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Vergleich zwischen den bei uns vorkonnnenden fossilen Schiideln und denjenigen noeh lebender Volker

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Menscheurassen zum erstenmal in gentes dolichocephalae und brachyce-phalae eingetheilt werden und diese wiederum beide in orthognathae' und prognathae. Seitdem hat der gelehrte Månn mit unermiidlichem Fleiss und grossem Scharfsinn sein System auf dem schon gelegten. Grunde weiter ausgebaut und dadurch die Schådellehre zu einer auf sicherer Basis ruhen-den Wissenschaft erhoben. Vor dem Erscheinen dieser in der kranio-*

logischen Abtheilung der Ethnographie Epoclie machenden Abhandlung war z. B. allgemein gelehrt worden, dass die Lappen und Eskimo demselben Stamme angehoren * *). Professor Retzius hat uun bewieseu, dass dies eiu Irrthum ist, indem die Lappen Brachycephali ofthognathi, die Eskimo dahingegen Dolichocephali prognathi sind.

Die beiden Volkerståmme, ‘ welehe sich unter den gegenwartigen Be- wohnern der scandinavischen Halbinsel besonders von einander unter- scheiden, gehoren beide zu den gentes orthognathae; doch gehort der eine (die Lappen) vvie schon gesagt zu den Brachycephalen, der andere zu den Dolichocephalen.

Wir beginnen mit den letztgenannten, weil sie gewissermassen am

zahlreichsten vertreten sind.

Ich halte den Taf. XII Fig. 2 2 7 — 229 dargestellten Schweden- schadel fur den wahren Typtis des in Schweden nunmehr vorherrscheuden sogenannten germanisch-gothischen Stammes, und zwar mit desto grosserer

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Sicherheit, als auch Prof. Retzius in seinem Vortrage S. 116, in der deutschen Uebersetzuug S. 4 ihn als solehen erkennt. Derselbe gleicht vollkommen dem in Retzius: Ethnologische Schriften Taf. I Fig. 1 ab- gebildeten Schådel. — In der ersten Auflage meines ,,Steinalters“ (1838) beschrieb ich den hier in etwas kleinerem Massstabe abgebildeten Schådel folgendenuassen:

Von oben gesehen (Fig. 228) hat er eine ovale oder richtiger lang­

ovale Gestalt , nach hiiiten etwas breiter als vorn, aber an beiden Stellen gerundet. Die grosste Lange von dem am weitesten hervorsteheiiden

*

*) Nach Pfr. Anders Retzius Tode hat sein Sohn Dr. Gustav Retzius die hier­

her gehorenden Schriften des Vaters gesammelt und in einem mit Abbildungeu prachtvoll ausgestatteten Werke herausgegeben unter dem Titel: , , Ethnologische Schriften von Anders Retzius, nach dem Tode des Verfassers gesammelt. Stockh.

1864. . Durch dies Werk hat die Sohnesliebe dem beruhmten , von zahlreichen Freunden schmerzlich vermissten Vater ein unvergångliches Denkmal gesetzt.

Tlieile der Stirn bis zum am weitesten hervorstehenden Theile des Hinter- hauptes verhalt sich zu der gross.ten Breite iiber die Scheitelbeine un- gefåhr wie 4 zu 3 oder wie 9 zu 7. Der Umriss des Stirnbeines ist seit- lich nicht nach vorn schief einwarts gerichtet. Die Kronnaht (Sutura coronaria), welche durch die Verbindung des Stirnbeines mit den Scheitel- beinen gebildet wird, theilt dieSchadeldecke in zwei Theile, von denen der

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hinter der Naht liegende viel langer als der vor derselben liegende ist. ' Von derSeite gesehen (Fig. 227), bildet der obere Umriss des Kopfes einen gléichmassig gewolbten Bogen, vorn an der Stirn méistens senkrecht abfallend, hinten von oben abgeflacht mit unbedeutender Vertiefung

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halb des hervorstehenden Hinterliauptes. Zieht man eine Linie parallel mit dem oberen Kande des Jochbogens, so liegt der hbchste Punkt des oberhalb derselben liegenden Bogens in den meisten Fallen unter oder vor der Kronnaht. Die Hohe von dem ausseren Gehorgange zu dem Scheitel betragt 2 3 der Lange von den Augenbrauenbogen (arens supraciliares) bis zu dem am weitesten vorstehenden Theile des Hinterliauptes.

