• Ingen resultater fundet

Riickblick auf die irn vorigen Kapitel beschriebenen Steinalter- thfimer, und Versuch, ein bestimmtes Resultat daraus zu gewinnen

In document Digitaliseret af | Digitised by (Sider 108-118)

ge-wisser Alterthiimer aussprechen und meine Grunde angeben, weshalb ich denselben niclit beistimmen kann*).

Man liat alle Steinartefacten fiir K r i e g s w a f f e n gehalten; Wir wollen sie einzeln und aufmerksam betrachten, und priifen, welclie von ihnen ausschliesslich dazu tauglieb gewesen sein mogen.

D en A n g el li ak en Taf. II Fig. 28, 29, 30 wird niemarid fur eine Angriffs - oder Schutzwaffe balten. Der An g e l - o d e r N e t z s e n k e r Taf. II Fig. 31— 35 wiirde freilich, wenn man eine Sehnur daran be- festigt , als Waffe dienen kbnnen; dass er aber niclit als solclie, sondern als Fischgeråth benutzt worden, ergiebt sich daraus, dass noch. jetzt

lebende VVilde solcbe Steine wobl als Netzsenker gebrauchen, dass man sie aber bislier nie unter iliren Kriegswaffen gefunden, obgleich diese eiu Ilauptgegenstand der Aufmerksainkeit europåischer Reisender gewesen sind.

Taf. III Fig. 4 3 , 45 . 4 7 , 48 stellen Harpunen dar, die den noch heute von wilden Volkern zum Fang benutzten so åhnlich sind, dass wir iiber ihre ehemalige Nutzanwendung niclit i ni Zweifel sein konnen. Die kleinen Kieselpfeilspitzen (Taf. V Fig. 94— 98) gleichen den noch jetzt.

besonders zur VTogeljagd gebrauehlichen; zur Kriegswaffe sind sie zu.

diinn und zerbrechlich, obgleich sie immerhin i in Nothfall dazu dieuen konnten. D a s S c h n i t z m e s s e r (Taf. V Fig. 87— 90) , der Meissel, das Hohlbeil, die Queraxt u. s. w. sind ebenso wenig zu diesem Zwecke ångefertigt, was jeder einråumen wird. Es bleiben somit nur noch die L a n z e , das L a n c e t t m e s s e r , der P f e i l , das G r a d b e i l , der H a m m e r und der S c h a ft k e i I in Betracht zu nelimen.

1. D ie L a n z e (Taf. III Fig. 55 — 57) erscheint zuerst als eine furchtbare Angriffswaffe; bei naherer Betrachtung kommt

man zu anderem Urtheil. Ein Mann, der sich aufmacht wider einen geriisteten Feind, iiberfållt nicht wie ein Meuchelmorder einen wehr-

losen Mann, sondern tritt in offener Felide einer bewatfneten Macht ent- gegen. Mit der sproden diinnen Feuersteinlanze bewaftnet, wiirde er nach wenigen Augenblicken wehrlos sein, weil seine Waffe beim ersten Angriffe zerbrechen und sich als Kriegswaffe untauglich erweisen wiirde. Man hat

*) Der Leser wolle giitigst erinnern, dass dies fiir die erste Auflage, vor mehr als 20 Jahren geschrieben wurde; jetzt diirfte manche Bemerkung iiberfliissig erscheinen.

8 n d

t e

ft b

3

b b

9

>8 S

B

8

rr

v u

')

8

u

7

t t

5

*1

18

r

d

a B tf

gemeint, dass sie in der Wunde abbrechen und desto sicherer todten mtisse; aber da hat man wieder an Mord, nicht an Krieg gedacht. Wir wollen damit nicht in Abrede stellen, dass sie nicht als Mordwaffe ge- braucht sein konne; dazu lassen sich die verschiedenartigsten Gegen- stånde brauchen; dass sie aber hauptsåchlich alsJagdwaffe gedient, diirfen wir daraus schliessen, dass die nordamerikanischen Wilden noch jetzt auf der Jagd solche Lanzén aus Feuerstein benutzen, wie wir sie Tåf. III

Fig. 54 abgebildet finden.

