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den Jungdeutschen Orden. Er zählt mit den ihm angeschlossenen vaterländischen Verbänden über zwei Millionen junger deutscher

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Am 24. 1. 1923 übersandte Rechberg dem Reichskanzler Cuno die Denkschrift mit den Vorschlägen Reynauds und regte alsbaldige Ver

3) den Jungdeutschen Orden. Er zählt mit den ihm angeschlossenen vaterländischen Verbänden über zwei Millionen junger deutscher

Männer.”

Damit kündigte sich schon das an, was nunmehr zum Hauptziel aller Bemühungen Arnold Rechbergs werden sollte: Die Politisierung der Kali-Abmachungen.

Die ersten Maßnahmen in dieser Richtung galten der Schaffung eines eigenen Presseorgans, wobei Arnold zunächst auch die Unter­

stützung seines Bruders Fritz sowie des Generaldirektors Rosterg ge­ winnen konnte. Denn hier bot sich kein geringeres Blatt als die bekanntehochkonservative „Kreuz-Zeitung” dar, die gerade in finan­ zielle Schwierigkeiten geraten war und einer inneren Reorganisation bedurfte. AlsBlatt der großen ostelbischen Landwirtschaft war sie von der wirtschaftlichen Seite her wie geschaffen, die Interessen der Kali­ industrie zu vertreten. Der Wintershall-Konzern ließ daher die Hälfte des Aktien-Kapitals einer reorganisierten „Kreuz-Zeitung” zeichnen, wobei nach außen hin die Brüder Werner und Bodo von AlvenslebenUl) als Zeichner genannt wurden.

Sofort trat freilich zu Tage, wie wenig es Arnold Rechberg bei diesem Zeitungsunternehmen umdie Verfolgung der eigentlichen wirt­ schaftlichen Kaliinteressen und wiesehr um die seiner politischen Ziele zu tun war. Dagegen erhob sich alsbaldnicht nur die Abneigung seines Bruders Fritz, der über die Art und Weise der politisch-publizistischen Tätigkeit Arnolds immer unglücklicher wurde, sondern auch die heftige

1<8) Wernervon Alvensleben war im 1. Weltkrieg Adjutant Eichhorns als Ober­ befehlshabers der Ukraine gewesen und blieb dort auch nach derErmordung des Feld­

marschalls. Er wurdeGesandter beim Hetman Skoropadski. Für sein Ziel der Selbstän­ digkeit der Ukraine suchteA. auch Arnold Rechbergzu gewinnen,im übrigen vor allem auch den General von Schleicher. Aber Rechberg hielt eine Verselbständigung der Ukraine nur für eine „Teillösungdes bolschewistischen Problems, wie er z. B. am 17. 3. 1925 an General Hoffmann schrieb.

Gegnerschaft des politischen Hauptinteressenten der „Kreuzzeitung”, des Grafen Westarp. Dieser war nicht geneigt, die von Arnold Rechberg aus dem deutsch-französischen Kaliabkommen erstrebte „Nutzanwen­ dung auf die Politik”144) mitzumachen und wollte das alte Organ der Deutschnationalen Partei umso weniger zu einem Vorkämpfer für die deutsch-französische Verständigung ausgestalten, als, wie er am 20. 6.

1925 in der Zeitung selbst schrieb, die gegen Deutschland gerichtete Politik Frankreichs weiterhin auf den alten Beweggründen des fran­

zösischen Hasses und Vernichtungswillens sowie des Strebensder Herr­

schaft über den Rhein beruhe. Vergebens suchte ihm Rechberg diese Meinung auszureden und darauf hinzuweisen, daß eine deutsch-franzö­ sische Verständigung die Voraussetzung dafür sei, daß Frankreich Deutschland freie Hand gegen den Osten lasse, wenn es zum Kampfe Europas gegen den Bolschewismus komme. Nur ein einziger gangbarer Weg seidaher vorhanden, nämlich der, „den Egoismusder Franzosen an die Prosperität der deutschen Wirtschaft und damit Deutschlands über­

haupt” zu fesseln141). Es war dies ein Gedanke, den Rechberg fortan in immer neuen Variationen vertrat, wobei anseiner Formulierung er­ neut zu erkennen war, daß er in der Wirtschaft gleichsam das Ganze desstaatlichen und politischen Lebens erblickte.

