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Das Gefecht in der Flensburger Neustadt am 9. April 1848

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Der Stamm Hansen Lorck

I. Das Gefecht in der Flensburger Neustadt am 9. April 1848

26. März (Sonntag). Magistrat und Deputierte erklären sich im Namen der Stadt Flensburg für die provisorische Regierung. Gewiß für Flensburg ein hoch­

wichtiger Tag, man liest dies gar deutlich an allen Mienen; möge denn dieser Schritt unserer lieben Vaterstadt nur zum Heile gereichen!

27. März (abends). Soeben rücken die Kieler und Lauenburger Jäger bei uns ein samt einigen Freikorps, als Studenten, Turner, Scharfschützen usiw.

Feierlich und ernst ergreifend ist der heutige Abend. Der Südermarkt, und zum Teil auch Katsund und Holm, sind illuminiert; der Marktplatz ist gedrängt voller Menschen, -die schon den ganzen Nachmittag längs der Roten Straße und der Chaussee hin und her gewogt haben. Da endlich zwischen 8 und 9 Uhr hört man aus der Ferne (die Hörner der Jäger erschallen, und bald ziehen die Scharen unter Gesang und Hurras auf den Markt. Hingerissen vom Anblick der Schles­

wig-Holsteinischen Banner, und den vertrauten Melodien der Musik und des Gesangs, fühlt sich so manches Herz erhoben und bewegt. Der Jubel und die Begeisterung der kühnen Jünglinge, im ahnenden Vorgefühle des Kampfes für ihre ehrlichen heiligen Rechte will fast kein Ende nehmen, schwillt jedes Herz höher an und bricht aus in lauten unverhohlenen Äußerungen. Die öffentliche Ordnung und Ruhe wird dabei nicht im geringsten verletzt; die seit gestern eingerichtete bürgerliche Sicherheitswache patrouilliert zu deren Aufrechterhal­

tung durch die Straßen. Das Militär wird teils bei den Bürgern, teils in der Harmonie und auf der Compagnie, die Freischaren größtenteils zusammen im Lokale des Bürgervereins einguartiert.

28.—31. März. Es rücken nun täglich sowohl Truppen als Freischaren bei uns ein. Die Stadt gewinnt immer mehr ein kriegerisches Aussehen; die Geschäfte ruhen, und der Hafen ist von Schiffen entblößt. Mit Ängstlichkeit sehen die Flensburger jeden Tag kommen und scheiden; mit scheuen Blicken betrachten sie die Anhäufung von Kriegsvolk sowie die kriegerischen Einrichtungen und Vorkehrungen. Hierzu gehören unter andern das Exerzieren und die Schießübun­

gen der Soldaten und Freileute; fast den ganzen Tag über hört man Flinten­

geknatter in der Umgebung der Stadt. Auch Artillerie ist nun angekommen, und sind bereits schon Schanzen errichtet. -Es befinden sich von diesen Eine auf der Landzunge hinter der sogenannten Batterie am Wasser; sowie eine andere in der Koppel 'hinter dem Hause des Herm Voß in der Neustadt. Dies sind indessen nur Batterien von ßpfündigem Geschütz, und glauben die lieben Leute etwa, daß sie mit solchem Kaliber Kriegsschiffe begegnen und abwehren wollen, da sind sie sicherlich im Irrtum begriffen, überhaupt muß ich leider bemerken, daß, soweit meine Begriffe von Kriegsführung reichen, gar kein fester Operationsplan bei den Truppen vorzuliegen scheint, und daß es sehr mangelhaft aussieht in Hinsicht ihrer Offiziere und ihrer Disziplin; doch muß man es auch bedenken, daß die bis jetzt erschienenen Truppen sich am revolutionären Zustande befinden.

1.—6. April. Das Einrücken von Truppen und Freikorps dauert fort, es sollen jetzt cirka 7 bis 8000 Mann beisammen sein, und befinden sich jetzt auch einige Bataillone Musketiere, sowie einige Dragoner darunter. Von Freiwilligen strömt es aus allen Enden zusammen. Den Gerüchten nach rüstet sich der Däne stark, sowohl zu Lande wie auch zur See. Kann man sich wundern, wenn die Bewohner Flensburgs mit Sorge und Bangen dessen entgegensehen, was noch kommen kann?

