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Arnold Bechbcrg an General Ludendorff

In document SLÆGTSFORSKERNES BIBLIOTEK (Sider 192-195)

TEIL I Dokumente Nr. 1-38

22. Arnold Bechbcrg an General Ludendorff

mit Herrn Hitler gehen Wollen, dann werden Sie auf Gedeih und Verderb mit Ereignissen verbunden sein, die im allerbesten Falle dazu führen, daß E. E. als heimatloser Flüchtling in der Fremde irren. Ich habe nicht umsonst in Berlin von sehr gut unterrichteter Seite gehört, daß die letzte große Hoffnung der Sowjetregierung in Deutschland auf Herrn Hitler beruht, der ehrgeizig, un­

wissend und leidenschaftlich, wie er ist, das gegebene Objekt für bolschewisti­

sche Provokationen darstellt. Dazu kommt, daß ein Mann wie Hitler, ganz ab­

gesehen von seinem antisemitischen Charakter, den Großmächten, welche die Waffengewalt in Händen haben, in hohem Maße verdächtig ist. Ich habe das durch vorsichtiges Anfuhlen schon in Berlin bei den Eintente-Botschaften fest­

gestellt. Ich möchte daher E. E. ernstlich bitten, dem deutschen Volk das Un­

glück zu ersparen, das ich unausweichlich kommen sehe, wenn sich E. E. von Herrn Hitler ins Schlepptau nehmen lassen. Ich sehe das Unglück ebenso voraus, wie ich den Verlust des Krieges vorausgesehen habe.

Ich habe von sonst genau informierten Herren hier in München gehört, daß Herr Hitler E. Ë. gedroht hätte: Er, Herr Hitler, werde E. E. nur dann an seiner Regierung beteiligen, wenn E. Ë. von vornherein und durch Dick und Dünn mit ihm gegangen seien. Ein Hinter-den-Kulissen-Stehen wie beim Kapp- Putsch werde er nicht dulden. Ich kann diese Mitteilung nicht glauben und halte es für unmöglich, daß eine solche Drohung auf E. E. irgendwie eingewirkt haben könnte. Herr Hitler möchte sich natürlich den Aufstieg zur Macht da-i durch erleichtern, daß er E. E. an seinen Wagen spannt. E. E. aber können nach meiner Ansicht den Drohungen des Herrn Hitler mit Ruhe entgegensehen. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, daß Herr Hitler sich an der Macht halten könnte, wird ein so ehrgeiziger Demagoge, wie er es ist, E. E. nur dann dauernd heranziehen, wenn er entweder Ihres Degens sowieso bedarf, oder wenn er E. E.

außenpolitische Verbindungen für wichtig ansehen würde. Keinesfalls aber würde er das als Belohnung für E. E. Wohlverhalten den National-Sozialisten gegenüber tun.

Was mich aber gestern abend vor allen Dingen beunruhigt hat, war, daß ich zu Recht oder zu Unrecht den Eindruck hatte, E. E. sei der Empfang eines Vertreters der Vereinigten Staaten von Amerika weniger wichtig, wie die Politik des Herrn Hitler. Wenn die Großmächte einer Gruppe von politischen und wirt­

schaftlichen Narren überhaupt irgendwie Bedeutung beilegen, so geschieht das höchstens, weil sie befürchten, daß durch eine Aktion derartiger Leute der voll­

kommene Zusammenbruch Deutschlands herbeigeführt werde. Der Amerikaner wollte vielmehr mit E. E. über die allgemeine Lage sprechen, und ich hatte den Eindruck, daß es sehr zweifelhaft sei, ob E. E. überhaupt beabsichtigten ihn zu empfangen. Wenn E. Ë. einerseits mit dem amerikanischen Botschafter in Ver­

bindung stehen und andererseits dessen Militär-Attaché.nicht hätten empfangen

wollen, so würde das ein allen diplomatischen Gesetzen zuwiderlaufender Affront gewesen sein. E. E. haben mir gegenüber neulich selbst betont, wie un­

geheuer wichtig es sei, das Kapital von Vertrauen, welches E. E. bei der Entente allmählich erworben haben, sorgfültig zu hüten.