Von vorn gesehen (Fig. 229) ist die Stirn hoch und rund gewolbt, die Jochbeirie schrag riickwarts gerichtet. Die Antlitzform scheint mehr

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lang als rund gewesen zu sein, wie sich nach der hohen Stirn und den langgeformten Oberkieferbeinen vermuthen lasst.

Mehr oder minder hervorstehende Augenbrauenbogen, ein mehr 'oder minder tiefer Einschnitt unter denselben oberhalb der Nasenwurzel; ein krummes oder grades, kurzes oder langes, mehr oder minder hervorstehen- des Nasenbein, eine mehr oder weniger breite Nasenoffnung etc. etc. sind nur als zufållige individuelle Verschiedenheiten zu betrachten. Dasselbe gilt von den grosseren und geringerén Unebenheiten der Gesichtsknochen an den Stellen der.Muskelansåtze; erstere denten auf starke, letztere auf schwache Gesichtsmuskeln — und auch hierin finden wir selbst bei dem Stamme, dem wir angehoren, grosse individuelle Unterschiede.

. Da nun Prof. Ketzius’ Methode in der Beschreibung der Menschen- schadel unleugbar die beste und nunmehr .als solche allgemein adoptirt ist, werde ich hier einen Auszug seiner Beschreibung eines Schadels einschalten, der dem eben von rair beschriebenen sehr ahnlich ist. Er sa g t: *•)

*) Bericht der Versamml. scand. Naturf. in Stockh. 1842. S. 162. In der deutschen Ausgabe der Ethnologischen Schriften , welcher wir nachstehende Be­

schreibung wdrtlich entlehnen, S. 4.

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„Die Form der Hirnscliale, von. oben angesehen,' ist oval. Die grosste Lange ist um 1/4 grosser. als die grosste Breite, so dass sie sich „ zu dieser — 1000: 773 oder fast = 9 : 7 verhålt.

„In mittlerer Zahl ist die grosste. Lange (von der Glabella bis zur grossten Convexitåt des Tuber occipitale) 0, 190; die Breite nach vorn (zwischen den vorderen Schlafengruben) 0, 107 ; die grosste Breite nach hinten (welche gleich hinter dieSchlåfen failt) 0, 147 ; der grosste Umfang des Schadels (iiber der Glabella und dem Tuber occipitale) 0, 540; Hohe

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des Schadels (vom vorderen Rande des Ruckenmarksloches, des Foranum magnum, bis zum hochsten Theile des Scheitels) 0 , i 3 5 .

„Der Umriss ist an den meisten Schadeln vorn an der Stirn etvvas quer abgestutzt; die Augenbranenhocker sind itu allgemeinen stark ent- vvickelt, wogegen die Hirnschale sich hinter der grossten Breite nach dem Nacken hin verschmaiert und verlRngert durch die Anwesenheit eines in der Form eines gerundeten Absatzes stark hervorstehenden Hinter-

hauptshockers. - .

„Die grosste Breite des Schadels failt am lianfigsten unterwarts und etwas vorwarts von den Scheitelhockern, welche vor dem Anfange des .

Hinterhaupts und melir an den Seiten der Hirnschale liegen. Diese Hocker fehlen jedoch oft oder sind gerundet und wenig vorragend.

„Der hintere Theil der Scheitelbeine und der Pfeilnaht gelit ab-schiissig nach hinten. Die obere Ecke des Hinterhauptbeines liegt tief herab; die Rander der Larabdanaht gehen iiber die Oberflåche des Hinterhauptes weg in die Seitenflåchen des Schadels. Die Grenzen filr die Ansatzstellen der musculi cervicis (Lineae semicirculares majores) vereinigen sich unter einem fast rechten Winkel, welcher unter und vor dem stark vorragenden Hinterhauptshocker liegt. Dieser Winkel ragt gewohnlich hervor und bildet bei erwachsenen Månnern eine deutliche Protuberantia occipitalis externa.