Eine Einigung mit Graf Westarpkam natürlich nichtzustande. Da sich mittlerweile auch die antikonservative deutsche Presse mit recht unfreundlichen Kommentaren der Kreuzzeitungsangelegenheit bemäch­

tigte, wurde diese Kommerzienrat Fritz Rechberg und Generaldirektor Rosterg umsomehr verleidet und deshalb die ganze Transaktion rück­ gängig gemacht.

FürArnold Rechberghatte dies nicht nur zur Folge, daß er weiter­

hin ohne einen stabilenRückhalt bei der deutschenPresse blieb, sondern daß sich auch die Kluft zwischen ihm und denDeutschnationalenaber­

mals vertiefte. Das Schwergewicht seiner Publizistik verlagerte sich daher immer mehr auf dieZeitungender Mitte. Wie ereinJahr später, im August 1926, einmal erbittert an die „Vossische Zeitung” schrieb, sei es ihm unmöglich geworden, seit die Blätter der rechtsstehenden Parteien immer ausschließlicher von dem Geheimrat Hugenberg be­

herrscht würden, in diesen Zeitungen auch nur rein praktische Fragen der äußeren Politik abweichend von den jeweiligen Wünschen des Geheimrats Hugenberg zu erörtern.

14‘) An Rechberg23. 6. 1925.

14B) An Westarp 4. 7. 1925.

Doch Rechberg glaubte ja nun noch, wie er an Generaldirektor Diehngeschrieben hatte, den Jungdeutschen Orden hintersich zu haben, jene 1920 von Arthur Mahraun nach dem Vorbild des alten Deutschen Ritterordens gegründete (1933 von Hitler aufgelöste) Organisation, die ursprünglich mit ihrem Ideal eines christlichen Ständestaates und ent­

sprechender antibolschewistischer Einstellung ganzrechts gerichtet war, allmählich aber ein positives Verhältniszum republikanischenStaat fand und nach Abbruch desRuhrkampfes sich die deutsch-französische Ver­ ständigung zum Ziel setzte.

über die Geschichte der Beziehungen Arnold Rechbergs zum Orden geben die im Nachlaß vorhandenen spärlichen Papiere im Grunde weniger Auskunft als die Darstellung, die Arthur Mahraun selbst in seinem 1928 erschienenen Buch „Gegen getarnte Gewalten, Weg und Kampfeiner Volksbewegung” gab14e). Danach hatte er Rechberg durch den Erbprinzen Josias zu Waldeck-Pyrmont kennengelernt, der später diese seine politische Vergangenheit völlig verleugnete und im „Dritten Reich” SS-Obergruppenführer sowie Kommandant des Konzentrations­ lagers Buchenwaldwerden sollte. Mahraun trafsich mit Rechberg nicht nur in dem Gedanken der Versöhnung mit Frankreich, sondern auch in gemeinsamer wirtschaftspolitischer Auffassung. In dieser Hinsicht scheint er tatsächlichganz in den Bann Rechbergscher Ideen geraten zu sein, wie er denn inseiner Schrift hervorhob, daßer Rechbergin erster Linie „das Verständnis für die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge und die Erkenntnis, wie tief diese Zusammenhänge in das Leben der Völker eingreifen”, verdanke. Schon zuvor hatteMahraun in einer 1926 veröffentlichtenBroschüre „Der nationaleFriede am Rhein”spezifische Gedanken Rechbergs wiedergegeben, wenn er sich gegen die deutsch­

französische Verständigungspolitik nach dem Muster der Stresemann und Briand mit der Begründung wandte, daß diese Politik sich letzthin auf reine Gefühlsmomente beschränke, ohne zu den Realitäten vorzu­

stoßen. Wenn Mahraun stattdessen ein deutsch-französisches Wirt­

schafts- und Militärbündnis zur gegenseitigen Garantie Europas und zu seiner Verteidigungvorschlug, befand ersich besonders deutlichauf den Spuren seines Meisters Rechberg, derfür ihnkeinPhantast seinkonnte, weil dievonihm propagierte wirtschaftliche Verflechtung bereits

prak-14e) (Berlin 1928) S. 196 ff. Wenn Mahraun hier auch behauptete, Rechberg sei für einen „Volksstaat” gewesen und habe bestritten, daß die Wirtschaft den Staat regieren dürfe, so finden sichBelege hierfür imNachlaß nirgends. Richtigistdagegen Mahrauns Meinung, daß Rechberg „mit zweifellosem Idealismus seine Kraft in den Dienstder Politikgestellt habe.

tisch durchgeführt worden sei, jene Verflechtung, die nun „mit den großen nationalen Problemen verbunden werdenmüßte”.

