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Schwierigkeiten und Widersprüche

1683.

Nicht ich möge fürder leben, eS lebe in mir Christus betend, sprechend, arbeitend, leidend, opfernd!

Aus einem Gebete Stensens.

D er Weihbischof w a r sicher in allen seinen V erordnungen, die er an den K leru s des Münsterischen S tifte s erließ, von den reinsten Ab­

sichten geleitet. Allein es scheint, daß er nicht immer den bestehenden Verhältnissen gebührend Rechnung trug und insbesondere allzu rasch Gebräuche abschaffen w ollte, die freilich w ohl nicht zu billigen waren, aber doch wegen ihres A lters sich nicht so leicht entfernen ließen. Bei einer längeren A m tsführung würde Stensen selbst diese K lage gewiß gegenstandslos gemacht haben. Schw ieriger mußte es ihm w erden, die Unzufriedenheit derer zu zerstreuen, deren lockere S itte n an ihm einen strengen Richter fanden. W ir dürfen u n s daher nicht w undern, wenn er in seinen Briefen an V ertraute seinem gepreßten Herzen Erleichterung zu verschaffen suchte. Nie verlor er aber seine Unterwürfigkeit gegen den heiligen W illen G ottes. S o lange wollte er auf seinem dornen­

vollen Posten au sharren, a ls es G ott verlangte. D ieß zum Verständniß der folgenden Briefe.

Am Feste des hl. Joseph 1683 schrieb er an die G em ahlin des Ge­

sandten A rn olfini:

„ Ic h hoffe zu G o t t , daß E r unfern guten Freund Bischof S tro z z i in seine G lo rie ausgenommen hat. A be r edle D a m e , w a s w ird m it m ir geschehen?

B e re its hat G o t t meine beiden geistlichen V ä te r S fo n d r a t i und S tro z z i zu sich in den H im m e l genommen, die fast zur selben Z e it, etwas vor m ir, den bischöflichen Charakter empfingen und w ü rd ig waren, lange Ze it G otte s Kirche zu dienen — ich aber, dem doch zum Besten des W einberges des H errn, da­

m it ich Anderen nicht zum Ekel oder noch viel Sch lim m ere s werde, die bischöf­

liche W ü rd e genommen werden sollte, bin noch im m er am Leben, um jeden T a g durch meine Unwissenheit, Nachlässigkeit und Lauheit der m it G otte s eigenem B lu t e erkauften Herde zu schaden. A ch , Bischof S fo n d ra ti, der sich jetzt ohne Zw eifel einer großen S e ligk e it erfreut, gab m ir a u s guten G ründen,

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a ls ich ihm meine E rn e n n u n g zum apostolischen V ik a r mittheilte, a ls erste Lehre, doch ja recht vorsichtig im A uflegen der H ände zu sein. Ic h habe in dieser Diöcese schon eine sehr große A n z a h l geweiht, und zu meiner großen Beschäm ung finde ich jetzt unter ihnen viele, die durchaus u n w ü rd ig waren.

W o h l hätte ich dieß entdecken und sie ausschließen können, wenn ich so wachsam gewesen wäre, wie meine Pflicht und die Wichtigkeit der Sache gebot . . .

D ie geistige N o th dieser Gegenden spottet jeder Beschreibung. G o t t möge sich unser erbarmen. W e n n ich sehe, daß G o t t m ir diese zwei Bischöfe, deren Gebete m ir so viel nützten, genommen hat, wenn ich erwäge, daß E r m ir zu­

gleich zwei Freunde entrissen hat, die m it m ir von It a li e n gekommen waren, so möchte ich zu hoffen beginnen, E r werde auch gegen mich barmherzig sein und mich a u s der G e fa h r entfernen, ihn in einer S t e llu n g zu beleidigen, wo m an so viel Verderbniß in der Erziehung und im Lebenswandel sowohl bei den Religiösen einiger O rd en a ls bei fast allen W eltleuten sehen muß. B e i einer solchen Lage der D in g e ist es sehr schwer, sich von der Theitnahme an fremden S ü n d e n frei zu halten, sei es, daß m a n solche Leute zu den W eihen zuläßt, die es nicht verdienen, sei es, daß m an sich nicht bemüht, vorhandene Übelstände nach K räfte n aufzudecken und jeden nach dem Gesetze der brüder­

lichen Zurechtweisung zu ermahnen . . .

