IV. Der Archivar und seine Aufgaben
30. Sicherungs- und Ersatzverfilmung
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Wien 31982; W. Wächter, Buchrestaurierung. Das Grundwissen des Buch- und Papierrestaurators, Leipzig 21983; M. L. Ritzenthaler, Archives and manuscript conservation, A manual on physical care and management, Chicago 21983; F. Flieder, M. Duchein, Livres et docu
ments d’archives: sauvegarde et conservation (Unesco: Cahiers techni
ques, musées et monuments 6), 1983; Preservation of historical records, Washington 1986.
Zur laufenden Unterrichtung über neue Methoden und Erfahrungen vgl.
die Fachzeitschriften: Bolletino dell’Istituto di Patologia del Libro, Jg. 1-44, Rom 1939-90; Mitteilungen der IADA (Internat. Arbeitsge
meinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Graphik-Restauratoren), Bd.
1-5, 1957-75, fortgeführt in der Zeitschrift Maltechnik/Restauro, Jg. 82, 1976ff., ab Jg. 94, 1988: Restauro. Zs. f. Kunsttechniken, Restaurierung und Museumsfragen. Mitt, der IADA; Restaurator, Internat. Journal for the preservation of library and archive material, Bd. 1-13, 1969-91 (dazu 3 Sonderbände); Bulletin Committee on Conservation and Restoration (ICA/CCR)/Committee on Archival Reprography (ICA/CRA) Nr. 1-3, Madrid 1982/83-86. Vgl. dazu die Berichterstattung über nationale und internationale Restauratorentagungen: 1. Internationaler Restauratoren
tag, Freiburg 1968; 2. Internationaler Graphischer Restauratorentag 1971.
Tagungsbericht, Wien 1972; B. Poschmann, Massenrestaurierung. Pro
tokoll einer Arbeitstagung im Staatsarchiv Bückeburg (Veröff. d. Nieder- sächs. Archiwerw. 30), 1971; Archivtechnische Woche München 1972, in:
ArchZs 70, 1974, S. 61-102; Gesicherte und umstrittene Methoden der Archivalienrestaurierung. Ein Tagungszyklus der niedersächs. Archivver
waltung, in: Archivar 28, 1975, Sp. 163-74; 29, 1976, Sp. 283-98; 30, 1977, Sp. 407-16; 31, 1978, Sp. 487-96; 34, 1981, Sp. 249-52. Für die einschlägigen Fachbegriffe vgl. Glossary of archival and library conser
vation terms (English/Spanish/German/Italian/French/Russian), hrsg.
C. Crespo Nogueira (ICA Handbooks 4), 1988.
Sicherungs- und Ersatzverfilmung 97 dieser Programme neue Mikrofilmstellen und Fotowerkstätten einge
richtet. Im Bundesarchiv und in den Staatsarchiven der einzelnen deutschen Bundesländer sind schon jetzt große Teile der Kernbestände auf Mikrofilm auf genommen. Außerhalb des staatlichen Bereichs vollzieht sich die von verschiedenen kirchlichen Archiven betriebene Verfilmung der in den Pfarrämtern verwahrten Kirchenbücher. Für Kirchenbücher, Personenstandsregister und sonstige Personalunter
lagen läuft darüber hinaus ein weltweites Verfilmungsprogramm der von der mormonischen Kirche getragenen Genealogischen Gesellschaft (Genealogical Society) in Salt Lake City/Utah, die das Filmmaterial anschließend mit Computer-Hilfe auf arbeiten läßt.
Einen Beitrag zur Sicherung gefährdeten Archivguts leistet die Verfilmung auch dann, wenn für die Benutzung besonders häufig ge
fragter, bereits geschädigter oder auch vom Format her schwer hantier
barer Bestände Mikrofilmkopien oder Mikrofiches zur Verfügung ge
stellt werden, so daß die Einsichtnahme in die Originaldokumente auf begründete Ausnahmefälle begrenzt wird. Hier hat sich vor allem der leicht zu handhabende Mikrofiche bewährt, so daß verschiedene deut
sche Archive in jüngster Zeit mit der systematischen Umsetzung der bereits vorhandenen Sicherungsfilme auf Mikrofiche begonnen haben.
In den meisten Archiven stehen mit entsprechenden Lesegeräten aus
gestattete Spezialleseräume oder -kabinen zur Verfügung, wobei die gebotene Möglichkeit, durch Lese-Rückvergrößerungsgeräte kosten
günstige Kopien zu ziehen, zugleich die mit den üblichen Schnell
kopierverfahren drohenden Schädigungen unterbindet.
