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General Ludendorff an Arnold Rechberg

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TEIL I Dokumente Nr. 1-38

21. General Ludendorff an Arnold Rechberg

München, 29. Oktober [1922]

Heilmannstr. 3 Sehr geehrter Herr Rechberg!

Ihr Brief vom 23. hat mich lebhaft beschäftigt und tut es noch. Besten Dank für die Anlagen. Mein Buch „Kriegführung und Politik” ist nun einmal geschrieben. Mit dieser Tatsache muß ich mich abfinden. Ob ich es heute drucken lassen würde, ist eine Sache für sich. Geschehen ist nun einmal ge­

schehen. Allerdings ging ich von der Ansicht aus, daß die Juden so oder so gegen mich sein würden. Ich begrüße es, daß Geheimrat Witting sich mit der Sache befaßt, glaube nur, daß auch er zu den Herren gehört, die da meinen, ich habe der Judenheit den Fehdehandschuh hingeworfen. Ich nahm ihn auf, nun das nun einmal meine Eigenart ist, ob sie glücklich ist, lasse ich dahin­

gestellt. M. E. ist die Tatsache, daß die Judenheit in der Presse den Kampf gegen mich aufgenommen hat, und ich antwortete, von Wichtigkeit. In meinen Kriegserinnerungen habe ich über die Juden kaum ein Wort gesagt. Damals Winter 1918/19 dachte ich noch gleichgültiger. Erst in der Folge, als die An­

griffe auf mich anhielten und die Juden [in mir] für mich klar erkennbar ihren

Gegner sahen, änderte ich meine Stellung. Das ist insofern von Bedeutung, als nach meinem Rechtsbewußtsein es nur bei der Judenheit sein müßte, ein gutes Wort für mich zu haben, statt dessen stellen sie es so dar, als ob ich sie an­

gegriffen hätte und pater peccavi sagen müßte. Ich kann das von den Juden nicht erwarten, andererseits muß ich mir aber auch jedes Wort über sie sehr stark überlegen. Bis jetzt habe ich überhaupt kein Wort mehr geäußert, auch nicht gegen die Juden, und werde es auch nicht tun, es sei denn, daß mein Prozeß mich dazu zwingen würde. So lange diese Frage nicht erledigt ist, ist jeder Schritt undankbar. Immerhin hoffe ich, daß der Richter sich auf den Standpunkt stellen wird, eine Beleidigung käme garnicht in Frage, und lehnt die Klage ab.

Neulich in Berlin war ein alter Bekannter bei mir, der viel mit Juden zu tun hat. Er fing auch aus dem Buch an. Ich machte ihm Darlegungen, wie die vorstehenden. Er meinte, er würde sie seinen jüdischen Bekannten mitteilen und glaube, damit Eindruck zu machen. Ich erwähne das, weil dieser Weg auch anderwärts beschritten werden könnte.

Ebenso wie mich [Sir Alfred] Mond besucht hat, könnte ich ja auch diesen oder jenen Juden sehen. Eine Erklärung, wie Sie sie vorschlagen, will mir nicht recht in den Sinn. Die deutschvölkischen Kreise sind zu empfindlich, und um sie lenken zu können, darf man ihnen nicht das Vertrauen nehmen. Darin halte ich aber auch die Haltung der Deutschnationalen Partei und vieler jüdischen Kreise für eminent kurzsichtig. Indem sie die völkische Bewegung aus ihrem Bereich lassen, stoßen sie sie ins radikale Fahrwasser. Ich sehe das nicht ohne Beden­

ken. Auch diese Erwägung legt mir Beschränkung auf. Die ist m. E. voll zu würdigen. Auch die Juden sollen nicht so empfindlich sein, sondern sich klar darüber werden, daß die völkische Bewegung nicht zu unterdrücken ist, es sei denn allein durch die Bolschewisierung Deutschlands. Sonst bleibt sie bestehen und beißt sich durch. Eine Unterdrückung wird sich genau so rächen, wie die Unterdrückung der Sozialdemokratie. Es kann die Zeit kommen, daß die Juden­

heit zufrieden sein wird, wenn ich auf die völkische Bewegung Einfluß nehme.

Diesen Einfluß sollte sie nicht schwächen wollen. In ihrer Empfindlichkeit wird die Judenheit kurzsichtig.

M. E. ist Waffenstillstand die Parole. Diesen wird die Judenheit nur ein­

gehen, und das verstehe ich durchaus, wenn sie mich braucht. Ob sie so denkt, vermag ich nicht zu übersehen. Denkt sie es, dann hat sie an dem Waffenstill­

stand zum mindesten das gleiche Interesse als ich, nicht für meine Person, sonden) im vaterländischen Sinne.

Sehr interessiert hat mich der Vorschlag der Broschüre. Zwar halte ich ebenfalls den Zeitpunkt für verfrüht. Die Stimmen aus Frankreich sind doch nur sehr spärliche. Ich meine, ich darf mich nicht wieder anbieten, das ist oft 190

genug geschehen« Ganz anders liegt die Frage, wenn wir positive Erfolge aufzu­

weisen haben, die das ganze Volk erkennt, dann wurden auch meine völki­

schen Freunde solche Broschüre verstehen. Vorläufig könnte ich kaum etwas anderes sagen, als ich schon getan oder Sie in Ihrer vortrefflichen Arbeit. Auch hier scheint mir Zuruckhaltung das richtige zu sein.

Ich wurde mich besonders freuen, wenn Sie und Geheimrat Witting diese Argumente zum mindesten gelten ließen. Im übrigen kann ich das begründete Gefühl haben, daß in vielen und zwar den entscheidenden Kreisen unserer Gegner der Wunsch nach einem stark bürgerlichen Deutschland besteht, doch wird der als aussichtslos angesehen, da Industrie und Banken die sozialistische Regierung stützen. Selbstverständlich ist hier auch ein bürgerliches Deutschland

— nicht ein Deutschland gegen die Arbeiter, wohl aber ein Deutschland der Produktivität der Arbeit und des Kampfes gegen Terror der radikalen Sozial­

demokratie des Bolschewismus.

Ihre Sorgen wegen Hitler mögen vielleicht nicht ganz unbegründet sein, doch Sie wissen selbst, daß in kurzem andere Leute dirigieren und mein Ein-i fluß gleich null ist, zumal die Bayern allein Deutschland retten wollen. Sie kennen nach dieser Richtung die Verhältnisse ebenso gut als ich.

Hoffentlich werden Sie alles entziffern können. Ihrem Fräulein Schwester und Ihnen meinen Gruß, Ihr sehr ergebener

Ludendorff

25./10. Mir fällt eben noch mein Gespräch mit Mond über die Juden ein. Als ich ihn fragte, ob er die Stellung der Juden in Deutschland gegen mich kenne, bejahte er, und dann, ob er über meine Stellungnahme erstaunt sei, sagte er, er habe den deutschen Juden immer gesagt, ihr Fehler sei, daß sie nicht national (im deutschen Sinne) wären. Er hat damit den Schlüssel zu meiner Stellung­

nahme richtig erkannt und sie verständlich gefunden. Daß ich nicht die Juden­

heit in Bausch und Bogen verdammt habe, geht aus dem Satz hervor, daß ich anerkannt habe, daß Juden für Deutschland geblutet haben. Aber sagt man gegen einen Juden etwas, dann fallen alle über einen her. Auch die ganze national deutsche Judenbewegung ist doch nur zu erklären, daß es etwas Faules gab. Vielleicht sprechen Sie darüber auch mit Geheimrat Witting, weil mir daran liegt, daß er klar sieht.

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