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Arnold Rechberg an Oberst Hoffmann

In document SLÆGTSFORSKERNES BIBLIOTEK (Sider 167-170)

TEIL I Dokumente Nr. 1-38

7. Arnold Rechberg an Oberst Hoffmann

(Durchschlag)

Baden-Baden, 12. August 1917 Brenners Hotel Stephanie Sehr verehrter Herr Obersti

Als ich Sie zum letzten Mal in Berlin sah, fragen Sie im Gespräch, wie man sich eigentlich die schließliche Lösung des jetzigen Weltkonflikts vorstelle, bzw.

welcher Ausweg aus der so festgefahrenen Gesamtlage überhaupt denkbar sei.

Da Sie der Ansicht waren, daß Deutschland auch nach einem eventuellen Aus­

scheiden Rußlands nicht mehr stark genug sein werde, um die vereinigten Westmfichte auf dem Schlachtfeld zum Frieden zu zwingen, so konnte eine Auflösung des Konflikts nur gedacht werden

1) durch eine auf diplomatischem Wege zu erreichende Spaltung der Entente oder

2) durch einen Erfolg des U-Bootkrieges so durchgreifender Art, daß England dadurch zum Nachgeben veranlaßt würde.

Ad 1) Auf diplomatischem Weg Fortschritte zu machen, ist bisher anscheinend nicht gelungen. Es ist zu bedauern, daß unsere Diplomatie nicht erreicht, aus so schwerwiegenden militärischen Erfolgen wie es Ihr neuerlicher Durchbruch in Galizien gewesen ist, ein politisches Resultat zu ziehen. Auch der psycholo­

gische Moment bezüglich Frankreichs, den Sie für möglich annahmen, sobald die englisch-französische Frühjahrsoffensive gescheitert sein würde, ist an­

scheinend ungenutzt von uns, jedenfalls aber ohne Resultat vorübergegangen.

Aus dem allen muß geschlossen werden, daß wir entweder nicht verstehen, milirärische Erfolge diplomatisch auszubeuten, oder daß der Einfluß Englands bei seinen Bundesgenossen stark genug ist, um sie trotz allem am Kampfe festzuhalten. In der Tat glaube ich, daß besonders nach dem Eingreifen von Amerika es infolge der darauf begründeten Hoffnungen der Entente sehr viel schwerer als früher sein wird, einen von Englands Verbündeten zu eliminieren.

Es wird dies um so schwerer sein, weil jetzt die großen Geldmittel Amerikas der Ententepolitik direkt zu Gute kommen.

Ad 2) Was den U-Bootkrieg angeht, so bezweifelt Herr Erzberger, Richthofen, Graf Bernstorff und eine ganze Anzahl sehr gut informierter Politiker, daß die von ihm erhoffte politische Wirkung in absehbarer Zeit eintreten wird. Diese Ansicht steht den Anschauungen der Marine diametral gegenüber. Für den Fernstehenden ist es unmöglich, zu beurteilen, welche von beiden Ansichten eigentlich die zutreffende sei. Allerdings hatte die Marine die definitive Wir­

kung des U-Bootkrieges schon nach einer Frist in Aussicht gestellt, die bereits abgelaufen ist.

Alle diese Erwägungen haben mich veranlaßt, einen in der Tat sehr ein­

leuchtenden Ausweg aus dem Weltkonflikt, den mir ein sehr intelligenter englischer Politiker vor dem Kriege bezeichnet hatte und dessen prinzipiellen Grundlagen durch den Krieg nicht verändert worden sind, nochmals zur Erwägung zu stellen. Ich habe darüber mit Herrn Erzberger und mit dem Geheimrat Witting gesprochen, die beide von dem Gedanken sehr eingenom­

men waren.

Ich lege sehr großen Wert darauf, daß Sie, sehr verehrter Herr Oberst, über die ganze Frage informiert sind, ganz ebenso wie auch der General Luden­

dorff darüber Bescheid wissen muß. Wie sich die Oberste Heeresleitung zu der ganzen Frage eventuell stellen würde, hängt von der definitiven Anschauung des General Ludendorff darüber ab. Ich erlaube mir daher Ihnen beifolgend einen Bericht mit Anlagen zuzustellen, den ich gleichzeitig durch die liebenswürdige Vermittlung Frau Ludendorffs dem General Ludendorff übersandt habe.