2. D ie A x t ist ein so unentbehrliches Geråth im tåglichen Leben, dass wir sie unmoglich als.Streitwaffe allein betrachten diirfen. Selbst

*

der Wilde brauchte hier im Norden Holz, um sich am Feuer zu wårmen, Bretter, um sich eine Hiitte zu bauen, ein Boot zum Fischen etc. etc. Zu solehen Arbeiten bedurfte er einer Axt. Wie dieselbe durch den Gebrauch abnutzte, und nachdem sie gescharft war, abermals abnutzte, bis die Schneide zuletzt schief wurde, wie bei unseren Holzaxten, håbe ich friiher gezeigt (Vgl. Taf. VII Fig. 159, 160). Im blutigen Kampfe des Wilden mit seinesgleichen konnte eine Axt nicht bis auf ein letztes Stuckchen verschleissen, das konnte nur durch tåglichen Gebrauch beim Holzhacken und åhnlichen håuslichen Arbeiten geschehen.

3. D e r S c h a f t k e i l (Taf. IXFig. 183, 184) und d e r H a m m e r (Taf. VIII Fig. 172, 179). Ersteren hat man Streitkolben, letzteren

Streithammer genannt, als ob der Mensch vor allem der Waffen bedurfte, um sich im Kampf mit dem Feinde zu messen und nicht etwa soleher Werkzeuge, die zum Nahrungserwerb unentbehrlich sind! Sie zeigen iiberdies untriigliche Merkmale ihrer Nntzanwendung, wie wir dies an den Schaftkeilen wiederholt nachgewiesen haben. Wir leugnen damit ja nicht, dass der Wilde sich im Augenblicke der Gefahr derselben zu

seiner Vertheidigung bedienen konnte.

4. D a s L a n c e t t m e s s e r ist dem Steinmesser von Neuseeland Taf. III Fig. 65 vollkommen åhnlich und gewiss wie letzteres tåglich ge-

braucht worden.

5. D er P f e i l Taf. II Fig. 3 9 , 4 0 , kann allerdings im Kriege be- nutzt sein, ist aber auch eine passende Jagdwaffe zum Erlegen grosserer Såugethiere*).

*) Einer meiner Landsleute , der vor einigen Jahren das Schlachtfeld von Maratlion besuchte, erzahlte mir, dass ebensolche Pfeile wie Fig. 39— 40 in den

Wir selien also, dass die hier abgebildeten und beschriebénen Steiu- geråthe als Kriegswaffen zuiu Tlieil untauglich waren, als Werkzeuge eines uncivilisirten Volkes, das hier im Norden durch-Jagd und Fischfang das Leben fristete, dahingegen sehr zweckmassig sein konnten, und dass in der That die vorhandenen Spuren von Abnutzung bezengen, dass sie in friedlichem Verkehr zu oconoraischen Zwecken benutzt, worden sind*).

Man hat ferner geglaubt, alle Lanzen und Lancettmesser als Opfer- messer fur den odinischen Cultus betrachten zu durfen. Es ist immerhin mbglich, dass einzelne dazu gedient haben und dass die Odinsverehrer, obgleich sié nachweislich zu ihrenWatfen und Geråthen Metall verwandten, doch zu ihren Opferinstrumenten ein Messer von Stein wahlten**). Die Geschichte liefert uns mehre derartige Beispiele. Die Juden z. B.

hatten bei ihrem Auszuge aus Aegypten bereits eiserne Waffen, und doch beschnitt Moses Weib, Zipora, ihren Sohn mit einem scharfen Steine***);

und als Josua dies Sacrament, welches auf der Wanderung durch die Wtiste in Vergessenheit geråthen war, wieder einfiihrte, nahm er zu der Operation dasselbe Instrument, welches fruher dazu gebraucht war, namlich

7-J

4

1

alten Gråbern auf jener Ebene gefunden sind, wo die Perser von den Atheniensern unter Miltiades besiegt wurden. Dårum kunnen diese Pfeile aber auch als Jagd- waffe gedient haben, und ich halte fur sehr wahrseheinlich , dass der Ur, dessen Skelett sich jetzt im zoologischen Museum zu Lund behndet, von einem solehen Pfeile angeschossen (nicht getbdtet) worden ist.

