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Beständeübersicht, sachthematische Inventare, wissen

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IV. Der Archivar und seine Aufgaben

32. Beständeübersicht, sachthematische Inventare, wissen

32. Beständeübersicht, sachthematische Inventare,

Bestände-Beständeübersicht, sachthem. Inventare, wissenschaftl. Auswertung 103 Übersicht sucht einen Mittelweg zwischen Führer und Vollinventar.

Übersichten dieser Art von zumeist ein oder zwei Bänden sind inzwi­

schen für einen Großteil der für die Forschung wichtigen Archive der europäischen Länder, auch für die meisten staatlichen und zahlreiche nichtstaatliche Archive in der Bundesrepublik und in der ehern. DDR publiziert worden. Sie bringen für jeden Einzelbestand eine knappe Ein­

führung in die Organisations- und Überlieferungsgeschichte, die je nach Bedeutung des Bestandes einige Zeilen oder auch ein bis zwei Sei­

ten umfassen kann, und geben außer den notwendigen Daten über Umfang und zeitliche Erstreckung eine konzentrierte Beschreibung des Inhalts, zum Teil mit Wiedergabe der Findbuchgliederung oder doch Nennung der wichtigsten Sachgruppen. Mit den Angaben über Erschließung und Findmittel verbinden zahlreiche Übersichten Hin­

weise auf die einschlägige Literatur. Wichtig sind auch die etwa in der Beständeübersicht des Koblenzer Bundesarchivs gemachten Angaben über verlorene oder andernorts verwahrte Teile der jeweiligen Überlie­

ferung. Erschlossen durch einen Index, bei Territorialarchiven tun­

lichst mit einer Übersichtskarte versehen, bieten diese Beständeüber- sichten eine sinnvolle Einführung für den wissenschaftlichen Benutzer, aber auch für den Archivar, der sich wegen der vielfältigen Verzahnung und Überschneidung über die Bestände benachbarter oder sonst für seinen Sprengel interessanter Archive orientieren will. Besonders zu begrüßen sind die flächendeckend angelegten neuen Inventar-Reihen der öffentlichen Archive in Italien, im ehern. Jugoslawien und in den Niederlanden. Die Möglichkeit, die Informationen aller vorliegenden Beständeübersichten in ein übergreifendes Archiv-Datenbanksystem einzubringen, verdient zweifellos nähere Erörterung.

Einen begrenzten, aber noch direkteren Zugriff zu bestimmten The­

men liefern die sogenannten $achthematischen Inventare. Das verstärkte Interesse an derartigen sachorientierten Findmitteln bedeu­

tet in gewissem Umfang eine Wiederbelebung des einst verfemten Sach- und Pertinenzprinzips, allerdings nur für den Bereich der Er­

schließung. Die primär provenienzmäßige Lagerung, Ordnung und Verzeichnung der einzelnen Fonds wird dadurch nicht berührt. Als sachthematische Findmittel einfachster Art werden in manchen Archi­

ven zur rascheren Orientierung für häufig gefragte Themenkreise informierende Faltblätter oder einfache Listen der dazu in den ver­

schiedenen Beständen vorhandenen Archivalien zusammengestellt, Verzeichnisse über genealogische oder statistische Quellen, Wahl- oder Auswanderungsakten. Stärker ins Detail, bis zu einzelnen Sachvor­

gängen oder gar Schriftstücken und Amtsbucheinträgen, führen die

im Pariser Nationalarchiv erarbeiteten Sachinventare über archivische Quellen zur Kunst-, Literatur- und Musikgeschichte in verschiedenen Jahrhunderten. Interessante Ergebnisse erbrachten auch die vom Inter­

nationalen Archivrat in Auftrag gegebenen Sachinventare zur Technik­

geschichte.

