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Archivische Sammlungen

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III. Das Archivgut

23. Archivische Sammlungen

Über den Bereich der im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeit anfal­

lenden oder erworbenen Archivgutbestände hinaus unterhalten die meisten Archive - wenn auch in unterschiedlichem Umfang - Samm­

lungen zur Erschließung und Ergänzung ihres Archivguts. Als Hilfs­

mittel zur Bestimmung und Datierung von Schriftstücken dienen Sammlungen von Handschriftenproben und Papierzeichen, die zu einem Teil aus an sich wertlosen Einzelschriftstücken und Leer­

seiten mit bestimmbaren Wasserzeichen, häufiger aus Nachzeichnun­

gen und Kopien zusammengestellt werden. Auch Au to graph en- Sammlungen können in diesem Zusammenhang gesehen werden, kommen aber auch der Ausstellungsarbeit zugute. Die in einigen Fällen sehr umfangreichen Siegelsammlungen enthalten teilweise abgefallene, aus dem Zusammenhang gerissene Originalsiegel, die ge­

legentlich den Zerfall zugehöriger Urkunden überdauert haben, vor allem aber Abgüsse, nachgefertigte Abdrucke oder auch Abbildungen.

Sind Siegelabgußsammlungen in gewissem Maße ebenfalls Erschlie­

ßungshilfsmittel, so dienen sie doch zugleich auch der systematischen Erfassung und Vervollständigung der Siegelbestände für eine be­

stimmte Region oder einen bestimmten Themenkreis (z. B. die Schiffs­

siegel in der großen Sammlung des Stadtarchivs Lübeck). Die Samm­

lung verzahnt sich vielfach mit der Fertigung von Spezialinventaren, die dem besonderen Quellenwert vor allem der mittelalterlichen Siegel für Rechts-, Sozial-, Kunst- und Kulturgeschichte Rechnung tragen.

Eine archivübergreifende Inventarisierung der Siegelbestände auf EDV-Basis ist in Vorbereitung.

Die bestandsergänzenden Sammlungen werden zumeist unter dem nicht ganz glücklichen Begriff der zeitgeschichtlichen Samm­

lung zusammengefaßt. Ziel derartiger Sammlungen ist die ergänzende Bereitstellung von Dokumentationsgut für Bereiche, die im üblichen Archivgut nicht oder nicht ausreichend dokumentiert sind. Hierher rechnen in gewissem Umfang die Bildersammlung sowie die Samm­

lungen von Plakaten, von Flugblättern und sonstigen Einzel­

drucksachen aus der Arbeit von Parteien, Verbänden und Vereinen, aber auch aus dem Bereich der Wirtschaft. Weiterhin gehört dazu die Zusammenstellung von Pressedokumentationen, gleich ob sie in der Form der Presseausschnittsammlung oder durch Sammlung und in­

dizierende Erschließung von Zeitungsbeständen geschieht. Vor allem in kommunalen Archiven finden sich häufig orts- und personenge­

schichtliche Sammlungen, in denen zu einzelnen Örtlichkeiten, Perso­

nen und Geschehnissen Bilder, Presseausschnitte und sonstiges Druck­

sachenmaterial miteinander verbunden werden, um rasch greifbares Informationsmaterial für Anfragen von öffentlicher und privater Seite zu gewinnen. Die hier mitwirkende Rolle des Archivs als historisch­

politisches Informations- und Dokumentationszentrum ist in anderen Ländern auch bei den Staatsarchiven stärker ausgeprägt als in Deutsch­

land, etwa bei den Centres de documentation der französischen Depar­

tementsarchive oder in einer Reihe englischer Grafschaftsarchive.

Grundstock derartiger archivischer Sammlungen sind häufig von privater und behördlicher Seite angelegte Sammlungen, die von den Archiven übernommen und fortgeführt werden. Originalmaterial, das zum Teil aus den Aktenbeständen stammt, kann dabei durchaus durch Reproduktionen ergänzt werden. Daß gezielt ansetzende Sammlungs­

dokumentation schon in relativ kurzer Zeit zu eindrucksvollen Ergeb­

nissen führen kann, zeigen die Plakatsammlungen des Bundesarchivs, die heute mit Einschluß der Materialien des 19. Jahrhunderts in der Au­

ßenstelle Frankfurt und der Repros aus privaten Sammlungen rund 20000 Stücke umfassen. Im Staatsarchiv Bremen oder im Stadtarchiv München, die ihre Sammlungen nicht auf den staatlich-politischen Be­

reich beschränken, wachsen die Bestände naturgemäß noch rascher an.

Geringeren Raum erfordern die in manchen Archiven verwahrten Spe­

zialsammlungen von Lebensmittelkarten, Geldscheinen (Not­

geld) oder Wertpapieren, um nur einige Beispiele zu nennen. In Ausnahmefällen werden auch Münzsammlungen von den Archiven betreut. Hier wie bei anderen Sammelvorhaben wird der Archivar im­

mer wieder zu fragen haben, ob es zweckmäßig oder notwendig ist, das Archiv mit derartigen Sammlungsarbeiten zu belasten, die unter

Um-Archivische Sammlungen 71 ständen bereits an anderer Stelle, in Museen oder Forschungsinstituten mit gleichen oder sogar besseren Möglichkeiten und Erfolgen betrie­

ben werden. Zielsetzung und Umfang der Sammlungsarbeit wird in zentralen und regionalen Staatsarchiven, in Kommunal-, Kirchen- und Wirtschaftsarchiven ihrer jeweiligen Aufgabenstellung nach unter­

schiedlich sein. - Ausgeklammert bleibt an dieser Stelle die Bestands­

ergänzung durch Erfassung und Reproduktion von Archivalien aus anderen Archiven, von der später zu reden sein wird.