*) Ich muss gleichwohl daran erinnern , dass ich in keiner Weise den Ge- brauch von Steinwaffen im Kriege ableugne. Wir haben Grund zu vermuthen, dass jedes Volk von niedriger Bildung Werkzeuge und Waffen von Feuerstein be- nutzte, wenn ihm das Material zuganglich war. Selbst die Aegypter scheinen in åltester Zeit sich derselben bedient zu haben. Herr Brugsch fand auf dem Sinai,

i *

wo der Tradition zufolge in uralter Zeit eine ågyptische Garnison lag, Pfeil- und Lanzenspitzen von Feuerstein. Vgl. Wanderungen nach den Turkis - Minen und der Sinai-Halbinsel. Leipzig 1866 S. 71.

**) Es ist moglich, obgleich weder Geschichte noch Sage, soviel mir bekannt, es constatiren. In der Sturlungersage liest man im 18. Kap. von einem Opfer- hause in Bjarmaland, in dem die Bilder Odins und Thors standen. Die Priesterin schwang in der Hånd ein kurzes zweischneidiges Schwert — vielleicht ein Opfer- messer, von welchem Funken zu spriihen schienen. Es war also glånzend , oder mit anderen-Worten, von Metall. Opfermesser von Feuerstein werden in unseren Sagen nirgends genannt, kunnen aber darum gern vorhanden gewesen sein.

***) 2. B. Moses 4, 25.

- 77

is

ur

O H

8 b n«

ti

f f

f>

r/

R b

i )

>

K

V t

tt

b

g [f

?

ti '

ri

, t

ein s t e i n e r n e s Me s s e r * ) . YVir wissen ferner, dass bei der Auf-- nahme in den ågyptischen Priesterorden dié Besclmeidung zu den iiblicheii

y. 0 ^

Ceremonien gehorte und Herodot erzåblt, dass die Aegypter auch beim

* - • * *

Balsamiren ilner Leichen sich e in e s sc h a r f e n å t h i o p i s c h e n S t e i n e s , eines Kiesels, bedienten **). Dies erklart die Bedeutung der scliarfen Feuersteingeråthe, unter den Pfeilen und anderen Waffen aus

J ,

Metall in den Saminlungen ågyptischer Alterthiimer, z. B. bei Passalaqua in Berlin und im Louvre zu Paris.

Die Plidnicier kannten gleichfalls den Gebrauch des Metalls. Bei Eides- leistungen aber ergriff der Schworende mit der Linken ein Lamm, mit der Rechten ein s t e i n e r n e s M e s s e r und scliwur bei Gott und Menscben, dass, wennermit Wissen und Willen meiueidig werde, ibm gescheben moge wie dem Lamme, das er erstacb ***). Als die Horatier und Curatier das

»Schicksal Roms und Albas dureli Zweikampf entsclieiden soliten, besassen

/ "

die Romer olme allen Zweifel Waffen von Metall, und doch erzåblt Livius (Histor. I. cap. 2 4 ) , dass der Piiester bei dem bergerichteten Opfer das Opfertbier (ein Schwein) mit einem s t e i n e r n e n M e s s e r erstacb — anderer Beispiele zu scbweigen. Ebensowohl konnen die Odinsdiener, welcbe die olme Zweifel irn grauen Altertbume wurzelnde Sitte der Menschenopfer . nachweislicb bis zur Eiufuhrung des Christentbums cibten |) ? sicb dabei eines Feuersteinmessers bedient baben, obgleicb wir dies nirgend ausdriicklicb erwåbnt tinden. Aber selbst wenn wir dies im allgemeinen eim åumen, so gilt es doeb nicbt von allen Feuersteinmessern und Lanzen, die in den Ganggi åbern bewabrt liegen, sondern bocbstens von denjenigen, welcbe man neben Metallwaffen und gebrannten Knochen

I

in jungeren beidniscben Gråbern findet. Die erstgenannten haben, wie mittelst Vergleichs dargethan, obne allen Zweifel als Jagdwaffen gedient.