7. April. Bei Holnis sollen sich nun bereits Kriegsschiffe zeigen-, infolge­

dessen sich -einige Jäger und Freikorps nach dorten hinaus machen.

8. April. Die Sache scheint jetzt einen bedenklichen Charakter .anzunehmen.

Schon seit heute morgen jagen Ordonnanzen aus und ein, und erfahren wir endlich mit ziemlicher Gewißheit, daß die nach Norden äusgerückten Truppen hinter Bau mit dem Dänen zusammengetroffen sind. Gegen Abend lautet die

Nachricht ohngefähr dahin: die deutschen Truppen, (bestehend aus 2 Bataillonen Musketiere, 1 Jägerkorps nebst einigen Freikorps, sind vom Feinde auf Bau zurückgeworfen. — Es ist 8 Uhr abends. Hier in der Stadt siehts aus nach Rück­

zug; 'die Geschütze werden aus den Schanzen hereingezogen; der Kommanidie­

rende General Krohn — der sein Quartier im Hause des Andreas Christiansen genommen hat — requiriert außer einer Menge Bauerngespanne auch noch 50 Bürgerfuhrweike. Die Straße ist vom Norder- bis zum Südermarkt mit diesen Fuhrwerken, sowie mit Geschütz, Munitionswagen und Menschen vollgestopft.' Dies Gewühl, in Verbindung mit Dunkelheit und Regen, machen den heutigen Abend schauerlich umd machen die Gemüter ängstlich und unruhig. — Es ist 10 Uhr! — die Ordonnanzen sollen die Meldung gebracht haben, daß sich der Feind bei Einbruch der Dunkelheit etwas zurückgezogen hat. Die Nacht geht bang -und erwartungsvoll vorüber. Da bricht denn der unheilvolle, für Flensburg ewig denkwürdige Sonntag, der 9. April, herein.

9. April. Schon in den Morgenstunden hörte man den dumpfen Donner ein­

zelner Kanonenschüsse aus der Gegend von Bau herniederschallen, und bald trifft hier die Nachricht ein, daß es dorten zum Gefecht gekommen ist. Man denke sich das Gefühl der durchaus nicht an Kampf und Schlachtgetümmel gewöhnten, in Friede aufgewachsenen Flensburger, ein Treffen in ihrer unmittel­

baren Nähe. Das Bataillon Musketiere, welches noch in der Stadt liegt, wird ins Treffen beordert. Gegen 10 Uhr vormittags werden die feindlichen Kriegs­

schiffe von der Schiffbrücke aus sichtbar, und die Vermutung bestätigt sich, daß diese mit der Armee stets gleichen Schnitt gehalten haben. Langsam aber doch majestätisch, träge aber unheildrohend werden 2 Korvetten, 1 Fregatte, 1 Brigg nebst einigen Kanonenböten von den Dampfschiffen näher herangeschleppt, und scheint es hier, daß man den Plan des Feindes bereits durchschaut hat; die Geschütze kommen eilig von den Schanzen herein. Währenddem gestaltet sich die Sache bei Bau ungefähr folgendermaßen:

Nachdem sich die braven Haufen der Deutschen in 2 bis 3 Stunden* hinter diesem Dorfe gegen 'die dänische Vorhut tapfer gehalten haben, müssen sie sich endlich bei dem Vordringen größerer Massen auf die Dörfer Niehuus und Har­

rislee zurückziehen. Dies ist das Zentrum, der rechte Flügel zieht sich unglück­

licherweise nach der Apenrader Chaussee, über Krusau, in der Gegend der Kupfermühle und des Hafens zurück. Hier eröffnen nun die Schiffe und Kanonen­

böte, zwischen Wassersleben und der sog. kleinen Holzung, auf diese, die Chaussee verfolgenden Haufen ein mörderisches Kartätschenfeuer und begleiten so diesen östlichen Flügel bis in die Neustadt, ja bis zwischen der Neustadt und dem Norder tor; hie und da einen Kartätschenschuß Verderben bringend in

dessen Haufen sendend.