Mit herzlichem Gruße und mit angelegentlichsten Empfehlungen bin ich Ihr sehr ergebenster

[Arnold Rechberg]

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8. Aus Arnold Rechbergs Bericht fur Oberst Hoffmann vom 26. 4. 1917 *

England:

Es darf nie aus den Augen verloren werden, daß der Krieg von Seiten Englands gegen die deutsche Industrie geführt wird. Ein sehr hervorragender englischer Diplomat hat mir vor dem Kriege wörtlich gesagt: „Wenn es uns nicht gelingt die deutsche wirtschaftliche Expansion mit Waffengewalt anzu­

halten, gehen wir wirtschaftlich während des Friedens verloren. In vielen wich­

tigen Plätzen unserer Kolonien sind % des Wirtschafts-Umsatzes in deutschen Händen. Allerdings werden wir durch die Vernichtung des deutschen Wirt­

schaftslebens selbst schwer geschädigt. Wir werden ferner gar nicht einmal in der Lage sein, die deutsche Industrie durch unsere eigene Produktion zu er­

setzen, wenn sie vernichtet sein würde. Aber trotzdem ist die Alternative, daß wir beim Fortbestehen des Friedenszustandes in der Welt und im eigenen Hause erstickt werden, der für uns unerträglichere Fall.” Der betreffende Diplomat machte mich damals darauf aufmerksam, daß die einzige Möglichkeit, einen Weltkrieg zu vermeiden, bzw. ihn selbst nach Ausbruch noch beizulegen, die wäre, das englische Kapital in so großem Maßstabe an der deutschen Indu­

strie zu beteiligen, englische und deutsche Industrie-Werke in so großem Um­

fange mit einander zu fusionieren, daß England ein Interesse an der deutschen Industrie gewänne, anstatt sich von ihr bedroht zu sehen.

Der betreffende Diplomat sagte ferner, daß, wenn ein solch großzügiger Interessenausgleich überhaupt zu Stande zu bringen wäre, England den Deut­

schen die völlige Gleichberechtigung in den englischen Kolonien zugestehen könnte. Gerade weil England nicht in der Lage sei, die Produktion der deut­

schen Industrie selbst hervorzubringen, sei es für England von denkbar größtem Interesse, an dieser Industrie beteiligt zu sein, denn erst dadurch könne Eng­

land sowohl finanziell, als in Bezug auf die Rohprodukte, als in Bezug auf die Industrie gewissermaßen in Interessengemeinschaft mit Deutschland Amerika gegenüber sich behaupten und die übrige Welt beherrschen.

Es scheint außerordentlich fraglich, ob bei der augenblicklichen psychi­

schen Orientierung der deutschen Nation derartige Gedankengänge überhaupt noch erwogen werden können. Es hat zudem den Anschein, daß das englische Kapital im Begriff steht die Vereinigung mit einer mächtigen Industrie, die es auf deutscher Seite nicht finden konnte, mit den Vereinigten Staaten von Amerika anzustreben. Jedenfalls aber wäre es dann leichter, solchen Erwä­

gungen nahe zu treten, wenn es Deutschland vorher gelungen wäre, aus Mittel­

europa j Rußland, Italien und Frankreich ein Wirtschaftsgebiet zu schaffen, dessen weder England noch die Vereinigten Staaten auf die Dauer entbehren

können. Bei der Eigenart der Engländer, Politik ohne Liebe und ohne Haß, sondern nur auf Grund kalter Erwägung zu machen, halte ich es auch heute für nicht unmöglich, daß England seinerseits auf eine derartige Politik selbst dann eingehen würde, wenn Deutschland mit seiner noch ungebrochenen Industrie allein diesbezügliche Verhandlungen anbahnte.

Wenn die deutsche Industrie bei einem derartigen Arrangement zunächst an England starke Kapitalsbeteiligungen abgebe, so werde sie andererseits durch die mit diesem Arrangement verbundenen wirtschaftlichen Vorteile so sehr wachsen, daß nach kurzer Zeit wieder ebenso viel deutsches Kapital in ihr arbeiten werde, wie vor einer solchen Fusion. Es sei in der Tat eine Erfahrung des industriellen Lebens, daß etwa bei der Interessengemeinschaft zweier mäch­

tiger Werke jedes einzelne stärker werde, als es vorher gewesen sei.

•) vgl. Nr. 7

9. Arnold Rechbergan Generalmajor Hoffmann

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