Man bat sicb bekanntlich auch darin gefalleu, die Geråtbe einer

rr• • Ef

W

9

*) Josua 5, 2.

**) Herodot B. 2. Kap. 86. * •

***) Corn. Nep. Hannib. Edit. Keuchen. Not. . >

t) Merkwiirdig genug erwahnen die beiden Eddaen der Menschenopfer gar nicht; ein Béweis, wie wenig diese Urkunden fur • die historischen Nachrichten

iiber die Odinsverehrer und ihren Cultus geniigen. Viel sichrere Auskunft ge- wåhren uns die Berichte der ersten Missionaire und das Auftreten der Odinsver­

ehrer in fremden Låndern.

granen Vorzeit als S y m b o l e eines Feuercultus oder dgl. zu erklaren.

Man nannte z. B. die F e u e r s t e i n a x t ein religioses Sinnbild, welches in dem Material (dem Feuerstein) das heilige Feuer, in seiner Gestalt (der keilformigen) die spaltende Wirkung des Blitzes verkorpere. Derartige Deutungen mogen immerhin als scharfsinnig bewundert werden, allein sie ermangeln jedes historischen lind ethnologischen Beweisgrundes und zeugen obendrein von einém Mangel an Sachkenntniss, der sieh billigerweise aller

Erklarungsversuche enthalten solite. Wer .unseren nordischen Sammlungen auch nur eine fliichtige Aufmerksamkeit widmet, der sieht sogleich, dass alle Formen der F e u e r s t e i n g e r å t h e auch von Grunstein, Basalt, Schiefer, ja sogar von Knochen, Hirschhorn u. s. w. vorkommen, die gewiss kein „heiliges Feuer“ enthalten und doch demselben Zwecke. ge- dient habeii, wie die Kieselwerkzeuge, mit denen sie beisammen gefunden sind. Durch diese einfache Beobachtung ist die obengenannte Hypothese griindlich widerlegt. Die auffallend kleinen Gerathe, welche neben denen von gewbhnlicher Grosse vorkommen und ebenfalls als Symbole erklårt worden sind, mogen, insofern sie nicht als Schmucksachen gedient haben, fiir Kinder gemacht sein, um diese fruh im Gebrauch der Waffen zu uben.

Der Gronlånder z. B. versorgt seinen Sohn mit Kajak und Wurfpf'eilen von passender Grbsse. Von Bernstein angefertigte kleine Aexte etc. sind dahingegen als Schmuck zu erklaren, den goldenen der Griechinnen zu vergleichen. (S. Seite 58.)

Nachdem wir oben die einzelnen Gerathe der Vorzeit aus Stein und Thierknoehen Stiick fur Stiick beschrieben und abgebildet, und sie so weit wie moglich mit åhnlichen Werkzeugen desselben Materials, die noch jetzt auf irgend einem Fleck der Erde gebraucht werden, verglichen, wollen wir noch einen Blick auf die ganze Sammlung werfeu und die zersplitterten Vorstellungen von der Lebensweise und Bilduhg jenes Urvolkes gleichsam in einem Bilde vereinigen.

E r s t e n s tretfen wir åhnliche Werkzeuge wie die oben beschriebenen bei allen Volkern der Erde, die noch auf der niedrigsten Stufe der Bildung verharren, aber auch nur allein bei diesen. Wir wissen, dass sie im letztverflossenen Jahrhundert noch im Gebrauch waren bei den Wilden auf Neuseeland, Otaheiti, der Osterinsel, in Nutka, Californien, Boothia, Gron-land und anderen Theilen Australiens und Amerikas. Sobald aber die ersten Strahlen einer aufgehenden Cultur ins Land draugen, da wurden.

