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Erstes Kapitel

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den bei mis in der Eede gefundenen AlterthUniern von Stein, Knoeh^n u. s. vv.

Es ist allbekannt, dass man bei uns in Scandinavien und in vielen , anderen Låndern oft eigenthilmlich geformte Steine in der Erde findet, die augenscheinlich von Menschenhand bearbeitet und zu irgend einem

Zwecke angefertigt worden sind. Bei naherer Betrachtung einer

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lung derartiger Steine kann man nicht umhin zu bemerken, dass einige derselben eine grosae Aehnlichkéit mit Geråthschaften zeigen, die noch jetzt von Bauern und Fischern benutzt werden, oder doch vor einem Mannesalter noch benutzt wurden, obschon sie von anderem Material und roherer Arbeit sind. Die am haufigsten vertretenen Formen gleichen der Axt, der Ilohlaxt, der Queraxt, dem Meissel, dem Pfeil u. "s. w. und es ist kaum mdglich, dass jemand, der diese Werkzeuge von Eisen kennt und sicli vorstellen kann wie dieselben aus Stein gefertigt aussehen mussten,

dies in Zweifel ziehen kann.

Nachdem wir uns hiervon tiberzeugt, werden wir auch zugeben, dass die Menschen, welche diese im tåglichen Leben unentbehrlichen Werkzeuge aus Stein anfertigten, den Gebrauch der Metalle schwérlich kannten und demnach auf derselben niedrigen Stufe menschlicher Bildung standen, wie

•4 jene Volker, die man gewohnlich W i 1 d e zu nennen pflegt *). Dies

an-■j *) Dies Wort ist hier in seiner weitesten Bedeutung genommen und umfasst

}.■ verschiedene Bildungsgrade von dem heimathlosen Umherirren in den Waldern,

genommen, und es kann kaum bestritten werden, sclieint es uns auch klar, dass die einzige Methode Aufschluss iiber alle diese Gerathe zu erhalten, iiber die Art wie sie geschaftet lind gebraucht, welche Arbeiten damit ver- richtet wurdén u. s. w ., diejenige ist, uns zu erkundigen ob bei jetzt-lebenden wilden Volkerschaften noch ebensolche Werkzeuge im Gebrauch sind und in welcker Weise man sicli ilirer bedient. Finden wir bei diesen an Form und Stoff ganz åhnliche Gerathe, so konnen wir auch auf eine gleiche Nutzanwendung 'derselben schliessen und wir irren schwerlich, wenn wir danach bei dem Volke, welches vor Jahrtausenden in dem scan- dinavischen Norden existirte, eine åhnliche Lebensweise und Cultur vor- aussetzen wie wir sie bei den jetztlebenden wilden Volkerschaften vor- finden. Ich will hier einen solehen Vergleich versuchen, d. h. so vveit er durchzufiihren ist. Leider wird derselbe dadurch beeintråchtigt, dass, meines Wissens, bisher kein einziges wildes Volk von wissenschaftlichem d. h. vom comparativ-ethnographischen Standpuncte studirt und beschrieben word en ist* *). Alles was man iiber jene Volker weiss, ist fragmentarisch, und was von ihren Waffen und Werkzeugen in die europaischen Museen gelangt ist, sind eihzelne Stiicke, die dem Reisenden zufallig in die Hande fielen und deren eigentlichen und hauptsachlichen Gebrauch man nicht einmal immer kennt. Ich håbe Gelegenheit gehabt in Danemark, Deutsch- land, England, Frankreich-u. s. w. bedeutende etlmographische Samm- lungen zu durchsuehen, die mir tiberall mit liebenswiirdiger Zuvorkoinmen- lieit geoffnet wurden, docli muss ich aufrichtig gestehen , dass ich nirgend a l l e s das gefunden håbe, was ich suchte. Ich håbe mich ferner im

his zu der Lebensweise in Horden mit festen Wohn- und Begråbnissståtten.