Das Zentrum der Deutschen wird unterdessen über Niehuus und Klues bis auf die sog. Steinbrücke und die Neustadt zurückgeworfen. Stets tapfer kämpfend, müssen sie, von einigen Kanonen der Dänen hart bedrängt, doch endlich in ungeregelten Kolonnen das Feld räumen. Der linke Flügel wird über Harrislee und -die Marienhölzung nach dem Schäferhause zurückgeworfen.

Die Niederlage der deutschen Truppen erklärt sich gar leicht, wenn man sah, daß die Dänen zuerst von dem Friesischen Wege und der Marienstraße in die Stadt 'drangen, und 'andererseits -die Küste von den Schiffen bestrichen wurde, sie läßt sich leicht erklären, wenn man eiwägt, daß die kleine Schar, cirka 4000 Mann, durch kundige, bereitwillige Wegweiser einer Armee von mindestens 10 a 12 000 Mann total umzingelt worden sind; außerdem daß der Däne noch den Vorteil des Geschützes für sich hatte, sowohl im Felde als auch vom Wasser her. Die Deutschen entbehrten dagegen gänzlich der Feldstücke. Haben die Obern der Unternehmung die Größe der feindlichen Macht auch nur ahnen können, so ist meiner Einsicht nach 'die Ausführung tollkühn gewesen; doch mag es für unsereins närrisch aussehen, über derartige Sachen zu kritteln.

In welcher Stimmung wir später uns in den Stunden des Treffens, ohngefähr von 11 bis 2 Uhr, befunden haben, läßt sich leicht denken. Etwas beunruhigt um meine Angehörigen, -die in der Neustadt wohnen, versuchte ich es um halb 1 Uhr nach dorten hinaus, zu gelangen. Wie ich jedoch das Nordertor erreicht habe, werfe ich einen Blick übers Feld und sehe dasselbe schon bei den Mühlen über der Neustadt sowie nach Westen, der Marienhölzung zu, mit Kämpfenden übersät; sehe die Gewehre blitzen, und wie sich die deutschen Kolonnen

allgemach gegen die Stadt zurückziehen. Dies ist gerade der Augenblick, wo ein Dampfschiff und ein Kanonenboot, «die Spitze der Batterie-Landzunge n-m- gehend, -die Absicht zu haben scheinen, den Weg sowie das Feld hinter Jordts Ziegelei zu bestreichen; was auch allerdings nachher geschehen ist. Mir blieb nun nichts anderes übrig als umzukehren, wenn ich mich nicht mutwillig dem Feuer aussetzen wollte.

Ich verweile nun noch ohngefähr eine Stunde in der Stadt und habe hier den Anblick, den ersten Trupp dänischer Infanterie mit gefälltem Bajonett die Marienstraße herunterstürzen zu 'sehen. — Kurz vorher war noch ein starker Trupp holsteinischer Musketiere vom Norden her längs der Straße geeilt; wer weiß, was geschehen wäre, wenn diese sich begegnet hätten.

Um diese Zeit war denn nun schon der Rückzug der Deutschen allgemein;

längs der Großen Straße und der Schiffbrücke eilte es im bunten Durcheinander,

— Soldaten und Freischärler, — von Schweiß nach der Erhitzung des Kampfes triefend, — verwundet, mit Kot und Blut bespritzt, suchte jeder der Gefangen­

schaft oder dem Tode zu entrinnen. Bald darauf erscheinen denn auch bereits mehrere Haufen Gefangener. In buntem Gemisch, Soldaten, Turner und Studen­

ten, blutend, -abgerissen und zum Tode ermattend, viele mit bedeutenden Wun­

den bedeckt, der Waffen beraubt, ziehen diese Unglücklichen gesenkten und trüben Blicks den Weg, so schwer, so drückend in die Gefangenschaft. Und dennoch, ich schaudre fast es niederzuschreiben, bei all diesem Elend, diesem Jammer, in diesem zernichtenden Zustand, werden sie nicht allein durch ihre Wächter, sondern auch noch durch andere Schaulustige, durch Flensburger, mit Geschrei und Gelächter begrüßt; ja man kann sagen, verspottet und verhöhnt.