„Audi wenn man die Hirnschale von der Seite ansieht, zeigt sich der Hinterhaupthocker ausgezeichnet gross wie ein Absatz, oben von einem Eindruck iiber der Spitze der Lambdanaht oder der Stelle, an welcher sich die grosse Fontanelle befand, begrenzt, welches einen nicht unwesent- lichen Charakter filr die Schådel dieser Form abgiebt.

„Zufolge dieser bedeutenden Verlangerung am Hinterhaupte, kommt die Russere Ohrbffnung weiter uach vorn zu liegen, als an deu tibrigeu

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hier in Rede stehenden Schådeln., Stellt man sich nåmlich eine Ebene vor, welche durch die beiden åusseren Gehorgånge geht und die

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linie des Schådels winkelrécht schneidet, so trifft diese Ebene die Langs­

linie nahe der Mitte; oft trifft sie gerade die Mitte, selteuer fåilt sie vor und bisweilen einige Millimeter hinter dieselbe. Eine andere Folge des langgestreckten Hinterhauptes i st, dass die Liueae semicirculares der

•Schlåfe sich nicht so weit nach hinten erstrecken, als an den Schådeln mit kurzem Hinterhaupte, sondern, so wie der Angulus mastoideus desScheitel- beines ganz und gar an den Seitentheilen des Schadels liegen, ohne in die Hinterhauptsffåche iiberzugehen. Es diirfte zu bemerken sein, dass diese' Linien sich nach hinten von der Grenze der Anheftungsstelle der Schlåfen- muskeln trennen, welche der Schuppennaht nåher quer iiber zum Jochfort- :satze verlåuft.

,,Auch vou uuten angesehen zeichnet sich der Schådel der Schweden

•durch die Verlångerung des Hinterhauptes aus, welche- den Umriss ellip- tisch macht.

,,Urn diese Verlångerung des Hinterhauptes zu bestimmen, nehmen wir eine gerade Linie zwischen den beiden åusseren Ohrofthurigen an.

‘YVird ein Bogen auf dieser Linie als Chorda um die grosste Erhabenheit

•des Hinterhauptes gezogen, so wird die Hohe des Bogens beinahe der

■Chorda gleich. Es ist zu bemerken, dass die erwåhnte Linie den Vorder- rand des Riickenmarksloches trifft und dass der Bogen damit beginut, dem Rande der Processus mastoidei zu folgen. Der Abstand dieser Spitzen

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von einander giebt also am Jeichtesten die Långe der Chorda zu erkennen, wålnend der Abstand des Vorderrandes des Hinterhauptsloches von der

Erhabenheit des Hinterhauptes die Hohe des Bogens ausdriickt. Ganz und gar innerhalb dieses Bogensegments fållt die Oberflåche, an welcher sich die musculi cervicis ansetzen, und welche von der Lineae semicirculares

majores begrenzt werden. Diese Oberflåche (Conceptaculum cerebelli) auf welcher das kleine Gehirn ruht, ist bei den Schweden fast horizontal, steigt nicht zur Nackenseite des Kopfes hinan, liegt im Grunde des Schå- dels und ist wenig convex. Das Tuber occipitale, welches das Concep­

taculum ftir die Spitzen der hinteren Gehirnlappen is t, liegt bedeutend hinter dem Rande des Conceptaculum cerebelli. Die Form des Hinter- haupts- und Riickemnarksloches ist oval, seine mittlere Långe 0,035 und seine Breite 0, 029; an einigen Schådeln ist es nach vorn und hinten, bei

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anderen nur nåch vorn oder nur nach hinten zugespitzt. Die Processus- mastoidei sind in den meisten Fallen gross und stark, so aucli nacli innen der Lange nacli durch eine tiefe, sclimale Rinne zum Ansatze der Musculi . digastrici (Incisurae mastoideae majores) gespalten. Die Processus ptery-

goidei stelien fast senkrecht.