Dass auch die altesten Bewohner Scandinaviens auf so niedriger Stufe gestanden, finden wir dadurch bestatigt, dass unter ihren hinterlassenen zahlreichen steinernen Waffen und Werkzeugen kein einziges aus Metall angetroffen wird. Sie gleichen folglich hierin den jetzigen Wilden , welche noch heutigen Tages zum Theil auf so niedriger Stufe verharren, dass sie die Nutzanwendung der Metalle nicht kennen und deshalb ihre Watfen und Gerathe aus Stein, Knochen, Muscheln und* anderem ihnen zuganglichen harten Material anfertigen. Sobald aber diese Leute eines Metallgerathes habhaft werden konnen, werfen sie das Steinwerkzeug achtlos fort.

Gerade so haben die alten Bewohner Scandinaviens es gemacht.

*) Seitdém ich dieses (im Jahre 1838) schrieb ist das tretfliche Werk von

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Schoolcraft „Historical and Statistical Information respecting the history etc. of Indian tribes“ erschienen, welches ich leider nicht zur Hånd håbe.

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Auslande mit kenntnissreiclien, wissenschaftlicli gebildeteu Månnern miter- halten, die långere oder kiirzere Zeit unter wilden Vblkerschaften gelebt hatten und denen ich manche Mittheilung verdanke, die mir bei vorliegen- dem Werke zu Nutzen kommt; docli, hat keiner von diesen mir Auskunft iiber alle Kleinigkeiten geben konnen, fiber die ich rnich zu unterrichten

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wiinschte: - man hatte sie niclit der Beachtung werth gelialten, lautete stets die Antwort. Um dies durch ein Beispi'el zu beståtigeu, will ich

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nur. erwåhnen, dass ich bisher in keiner etbnographischen Sammlung von keinem, der jene Lander bereist, håbe erfahren konnen wie das Stein- instrument beschatfen is t, dessen der Wilde sich bedient um Lanzen und Pfeilspitzen aus Feuerstein zu schlagen und selbige, naclniem. sie durch den Gebrauch verschlissen, wieder zu schårfen.

& Es finden siclr demnach einerseits in unserer Kenntniss der VVerk-zeuge der australischen. und amerikanischen Wilden grosse- Liicken,

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wåhrend andrerseits die Formen der bei uns aus dem Erdboden zu.Tage

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geforderten Stein'geråthé immer mannigf'åcher werden. Da nun das Mate- rial zu einem Vergleich von beiden Seiten unvollståndig ist, so darf ich niclit hoffen ein, sei es auch nur in einem Zweige der comparativeii Etlmo- graphie annåhernd vollståndiges Werk zu liefern. Ich biete es dar als eine unvollståndige Skizze, ih welcher ich meine Ueberzeugung niederlege, dass dem menschlichen Wissen durch die fortgesetzten Forschungen mehrer Arbeiter-,- gerade in ‘dieser Wissenschaft ein neues Feid geoffnet werden kann, und dass, wenn wir jemals zuverlåssige Kunde von den primitiven Ursitzen und der Verbreitung der Volkerståmme erlangen, diese nur mit Hiilfe der vergleichenden Ethnographie zu gewinnen ist.

Die Ansicht (die ich oft horen muss), dass jeder Versuch auf dieser Bahn verfriiht sei, kann ich niclit theilen. Jeder erste Versuch bleibt unvollkommen, aber er fiilirt neue Erfahrungen herbei, lenkt den Blick in neue Richtungen, und legt eben durch seine Mangel oftmals den Grund zu gediegenen und ausfiihrlichen Werken *).

Ich sagte bereits, dass mir niemand das Instrument zeigen konnte, mittelst dessen die Volker des Alterthums ilire Steinåxte und Lanzenspitzen anzufertigen pflegten. Auch im siidlichen Sclnveden waren seit langer Zeit derartige Feuersteingeråthe in der Erfle und den Torfmooren gefunden

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*) Der Leser wolle erinnern, dass dies im Jahre 1838 geschrieben wurde.

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worden, doch wusste niemand zu erklåren wie sie gemacht seien, besonders da sie nicht selten mit grosser Kunstfertigkeit, ja mit Zierlichkeit gearbeitet waren.