Von der Sicherungsverfilmung zu scheiden ist die sogenannte Er
satzverfilmung, die unter anderem auch da eingesetzt werden kann, wo stark moderbeschädigte oder wegen minderwertigen Papiers nicht erhaltungsfähige Akten aus Kostenrücksichten nicht restauriert wer
den können. Bei der Ersatzverfilmung ersetzt der Mikrofilm die be
wußt vernichtete Originalüberlieferung. Überlegungen, eine derartige Ersatz Verfilmung in größerem Umfang zur Lösung oder Erleichterung des archivischen Massenproblems, insbesondere der Raumfrage, ein
zusetzen, sind von den Archivaren bisher stets zurückgewiesen wor
den. Für nur befristet zu verwahrendes Schriftgut, vor allem in der Wirtschaft, bei Industriefirmen und Banken, wird von der rechtlich zulässigen Verwahrung von Mikrofilm bei gleichzeitiger Vernichtung des raumaufwendigeren Akten- und Beleggutes vielfach Gebrauch ge
macht. Bei den zur Daueraufbewahrung bestimmten Archivbeständen sprechen zunächst geringerer Aussage- und Beweiswert, leichtere Ma
nipulierbarkeit und kompliziertere Benutzung gegen die
Ersatzver-filmung, wobei der zuletzt genannte Punkt durch Verknüpfung der Mikrofilmtechnik mit elektronischen Retrieval-Systemen in gewissem Umfang auszugleichen wären. Stärker fallen die Ergebnisse von Ver
gleichsberechnungen ins Gewicht, wonach bei Einbeziehung aller Ko
sten der Aufbereitung, Verfilmung, Filmlagerung und -konservierung vorerst für normales Aktenschriftgut die herkömmliche Lagerung in neu zu errichtenden Außendepots kostengünstiger ist als die Verfil
mung. Das besagt selbstverständlich nichts gegen Wert und Notwen
digkeit der Sicherungsverfilmung wie auch der Ergänzungsverfilmung von interessierenden Beständen in fremden Archiven oder anderen Verwahrungsstellen. Moderne Archivarbeit ist ohne die vielfältigen Möglichkeiten der Reprotechnik nicht mehr vorstellbar.
Für die Mikrofilmtechnik und ihren Einsatz im Archivbereich all
gemein vgl. A. Leisinger, Microphotography for archives, Washington 1968 (auch span.); M.J. Gunn, A manual of document microphotogra
phy, London 1985; L. Körmendyu. a., Manual of archival reprography (ICA Handbooks 5), 1989; H. M. Maurer, Erfahrungen bei der Archiva
lienverfilmung, in: Archivar 19, 1966, Sp. 279-88; E. Widmoser, Der Mikrofilm im Archiv, in: Scrinium 9, 1973, S. 13-19. Dazu die Tagungs
berichte: Phototechnische Tagung München 1971, in: Archivar 24, 1971, Sp. 363-76; Politiques du microfilm (Actes de la 21e Conference internat, de la Table Ronde des Archives), Paris 1983 (engl. Fassung der Berichte in: Bulletin ICA/CCR/CRA Nr. 1, 1982/83, S. 45-86). - Das vom Mikrofilm-Ausschuß des Internationalen Archivrats (jetzt: Committee on Reprography) hrsg. Bulletin ICA/Microfilm Committee, Nr. 1-9, 1972-81, wurde ab 1982 durch das bereits zitierte Bulletin Committee on Conservation and Restoration (ICA/CCR)/Committee on Archival Reprography (ICA/CRA) fortgeführt.
Zur Frage der Sicherungsverfilmung vgl. u. a. W. Kohte, Die Sicherungsverfilmung als archivarische Aufgabe, in: Archivar 15, 1962, Sp. 89-98; J. Hemmerle, 10 Jahre SicherungsVerfilmung. Rückblick, Er
gebnisse, Aufgaben, ebd. 24, 1971, Sp. 357-64; Ders., Die Sicherungs
verfilmung in Bayern, in: Mitt. f. d. Archivpflege in Bayern, Sonderheft 8 (Festgabe Zittel) 1972, S. 156-66; H. Bannasch, G. Usarski, D. Hof- maier, Kulturgutschutz durch Sicherungsverfilmung. Zum Stand der Ar
chivalienverfilmung in der Bundesrepublik im Rahmen der Schutzbestim
mungen der Haager Konvention, in: Archivar 37, 1984, Sp. 179-88.
Zu den archivischen Aspekten der Ersatzverfilmung: H. Richte ring, Die Ersatzverfilmung des Schriftgutes der Registraturen und die Archive. Bericht über die 7. Landesfachbesprechung über Fragen des Archivwesens in Nordrhein-Westfalen in: Archivar 24, 1971, Sp. 245-56;
O. Dascher, K. van Eyll, Die Ersatzverfilmung bei Schriftgut der
Wirt-Ergänzungsdokumentation 99 schäft, Möglichkeiten und Grenzen, ebd. Sp. 255-62; R. Vogelsang, Probleme der Ersatzverfilmung aus der Sicht des Kommunalarchivs, ebd.
28, 1975, Sp. 301-08; H. Weber, Rechtsfragen und Wirtschaftlichkeits
überlegungen beim Mikrofilmeinsatz, ebd. 41,1988, Sp. 85-99; vgl. auch A. Schlegel, Ersatzverfilmung von Schriftgut, in: ArchMitt 26, 1976, S. 226-28; J. Bohn, Zu Problemen der Ersatzverfilmung ausgewählter Schriftgutarten, ebd. 30,1980, S. 59-63; dazu die offiziellen Hinweise für die Mikroverfilmung von Behördenschriftgut, hrsg. Bundesrechnungs
hof, 1981.