„Wenden wir von hier unsere Aufmerksamkeit auf das Knoehen- geriist des Gesichts, so finden wi r, dass dieses, von oben gesehen, wenig fiber den Umriss der Hirnschale vorspringt;. so sind die ausseren Orbital- fortsatze klein, der untere Orbitalrand steht fast senkrecht unter dem oberen. Die Jochhocker (Tubera zygomatica os. zygorn.) . liegen gerade

unter den ausseren Augenbrauenfortsatzen. Diese Bildung beruht auf der mittelmassigen Verlangerung oder Vorwartsstreckung der Kiefer. Die .loclibogen gehen bei einigen fast gerade nach lunten und erweitern sich

»irst in der Nåhe der Insertion an die Schlafenbeine, bei anderen bilden sie einen fast regelmassigen Bogen, dessen grosste Convexitat in die Mitte fallt. Der Abstand zvvischen der grossten Convexitat der Jochbogen ist gewohnlich 0,130 bis 0,135.* Das Jochbein selbst ist auswendig glatt,

mitunter ubergerundet, gross und hat einen senkrecht absteigenden Joch­

hocker, durch welchen die ganze untere Kante des Jochbogens stark Sformig wird und oft eine Incisur unter dem anstossenden Jochfortsatze des Oberkieferbeines entsteht.

,,Der Umriss der Augenhohle variirt in der Form; bei einigen bildet er eine schief nach aussen und unten stehendé Raute mit abgerundeten Ecken, bei anderen ein Parallellogramm mit gleichfalls abgerundeten Ecken ; bald ist dieser Umriss oval , bald fast kreisrund, am haufigsten jedoch schief nach aussen geneigt, so dass die Jochbeinecke gleichsam herab- gezogen ist.

„Der Raum zwischen den Augenhohlen, welchen die Nasenwurzel und das Siebbein einnehmen, ist im allgemeinen breit, wie bei den fibrigen nordischen Volksstammen. Die Dimensionen des Umkreises der

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hbhlenoffnungen variiren so bedeutend, dass ilire Ausmessung wenig er-låuternd zu sein scheint.

„Der Gaumen ist im allgemeinen hochgewolbt; doch sieht man ihn

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aucli in vielen Fallen vorn abgeplattet.

„Der Zahnfortsatz des Oberkiefers (Processus alveolaris) ist hoch;

die Entfernung der spina nasalis externa vom Alveolarrande variirt von

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0,020 bis 0,025. Eine nach hinten in der Richtung des unteren -Randes des Alveolarfortsat'zes gezogene Linie failt ein wenig unterhalb der Spitze des Processus mastoideus und in die Mitte des aufsteigenden Astes vom

Unterkiefer. Das Antlitz wird aus dieser Ursache lang. Die mittlere Lange bei Månnern, von der Verbindung der Nasenknocheu mit demStirn- beine an bis zum Alveolarrande der Vorderzahne, betragt 0,074. Die Fossa malaris ist an den meisten Schådeln zieinlich tief.O

Mit Ausnahme der kurzkopfigen Lappen (gentes brachycephalae) haben alle Bewohner Scandinaviens von Alters her bis in die Gegemvart der dolichocephalen Abtheilung angehort. Sie bestehen seit der lieid- nischen Zeit hauptsachlich aus Schweden (Svear) und Gothen. Zuerst er- schienen (in vorhistorischer Zeit) 'die Gothen und liessen sich im Westen und Siiden des Landes nieder. Die Schweden kamen viel spater und siedelten sich zuerst um den Malarsee (in der sogen. Målarniederung) an, von wo aus sie sich weiter verbreiteten.

Man unterscheidet beide Stamme noch jetzt an ihrem Dialecte und an ihren geistigen Anlagen. In der SchadelbiIdung treten die Eigenthiim- lichkeiten jedoch nicht deutlich genug hervor, um mit Sichérheit erkannt zu werden. Selbst im Gothenreiche tindet man verschiedene Dialecte nnd Charaktere, z. B. bei Cimbrishamn in Schonen, in einigen småliindi- schen Bezirken u. s. w., was zu der Vennuthung fiihrt, dass hier im Alter- tlmm Volkerstamme aus verschiedenen Himmelsgegenden eingewandert sind und sich hier niedergelassen haben. Ob es dem fleissigen Studium der verschiedenen Mundarten gelingen wird, uns iiber diesen Punkt aufzu-

klåren, miissen wir erst abwarten. In meinem „Bronzealter11 håbe ich zu beweisen gesucht, dass sich in den westlichen und siidlichen Theilen des Landes einst semitische Colonisten ansiedelten, die Waffen und Werk- zeuge aus Bronze besassen; doch gehoren die Cranien derselben nicht in

die hier behandelte Periode. . . <

Eine andere eigenthiimliche Schådeiform muss ich hier schon des jri Fundortes wegen in Kiirze beschreiben.