Eine zusammenfassende Erschließung sämtlicher Bestände eines Ar­

chivs unter sach-, orts- und personengeschichtlichen Gesichtspunkten erstreben die mancherorts angelegten Generalkarteien oder General­

indizes. Bei der zum Teil versuchten Einarbeitung aller im Zuge der Verzeichnungsarbeiten anfallenden Titelaufnahmekarten oder auch aller für Einzelfindbücher erstellten Indexzettel besteht wohl stets die Gefahr, daß der an sich gute Ansatz in der Masse der Karteizettel und -karten erstickt. Die Gefahr einer Überlastung durch allzu detaillierte Einzeldaten mit geringer Nachfragehäufigkeit darf auch beim Aufbau eines elektronischen Informationssystems, das manche Probleme überdimensionaler Zettelkarteien beheben kann, nicht außer acht ge­

lassen werden. Bei überlegt konzipierter Staffelung vom Allgemeinen zum Speziellen kann ein solches System allerdings durchaus bis zum einzelnen Aktentitel und Indexeintrag führen. Bewährt haben sich die bisherigen Karteien als erste Orientierung für Orts- und Personenge­

schichte, aber auch zum Auffinden von unerwarteten, im Provenienz­

zusammenhang logisch nicht zu ermittelnden Betreffen.

Über die Grenzen eines Einzelarchivs hinweg führen eine Reihe von Inventarisierungsaktionen, die von nationalen oder internationa­

len Forschungsgremien und Organisationen betrieben werden. Hierzu gehören sachthematische Arbeiten wie die Erfassung der Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Industrialisierung, gehören die vor einiger Zeit vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Frei­

burg angeregte Inventarisierung archivischer Quellen zur Militärge­

schichte oder die Inventarisierung der Judaica durch das Zentralarchiv für die Geschichte der Juden in Jerusalem, das für die deutschen Staats­

archive z. T. auf den mit anderweitiger Zielsetzung erstellten Inventaren der NS-Zeit aufbauen konnte. Ähnlich im Ansatz ist auch die Inventa­

risierung der archivischen Überlieferung über ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region. Wenn sich das Linzer oder auch das Frankfurter Stadtarchiv um die Erfassung von Linzer Betreffen oder Frankfurtensien in anderen Archiven bemühen, so fällt das in gewis­

sem Umfang in den Bereich der Ergänzungsdokumentation, zumal die Erfassung zum Teil mit der Verfilmung verknüpft wird. Größere Ak­

tionen sind hier die seinerzeit aus Mitteln der Carnegie Foundation finanzierte Erfassung der Quellen zur Geschichte Nordamerikas in

Beständeübersicht, sachthem. Inventare, wissenschaftl. Auswertung 105 den Archiven der europäischen Länder, die schon in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zu einer vielbändigen Inventarreihe geführt hat, und das inzwischen fast abgeschlossene Gemeinschaftsprojekt der Unesco und des Internationalen Archivrats zur Erfassung der Quellen zur Geschichte Lateinamerikas, Schwarzafrikas, Asiens und Ozeaniens, dessen Ertrag inzwischen rund 40 Druckbände füllt.

Bei eingehenden Spezialinventaren, wie sie auch für Einzelbestände von zentraler Wichtigkeit, etwa für die politische Korrespondenz der Reformationszeit, die sogenannten State Papers-Serien des Public-Re­

cord Office in London, für moderne Briefnachlässe oder für die Akten des preußischen Handelsministeriums erstellt wurden, verbindet sich die archivische Inventarisierung in gewissem Umfang bereits mit der historischen Quellenpublikation. Das gilt in ähnlicher Weise für Regestenwerke zu mittelalterlichen Urkundenbeständen, in denen vielfach zerrissene Überlieferungen bestimmter Territorien oder kirch­

licher Einrichtungen wiederhergestellt werden. Veröffentlichungen dieser Art erscheinen zum Teil als Archivpublikationen, häufiger noch in den Veröffentlichungsreihen der maßgeblich von Archivaren mitge­

tragenen Historischen Kommissionen. Die Mitwirkung an der Bear­

beitung von Reges ten werken, sonstigen Quelleneditionen oder auch quellenbezogenen Darstellungen hat von jeher als Teil der beruflichen Tätigkeit des wissenschaftlichen Archivars gegolten, der seine Kennt­

nisse der archivischen Überlieferung und ihrer Probleme über die Er­

fassung und Bereitstellung des Quellengutes hinaus im Rahmen des Möglichen auch für die wissenschaftliche Aufbereitung und Auswer­

tung einsetzt.

