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Arnold Rechberg an General Ludendorff

In document SLÆGTSFORSKERNES BIBLIOTEK (Sider 184-187)

TEIL I Dokumente Nr. 1-38

18. Arnold Rechberg an General Ludendorff

(Durchschlag)

z. Zt. München, 4. Oktober 1921 Hotel Vier Jahreszeiten

Euer Exzellenz I

Meine Verhandlungen mit der römischen Kirche sind inzwischen recht befriedigend vorwärts gegangen. Ich hatte zwei ausführliche Aussprachen mit dem in Rom sehr einflußreichen Pater Rupertus Jud. Der Pater Rupertus Jud ist der nahe Freund des früheren Nuntius Kardinal Frühwirt, auf dessen Meinung wiederum der Papst ganz besonderes Gewicht legt. Ebenso hatte ich gestern abend eine sehr lange Unterhaltung mit dem Jesuiten-Pater Bernhard Duhr, welcher der Münchener Vertreter des Jesuiten-Generals ist. Aus allen diesen Unterhaltungen habe ich den Eindruck gewonnen, daß die römische 184

Kirche und besonders die Jesuiten zwar den Wunsch haben, den seinem Charakter nach anti-christlichen Bolschewismus gestürzt zu sehen, daß sie aber andererseits den Bismarckschen Kultur-Kampf noch immer nicht vergessen können. Sowohl E. E. politische Gegner in Deutschland als ganz besonders die Sowjetregierung haben ganz augenscheinlich auf die römische Kurie mit der Argumentation eingewirkt, daß ein Wiederaufstieg Deutschlands unter E. E.

Führung die Wiederherstellung des Bismarckschen Reiches mit anti-katholi­

scher Tendenz bedeuten wurde. Sie haben versucht, den anti-katholischen Charakter eines so wiederhergestellten Deutschland durch die Beziehungen E. E.

zu dem Pfarrer Traub zu beweisen. Der Pfarrer Traub gilt augenscheinlich als ausgesprochen anti-katholisch, und man befürchtet, daß der Pfarrer Traub einen Einfluß auf E. E. ausüben könnte, wenn E. E. noch einmal die Macht in die Hand bekommen würden. Es kann nach meinem Eindruck nicht bezweifelt werden, daß eigentlich ganz hauptsächlich die Anwesenheit des Pfarrers Traub in München und seine Beziehungen zu E. E. die römische Kirche gegen die Verbindung zwischen Kahr-Poehner und E. E. eingenommen haben. Das hat aber schließlich sehr wesentlich zum Sturz der Regierung Kahr durch die natur­

gemäß von der Kurie beeinflußte, katholische, bayerische Volks-Partei geführt und damit zur Zertrümmerung des vielleicht letzten Ansatzes zu einer tatsäch­

lichen Reorganisation des deutschen Volkes.

Es ist leider nicht zu bestreiten, daß die deutsche protestantische Kirche mit dem Sturz des sie beschirmenden preußischen Königtums vollkommen machtlos geworden ist und zwar umso mehr, als die protestantische Kirche schon von jeher sehr viel weniger Einwirkung auf die Geister hatte als der römisch-katholische Klerus. Die deutsche protestantische Kirche kann daher beim besten Willen kaum etwas zu einem Wiederaufstieg Deutschlands beitra­

gen. Sie hat außerdem im Gegensatz zum römisch-katholischen Klerus keinerlei internationales Ansehen oder gar irgend welche über die Grenzen Deutschlands hinausreichenden Verbindungen. Gerade der Zusammenbruch der Regierung Kahr hat aber in mir die Überzeugung gefestigt, daß ein Wiederaufstieg Deutschlands nicht mehr von dem in Parteien gespaltenen deutschen Volk selbst erreicht werden kann, sondern nur im Rahmen einer außenpolitischen Wand­

lung denkbar ist.

Der einzige Trumpf Deutschlands ist der, daß die Westmächte früher oder später der industriellen Leistung des deutschen Volkes und vor allen Dingen des Degens E. E. bedürfen werden, um die russische Frage zu lösen. Sie werden dabei gezwungen sein, selbst die politische Konsolidierung Deutschlands durch­

zusetzen. Gehemmt wird aber diese für Deutschland so günstige Entwicklung, wenn E. E. im Innern Deutschlands soviele Widerstände entgegenstehen, daß es den Westmächten erschwert wird, E. E. die Führung Deutschlands zuzuschieben.

Dazu kommt, daß bei dem Einfluß des Zentrums in Deutschland ein Wieder­

aufstieg des deutschen Volkes gegen den Willen der Kurie schwer erreichbar sein wird. Wenn es dagegen gelingt, E. E. in Übereinstimmung mit der römi­

schen Kurie zu bringen, so fallen damit einmal die Widerstände, welche die Kurie in Frankreich und schließlich auch in England einer nach E. E. orien­

tierten Politik entgegenstellen könnte, und zweitens würden damit dem deut­

schen Zentrum wesentliche Gründe seiner derzeitigen Links-Orientierung genommen. Ich halte es daher für ganz außerordentlich wichtig, denkbar gute Beziehungen zwischen E. E. und der römischen Kirche herzustellen, selbstver­

ständlich ohne daß E. E. deswegen irgend wie auch nur im Entferntesten gegen die protestantische Kirche Stellung zu nehmen brauchten.