Ich bitte E. E. nicht zu vergessen, wie außerordentlich ungünstig Ihre Lage nach dem verlorenen Kriege gewesen ist. Jedes Volk sieht — auch wenn das ein ungeheures Unrecht sein mag — in dem Feldherrn, welcher das Unglück hatte, einen Krieg zu verlieren, immer den Schuldigen. Die Deutschen sind dazu besonders geneigt. E. E. hatten daher nach dem Kriege eigentlich gar keinen Rückhalt mehr im deutschen Volk. Auf der anderen Seite sah die Entente in E. E. einen immer noch gefährlichen Gegner, der mit allen Mitteln zu unterdrücken wäre.

Mit Geschick und Geduld ist es gelungen, zunächst die Stellung der Entente E. E. gegenüber vollkommen zu ändern. Durch Äußerungen staatsmän­

nischer Voraussicht und kluger Mäßigung, durch die Vorhersage der Entwick­

lung, wie sie nachher durch den Gang der Ereignisse bestätigt worden ist, haben E. E. langsam und sicher an Boden gewonnen. In dem gleichen Maße in dem E. E. aber durch unsere Arbeit an Ansehen bei den Entente-Regierungen ge­

wonnen haben, in dem gleichen Maße wuchs auch Ihre Autorität in dem von der Entente leider derzeit abhängigen deutschen Volk. Wir sind auf beiden Seiten schrittweise vorwärts gekommen und jetzt soweit, daß heute E. E. tat­

sächlich wieder zum Führer des deutschen Volkes werden können. Das Vertrauen der Entente zu E. E. kann aber durch eine einzige unbedachte Handlung zerstört werden. Wenn E. E. gar Ihren Namen öffentlich oder nicht­

öffentlich mit der Politik des Herrn Hitler identisch machen, dann ist das er­

worbene Vertrauen in E. E. staatsmännische Eigenschaften bei der Entente jedenfalls sofort und endgültig dahin.

Ich selbst aber wäre, wenn E. E. mit Herrn Hitler gehen wollen, unter allen Umständen gezwungen, mich politisch sofort von E. E. zu trennen. Wenn E. E. das erworbene Kapital an politischem Vertrauen auch für sich zerstören können, so darf ich das meinige jedenfalls unter gar keinen Umständen aufs Spiel setzen. Ich bin überzeugt, daß in meiner Politik die letzte noch gegebene Rettungs-Möglichkeit für Deutschland liegt. Mein Weg aber ist ohne das Ver-s trauen in die Offenheit und Unangreifbarkeit meiner Absichten nicht gangbar.

Ich habe gewissermaßen für E. E. politisch mitgarantiert, und diese Garantie wird hinfällig, sobald E. E. Wege einschlagen, welche ich für gefährlich und für den Interessen des deutschen Volkes zuwiderlaufend halte.

Wenn ich zu schwarz sehe, so bitte ich B. E., das meiner Sorge um das deutsche Volk und um EL E. selbst zugute halten zu wollen. Es ist selbstvier- 1H

stândlich, daß bei gemeinschaftlicher vaterländischer Arbeit Meinungs-Ver­

schiedenheiten nicht zu vermeiden sind. Ich habe wiederholt E. E. Wünschen nachgegeben, auch wenn ich sie nicht für opportun hielt. Es gibt aber Fragen grundsätzlicher Natur, in denen die volle Übereinstimmung unerläßlich ist.

E. E. haben in Ihrem gestrigen Briefe an mich betont, daß die Treue gegen­

seitig sein müsse. Ich bitte E. E. an meiner Treue nicht zu zweifeln. Ich ver­

stehe unter Treue aber, daß ich E. E. dann warne, wenn ich Sie damit vor Schaden bewahren will. Auch Bismarck war Kaiser Wilhelm I. treu und hat doch zuweilen, wenn es um das Wohl und Wehe des deutschen Volkes ging — so wie beim Friedensschluß im Jahre 1866 — seinem von ihm so geliebten König entschlossen die Wahrheit gesagt. Außerdem bitte ich E. E. meine Besorgnisse damit zu entschuldigen, daß eine gewaltige Spannung in der Luft liegt und daß der Augenblick herannaht, in dem sich das Schicksal Deutschlands und Europas zum Guten oder zum Unglück wenden wird.

Mit vielen Empfehlungen bin ich E. E. aufrichtig und treu ergebener gez. Arnold Rechberg

23. Arnold Rechberg an GeneralLadendorff

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