<iie alten Geriithe weggeworfen, von welchen nun wiederum etliehe als Zeugnisse giner friihéren rohen Cultur.aus (ler Erde ahs Licht gebracht werden. — Mir scheint, dass diese Thatsache uns zu dem Schlusse be- reclitigt, dass das Volk, welches einst in Scandinavien ebensolche

Werk-* i

zeuge und Geriithe besass, aueli auf derselben niedrigen Culturstufe ge­

standen haben muss, wie die obengenannten VVilden der Gegenwart;

Z \v e i t e n s liaben wir ganz dieselbe Form knbcherner und steiuerner jMeissel aus Neuseeland (Tat'. VI Fig. 129, 130, 132, 133), aus Schonen und von der Insel Moen (Taf. VI Fig. 127, 128, 131) ; ganz åhnlicheMeissel mit Handgriff aus Nutka (Taf. VI Fig. 135) und aus Danemark (Fig.

136); Lanzen von Knoclien und Feuerstein aus Schonen (Taf. III Fig.

55, 57, 58) und aus den nordlichsten Gegenden Nordamerikas (Taf. III Fig. 5 4 , 56); Angelhaken von Feuerstein und Knochen aus Schonen (Taf. II Fig. 28— 30) und Angelhaken von Knochen und Muscheln ver- fertigt, aus Otaheiti und den Kurilen (Taf. II Fig. 2 6 , 27); Gradbeile aus dem Feuerlande (Taf. VII Fig. 155) und ebensolche von Feuerstein (Taf. VII Fig. 153) und Kupfer (Taf. VII Fig. 154, 156) aus dem siid- lichen Schweden; eine Queraxt von Diorit aus Schonen (Taf. VII Fig

148) und eine ebensolche aus einer Muschel verfertigt aus Californien (Taf. VII Fig. 147); Hammer von Diorit (Taf. VIII Fig. 169, 172) und von Ilirschhorn (Taf. VIII Fig. 171) aus Schonen u. s. w. Aus alleu diesen Beispielen durfen wir scldiessen, dass der scandinavische Wilde sowohl als der Siidseeinsulaner sich bei der Anfertigung seiner Watfen nicht auf ein einziges Material bescluankte, sondern jeden ihm zuganglichen Stoff, der ihm geeignet schien, dazu verwandte.

D r i f t e n s konnen wir aus den Geråthen auch auf die Lebensweise des Volkes schliessen, welches sie anfertigte und gebrauchte. Dass die scandinavischen Ureinwohner auf dem Meere und in den Binnenseen ge- lisclit, beweisen die Angelhaken und die Fundorte derselben; dass sie wie die nordamerikanischen Wilden mit Lanze und Harpune grossere See- thiere gejagt, sehen wir aus der Aehnlichkeit dieser Geriithe beider'

Volker. Ebenso klar sind die Beweise fur die Anwendung des W u r f ­ oder V o ge lp fe i le s (Taf. VI Fig. 124— 126) , welcher nur auf dem VY asser zu gebrauchenwar. Die Jagd auf deni YVasser verlangt ausser- dem ein Boot. Dieses bestand wahrseheinlicb in einem ausgehohlten Baumstamme. denn der breite 1 lohlmeissel (Taf. VI Fig. 139, 140) wird

zum Aushohlen desselben gedient haben*). Sie haben fenier' T li o n

-4

g e f å s s e gebrannt und raiissen folglich den Gebrauch des Feuers gekannt haben. Dies wissen wir auch von den nord- und -siidamerikanischeri Wilden, und so gut wié diese, werden sie auch ein Obdach gehabt haben.

Diese Wohnungen diirfen wir uns åhnlich wie die Ganggråber (Taf. XIV Fig. 2 4 3 — 246 oder 249, 250) vorstellen, in welchen die, Todtén in der- selben hockenden Steilung beigesetzt wurden, wie sie bei Lebzeiten um die Heerdflamme gesessen liatten. (S. Kap. 3.)