Ich habe daher gegenüber den Vertretern der römischen Kirche folgenden Gedankengang entwickelt : Die wirklich große Frage der Gegenwart, der gegen­

über selbst der Weltkrieg an Bedeutung zurücktrete, sei der Kampf zwischen dem Bolschewismus und der Zivilisation. Dieser Kampf entwickele sich fast selbsttätig. Siege der Bolschewismus, dann werde mit der europäischen Zivili­

sation auch die römische Kirche ebenso verloren sein, wie die griechisch-katho­

lische Kirche in Rußland vom Bolschewismus vernichtet wurde. Wenn die römische Kirche in diesen Kampf frühzeitig und offenbar fördernd eingreife, werde sie mit dem Siege der Zivilisation über den Bolschewismus außerordent­

lich an Autorität gewinnen und ganz besonders in dem befreiten russischen Volke großes Ansehen erwerben. Das sei aber umso bedeutungsvoller, als die griechisch-katholische Kirche in Rußland dadurch eine unwiederbringliche Ein­

buße an Vertrauen erlitten habe, weil sie dem Bolschewismus fast widerstands­

los erlegen ist. Zu einem erfolgreichen Kampf gegen den Bolschewismus seien aber E. E. und die militärischen deutschen Führer unentbehrlich, welche be­

wiesen haben, daß sie die weiten russischen Operationsräume zu meistem ver­

stehen. Die Kirche handle daher in ihrem eigenen Interesse, wenn sie E. E.

stütze. Das sei nach meiner Ansicht für die Kirche auch umso unbedenklicher, als ich überzeugt sei, daß E. E. sowohl der protestantischen als der katholischen Kirche völlig unparteiisch gegenüberständen. Ich persönlich glaubte nicht, daß kirchliche Sonder-Interessen E. E. irgendwie beeinflussen könnten, wenn es sich um das Heil des ganzen deutschen Volkes — also der Protestanten und der Katholiken — und darüber hinaus um die Zukunft Europas handle. Eine Wiederkehr des Kulturkampfes hielte ich daher nach einer Wiederaufrichtung Deutschlands unter E. E. Führung für ganz ausgeschlossen, und zwar umso mehr, als unsere Epoche an sich kirchlich sehr viel duldsamer sei, als es die Zeit Bismarcks gewesen ist. Auf der anderen Seite habe ich geltend gemacht, daß die Völker ein Beiseitestehen der römischen Kirche im Kampf gegen den Bolschewismus umso weniger begreifen würden, als der Bolschewismus der un­

versöhnliche und furchtbare Gegner des Christentums in jeder Form ist.

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Ich habe den Eindruck, daß es mir gelungen ist, sehr erheblich auf die katholischen Geistlichen, mit denen ich gesprochen habe, zu unsern Gunsten einzuwirken, und daß deren Berichte nach Rom dementsprechend abgefaßt sein werden. Wichtig ist, daß E. E. diese meine Politik Ihrerseits unterstützen, und ich halte es geradezu für eine vaterländische Pflicht E. E., der römischen Kurie die Befürchtung zu nehmen, daß E. E. als ein preußisch gefärbter Deutscher dereinst zu einem zweiten Bismarck gegenüber der römischen Kurie werden könnten. Wenn außerdem die römische Kurie tatsächlich erheblich zum Wie­

deraufstieg des deutschen Volkes beiträgt, so wäre es ungerecht, ihr gegenüber auch später nicht völlig unparteiisch zu bleiben.

E. E. sind in den Anschauungen des alt-preußischen Offiziers-Korps auf­

gewachsen, die E. E. ebenso lieb und teuer sind, wie mir. Das Schicksal hat E. E. aber eine Rolle zugewiesen, welche über den beschränkten Rahmen preu­

ßischer Offiziers-Anschauungen weit hinausreicht und die vielleicht in Zukunft noch sehr viel gewaltiger sein wird, als sie es im Weltkrieg gewesen ist. Ich möchte daher E. E. darum bitten, in jedem Fall den katholischen Gefal­

lenen die Ehre zu erweisen, daß Deutschlands größter Feldherr die Feier zur Erinnerung dieser Gefallenen nicht vorübergehen läßt, ohne ihr beizuwohnen.

E. E. müssen über kleinliche Reibereien des täglichen politischen Lebens — mögen sie auf partei-politischem oder auf kirchlichem Gebiet liegen — weit erhaben sein.

Mit vielen Empfehlungen bin ich E. E. stets aufrichtig ergebener [Arnold Rechberg]

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