Tief in der Seele gerührt, mit namenlosem Weh in der Brust betrachte ich «diese Armen, von denen gewiß die Mehrzahl solche Verachtung njcht verdient hat, und worunter wohl mancher junge Mann sich befinden mag, der in Hinsicht von Geistesbildung und Popularität weit über den ihn Begaffenden steht.

Ich wende mich nun ab von solcher Beschauung und lenke meinen Gang nach -der Neustadt. Auf dem Wege dahin begegnen mir schon Transporte von Verwundeten und Toten; in der Nähe der Dittmannschen Eisengießerei treffe ich schon auf Pfützen Blut und «auf Leichen; an den Häusern zeigen sich -mir die Zeichen der Zerstörung, als zerbrochene und durchschossene Fenster, Merkmale der Kartätschen- «und Flintenkugeln an den Mauern usw. Bei meiner Familie angelangt, finde ich dorten Gottlob -alles wohl, obgleich die Einwohner der Neustadt während der Affäre unleugbar in einer wohl nicht gefahrlosen Lage geschwebt haben mögen; da «die Kugeln -an den Fenstern vorübergezischt und an mehreren Stellen hindurchgeschlagen sind. Getroffene sind vor ihren Augen hingestürzt, und viele der deutschen Soldaten und Freischärler haben sich eine Zeitlang in verschiedenen Häusern geschützt und verborgen.

Mit beengtem Herzen, doch trotz eines innem Widerstrebens nicht ohne trauriges Interesse beschaue ich hierauf eine Strecke des Kampfplatzes. Niemals wir-d dies für uns so neue und deshalb um so mehr ergreif ende Bild aus meinem Gedächtnis gänzlich verwischt werden. Besonders hartnäckig scheint der Kampf unter anderm in der Nähe -der Mühlen, «auf der Anhöhe, gewesen zu sein; hier liegen jetzt, gleichsam in friedlicher Eintracht durch den Tod versöhnt, Freund und Feind von der mörderischen Kugel dahingestreckt; den ruhigen Zug der Zufriedenheit um manche kalte Lippe, «als wäre der Tod auf der Bahn eines heldenmütigen Kampfes ihm willkommen gewesen; während man es aber bei manchem andern gleichsam aus den Zügen lesen zu können meinte, als hätte er das junge blühende Leben nur mit Widerstreben von sich gehaucht.

Gleich jungen Löwen sollen aber auch die braven Jünglinge der Studenten und Turner, bei dem Dorfe Bau in dicht geschlossenen Reihen, der dänischen Infanterie standgehalten haben. Durch die unverhältnismäßige Übermacht, durch die Wucht der dänischen Kanonen und durch den Mangel an hinlänglicher Zahl erprobter Führer gezwungen, haben sie sich mit Heldenmut und Todesverach­

tung stets kämpfend langsam .zurückgezogen. Umringt, zersprengt, von den Massen erdrückt, hat mancher edler Bursche noch das einzelne Leben teuer verkauft, hat, bereits von der Kugel getroffen, auf den Knien liegend, der Auf­

forderung zur Übergabe mehrere Male verneint und ist dann unter stetem Laden und Feuern endlich .dahingesunken. Friede, heilger Friede der Asche solcher Kämpfer fürs Vaterland!

Es 'würde hier zu weit führen, alle die Einzelheiten des Treffens hier wieder­

zugeben, die man erzählen hört; soviel indessen steht fest, daß der Rückzug der Deutschen kein schimpflicher genannt sein kann; was auch mancher würdiger liberaler Däne selbst eingesteht. Ein braver dänischer Dragoner sagte unter andern zu mir: Jeg maa tilstaa, at diese unge Folk, som Studenter og Turner har staaet tapper i Kämpen, og var de nogen Satans Karle til at skyde!