O wie glücklich ist doch I h r S o h n , dem G ehorsam eines so heiligen O rd e n s unterworfen zu sein! * W e r weiß, ob ich nicht einen ähnlichen B e ru f verscherzt habe, und ob nicht G ott, um meinen S t o lz zu strafen, mich zu einer Ehre und W ü rd e erhoben hat, die mein Verderben sein könnte? Beten S i e für mich, daß m ir G ott, f a lls es besser wäre und ich ihm treuer im O rd e n s- gewande dienen würde, die K r a ft verleihe, mich von A lle m loszumachen, u m mein Leben in Unterwürfigkeit und Gehorsam zu beschließen, und so alle meine Unachtsamkeit, Unwissenheit und Lauheit, die ich m ir in meiner S t e llu n g zu Schulden kommen ließ, abzubüßen, bevor ich vor seinem Richterstuhl er­

scheine . . . " *

W ie es scheint, wandte sich der Bischof in seinen Nöthen um R a th an einen Jesu iten , den ergrauten schwedischen und dänischen M issionär Jo h .

Sterck^.

Derselbe antw ortete ihm mit apostolischem Freim uthe in einem längeren Schreiben, welches w ir hier der Hauptsache nach mit­

theilen.

„ E w . bischöflichen G n ad e n mögen doch, da s ist meine Bitte, fü r die Z u ­ kunft ein wenig größere S o r g f a l t auf Ih r e Gesundheit verwenden, dam it S i e

i Dieser Sohn, Hieronymus Arnolfini, war in den Jesuitenorden eingetreten, r ölLNni, 1. o. x. 202—207.

^ Über ihn siehe „Die kath. Missionen. Freib. i. B. 1881. S . 159—162.

177—179". ? . Joh. Sterck, geb. zu Aachen 1630, hatte in Schweden 1665 viel für den Glauben zu leiden, hielt sich 1670—1679 in Kopenhagen auf, starb 1692 zu Coblenz. Das Datum deS obigen Briefes wird nicht angegeben. Das Original befindet sich auf der vidi. I^u ren t. Manni theilt den Brief 1. o. x. 217—229 mit.

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sich nicht vor der Ze it aufreiben. O h n e Zw eifel gehen hierin, ich spreche vor G o t t , E w . G n ad e n zu weit . . . W e n n E w . G n ad e n auch nur eine Seele vernachlässigten, wegen einer Krankheit, die S i e sich durch irgend ein Überschreiten des M a ß e s zuzögen, welch ein Schaden, den kein G u t in der W e lt wieder gut machen könnte! Ic h schätze die Kasteiungen des Körpers, Fasten, Nachtwachen, T ra ge n von B u ß g ü rte ln , sehr hoch . . . Nach meiner Ansicht pflegt G o tt wegen dreier Ursachen die G a b e des Gebetes zu verleihen: erstens a u s reiner Liebe, zweitens a ls Lohn heroischer Acte oder Leiden, drittens a ls E n tge lt fü r S tre n gh e it in Lebensweise und K le id u n g . . . A be r ich weiß auch, daß diese Übungen der S tre n g e viel G u te s und die Bekehrung der Seelen hindern, wenn sie übertrieben und derartig sind, daß sie Krankheiten Hervorrufen, die K rä fte aufreiben oder u n s zu unfern Berufsarbeiten untauglich machen, ja die Lebenszeit abkürzen . . . Ic h bitte S i e also demüthigst, Ih r e Kräfte nicht allzusehr aufzureiben, sondern selbe zu erhalten und mehr für C h ristu s und seine geringsten B rü d e r a ls für die eigene Andacht zu gebrauchen.

E w . G n ad e n scheinen auch darüber beunruhigt zu sein, daß S i e sich nicht nach W unsch den geistlichen Ü bungen hingeben können. Früher wären S i e mehr in V e re in igu n g und vertrautem Verkehre m it G o t t gewesen; jetzt werde I h r G eist zu ganz verschiedenen.Dingen abgezogen und von S o r g e n in Anspruch genommen . . .

