• Ingen resultater fundet

D u rch die Untersuchung der Gesteine sind viele Entdeckungen m ög

lich, welche m an vergebens durch Untersuchung der M in e ra lie n zu erhalten sucht. D e n n es ist mehr a ls wahrscheinlich, daß alle jene M in e ra lie n , welche die durch S p a lt u n g oder A usdeh n u ng erzeugten Zwischenräume der Felsen ausfüllen, durch D ä m p fe entstanden, die a u s dem Felsen selbst Hervorbrechen, sei es nun, daß es vor der Lagenveränderung der Schichten geschah, wie nach meinem D a fü rh alte n in den G ebirgen von P e ru der F a l l w a r , oder aber, daß ihre B ild u n g erst nach der Lagenveränderung vor sich gin g. S o kann sich auch ein neues M e t a ll an der S te lle eines andern bilden, das m an schon ausgebeutet hat, wie m an von dem Eisenerz E lb a 's zwar gla u b t, doch nicht sicher weiß, da die Werkzeuge der Bergleute und die Götzen, welche m an dort fand, nicht von Eisen, sondern von E rd e umgeben waren.

D ie ß ist a lle s, w a s ich betreffs der Schichten der E rd e einer näheren Untersuchung unterwerfen zu müssen glaubte. S i n d ja einerseits auch diese Schichten feste Körper, welche durch einen Naturproceß in andere feste Kö rp er eingeschloffen wurden, und andererseits in ihnen fast alle K ö rp er eingeschloffen, welche mich zur vorliegenden Untersuchung veranlaßten

Fassen w ir das R esultat der obigen Auseinandersetzung über die Schichten der Erde kurz zusammen, so w ar es S tensens V erdienst, daß er „solche Felsen, welche der Existenz der Pflanzen und Thiere auf der Erde vorangingen und daher keine organischen Überreste in ihrem In n e rn enthalten, von denen unterschied, welche auf jenen ersten anfsitzen und

1 Hofsmann, 1. e. S . 44: „Schon bewunderungswürdig richtig sah Stenon in den bei dieser Gelegenheit entstandenen Rissen der Schichten die Bildung der Gänge, welche sich später erst mit Mineralien und Erzen gefüllt hatten" u. s. w.

r I,. e. x. 26—37.

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voll von Versteinerungen sind. E r folgerte h ie rau s, daß ein großer Theil der E rdrinde au s parallel übereinander liegenden Schichten besteht, die, weil sie g rö ß te n te ils Versteinerungen in sich schließen, verm utlich au s W asser abgesetzt sind. E r trennte bereits Form ationen von See- und F lu ß u rsp rn n g , sowie Jncrustirungen und Sedimente, und erkannte, daß die letzteren fast horizontal erfolgt, die stark geneigten aber durch vulkanische K räfte entstanden» seien." * Stensen geht nun zur Besprechung der in den E rd- und Steinschichten eingeschlossenen Gegenstände über, die ihn ja zur geologischen Forschung überhaupt bewogen hatten. M it derselben G ew andtheit, mit der w ir ihn soeben die heiklen Fragen der Gestein- und Schichtenbildung behandeln sahen, weiß er auch die E r ­ klärung der K r y s t a l l b i l d u n g ein gutes Stück weiter zu bringen und Neues d aran zu entdeckend Vernehmen w ir hierüber das competente U rtheil des ausgezeichneten M ineralogen F ranz von Kobell.

„Unter den die K r y stalle betreffenden Arbeiten des 17. Jahrhu nderts,"

sagt er, „zeichnet sich besonders die Dissertation des D ä n e n N ik o la u s S te n o aus. E r beobachtete vorzüglich den B e rgk ry stall und beschreibt seine gewöhn­

liche C om bin ation des P r i s m a 's m it der H exagonpyram ide an den Enden.

D e r K ry sta ll wachse, sagt er m it Bestim m theit, durch Zusatz von Außen, nicht durch Anziehung einer N a h r u n g von In n e n . Dieser Zusatz finde auf allen Flächen nicht immer gleichmäßig statt, sondern öfters nur auf den Pyramidenflächen, die Flächen des P r i s m a 's seien a u s den Ba se n der P y r a ­ miden zusammengesetzt und daher je nach der A ggre g a tio n größer oder kleiner, wie sie auch zuweilen ganz fehlen; diese Flächen seien daher fast immer ge­

streift. D e r Zu w ach s an M a te rie , sagt er weiter, geschehe an einem K ry sta ll weder gleichzeitig, noch überall gleichm äßig, daher komme es, daß die Achse der P y ra m id e nicht immer m it der des P r i s m a 's Zusammenfalle, daß die P y ram id e n - wie die P rism a -F lä c h e n oft ungleich groß seien, und die F o rm des Dreiecks oder des N e k ta n gu lu m s mannigfach verändert werde, und sich mehr Ecken bilden, a ls im norm alen Zustande Vorkommen. D a b e i bemerkt er, daß die W in k el durch die ungleiche Flächenausdehnung nicht verändert werden.

