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Ankunft in Cincinnati

In document Slægtsforskernes Bibliotek (Sider 46-49)

Im Herbst 1839 betrat Stallo im Hafen Baltimore amerikanischen Boden. Im zweit­

größten Einwandererhafen nach New York wurde er in „Fells Point“ registriert.20 Grö­

ßere Probleme bei der Ausschiffung und Beherbergung dürfte Stallo nicht zu über­

winden gehabt haben; Baltimore stand im Ruf eines Ankunftshafens mit einer zügi­

gen Abfertigung durch die Zoll- und Einwanderungsbeamten und mit der Chance einer schnellen Weiterreise. Die seit langem vorgeschriebene Prozedur der Quarantäne-Un­

tersuchung wurde zeitsparend und weniger bürokratisch als anderswo noch an Bord durchgeführt. Es folgte die Registrierung von Namen, Alter, Geschlecht, Beruf und Herkunfts- und Zielland, die das Prinzip der freien Einwanderung nur unwesentlich einschränkte.

19 Im Schnitt 45 Tage im Jahr 1840; nachgewiesene kürzeste (31 Tage: Segler „Atlantik“ ) bzw. längste (76 T : „Splendid“ ) Fahrzeit nach New York (Kiel, S. 151 Anm. 6). - Engelsing (S. 162) nennt „im Schnitt“ 51 Tage bis Baltimore.

20 List of passengers entered in the harbour of Baltimore. October to the 31.Dec. 1839, NAW M 596/4 (zit. nach dem Referenzfilm in der Mediothek der UB Oldenburg, VT 0097, Rolle 4: 1838-45). Es existiert nur noch diese knappe Zusammenfassung (Bernhard Stallo, 16 Jahre, männlich, Schulmeis­

ter, Deutschland, JJSA), die keine präzisen Zeitangaben zulässt in den „Quarterly abstracts of pas­

senger lists of vessels arriving at Baltimore, 1820-69.“ Der Microfilm der Datenbank AHB zeigt die - abgeschnittene - Seite 329: der sichtbare Rest der Datumszeile lässt „October“ vermuten. Unmit­

telbar nach JBS sind in der Schiffsliste verzeichnet: Herrn Franzluning (28, Bauer), die Neuenkirche- ner Joseph (21, Bauer) und Gertrud Nurre (auch bei Ostendorf, Geschichte, S. 293), Witwe Elisabeth Putthoff (47) aus Osterfeine mit ihren Töchtern Agnes (18), Anna (12), Carolina (11) (Ostendorf, Ge­

schichte, S. 266). - Die Angabe Zuhönes (S. 106, 309), JBS könnte 1831 als 8jähriger zusammen mit seinem Onkel Franz Josef ausgereist sein, ist demnach nicht zutreffend.

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Abb. 15: Werbeanzeige für „Emigranten“, ca. 1875

Das noch über 800 Kilometer entfernte Ziel Cincinnati war die letzte zurückzule­

gende Etappe für den Ankömmling.21 Für die wenigstens fünf Tage dauernde Weiter­

reise über 450 km bis Wheeling standen um diese Zeit - wie Böhmer mitteilte - die teure, aber schnelle Fahrt mit der Postkutsche oder der langwierigere Transport im Ei­

senbahn-Frachtwaggon zur Verfügung; die Baltimore-Ohio-Railroad verkehrte seit

21 In der Legende einer häufig verkauften Karte („Auswanderer-Karte und Wegweiser nach Nordame­

rika, (...) leicht verständlich dargestellt (...) für Jedermann insbesondere für auswandernde H and­

werker und Bauern von Gotthelf Zimmermann“, Stuttgart, Metzlersche Buchhandlung, 21853) sind neben Fahrpreisen u.a. auch aufgeführt die „Haupt-Routen für Einwanderer in Nord-Amerika, nach deutschen Stunden, wovon zwei auf eine geographische Meile gerechnet sind“ : Danach sind für die Strecke Baltimore - Cincinnati 291 Stunden angegeben.

Johann Bernard Stallo (1 8 2 3 -1 9 0 0 )__________________________________________ 47

1827. Vön Wheeling bis Cincinnati konnte man die etwa 370 km lange Flussstrecke auf einem der Boote oder auf einem Lastkahn den Ohio abwärts in drei Tagen schaf­

fen, wenn man keine Wartezeit hinzunehmen hatte. Es gibt Beispiele für Ankömmlinge, die die Strecke zu Fuß bewältigten, unterwegs Station machten, um Geld zu verdie­

nen, ehe sie an ihr Ziel Cincinnati gelangten. Welches Transportmittel Stallo nach Cin­

cinnati nahm, wissen wir nicht.22 Bis hierher war Stallo den bekannten M ustern der Zuwanderer gefolgt.