Ic h gestehe, auch mich drückt dasselbe Leid und hat mich immer be­

ä n gstigt; der Zw eifel quälte mich, w a s ich wählen sollte, das C olle g oder die M i s s io n ? Ic h komme m ir a ls F rem d ling vor in göttlichen D in g e n . D a z u kommt noch, daß so W enige sich bekehren, n u r einzelne Ä hre n gesammelt wer­

den und die Frucht der A rb eit nicht entspricht. D a h e r so wenig Trost. Aber w a s soll ich th u n ? M illio n e n von Seelen stürzen in die H ö lle hinab, kurz, ich kann nichts Erschütternderes sagen, Seelen gehen zu G runde. Aber lieber sollen meine fühlbare Andacht, mein T ro st vergehen, a ls Seelen. Könnte so auch n u r eine einzige Seele gerettet werden, so wäre ja alle A rb eit, M ü h e und jeder Überdruß reichlich erstattet.

Ic h wünsche E w . bischöflichen G n ad e n auch unter den zerstreuenden B e ­ schäftigungen (u m m it einem W orte A lle s zu sagen) eine Xaverianische G o tt­

vereinigung und den G eist des hl. Ig n a t i u s , der sich eher fü r längeres Leben, zugebracht im Dienste der Seelen, selbst m it Ungewißheit des eigenen Heiles, zu entscheiden pflegte, a ls m it der sichern Aussicht auf die Anschauung G otte s fü r einen baldigen Tod, ohne Seelen gerettet zu haben. Zuw eilen m uß m an G o t t um G o tte s w illen verlassen; eine S eele ist mehr werth a ls viele G rad e der himmlischen G lo rie . Entspricht auch die Frucht der A rb eit nicht, so m uß u n s doch der Gedanke trösten, daß es unsere A u fga b e ist, zu pflanzen und zu bewässern, G o tte s Sache dagegen, das W achsthum zu verleihen. Ic h bin deßhalb der M e in u n g , daß S i e nichts verändern oder a u s dieser Lebensstellung austreten. H arre n S i e a u s in dem Berufe, zu dem S i e berufen sind. W e n n anderswoher Veränderungen kämen, so könnten alle rd in gs die P lä n e , welche E w . G n ad e n vorzuhaben scheinen, zur A u s fü h r u n g kommen. Einstw eilen glaube ich, sollten S i e ausharren bei dem begonnenen Werke und Ih r e m Berufe,

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sowie dem Ih n en von G ott und den O bern, G ottes Stellvertretern, auf­

erlegten Amte Ih re Kräfte weihen.

W as die andern Punkte betrifft, so muß man laufen lassen, w as sich einmal nicht bessern läßt. Selbst G ott läßt Manches zu, greift nicht einmal ein, wo er verbessern könnte. W er thu t, was in seinen Kräften steht, ge­

nügt seinem Gewissen.

,Nicht allzeit vermag es der Arzt, daß der Kranke genese/

Gott genügt der W ille, wo das Können fehlt. Wie wenige hat der hl. Jakobus in S panien bekehrt! Eine Arbeit ohne Trost trägt mehr Frucht und bringt mehr ein; man muß nicht allzu scrupulös auf etwas dringen, das doch nicht gebessert und zur A usführung gebracht werden kann. Ich gebe zu, es ist zum W einen, daß nach all' den M ühen und Sorgen dennoch Seelen verloren gehen und zwar auf ewig. Aber noch viel erstaunlicher ist, daß, nachdem G ott Mensch geworden, einige, ja unzählige verdammt werden . . . Weßhalb sich unmäßig betrüben, weil die Frucht der Arbeit gering ist, weil so wenige als wahre Christen leben, weil unser Schaffen vergebens ist? W as Hab' denn ich, möchte ich fragen, im Norden gethan? Welche Frucht habe ich erzielt? F ürw ahr, ein unnützer Knecht w ar ich. Unsere Sache ist es, zu beten, zu weinen, zu arbeiten, Verweise zu geben, zu ermahnen und zu beschwören.

D a s Übrige überlassen wir G ott. Beim Untergang einer einzigen Seele wird mein Inn eres erschüttert, und wenn ich könnte, würde ich sie mit mei­

nem B lut-und Leben erlösen. Aber was soll ich thu n? Vor G ottes vielen unergründlichen Rathschlüssen werde ich mich bis zum Centrum der Erde ver- demüthigen; seinem W illen will ich mich gleichförmig zu machen suchen und mein Heil in Furcht und Zittern wirken.