Bei der Versammlung scandinavischer Naturforscher in Christiania

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im Jahre 1844 berichtete ich iiber die menschlichen Gerippe, welche zu wiederholten Malen in hoch iiber dem Meeresspiegel liegenden Muschel- bånken in Hohuslån gefunden waren und deren Lage sammt der unge-

oIh *storten Lagerung der Muschelbanke vermuthen lasst ^ dass sie nicht darin IB

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begraben, sondern durch einen Ungliicksfall umgekommen sind , zu einer Zei t, als diese Mnsehellager noch den Meeresboden bildetén. Im Jahre 1843 fand man in einer Muschelbank bei Stangnas, Kirchspiel Bro, zwei menscbliclie Skelette. Sie lagen in einer Tiefe von circa 3 Fuss und so- wolil unterhalb wie oberhalb derselben waren die Musclielschicliten in ihrer lioriz.ontalen Lage ungestort. Die Hånpter lagen 'ungefå hr 2 Fuss von ein- ander entfernt, die Riimpfe an verscbiedenen Orten, der eine mit gespreiz- t en, der audere mit ausgestreckten Beinen. Diese Umstande lassen ver­

muthen, dass die beiden Menschen durch ein Ungliick das Leben verloren, und dass ein Theil der Muschelbank sich iiber ihren Leichnamen ablagerte.

Jetzt liegt dieselbe mindestens 100 Fuss iiber dem Meeresspiegel. Man hat nur die beiden Schådel aufbewahrt, welche sich jetzt im Museum zu Lund befinden. Den grosseren derselben findet der geneigte Leser Taf.

XV Fig. 283, 284, 285 abgebildet; ob er dem S t e i n a l t e r angehort, wissen wir freilich nicht. Er ist ungewohnlich gross und scheint mir viel Aehnlichkeit mit dem Gvpsabdrucke eines Schadels zu haben, welcher dem

Herrn Prof. Retzius von Sir Wilde in Dublin als Geschenk zugesandt wurde und der fur den Schådel O’Connors des angeblich ,,letzten Konigs von

Irland44 gehalten wird, von dessen Schådel iibrigens in dem Museum des Garolinischen Institutes in Stockholm und im zoologischen Museum zu Lund Gypsabdriicke vorhanden sind. Dieser Schådel ist langgestreckt, fast gieichmåssig breit, an beiden Seiten gewolbt, auch iiber den Schlåfen- gruben, so dass die Seitenumrisse eine ununterbrochen leicht gekriimmtc Linie bilden. Bei anderen Schådeln bemerkt man iiber den Schlåfen- gruben eine mehr oder minder sichtliche Vertiefung; der obere Contour ist etwas gewolbt; die Stirn niedrig. Man tindet diese Schådelbildting noch jetzt bei einigen Menschen.

Dieser Schådel verråth eine nicht geringe Aehnlichkeit mit einem gleichfalls in Lund befindlichen Cranium, welches vor vielen Jahren auf Malta in einer Nisclie der dortigen Catacomben gefunden wurde. Es war vermodert und zerfiel auf dem Transport; doch ist es mit grosser Ge- schicklichkeit wieder zusammengefiigt worden.