Stallo war jedenfalls sicher am Ziel angekommen und wurde in der halbwegs ver­

trauten Umgebung der „german com m unity“ aufgenommen, wo er zunächst bei den Angehörigen seines 1833 verstorbenen Onkels oder bei Bekannten unterkam. Dass für Stallo nur Cincinnati - acht Jahre nach seinem Onkel Franz Joseph und 50 Jahre nach der Stadtgründung - als Ziel in Frage kam, hat vorwiegend familiäre Gründe.

M it Empfehlungsbriefen seines Vaters, seines Lehrers und späteren Vechtaer Gym­

nasialrektors Franz Nieberding, des Pfarrers Kemphues an den - aus dem Damme be­

nachbarten Ihorst stammenden - Priester Joseph Ferneding23 sowie an weitere Geist­

liche und Bekannte in Cincinnati versehen, war der 16jährige nach Ohio aufgebrochen.

Johann Bernhard Nurre, einer von den drei Paten Stallos, soll ihm seine erste Un­

terkunft vermittelt haben. Ein Joseph Nurre24 hatte sich zusammen mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester Gertrud auf dem gleichen Auswanderer-Schiff wie Stallo befun­

den. Josephs älterer Bruder Heinrich, schon 1833 ausgewandert, betrieb ein Geschäft in Cincinnatis Main Street, wo er Bilder, Formen, Staffeleien, Malutensilien anbot.2d

Nach seiner Ankunft in der Stadt hatte Stallo Hilfe bei der Eingliederung von ehe­

maligen Dämmern, darunter auch Einwanderern seines Nam ens26, und anderen zuge­

zogenen Deutschen in Anspruch genommen; wer das im einzelnen war und worin die

22 Für die Bahnverbindung Cincinnati - Baltimore (bzw. Wheeling) gibt Burgheim (Wegweiser, S. 266) 588 (262) Meilen und einen Fahrpreis von 16 (8.90) $ für 1875 an.

23 Nekrolog in: DDP 3.12,1872, S. 353-362. Kap. 4 der von Clement Steltenpohl herausgegebenen Fest­

schrift zum 50. Gründungsjubiläum (S. 45-55) widmete sich dem Generalvikar der Diözese (ab 1844) resp. seinem Neffen Hermann Joseph F. (1835-95). Zur Familie: zu Höne, S. 359.

24 1819 in Dammes N achbarort Neuenkirchen geboren. Nach einer Teppichknüpfer-Lehre ab 1848 Bett- decken-Händler. Nach 1850 führte er mit Peter Kreuzberg, seit 1844 sein Schwager, einen Vertrieb und einen Verlag mit Schwerpunkt auf katholischen Büchern; sein zweites Standbein war der Para- menten-Handel. Sein Vermögen stammte aus dem 1860 erfolgten Verkauf des Geschäfts. Danach soll er Farmer und Leinenhändler in Indianapolis gewesen sein, ehe er sich in Covington/Kentucky nie­

derließ. Unverheiratet geblieben trat er des öfteren als Spender für katholische Institutionen in Er­

scheinung. Zuletzt engagierte er sich finanziell in seinem Geburtsort für die Ausbildung des Priester­

nachwuchses und beim Bau einer katholischen Pfarrkirche, damit das seit dem Westfälischen Frieden gültige Simultaneum 1891 beendet werden konnte. 1895 ist er in einem Altersheim in Cincinnati ver­

storben (Krause, S. 7 ff).

25 Ebenfalls zu Wohlstand gekommen, fiel er mit seiner Frau im März 1890 im Clinton County/Iowa einem Mord zum Opfer (Krause, S. 14).

26 Ostendorf, Geschichte, S. 270: 1841 Heinrich S. aus Sierhausen mit 8 Personen; S. 257: 1844 Elisa­

beth S. mit ihrem Mann Johann B. Heidlage aus Borringhausen; ob es sich um JBS 1825 geborene Schwester E. handelt, muss offen bleiben. S. 265: 1845 Bernd S. aus Osterfeine; S. 280: 1846 Franz Josef S. (1818-95) aus Fladderlohausen nach Covington (DDP 9.4,1877, S. 172), ein Vetter von JBS.

- Dazu 1881 Heinrich S. aus Fladderlohausen (NLAO Best. 230-10 Nr. 41). - 1881 Joseph S., 1884 Heinrich S., 1887 Fritz S. (alle in: Cincinnati german biography index, S. 148). - Weitere Personen dieses Namens, deren Daten bei der Aufnahme im Ankunftshafen falsch - weil z.B. auf Zuruf - no­

tiert wurden (wie Stall, Stoll, Stahl usw.), könnten in Frage kommen.

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Unterstützung bestand, muss offen bleiben. Inwieweit sich die Wege Stallos und sei­

ner 1843 ausgewanderten und wieder verheirateten M utter27 in den USA gekreuzt ha­

ben, war nicht zu klären. Durch einen Hinweis von Ratterm ann wissen wir, dass Stallo von Italien aus mit seinem Halbbruder Franz Lampe28, anfangs selbst Anwalt in Cin­

cinnati, Briefe wechselte.

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