Zur Frage der Bestandsübersichten zuletzt: A. Schäfer, Archiv­

führer, Bestandsübersichten, Gesamtinventare, in: Archivar 24, 1971, Sp. 122-27; W. Leesch, Archivbehelfe (Bestandsübersichten, Inventare, Repertorien, Archivführer), in: Archives et bibl. de Belgique 47, 1976, S. 133-45. Vgl. dazu C. Haase, Probleme einer neuen Bestandsübersicht für das Niedersächs. Staatsarchiv in Hannover, in: Archivar 16, 1963, Sp. 261-72; E. Pitz, Probleme der Bestandsübersichten, ebd. 17, 1964, Sp. 221-26; L. Enders, Anlage und Aufgabe der Bestandsübersicht des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, in: ArchMitt 14, 1964, S. 217-23.

Zum Bereich der sachthematischen Inventarisierung zusammen­

fassend: H. Richtering, Sachthematische Inventare, in: Archivar 24,1971, Sp. 135-43, mit Einzelnachweisung der in der ehern. DDR bearbeiteten

»Archivalischen Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbei- terbewegung< (22 Bde. 1961-64), der entsprechenden Berichte der

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nationalen Wissenschaf tl. Korrespondenz zur Gesch. der dt. Arbeiter- bewegung< für die Archive der Bundesrepublik und der Quellenübersichten der »Militärgeschichd. Mitteilungen*. Vgl. dazu K. Dülfer, Methoden zur Beschaffung und Aufbereitung von Dokumentationsmaterial, in:

Archivar 19, 1966, Sp. 129-40.

Die vielfältigen Möglichkeiten sachthematischer Inventare zei­

gen einige Beispiele aus Frankreich, USA und England: G. Bernard, Guide des recherches sur l’histoire des familles, Paris 1981; Guide to genealogical research in the National Archives, Washington 1985; M. Ram- baud, Les sources de l’histoire de l’art aux Archives Nationales, Paris 1955; D. Gallet-Guerne, Les sources de l’histoire littéraire . . ., Paris 1961; K. W. Munden, H. P. Beers, Guide to Federal Archives relating to the Civil War, Wash. 1962; B. Swann, M. Turnbull, Records of interest to social scientists 1919-1939, Introduction (Public Record Office Hand­

books 14), London 1971; L. Bell, M. Roper, The Second World War. A guide to documents in the Public Record Office (ebd. 15) 1972; M. Jubb, Guide to the records relating to science and technology in the British Public Record Office, Unesco Paris 1984. Aus der Arbeit eines regionalen Archivs: W. Deeters, Quellen zur Hof- und Familienforschung im Nie- dersächs. Staatsarchiv in Stade (Veröff. d. Niedersächs. Archiwerw. 24), 1968.

Als Beispiele zur Erfassung der Quellen zur Geschichte eines bestimmten Landes aus deutscher Sicht: B. Vollmer, Inventare von Quellen zur deutschen Geschichte in niederländischen Archiven (Archiv u. Wissen­

schaft 1), 1957; G. Schnath, W. H. Stein, Inventar von Quellen zur deut­

schen Geschichte in Pariser Archiven und Bibliotheken (Veröff. d. Landes- archiwerw. Rheinland-Pfalz 39), 1986. Für die mit Unterstützung der Unesco hrsg. Reihe der »Führer durch die Quellen zur Geschichte der Nationen< (Guide des sources de l’histoire des nations) seien die Bände für die deutschen und österreichischen Archive genannt: H. Philippi, Quel­

len zur Geschichte Afrikas südlich der Sahara in den Archiven der Bun­

desrepublik Deutschland (Guide .. . B: Afrique 1), Zug 1970; Übersicht über die Quellen zur Geschichte Lateinamerikas in den Archiven der DDR, 1971; R. Hauschild-Thiessen, E. Bachmann, Führer durch die Quellen zur Geschichte Lateinamerikas in der Bundesrepublik Deutsch­

land (Führer . . . Reihe A: Lateinamerika II/l; zugleich Veröff. d. Staats­

archive Bremen 38), 1972; E. Ritter, Quellen zur Geschichte Asiens und Ozeaniens in Archiven der Bundesrepublik Deutschland (Guide .. . C:

North Africa, Asia and Oceania 6), 1984; Quellen zur Geschichte Afrikas, Asiens und Ozeaniens im österreichischen Staatsarchiv bis 1918 (ebd. 8), 1986. - Vgl. dazu bereits M. D. Learned, Guide to the manuscript mate­

rials relating to American History in the German State Archives, Washing­

ton 1912, ND 1965.

Öffentlichkeitsarbeit, Archivausstellungen

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