Ich bitte Ew. bischöflichen Gnaden, doch ja nicht abzulassen, nicht rück­

w ärts zu schauen. Auch trockenes Holz beginnt am Weinstock wieder zu grünen, wenn es mit Wasser begossen wird. Selbst zur Zeit der Apostel, da das B lu t Jesu Christi noch warm in den Herzen der Christen wallte, suchten Alle das Ih rig e — und doch sparten die Apostel weder M ühe noch Arbeit, weder B lu t noch Leben. W ir leben in solchen Zeiten, in denen die Liebe erkaltet ist, haben daher allen Grund, uns in unfern Arbeiten zu trösten, wenn sie nicht die ge­

hofften Früchte bringen . . .

D er hochw. Herr* hat m ir von Ew . Gnaden gesprochen und wünscht, wie es scheint, sehr, daß S ie die bischöfliche W ürde (so sagte er) auch im Äußeren, und wie ich seine Worte auslege, in Bezug auf Kleidung, Kapläne und Diener wahren möchten. E r sagte, S ie verwendeten nicht mehr als 150 Thaler für den Unterhalt von drei Personen, und fügte hinzu, er wundere sich, wie der H err Decan diese Personen dafür beköstigen könne; ferner be­

hauptete er, Ew. bischöflichen Gnaden verwendeten das Übrige für die Armen und bäten dann noch von ihm Almosen, die doch der hochw. H err gerne selbst austheilen wollte, um auch sein Verdienst zu haben. S o der Fürst. Wenn

* Fürstbischof Ferdinand.

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es m ir gestattet ist, auch meine M e in u n g zu sagen, so möchte ich m it Ih r e r E r la u b n iß erstens meine Ansicht aussprechen, daß die K le id u n g nicht ganz der bischöflichen W ü rd e und Hoheit entspricht . . . Zw eitens glaube ich, es lasse sich m it der Vollkommenheit vereinen, etwas z. B . für die Consecration der A ltä re und dergleichen anzunehmen, nicht für sich, sondern unter der ausdrück­

lichen Versicherung, es werde den A rm en, Convertiten oder noch zu Bekehren­

den zugewendet. A u s diese Weise könnten E w . G n ad e n m it dem Gelde die Bedürfnisse jener Personen bestreiten, welche S i e jetzt n u r m it großer M ü h e a u s den 500 T h ale rn ernähren. Z u m a l ja , wie E w . G n ad e n auzudeuten schienen, noch Schu lden rückständig s i n d . . . S e lb st Larsenius hat es gewagt, im Privatgespräch und auf der Kan zel zu sagen, E w . G n ad e n steckten so tief im Elend, daß S i e auf Ih r e n W anderungen durch die Diöcese von D o r f zu D o r f I h r B r o d betteln müßten. Ic h fürchte daher, w ir geben unfern Gegnern A n la ß zu Verleum dungen. Auch bin ich fest überzeugt, daß E w . G n ad en beim hochw. H e rrn mehr, sowohl w a s Ih r e n eigenen V ortheil a ls den Anderer anbelangt, erhalten w ürden, wenn S i e ein wenig von Ih r e r S tre n g e nach­

ließen. Ic h w eiß, E w . G n ad e n fürchten die A nku nft oder einen B r ie f des hochw. H errn, und werden, wenn m an S i e darauf aufmerksam macht, Vieles thun, w a s S i e sonst unterlassen würden. S o z. B . scheint der Versuch, auf einm al Gebräuche und Lebensanschauungen verändern zu wollen, die schon seit mehreren Jahrhunderten zu Recht bestehen, hart und schwierig. O hn e Zw eifel hat sich V ieles eingeschlichen, w a s nicht gebilligt, aber auch nicht auf einm al abgeändert werden kann. D a m uß m an Z e it und Umstände auch m it in Betracht ziehen; nach und nach kann V ie le s abgeschnitten werden. V o n einem E xtre m kommt m a n nicht so leicht zum andern. Ic h wünsche (verzeihen S i e meine O ffe n h e it), daß E w . G n ad e n mehr in die Fußstapfen des hl. F ran z von S a l e s a ls in die des hl. K a r l B o rr o m ä u s träten oder den Geist Beider zu vereinigen suchten*. D e r G eist der Gesellschaft ist, w eil m ilder, mehr diesem Jahrhundert angepaßt, a ls der G eist gewisser Leute in Frankreich, der allzustreng ist. F ü rw a h r jene goldenen Zeitalter der ersten Christen wären zu wünschen. W o llte n w ir u n s m it ihnen vergleichen, so würden w ir kaum des christlichen N a m e n s w ü rd ig befunden werden . . . A be r w a s sollen w ir t h u n ? Retten w ir wenigstens, w a s w ir können und wie w ir können, die Überbleibsel I s r a e l s . W e n n nicht A lle J o h an n e s B a p tista s sein können, so seien sie Benedicte, Bernarde. W e n n auch da s nicht, so seien sie einfache R e li ­ giösen. W e n n nicht M ä r ty r e r , so Bekenner, wenn nicht Jun gfrau e n , so gute Eheleute, wenn nicht die Ersten oben auf dem G ip fe l der Vollkommenheit, so auf einer niedrigen S t u f e , wenn nicht K a r l B o r r o m ä u s , so doch F ran z von S a le s . S ic h e r sind E w . G n ad e n nicht im Gewissen gehalten, A lle s so genau