Zum Bau der Hiitte waren verschiedene Werkzeuge erforderlicli. Um den Baum zu fallen und die Balken zu behauen, bedurfte man der Axt (Taf. Vir Fig. 158 — 160; 153); um Locher darein zu hauen, des Meissels (Taf. VI Fig. 127, 134). Zum Spalten des Ilolzes wird der Sehaftkeil (Taf. IX Fig. 183, 184) gedient haben, an welehem man noch dieSpuren der Kolbenschlåge sieht, die ihn in das Holz trieben. Die Knopfe , die wir in den Gråbern der Steinperiode finden (Taf. IX Fig.

* «

191) deuteu an, dass man zweckmåssig zugeschnittene Kleider trug und sich nicht bloss in rohe Feile lnillte. Zum Zuschneiden der Kleider be­

durfte man eines Messers; vielleicht diente hierzu das Krummmesser (Taf. V Fig. 87, 88, 91) oder das Taf. Vil Fig. 151, 152 abgebildete Instrument. Sie haben ferner H u n d e besessen, aber wahrscheinlich keine anderen Hausthiere, weil unter den Knochenfunden der Gråber wohl Knochen vom Wildschwein, Igel, Elenn, Ilirsch und der Wildkatze (?), aber keine von einem zalimen Thiere mit Siclierheit nachgewiesen siud.

B i l d e r haben sie nicht hinterlassen und werden demnach weder Zeichen-, noch Bilderschrift gekannt haben; denn an iliren Denkmålern, Urnen oder

Werkzeugen befindet sich keine Spur von Schriftzeichen. Auch fehlen in ihrer Hinterlassenschaft alle gegossenen oder geschmiedeten Metalle, die ihnen folglich nicht bekannt gewesen sind**).

*) Diese Bote (Einbåume) werden in Norwegen und Schonen nocii jetzt I k a (inSchonen auchEka) genannt; welches von einem lappiscben Worte lierstammen soli. (Urda 1, 3 pag. 276.) Christie hat in norwegischeu Dialecten viele lappische

Worter gefunden, die sich auch in dem schonischen Idiom nachweisen lassen.

**) Eine vorsichtige Untersuchung der Erde neben und unter den Skeletten der Ganggraber konnte mbglicherweise Haare von den Thierhauten, in die derTodte ge- Hiillt wurde, zum Vorschein bringen; und danach konnte mau schliessen, ob vor- zugsweise Hirsch-, Seehunds- oder andere Félle zur Kleidung vcrwandt wurden.

r l

f f ii

>

*

f t

81

i . i

Ich niuss noch einmal auf eine ethnographische Merkwiirdigkeit zuriickkommen, nåmlicli auf die iiberraschende Aelinlichkeit der Steinwerk- zeuge verschiedener Volkerschaften in ganz verschiedenen Zeitaltern und in weit von einander entfernten Landern. Fragen wir, ob wir aus der Aelinlichkeit der Geråthe den Schluss ziehen diirfen, dass sie demselben Volksstannne angehort, so miissen , wir nacli reiflicher Ueberlegung mit nein! antworten. Sié konnen nur auf einen gleichen Bildungsgrad

hin-V

weisen. Zum entscheidenden Beleg flir diesen wichtigen Satz håbe ich Taf. V Fig. 99— 103, 106 — 11 1 vollkommen åhnliche Steinpfeile mit Schaftzunge aus den verschiedensten Landern der Erde abbilden lassen;

Fig. 113 einen dreieckigen Pfei! aus Schonen, Fig. 114 einen ebensolchen aus Pennsylvanien. Hochst beachtenswerth sind auch die kleinen herz- fdrmigen Pfeile Fig. 106 von Feuerstein aus Schonen, Fig. 107 von Ob- sidian aus dem Feuerlande, die hinsichtlich der Form und-der Arbeit, selbst durch die Lupe besehen, bis in die kleinsten Uetails sicli so voll­

kommen gleich sind, als waren sie an demselben Tage und von'einer Hånd behauen*). Und docli liegt zwischen der Heimath beider eine so grosse Flache des Erdballs wie vonSchweden nacli dem Feuerlande und zwischen dem Zeitpunkt i li rer Anfertigung ein so grosser Abstand, dass die eine vor circa 20 Jaliren an der Stidspitze von Siidamerika, die andere vor

mindestens 2 — 3000 Jaliren in Schonen verfertigt wurde.