Wie man mm in Betreff des Gebrauches der Steinwerkzeuge sich die wunderlichsten Vorstellungen gemacht, so hat man auch iiber ihre

Fabri-\

kation die ungereimtesten Hypothesen aufgestellt. Man glaubte nåmlich, dass man in grauer Vorzeit ein Geheimmittel gekannt håbe, welches den Kiesel aufweichte, und zwar dergestallt, dass er sich wie Holz schneiden und in jeder beliebigen Form bearbeiten liess. Man findet dieses sogar in ålteren antiquarischen Werken ausgesprochen. Nachdem man die Thorheit einer solehen Behauptung eingesehen, erklårte man es fur un- moglich, dass die oftmals sehr hubschen und kunstvoll gearbéiteten Stein- gerathe olme Hiilfe von Stahlinstrumenten fabricirt seien; allein, da dieser Irrthum, der noch immer nicht ganz beseitigt is t, nicht allein einer rich- tigen Eintheilung der Antiquitåten, sondern auch einer richtigen Auffas- sung der Kultur desjenigen Volkes, welches die Kieselwerkzeuge fabricirte und anwandte, hindernd entgegentritt, so sehe ich mich gemiissigt diese Ansicht offen zu bestreiten. Wir konnen hier in Schweden die schonsten Feuersteinmesser aus den Ganggrabern in Westgothland vorzeigen, die einer Zeit angehoren, wo man hier im Lande noch gar kein Metall, am wenigsten den Stahl, kannte. Dies diirfte als unwider- léglicher Beweis gelten, dass die genannten Feuersteingeråthe, so zierlich und hiibsch sie sein mogen, mit keinem andern als einem S t e i n instru­

mentø gehauen sein konnen, und deshalb miissen wir letzteres auch unter

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den Steinantiquitåten suchen.

Als ich vor etwa

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Jahren Alterthiimer zu sammeln begann, fand ich dann und wann einen Stein, welcher offenbar von Menschenhand be-hauen war und unverkennbare Spuren von Schlagen gegen einen ebenso harten (aber sproderen) Korper trug. Dass ich in diesen Steinen das

Instrument erkannte, mittelst dessen man in alter Zeit die Kieselwerkzeuge behauen hatte, erklart sich dadurch, dass ich seit frtihester Jugend ge- wohnt war Flintensteine in beliebiger Gestalt zu schlagen. >

Der Leser wird es ndir hoffentlich nicht veriibeln, dass ich mich hier anf meine eigene vieljåhrige Erfahrung berufe, besonders da ich, meines Wissens, zufalligerweise der erste war, welcher das Steininstrument, mit welchem man die Feuersteingeråthe fabricirt hat, erkannte: eine nicht

un-wichtige Entdeckung behufs einer richtigen Beurtheilung der Kultur jenes Volkes, welches diese Fabrikation betrieb. Ich erlaube mir daher zu erzahlen, wie ich zu dieser Kenntniss gekommen bin. Von frtiher Jugend an hatte ich eine unwiderstehliche Lust zur Jagd. Ueber 2 0 Jahre lang benutzte ich eine Flinte mit Feuersteinschloss. Ich kaufte meine Flinten- steine niemals, weil die gekauften Steine zu der kleinen Flinte, die ich als-Knabe besass, nicht passten. Die Schraube war ausserdem so beschaffen,

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dass ich, vvenn der Stein fest liegen soilte, in die hintere Seite desselben einen halbinondformigen Ausschnitt machen musste, in welchen die Schraube passte. Ich schlug deshalb meine Flintensteine selbst, meistens

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auf meinen Jagdziigen, die in meiner ersten Jugend im siidlichen Schonen ihren Schauplatz hatten, wo der Feuerstein nicht selten is t Gebrauchte ich einen neuen Flintenstein, so war ein oft mehr als faustgrosser Kiesel leicht gefunden. Ich suchte dann einen passenden Rollstein von dichtem