Von dem Orte der Vernichtung kehre ich nun zur Stadt zurück, in welche denn nun die dänische Armee unter großem Jubel und Prangen der dänischen Fahnen, an 12 000 Mann stark, ihren Einzug hält, gefolgt von einer bedeutenden Masse Geschütz -und Bagage. Lange Wagenzüge mit Gepäck, Waffen, Verwun­

deten und Toten ziehen fortwährend herein und bieten noch manchen ergrei­

fenden Anblick. In der Stadt herrscht heute abend ein furchtbares Gewirr und Getöse.

-So endete der für unsere Stadt denkwürdige 9. April 1848. — O ja, jubelt nur, ihr Schwachsinnigen, ein glorreicher Sieg ist errungen!!

13. April. Die am 9ten gefallenen Kämpfer werden heute, Freund und Feind in friedlicher Eintracht, auf unserm Begräbnisplatze beerdigt. — Möge denn bald, zum Lohne ihrer Aufopferung fürs Vaterland, aus ihrer Asche die schönste Blume der Bürgerfreiheit, des Friedens und des Völkerwohls emporkeimen; dann sind die wackern Helden herrlich gesühnt.

Soweit P. A. Lorck's Tagebuch über die Schlacht bei Bau. Es folgt eine Darstellung der politischen Ereignisse und als er unter den Männern des neuen Kopenhagener Kabinetts Orla Lehmann’s den Etatsrat L. N.

Hvidt besonders hervorhob, hat er wohl nicht geahnt, daß letzterer mit der Cousine seines Vaters, Wilhelmine Therese Lorck aus Memel, ver­

heiratet war. Häufig weitet sich das Tagebuch zu politisch vertieften Betrachtungen. Dabei verfügt er über einen lebendigen Stil, der das Gesehene und Gedachte interessant zu schildern weiß. Er besitzt eine große Begeisterungsfähigkeit, die immer wieder überrascht.

Unter seinen weiteren Arbeiten findet sich eine Reisebeschreibung über eine Reise nach Düppel, wenige Tage nach dem Kampf um die Schanzen im Jahre 1849. Ferner hat er, recht umfangreich, eine im Jahre 1883 unternommene Reise nach Berlin, Eisenach, Bonn und Hannover beschrieben, damals eine große Unternehmung für ihn, dessen Ideen und Gedanken wohl weite Reisen machten, der aber selber bis dahin nicht über Hamburg hinausgekommen war. Seine Schriften besitzt der Verfasser.

Sein Lebensabend wurde beschattet durch den tragischen Tod seires einzigen Sohnes, sein Geist umnachtete sich zusehends während der letzten Jahre seines Lebens und die interessanten Stunden mit ihm schwanden dahin und kehrten nicht wieder. Alle, die um ihn waren, mußten der Zerstörung seines Geistes untätig zuschauen, eine Rettung gab es nicht. Ohne Zweifel sind diesem Unglück wertvolle Urkunden und weitere Arbeiten von seiner Hand zum Opfer gefallen, denn seine Frau überraschte ihn eines Tages dabei, wie er alte Schriftstücke seinem Schreibtisch entnahm und sie im brennenden Ofen verschwinden ließ.

Was mag da vernichtet worden sein! Kein Wunder auch, daß wir von seinen Eltern nur so . spärliche Kunde haben. 82 Jahre alt starb er dort, wo er gelebt hatte, in der Neustadt zu Flensburg.

Sein Sohn Andreas Andresen Lorck III m 8 (Abb. 27) besuchte das Flens­

burger Gymnasium und studierte Philologie in Leipzig, Bonn und Kiel. Er ha­

bilitierte sich in Kiel mit einer Arbeit über den Deutsch-Ordensritter Her­

mann von Salza und bestand im Sommer 1880 in Kiel das Staatsexamen.

Wenige Tage später ist er auf einer Segelfahrt im Kieler Hafen ertrunken.

