt.

Der begraben werden sollte, war an einem Magenleiden gestorben, aber er hatte 15 Jahre der kommunistischen Par­

tei angehört und wurde wie ein auf dem Feld der Ehre ge­

fallener Krieger begraben. Ich mußte an die früher üblichen Beerdigungen denken: Ein schlaffer Pfaffe latscht mit einem verräucherten Heiligenbild voraus, dann kommen zwei Pferde mit Trauerschabrakke, die den rumpelnden Wagen ziehen, auf dem der von einem Priestergewand be­

deckte bloße Sarg steht. Daneben ein paar bezahlte Be-erdigungsdiener. Hinterher die trauernde Familie in einer geschlossenen Droschke.

Hier war der Sarg auf einem großen, mit rotem Stoff geschmückten Lastautomobil angebracht und thronte hoch

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als ein tollender Ivata.fa.lk, von einer roten Fahne lind einer Flut weißer Blumen bedeckt. Zehn Parteigenossen um­

standen den Sarg, das Gesicht ihm zugewandt, und hielten die Ehrenwache, immer abwechselnd ein Zivilist und ein Soldat mit aufgepflanztem Bajonett. Ein anderes rotes Last­

auto folgte mit Kränzen wie ein sommerliches Meer auf Rädern.

Dicht dahinter wurde eine blutrote Samtfahne von einem Offizier getragen, während ein Matrose das Tuch hochhielt. Dann kam der Trauerzug, je sechzehn in einer Reihe, alle Arm in Arm, alle im selben langsamen Tritt, die Männer trotz des Schneewetters mit bloßen Häuptern, und die Augen wie gegen ein fernes Ziel erhoben, mitten in der ersten Reihe die Witwe, die von zwei starken Männern ge­

tragen zu werden schien. Voran und hinterher große Orchester, zuletzt eine Kompanie Soldaten der Roten Armee, an den Seiten berittene Kosaken, die hin und her galoppierten und mit ihren langen Lanzen die Ordnung aufrechterhielten. Eine seltsam sonnige Stimmung wölbte sich über diesem Trauerzug, der vorwärts wanderte, bar­

häuptige Männer im stiebenden Schnee, Frauen, viele schöne, junge Frauen, Soldaten, alle Arm in Arm, zu einer dichten Masse in Kameradschaft vereinigt. Alle Offiziere, die wir trafen, blieben stehen und machten Honneur vor der Flagge. Alte Frauen bekreuzten sich vor dem Toten. Ich schloß mich dem Zuge an. Wir waren drei Stunden unter­

wegs, ehe wir den Kirchhof erreichten, aber das Marschieren allein war hier eine dreistündige Feier voll ergreifender Hoheit.

Gestern fing mich ein munteres, jubelndes Orchester ein, das in Richtung des Kremls, in einer goldenen Wolke explodierender Messingtöne verschwand. Ich kenne nicht

ihre neuen Melodien, aber es sind Melodien, die berauschen.

Ich glaube, man hat sie aus Feuer und Flammen aller Musik der Welt zusammengebraut; auf jeden Fall erkenne ich immer wieder Bruchstücke der Marseillaise, der Car­

magnole und der Internationalen: Es ist ein Rausch von Trompetenfanfaren, Trommelfeuer, Heerschreien. Die Soldaten marschierten nach dem roten Platz, wo eine Parade stattfinden sollte. Ich wunderte mich darüber, daß sie nicht ihren Einzug durch das nächste Tor hielten, sondern nach der anderen Seite der Kapelle der ibe­

rischen Madonna hinüberschwenkten und an der Kreml-Mauer entlang marschierten, die eine Wand des Platzes bildet. Aber plötzlich ein kurzes Kommando, die Säbel der Offiziere blitzen grüßend durch die Luft, Parademarsch mit Augen rechts, die Musik geht in den revolutionären Trauer­

marsch über, der Schluchzen, geballte Fäuste und zuletzt die Morgenröte einer verklärten Auferstehung ist. Man befindet sich vor den langen Reihen revolutionärer Gräber, und ehe man an die Arbeit geht, huldigt man den toten Kameraden. Es sind fünf Jahre, seit sie hier begraben wurden, aber man hat sie nicht vergessen. Die Zuschauer auf dem Platze durchfährt ein elektrischer Strom, alle er­

heben sich, entblößen die Häupter, kleine elfjährige Kadetten mit Pickelhauben machen Honneur. Majestätisch klingt der Trauermarsch über den roten Platz:

Ihr fielt im tödlichen Kampf

Für die Freiheit des Volkes, die Ehre des Volkes.

Ihr opfertet euer Leben und was ihr liebtet.

Ihr littet in schwarzen Kerkern, Ihr trugt Fesseln in der Verbannung.

Ihr trugt die Fesseln ohne Klage,

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Denn ihr dachtet an eure leidenden Brüder

Und glaubtet, daß das Recht stärker sei als das Schwert.

Die Zeit wird kommen, da das Leben, das ihr opfertet, Uns zum Siege verhelfen wird.

Die Zeit ist nahe, da die Tyrannen gestürzt werden Und das Volk sich erhebt, groß und frei.

Brüder, lebt wohl! Der Weg, den ihr wähltet, war edel.

Wir schwören über euern Gräbern, daß wir kämpfen Und den Völkern Freiheit und Glück schaffen wollen.

Dann marschiert das rote Heer mit den gesenkten Blutfahnen grüßend entlang an der Reihe der Revolutions­

opfer — Arbeiter und Künstler, Proletarier und Idealisten, Gemeine und Führer —, zu äußerst liegt John Reed.

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