i Die Leichenrede rühmt von Stensen .. „Noch Kein einziger hat sich unter­

standen ohne meister zu lehn: die Kunst Menschen zu fangen, deßhalben das er ja nicht verfehlte, hat er sich nachzufolgen vorgestellet Benebst den hl. 6»roIum Lsrro- mseum und den 8 : k>Lneis6. äe 8^168, 8 : Xaverium und andere."

ös3. 8ver!n. kol. 63.

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zu verlangen. E s wäre freilich zu wünschen, daß A lle s vorzüglich und v o ll­

kommen w äre; geht m an m aßvoll voran, so ist zu hoffen, daß, w a s an G ü te fehlt, durch die M e n g e erseht w ird . . . S te h t J em an d einm al im R u fe der S tre n ge oder S e r u p u lo fitä t , so verliert er viel von seinem Ansehen und von der G u n st, in der er stand . .

A us obigem Briefe verstehen w ir, wie schwierig Stensens S tellu n g in M ünster geworden D er Tod des Fürstbischofes, welcher am 26. J u n i

1683 erfolgte, machte sie völlig u nh altb ar.

I n diese Z eit fallen zwei Briefe des Weihbischofes an F ra u A rnol- fini. D er erste, welcher kein D atu m trägt, ist wohl im F rü h ja h r 1683 geschrieben.

„Jetzt ist es an der Z e it," schreibt Stensen, „sich die Interessen der hei­

ligen Kirche zu Herzen zu nehmen, da die G ro ß e n der W e lt beschäftigt sind, neue Bündnisse einzugehen, welche ihr (der T ü rk e n ) V o rd rin ge n hindern, die­

selben wie nie zuvor vollständig niederwerfen und vernichten könnten. Sach e der K ö nige und katholischen Fürsten ist es, zuzusehen, w a s sie m it der M a c h t und dem Ansehen, welches ihnen G o t t verliehen, nach seinem W oh lgefallen auszurichten vermögen. S o lle n aber auf die Unternehmungen der W eltleute S e g n u n g e n herabregnen, so m uß M o s e s auf dem B e rge seine A rm e gegen den H im m e l erheben. I h r e K e n ntniß von Personen, welche gerne und oft ihre Zuflucht zu G o t t nehmen, w ird S i e in S t a n d setzen, m it ihnen einen Verein von solchen zu stiften, die nicht eben so a u f's G erathew ohl zusammen­

gerafft sind, sondern ihre Herzen aus G o t t gewandt haben. W e n n ein jeder sich m it allen Messen, die auf der ganzen W e lt gelesen werden, vereinigte, wie einst D a v id sich zu G o tt wandte, a ls er hörte, daß sein Rathgeber Achitophel sich der Verschwörung A b sa lo m s gegen ihn angeschlossen habe, und betete: H err, mache doch gnädigst den R a t h des Achitophel zu Schanden! — ja, dann wäre es m öglich, daß G o t t selbst sich vor dem Gebete der From m en beugte und unfern Widersachern das nicht gestattete, w a s unsere S ü n d e n verdienen."*

Am Vorabend des S t.-Jg n atiu s-F e stes (3 0 . J u l i) schrieb S tensen:

„ W i r befinden u n s jetzt in der Se d isva ca n z *. M ö g e G o t t u n s eine gute W a h l gewähren! D a s K a p ite l hat sich das Zustandekommen einer solchen erschwert. Parteien treiben in ihm ihre Jn trig u e n . A be r G o t t ist der H e rr!

W e n n unsere S c h u ld ihn n öthigt, u n s einen C andidaten zu verweigern, der zugleich F ürst und Bischof ist, so können in F olge seines Z o rn e s alle P lä n e

1 Wie wir aus einem im Archiv der Propaganda aufbewahrten Aktenstücke