Sein Vetter, Professor Dr. Christian Petersen, der mit ihm zusammen studierte, erzählt in seinen Lebenserinnerungen, daß dieses Unglück ein trauriger Abschluß der gemeinsamen Studienzeit gewesen sei. Lorck, Hansen, Lange, Pfeiffer hatten eine Fahrt mit einem Segelboot ohne Führer nach Laboe unternommen. Auf der Rückreise wurden sie von einer Gewitterböe überrascht, das Boot kenterte und ging unter, weil es festen Ballast hatte; mit ihm Hansen, der sich festgebunden hatte. Lorck versank, nachdem er eine Zeitlang geschwommen war. Die beiden ande­

ren retteten sich schwimmend, der eine nach Kitzeberg, der andere nach Bellevue. Lorcks Leiche wurde erst nach mehreren Wochen gefunden und in Flensburg im Familiengrab auf dem alten Kirchhof beerdigt. Mit ihm starb der letzte Lorck in Flensburg, der die Familie hier hätte weiter­

führen können.

Seine einzige Schwester Catharine Elise Lorck (Abb. 28) war verheiratet mit dem Kaufmann und Stadtrat Anton Friedrich Schieming in Flensburg.

Der dritte Sohn aus dieser Ehe ist der Kaufmann Andreas Lorck Schier- ning in Flensburg, der die Lorcknachrichten gesammelt und in diesem Band herausgegeben hat. Das Lorckarchiv, das daraus entstanden ist, wird einer seiner beiden Söhne Wolfgang Lorck Schieming oder Norbert Lorck Schieming übernehmen und hoffentlich auch weiterführen. Viel­

leicht tut es auch eine der Töchter, Lydia Elisabeth oder Doris Maria Schieming, falls sich ein Lorck dafür nicht finden sollte.

Hans Boysen Lorck III k 2 hatte neben den zwei Söhnen Christian und Peter noch eine Tochter Anna Christine Lorck. Sie war mit dem Schiffskapitän Nis Collundt Petersen verheiratet. Der einzige Sohn aus dieser Ehe war der schon oben genannte Professor Dr. Christian Petersen am Gymnasium zu Plön, der für die Familie seiner Mutter immer großes Interesse gehabt hat. Seine Schwester war mit dem Flensburger Kauf­

mann Emil Molsen verheiratet.

Von den Nachkommen des Ziegeleibesitzers Christian Andersen Lorck III i 6 sind jetzt zwei Söhne und ihre Nachkommen genannt. Von seinen anderen Kindern hat nur der jüngste, der Schiffszimmermann Heinrich Lorck III k 12, der mit Anna Maria Böttger verheiratet war, Kinder gehabt, zwei Söhne, von denen der ältere Christian Boysen Lorck als achtjähriger Knabe starb, während der jüngere Heinrich Böttger Lorck verschollen ist. Die Söhne Lorenz Hansen Lorck, Johannes Halkier Lorck, und Andreas Andersen Lorck sind als Seeleute unverehelicht gestorben.

Von den Töchtern hat sich Catharina, die älteste, mit Martin Heinrich Krebs verheiratet und durch diese Ehe wurde sie mit der Flensburger Reiferfamilie Landt verschwägert. Anna Margarethe Lorck hat den Lorenz Petersen aus Sonderburg geheiratet, der für die Flensburger Firma Görrissen & Lorenzen Supercargo in Westindien war. Die jüngste, Inge­

borg, war Näherin und ist unverehelicht geblieben.

In der Reihe der 17 Kinder des alten Stammvaters Nicolai Hansen Lorck III h 4 käme jetzt Lorenz Hansen Lorck III i 7, der nach Memel auswanderte und dort eine große Nachkommenschaft hinterlassen hat.

Um aber die Flensburger Lorcks zusammenzufassen, sollen seine jüngeren Geschwister vorweg behandelt werden.

Illi9. Nicolai Hansen Lorck, der Senator und Reiseberichterstatter Der nächste Bruder hieß, wie sein Vater, Nicolai Hansen Lorck. Er

Illi9. Nicolai Hansen Lorck, der Senator und Reiseberichterstatter Der nächste Bruder hieß, wie sein Vater, Nicolai Hansen Lorck. Er

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