D ie H öhlu n gen und Vertiefungen, die treppenförmigen A blage ru n ge n , die Einschlüffe von Lu ft und W asser leitet er an den Krystallen a u s den ge­

nannten Ursachen ihrer B ild u n g her, ebenso die Verschiedenheit der D

urch-i Gräße. Lehrb. der Lurch-iterärgesch.

Lpz.

1853. Bd. III. 2. Abth. S . 639. Ähn­

lich urtheilen äs H um b., Lssai ßsoAnost. sur 1e gisement äes roedss.

karis 1823. p. 23. Littrow. Gesch. der induct. Wissensch. Stuttg. 1841. 3. Thl.

S . 575. Gölhe beanspruchte später StensenS Entdeckung über den Unterschied von Felsen, in denen keine organischen Reste

Vorkommen,

von solchen, welche diese Doku­

mente der Vorzeit enthalten, als die seine. Briefe an und von Ulrichs S . 210 ff.

- I,. o x. 37—45.

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sichtigkeit. D ie A nziehungskraft, welche bei der A ggre g a tio n der Krystalle wirke, glaubt er m it der magnetischen K r a ft vergleichen zu können, und damit hänge auch der P a r a lle lis m u s zusammen, der an Krystallflächen zu beobachten sei. W eder die K ä lte noch die V e rg la su n g im Feuer sei die Ursache der B ild u n g der Bergkrystalle, sie seien auch nicht im A n fä n ge der D in g e ent­

standen, sondern können noch täglich entstehen, und wie sie a u s einem F lu i ­ dum gebildet seien, so bedürfe es auch n u r der Ken ntniß dieses F lu id u m s, um sie wieder in Lösung zu bringen. D a s Lösu ngsm ittel, a u s welchem der K ry sta ll sich bilde, verhalte sich zu ihm, wie das W asser zu den S a lz e n , und K ry stalle , a u s wasserhellen weißen und amethystfarbenen Lagen zusammen­

gesetzt, wie er dergleichen beobachtet habe, hätten ein A n a lo g o n ihrer B ild u n g an K ry stalle n , welche a u s Lösungen von V it r io l und A la u n entstehen, wo diese S a lz e sich ungemischt krystallinisch übereinander ablagern. E r beschreibt auch einige rhomboedrische Kom binationen am Eisen glan z und einige D ia m a n t- und M a rk a sit-K ry sta lle , an welch letzteren er die abwechselnden Stre ife n auf den Würfelflächen beobachtete, aber nicht enträthseln konnte.

F ü r die Krystallographie ist die A b h a n d lu n g S t e n o 's bedeutender, a ls die in derselben R ich tu n g gehenden Beobachtungen seiner V orgän ger. D e n n sie gibt den G r u n d a n , w aru m sonst gleichartige Flächen so verschieden ge­

staltet Vorkommen können, und zeigt das Gesetzliche in der Vergrößeru n g eines K rystalles durch die Unveränderlichkeit der W inkel, die sie befolgt. D ie B e ­ deutung der S treifen ist, wenigstens am Bergkrystall, zuerst richtig erkannt."*

A ls zweite A rt von Einschlüssen in Schichten bespricht Stensen (p. 53 — 61) die M u s c h e l s c h a l e n . Zunächst verbreitet er sich über die Entstehung der Muschelschalen unserer Muschelthiere und betrachtet sie als eine Ausscheidung au s dem M antel des M uschelthieres, während er die Verschiedenheit ihrer Farbe den Säfteunterschieden der Thiere zu­

schreibt. D an n zeigt er, wie ein Theil der in den E rd- und Steinschichten gefundenen Muschelschalen mit denjenigen der Muschelthiere bezüglich des M ateriales und bezüglich der Form und feineren inneren S tru k tu r so auffallend übereinstimme, daß an einer gleichen Entstehung nicht gezweifelt werden könne. Bei einem anderen Theile sei freilich nichts als die äußere Form den wirklichen Muschelschalen gleich, das M a te ria l dagegen sei durchaus von demjenigen wirklicher Muschelschalen verschieden. N ichts­

destoweniger stammten auch diese von wirklichen Muschelschalen ab, deren

1 Gesch. der Wissenschaften in Deutsch!., herausgeg. durch die histor. Commission

der kgl. Akademie der Wissensch. (München). 2. Bd. Gesch. der Mineralogie von

1650—1860 von Fr. v. Kobell. München 1864. S . 16. Vgl. S . 69. S . 31 spricht

Kobell über Linn6 als Mineralog und gibt zu verstehen, derselbe würde, falls er

StensenS Beobachtungen benützt hätte, alte Jrrthümer vermieden haben. Vgl. Marx,

Gesch. der Krystallkunde 1. e. varemderx, 1. e. t. II. x. 689.

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ursprüngliche Substanz später durch eine andere verdrängt worden sei.

Diesen V erdrängungsproceß erklärt er schon ganz so, wie w ir auch heute