Obgleich dieser Schådel nicht zum Steinalter gehort, håbe ich ihn doch zum Vergleich Taf. XVI Fig. 271 — 273 nach einer Photographie abzeichnen lassen. Die Stirn ist niedrig, mit einer Vertiefung iiber und zwischen den wenig vorragenden Augenbrauen. Der Eindruck

;ober-halb der Nasenwurzel unbedeuteud. Der obere Umriss mebr gerade iiber dem Scheitel, nacb vorn hin mehr gebogen, mit einer kleinen Vertiefung iiber den Augenbrauen ( Gl abe l l a) abe r nach dem wenig vorstehenden Hinterhaupthocker noch mehr abgeflacht; pars basilaris des os occipitis

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beinah wagrecht. Im Oberkiefer sieht man, dass die Zåhne etwas vor- stehend gewesen sind, (Journ. 1861 S. 4 62.) —

Eine andere Schådelform, welche ganz bestimmt der Steiuzeit in Scandinavien angehort, ist die in den Ganggrabern Westgothlands vor-

kommende, welche wir Taf. XIII Fig. 236, 237, 238 abgebildet tinden.

Von den 1863 bei derUntersuchung eines Ganggrabes bei Lockegård,

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Kirchspiel Luttra, gefundenen Schådeln sind einige vom Baron v. Diiben

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gemessen und beschrieben worden. Die Resultate dieser Messung sind

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-folgende:

19,00 centimétres 14, 20

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13,80 ,,

12,70 '

52,60 ,,

6,90 . ■„

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Ueber die Form åussert Baron v. Diiben in der Antiquarisk Tidniug for Sverige I. sid. 279 : „Die Schådel sind mit Ausnahme e i n e s Exem- plars d o 1 i c h oc ep h a 1. Bei dem jetzt lebenden schwedischen Volke verhalt sich die Lange zur Breite = 1 0 0 0 : 7 7 1 , 8 7 . Bei 12 der aus ge- uannten Ganggrabern zu Tage geforderten Schådel, deren Yerhåltnisse mit Sicherheit gemessen werden konnten, verhålt sich die Lange zur Breite wie 1 0 0 0 : 7 3 1 , 4 5 . Bei den meisten ist die Stirn schmal, die Wolbung, die Breite des Hinterhaupthoekers, der Jochbogen und das hervorstehende Hinterhaupt åhnlich wie bei den heutigen Schweden, von denen sie aber durch die Stellung des Aldlitzes und dureh die Grosse der Augenbraueu- bogen leicht zu unterscheiden sind. Bei den meisten sind die Augen- brauenbogen stark vorragend, massiv und hoch. Das Gesicht ist bei einigen fast prognathisch; der Alveolarrand des Oberkiefers stark vor- springeud. Darf man aus der Stellung des jSasenbeines einen Schluss ziehen, so muss die Nase eine stark vorspringende gewesen sein. Der

Lange Hohe

Stirnbreite Scheitelbreite

Breite zwischen den Jochbogen Umfang

Gesichtshohe Unterkieferhohe

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senkrechte Durchmesser der Augenhohlen ist geringer als bei der jetzt lebenden Rasse; der horizontale von gewohnlicher Grosse. Die Gaumen- wolbung ist sehr hoch. Die Kronen der oft schadhaften Zahne sind meistens so stark abgenutzt, dass sie scharf und schneidend und die Kau- tlåclien nach innen geneigt sind.“

Ieh liabe hier Baron Dubens genaue Beschreibung der Schadel aus den Ganggrabern Westgothlands ausfiihrlich mitgetheilt, damit es sich

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klinftig durch Vergleiche herausstelle, ob alle Ganggraber in Westeuropar Asien und Afrika in grauer Vorzeit von demselben Menschenstamme erbaut sind, welcher die in Siid- und Westschweden vorkornmenden er- richtet hat.

Wir gehen jetzt zu der zweiten bei uns vorkornmenden Haupt- form iiber: zu der b r a c h y c e p h a l e n . Zu dieser gehort der

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påische Folarstamm, den wir als L a p p e n zu bezeichnen pflegen und ausser diesem viele ausserhalb Scandinaviens wohnende Volkerschaften.

Auf den Tafeln XII Fig. 2 3 3 , 234 und XIII Fig. 235 sehen wir Abbildungen von dem Schadel eines Lappen. Vergleichen wir diese mit Fig. 227 — 2 2 9 , so bemerken wir sofort einen auffallenden Unterschied.

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Von oben gesehen bildet der Kopf des Lappen ein viel kiirzeres und hinten breiteres Oval und nåhert sich mehr der Kngelform; auch ist er nicht allein hinten viel breiter, sondern auch stumpfer und-weniger vorspringend.