Als früheste Erörterung des Themas gilt der Aufsatz von P. Zimmer­ mann, Was sollen Archive sammeln?, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 59, 1911, Sp. 465-76. Zum Gesamtbereich archivischer Sammlungen H. Rademacher, Zur Frage der Sammlungen in Museen und Archiven, in: ArchMitt 14,1964, S. 145-53; W. Klötzer, Dokumen­

tation in Kommunalarchiven. Erfahrungen des Stadtarchivs Frankfurt a. M., in: Archivar 19, 1966, Sp. 45-50; dazu der Archivtagsbericht Archivische Sammlungen, in: Archivar 40, 1987, Sp. 61-76.

Für die Wasserzeichensammlungen: G. Piccard, Die Wasser­

zeichenforschung als historische Hilfswissenschaft, in: ArchZs 52, 1956, S. 65-115; W. Weiss, Über Sammlungen von Wasserzeichen in Archiven, in: ArchMitt 7, 1957, S. 25-27; als Publikationen: A. Briquet, Les filigra­

nes, 4 Bde., 21923; Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbücher I-XV/3, 22 Bde. (Veröff. der Staatl. Archiwerw.

Baden-Württemberg), 1961-87.

Über Siegelsammlungen E. Kittel, Die Siegelsammlungen in den westdeutschen Archiven, in: Archivar 17, 1964, Sp. 225-38; dazu Ders., Siegel, 1970 (mit Nachweis der bis dahin erschienenen Siegelwerke).

Als umfassende moderne Siegelinventare seien genannt: P. Sella, I sigilli dell’archivio Vaticano, 3 Tie. (jeweils Text und Tafelband), 1937-64;

A. Gugliere Navarro, Catälogo de sellos de la seccion de sigilografia del Archivo Historico Nacional, 3 Bde., Madrid 1974; B. Bedos, Corpus de Sceaux français du Moyen-Age, Bd. 1 : Les sceaux du villes, Paris 1980;

Catalogue of seals in the Public Record Office, Bd. 1-2: Personal seals, 3: Monastic seals I, London 1979-86; dazu: A guide to seals in the Public Record Office (Publ. Rec. Off. Handbooks 1), 21968. Zu den aktuellen Inventarisierungsplänen Th. Diederich, Inventarisierung von Siegelbe­

ständen mit Hilfe der EDV, in: Archivar 40, 1987, Sp. 387-98; dazu P. Rück (Hrsg.), Fotografische Sammlungen mittelalterlicher Urkunden in Europa. Geschichte, Umfang, Aufbau und Verzeichnungsmethoden, 1989.

Zum Problem der sogen, zeitgeschichtlichen Sammlungen vgl.

H. Rogge, Zeitgeschichtliche Sammlungen als Aufgabe moderner Ar­

chive, in: ArchZs 41, 1932, S. 167-77; H. Puschnig, Zeitgeschichtliche Sammlungen an Landesarchiven, Aufgaben und Möglichkeiten, in:

Archi-var 11, 1958, Sp. 193-200; H. Boberach, Dokumentation im Archiv, ebd. 16, 1963, Sp. 210-18; M. Schattenhofer, Zeitgeschichtliche Sammlungen in Stadtarchiven, ebd. 17, 1964, Sp. 43-52; H. Booms, Grenzen und Gliederungen zeitgeschichtlicher Dokumentation in staatli­

chen Archiven, ebd. 19, 1966, Sp. 31-45; B. Ottnad, Dokumentation, insb. zeitgeschichtliche Sammlungen, aus der Sicht der Staatsarchive, ebd.

17, 1964, Sp. 67-76; Th. Trumpp, Sammlungen in der Überlieferungsbil­

dung und -abgrenzung des Bundesarchivs, in: Aus der Arbeit des Bundes­

archivs (Schriften des Bundesarchivs 25, 1977), S. 273-80.

Für die Sammlung von Plakaten vgl. H. Rogge, Sammeln und Auf­

bewahren von Plakaten, in: Mitteilungsbl. der preuß. Archivverwaltung 1937, S. 134-38; M. Loenartz, Th. Trumpp, Plakate in Archiven - Funktionswandel, Erschließung und Benutzung einer publizistischen Quelle. Entwicklungsstand in Theorie und Praxis, in: Archivar 26, 1973, Sp. 629-40; Th. Trumpp, Zur Ordnung und Verzeichnung von Plakaten in Archiven, ebd. 41, 1988, Sp. 237-50; E. Münz, Die Plakatsammlung im Münchner Stadtarchiv und ihre Erschließung, ebd. 34, 1981, Sp. 485- 90; dazu beispielhaft die illustrierten Bände Mannheim in Plakaten 1900- 1933, 1979; P. Spang, Von der Zauberflöte zum Standgericht. Nazipla­

kate in Luxemburg 1940-44, Luxemburg 1982; als Beispiel eines Inven­

tars: R. Gandilhon, Inventaire des affiches conservées aux Archives de la Marne, 2 Bde. Chalons 1954-57.

Für die Sammlung von Zeitungen in den Archiven: W. Barton, Das Zeitungs-Pflichtexemplar und die Notwendigkeit des Zeitungsammelns auch in Archiven, in: Archivar 21, 1968, Sp. 269-76; G. Bellart und B. Bougard, Les collections de journaux et de publications périodiques, in: Manuel d Archivistique, 1970, S. 506-17. - Für amtliche und nichtamt­

liche Drucksachen vgl. bereits oben, Abschnitt 18, S. 58.

IV. DER ARCHIVAR UND SEINE AUFGABEN

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