So sehr sich Mahraun damit auch dem EinflußRechbergs und sei­ nen Kerngedanken von der Politisierung wirtschaftlicher Abmachungen mit Frankreich öffnete — er war zweifellos die weitaus weichere Natur —, so sehr er sich auchRechbergs Thesenüber dessen „Fall” im 1. Weltkrieg sowie über die unheilvolle Rolle des Obersten Nicolai und dessen Sowjetfreundlichkeit zueigen machte, gewisse Meinungsverschie­ denheiten zwischen beiden Männernbleiben erkennbar. Gegenüberden BestrebungenRechbergsaufeinen offenen Interventionskriegin Rußland zum Sturz des Bolschewismus verhielt sich Mahraun reserviert. Er war ganzwesentlich mehr Ideologe und besaß weit stärkere Beziehungen zu den geistigen Werten im staatlichen Leben als jener, der nur in wirt­

schaftlicher und militärischer Macht dachte. Mahraun erhoffte eine innere Überwindungdes Bolschewismus und versprach sich von einem Kriege gegen ihn wenig.Zugleich aber wünschte er, die deutsch-franzö­ sische Verständigung nicht im Sinne einer einseitig westlichen Orien­

tierung Deutschlands zu benutzen, sondern imSinne einer dritten Kraft zwischen Ost und West, wobei ihm besonders eine Distanzierung vom amerikanischen Kapitalismus der „Wallstreet” vorschwebte. Von einer solchen drittenKraft aber wußteRechberg nichts. Für eine „weltpoliti­ sche Sendung”des Ausgleichs zwischen Amerika und Asien,die Mahraun für Deutschland und Mitteleuropa erblickte, besaß er keinerlei Organ.

Wie wenig er sich den Ideen des Jungdeutschen Ordens und seines Führers innerlich verpflichtet fühlte, bewies er schon dadurch, daß er nicht einmal Mitglied des Ordens wurde — auch hier wieder sein Einzelgängertum und seine Beziehungslosigkeit zu einer geistigen Aus­

richtung in der Politik unterstreichend. Daß er der Masse der Ordens­ anhänger bei solcher Einstellung weder Vorbild noch auch nur ein Be­ griffwerden konnte, bedarfkeiner Erläuterung.

Mochte er auch als Geldgeber des Ordens fungieren, er tat es lediglich fürseine eigenenpolitischenZiele und brachteden Orden sogar in Mißkredit dadurch147). Besonders dessen scheinbare Bindung an die

„Kaliindustrie” wurde vonden Kommunisten propagandistisch weidlich ausgenutzt148).

147) vgl« & Hornung, Geschichte desJungdeutschen Ordens (erscheintdemnächst).

Vorabdruck in der Schriftenreihe „Nachbarschaft” begr. v. A. Mahraun (Gütersloh 1955ff.) Heft2, 1956, S. 49.

148) So behauptetez. B. das Zentralkomitee der KPD, der Jungdeutsche Orden sei

„Agent des deutsch-französischenKali-Kapitals”.

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RechbergsBehauptung, daß zwei MillionenOrdensmitgliederhinter seinerPolitik stünden, war alsoreichlich kühn undtraf imGrunde nicht einmal in vollem Umfange hinsichtlich der Ordensführung selbst zu.

Zum Zeitpunkt der Bildung des „Kalipaktes” mit Frankreich trat dies freilich noch nicht sichtbar in Erscheinung; denn auch Mahraun wollte den wirtschaftlichen Pakt ergänzt sehen durch einen militärischen mit der Bildung eines gemeinsamen Generalstabes.

Es war jenes Militärbündnis, für das 1929 rückwirkend der tote Marschall Foch von Arnold Rechberg als Eideshelfer ausgegeben wurde.

Was immer um die Jahreswende 1923/24 in Paris besprochen worden war, erst das Kali-Abkommen gabRechberg gemäß seiner Wirtschafts­ philosophie die Überzeugung, daß die Bahn fürein umfassendespolitisches und militärisches Bündnis zwischen den beiden so lange verfeindeten Nationenfrei seiund daß nunmehr diese Bahn mit aller Kraft beschrit­ ten werden müsse. Mit verhängten Zügeln sprengte er los ungeachtet einiger Warnzeichen, die bereits aufleuchteten, wie zum Beispiel der Widerstand des Grafen Westarp.

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