Diese auffallende Uebereinstimmung in den Jagd- und Fischgerathen verschiedener, hinsichtlich der Zeit, des Ortes und der Abstaiumung so verschiedener Volkerschaften, liisst sicli wohl allein dadurch erklaren, dass sie alle auf gleicher Culturstufe standen und gleichsam instinctmassig einer Art Naturnothwendigkeit gehorchten, als sie, um ihr Leben zu fristen, diese Waffen verfertigten **). Zu dieser Annahme werden wir

*) Die Aehnlichkeit des Originals ist noch grdsser, als sie hier in der Al>-bildung zu Tage tritt.

**) AVill man einwenden, dass in dem Umstande, dass ungleiches Material auch eine verschiedene Form der Geriithe bedingt, ein Beweis liege, dass ein jeder sie nach Belieben formte, und damit die Behauptung, dass er es instinctmassig thue, widerlegen, so will ich nur daran erinnern , dass, obgleich der Biber seinen B au , der Vogel sein Nest aus Instinet baut, doch. wie jedem Zoologen be- kannt, locale Verhiiltnisse und verschiedenes Material auch hier auf die Art und die Ausfiihrung des Baues einwirken.

N i 1 8 o n , Steinalter. G

w<tr

J

C”,

<-■ - - V - i

■;-f. r.

. j: .V r.

82

-schon dårum genothigt, weil wir auch die kiinstlich zusammengesetzten Geråthe bei allen wilden Volkerschaften von Pol zu Pol von gleicher Art und Gestalt antreffen. Pfeil und Bogen — ein complicirtes Wurl- geschoss — besitzen a l l e , selbst die rohesten Stamme, und zwar, wie schon bewiesen,-von erstaunlicher Aehnlichkeit der Form und des Materials.

, « *

— Ich wiederhole hier, was ich friiher einmal hieriiber geåussert håbe:*) ,,Eine hohere Weisheit offenbart sich darin, dass auch dem Menschen

/

natiirliche Waffen verliehen wurden, aiiein dergestalt, dass er sie bei stei- gender Bildung ablegen und durch andere ersetzen konnte. Der Lowo empfing von der Natur seine scharfen Klanen, der Bar seine starken.

Tatzen, der Wolf sein zermalmendes Gebiss; aber diese Waffen sind mit dem Individuum verwachsen, von demselben unzertrennlich und konnem deshalb nicht vervollkommnet werden. Jeder Lowe hat noch heute genau dasselbe Natureli, wie der Low e, von dem er abstammt es vor Jahr- tnusenden besass. Nur der Mensch vervollkommnet sich; er allein kann sich seiner ersten. rohen Waffen entåussern und. sie je nach seiner durch fortschreitende Bildung veredelten Thåtigkeit åndern.“ — Ich fuge hinzu::

Um der Måchtigste zu werden, musste der Mensch damit beginnen der Schwåchste zu sein ; dadurch allein wurde er getrieben zu einer hoheren

Entwicklung seiner Fåhigkeiten ; denn es war nicht die physische, sondern- die intellectuelle Kraft, die ihn zum Kbnig der Thiere, zum Herrn der Schopfnng machte.

*) In einem bffentlichen Vortrage bei der Zusammenkunft der scandinavischei>

Naturforscher in Stockholm 1842. x

\

K

\

i -. ' 'V'-T ‘

f « '

. V

V V i r

-i - . -r ■ v

■ ■

i-I ‘L«.

■4-* JL

V'..v ' :

jiVt rA... i V

■*.

> \

:k'.

l’ : , r

■. I '■>

/ 1

- f ■ ac

.fi

* ' W . .

-'V-.

In document Digitaliseret af | Digitised by (Sider 108-118)