Dié grbsste Lange von dem aussersten Punkte der Stirn bis zum åussersten Punkte des Hinterhauptes verhålt sich zur grossten Scheitelbreite wie 8 : 7 und zur Jochbogenbreite wie 5 :4. Der Umriss des Stirnbeines ist an den Seiten schief nach innen gebogen. Die Kronnaht theilt die Schadeldecke in zwei Theile, von welchen der hintere bedeutend breiter aber nicht langer (zuweilen sogar etwas kurzer) ist.

Von der Seite gesehen (Fig. 233) bildet der obere Umriss des Kopfes einen Bogen, welcher vorn flacher, hinten mehr senkrecht abfållt — im Gegensatz zu dem Schadel des Gothen. Zieht man eine Linie parallel mit dem oberen

Rande

des- Jochbogens, so liegt der hochste Punkt des sich daruber wolbenden Bogens hinter der Kronnaht oder mitten zwischen dieser und der Lambdanaht. Die Hbhe von dem Russeren Gehbrgange bis zum hochsten Scheitelpunkte betragt mehr als 3/4 der ganzen Kopf­

lange.

Von vorn gesehen (Fig. 235) ist die Stirn niedrig, tiach und

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weichend ; die Jochbeine etwas mehr llfcrvorstéhend. Das Gesicht scheint verhåltnissmåssig kiirzer und breiter gewésen zu sein, als bei dem Gothen,

was hauptsåchlich durch dieTiiedrige Stirn, die hervorstehenden

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knochen und die Oberkieferknochen verursacht wird.

Man hat dann und w.ann einen Schådel dieser Form in einem Stéin- grabe zwischen dolichocephalen gefunden, vvelche dort gewolinlich sind.

Der Taf. XII Fig. 2 3 0 — 232 abgebildete, wurde vor vielen Jaliren aus einem Ganggrabe auf' der Insel Moen ausgegrabeu. Derselbe hat grosse Aehnlichkeit mit dem Schådel eines Lappen aus Stensele (Lappmark), den man Taf. XII Fig. 233, 234 und 235 abgebildet sieht.

Taf. XIII Fig. 239 stellt den im Museum zu Lund vorhandenen Schådel einer Lappin aus Lycksele dar, und Fig. 240 auf derselben Tafel ist nach einem Gypsabguss gezeiclmet, von dem das Original in einem Ganggrabe auf Moen gefunden und von Professor Eschricht im D a n s k f o l k e b l a d 1837 f. d. 15t. Sept. sid. III beschrieben ist.

Es sind also wirklich einzelne brachycephale Schådel in unseren Steingråbern gefunden worden; aber nichtsdestoweniger kann man flir abgemacht gelten lassen, dass die Menschen, welclie dieselben errichteten,

irgend einer der dolichocephalen Vblkerschaj'ten angehorten, welclie noch (/••©jetzt den grossten Theil des Landes bewohnen. Dass die Lappen in 1 frulieren Zeiten viel weiter im Lande verbreitet gewesen sind als jetzt, b diirfen wir theils daraus schliessen, dass in unseren Torfmooren bisweilen 3 Schådel gefunden sind, welclie diesem Stamme angehbrt zu haben scheinen,

theils aus verschiedenen Localnamen, die lappischen Ursprunges sein sollen, worauf wir in einem der folgenden Kapitel ausfiihrlicher zuriick- kommen werden.

Fiir eiue umfassende Untersuchung. der Schådel aller verschiedenen Volkerschaften, welclie die scandinavische Halbinsel bewohut haben, bleibt noch viel zu thun iibrig. Allein wir hoften, dass seitdem das Interesse fiir eine systematische und wisseuschaftliche Untersuchung unserer zahlreichen

Grabdenkmåler verschiedener Zéitalter mehr und mehr rege geworden, aucli dieser Theil der ethnographischen Wissenschaft in seiner Entwick- lung nicht zuriickstehen wird. Zum Schluss folgt hier eine synoptische Uebersieht der Dimensionen der in diesem Kapitel beschriebenen Schådel:

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