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harten Granit oder Quarzsandstein, mittelst dessen ich durch Schlåge aus freier Iland mehr oder minder dtinne aber immer scharfkantige Splitter von dem Kiesel abschalte. Von-diesen wåhlte ich den besten aus, suchte einen Granitblock, gegen welchen ich den Splitter stutzte und begann nun ihn mit einer vorstehenden Kante, oder stumpfen Spitze des Rollsteines zu bearbeiten und ihm die gewiinschte Form zu geben; der Ausschnitt fur die Schraube wurde zuletzt eingepickt. Haupterforder- niss war, dass der Ivieselsplitter wåhrend des Behauens eine feste Unter- lage hatte, weil er sonst zersprang. Dieser Uebung, mittelst eines Quarz- oder Quarzsandsteines meine Flintensteine zu schlagen, verdanke ich e s , dass ich • die Klopf- oder Behausteine erkannte, deren die Urein- wohner des Landes sich bei der Fabrikation ihrer Steinwerkzeuge be- dienten. Den ersten, auf den ich aufmerksam wurde, sieht man Taf. I Fig. 6 abgebildet. Derselbe ist von hartem Quarzsandstein und trug, als er in dem Krankesee in Schonen gefunden wurde, so frische Spuren von den erlittenen Schlagen, als sei er gestern noch benutzt worden. Er befindet sich in dem Museum zu Lund und tragt noch die Kennzeichen seiner Nutzanwendung.

Die Noth lehrte mich die Kunst, wie sie einstmals den Urbewolmer Schwedens darin untenviesen hatte. Er hat alle seine Feuersteinaxte erst mit einem Stein behauen (und zwar oftmals ausserst geschickt), Taf. VII Fig. 157, und danach geschliffen. Man kann bei jedem Steingeråthe

sehen, wie es gemacht ist. Der Angelhaken (Taf. II Fig. 28) z. B. ist erst mittelst einfacher Schlåge in Gestalt eines Splitters von einem

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ren Feuersteine abgelost; danach- erst an der einen lind dann an der anderen Seite beliauen. Ich denke mir, dass die innere gekriimmte Seite als die schwierigste. zuerst beliauen ist, denn sobald der Punct, den der Soldag traf, keine feste Unterlage hatte, musste der Haken zerspringen. Aus abgeschlagenen Feuersteinsplittern wurden ferner Pfeile mit querliegender Schneide (Taf. II Fig. 36. 37) gemacht, indem man sie erst in Querstucke zerschlug und diese an beiden .Seiten behaute.. Auch der Dorn zum Ein-

lassen in den Scliaft wurde auf diese Weise gebildet.

Die Schårfe der Wurfspeere, Lanzen und Messer (Taf. III und V) ist dahingegen aus 'freier Hånd gehauen. Obgleich ich mich selbst iiicht flir fåhig halte ein wirklich gutes Steinmesser anzufertigen, glaube- ich docli, dass wer sich von fruher Jugend darin ilbt, eine ebenso grosse Geschicklichkeit erreichen kann als der Wilde sie in alter Zeit besass.

Ich mochte iibrigens wissen, ob di e, vvelche der Ansicht huldigen, dass man keine Steingeråthe olme Eisen und Stald herstellen kann, wirklich glauben, dass sie mit dem vorziiglichsten Stahlinstrumente ein Feuerstein- messer anfertigen konnen wie z. B. das Taf. III Fig. 64. 6 6 dargestellte.

Ich glaube kaum. Es ist nicht sowold das Werkzeug als die Uebung und der Handgriff worauf es ankommt.

Die Ursaclie, vvarum man amter den von Seefahrern heimgebrachten Steingeråthen der amerikanischen und polynesischen Wilden so seiten die Werkzeuge findet, mit Hulfe derer sie gemacht worden, ist wahrscheinlich die, dass der Wilde, wenn er eines Steines bedurfte, denselben vom Boden auflas und nach dem Gebrauch wieder fortwarf. Ich machte es um nichts

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besser, weil ich wusste, dass ich, wenn ich einen Stein gebrauchte, zwei

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f'iir einen finden wurde. — Ich bin iibrigens spater zu der Ueberzeugung gelangt, dass bei etlichen, wenn nicht bei allen Volkerschaften,. einzelne

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Individuen sich ilire Behausteine besonders zurecht schlugen, und dass diese, merkwiirdig genug! sich iiberall ziemlich åhnlich sind.

Nach dieser Einleitung gehen wir iiber zur

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