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Clemens Brentanos Schaum der Dinge

Emil Staiger und der atmosphärische Stoff

4.2. Clemens Brentanos Schaum der Dinge

In Die Zeit als Einbildungskraft analysiert Staiger Brentanos Gedicht

„Auf dem Rhein“ und entlehnt die Metapher des Flusses, um genauer die spezifische Zeitkonzeption im Gedicht und dann weiter des Gesamtwerkes zu verstehen. Es ist das Fluss-Bild, hierunter der Wirbel und der Strom, und d.h. das Element des Wassers, das als stoffliche Basis für die Idee einer ‚reißenden Zeit‘ dient – und das so auch der Dichter Brentano charakterisiert. Brentano sitzt wie

„der Fischer im Kahne“ und lässt sich treiben. Analog dem Treiben des Flusses ist die reißende Zeit eine „»reißende Folge von einzelnen Da«“ (Staiger 1976:72), die ihm keinen Halt oder Festigkeit gewährt und so ist er fortwährend „[d]er Hingerissene“

(Staiger 1976:50). Wasser, Zeit und Dichter-Ich werden auf diese Weise zusammengeführt.

Ich möchte aber gegen diese wässrige Auslegung argumentieren und stattdessen hervorheben, dass Staiger die Luft als das stoffliche Element für ein Verständnis Brentanos entwirft.

Parallel zum Begriff des Lyrischen haust der Grundkonflikt Brentanos im Konflikt zwischen Gegenständlichem und Atmosphärischem: Er erscheint als ein atmosphärisches Ich – flüchtig und grundlos – versucht aber gerade deswegen sich immer irgendwie (erfolglos) zu verfestigen und zu verankern. Es ist das Paradox dieses Ich, obwohl grund- und bodenlos sucht es immer noch festen Boden – und scheitert dennoch. Es geht mir also darum zweierlei zu zeigen, nämlich dass Staiger grundsätzlich Brentano nicht nur durch die Zeit, sondern durch eine spezifisch elementare Stofflichkeit analysiert und versteht und dass dieser Stoff nicht das Element des Wassers, sondern dem Element der Luft angehört; wie schon erwähnt, hängen diesen beiden – die Zeitdeutung und die Vorliebe für das Bild des Wassers – zutiefst zusammen. Die Konsequenz dieser Meta-Lesart von Staigers

134 Brentano-Analyse ist, dass er jetzt als ein exemplarischer Leser nicht der Zeit, sondern des Stoffes erscheint.

Bereits am Anfang der Analyse wird der atmosphärische Analyseschlüssel erkennbar. Im Verhältnis zwischen der Verwendung von Vokalen und Konsonanten sieht Staiger bei Brentano eine Spannung zwischen einer „schwebende[n] Sprache“

(Staiger 1976:26) und einer Sprache „des Irdisch-Unbehilflichen“

(Staiger 1976:28), also zwischen Luft und Boden. Was Brentanos Sprache charakterisiert ist das „Wunder des Vokals“ (Staiger 1976:28) und demzufolge eine häufige Verwendung von Assonanzen. Staiger schlussfolgert: „Bei den Assonanzen werden die Konsonanten nicht beachtet; damit klingen die Vokale als die zwischen allen Dingen schwebende ätherleichte Musik noch unberührter und reiner an“ (Staiger 1976:31). Wie bei Kommerell wird Brentanos Sprache grundsätzlich als Musik verstanden, d.h.

eine Sprache, die mit sich selbst spielt und nichts bedeutet – „die Sprache schwinge von selber immer wieder ins Gleiche zurück“

(Staiger 1976:33). Es ist Staigers Verdienst, dass er schon in dieser knappen Analyse der lautlichen Mittel die Eigenart Brentanos erkennt: Der Wunsch nach einer leicht-schwebenden bzw.

musischen und von Erdenschwere gereinigten Sprache.

Eine derart lyrische Sprache ermöglicht dann, dass eine besondere Welt entsteht. Sprachstil und Welt – Poetik und Ontologie – bedingen einander. Staiger beschreibt diese Welt auf erstaunliche Weise:

Überall wird nur der optische Schaum der Dinge abgeschöpft. So wenig sie ausgerichtet sind, so wenig sind sie fest und schwer. Die Sonne schwankt, die Wiesen wiegen sich. Wir befinden uns gleichsam in einem flüchtigeren Aggregatzustand, der überaus leicht zu durchdringen ist, wo keine Widerstände sich bieten und alles weich ineinanderfließt (Staiger 1976:45).

Der ‚Schaum der Dinge‘ dieser Welt wiederholt die sprachliche Betonung vom ‚Wunder des Vokals‘, das „wie farbig schillernde[]

Seifenblasen“ (Staiger 1976:28) wirkt – also wird die Verbindung zwischen Sprache und Welt konkret expliziert. Die stoffliche Sensibilität Staigers äußert sich hier genau, indem er einen

135 besonderen ‚Aggregatzustand‘ des Stoffes mit dieser dichterischen Welt vereint. Es ist eine Welt, die ganz und gar zart und luftig erscheint, in der die Gegenstände keine Festigkeit oder keinen Widerstand mehr leisten, weil sie sich zu fragilen Luftblasen gewandelt haben. Ich habe diese lyrische Relation zu den Gegenständen mit Atmosphärisieren bezeichnet, nun kann sie auch weiter als Prozess der Verschäumung oder des Luftig-Werdens verstanden werden. Demzufolge scheint es mir, dass wenn Staiger den stofflichen Zustand der Welt Brentanos als flüchtig, schaumig, leicht und widerstandslos charakterisiert, dann ist diese nicht als flüssig, sondern eher als gasförmig zu bezeichnen. Parallel zum Begriff des Lyrischen, kann man hinzufügen, dass nicht die

‚Verflüssigung des Festen‘, sondern Verschäumung des Festen und des Flüssigen das Wesen der lyrischen Stimmung ist: Sie kann gewissermaßen sowohl das Feste – wie die Porenatmung des Steins bei Kommerell – als auch das Flüssige in seinem Prozess des Luftblasens einziehen. Der Zustand des Stoffes in der Welt Brentanos zeigt sich als schwebend und luftig – lyrisch. Es gibt dann keinen beständig gegenüberstehenden bzw. epischen Stoff, stattdessen wirkt er sowohl trügerisch als bezaubernd: „Offenbar ist dieser ganzen Sinnenwelt nicht recht zu trauen“ (Staiger 1976:45).

Als Konsequenz einer solch flüchtigen Welt hat sich dann auch die Stellung des Ich verändert, die selbstverständlich nicht von Sicherheit und festem Boden geprägt ist: „[D]ie Identität des Menschen [ist] überhaupt fraglich“ (Staiger 1976:47) geworden, d.h.

er wird nicht mehr als feste Mitte verstanden. Das Subjekt wird von Staiger durch den Fischer des Rhein-Gedichts verkörpert, der grundsätzlich von einem Auf-dem-Wasser-Sein bestimmt ist. Der Strom (der reißenden Zeit) reißt ihn hin und in diesem Hingerissen-Sein ist er grundsätzlich immer außer sich selbst, exzentrisch und aufgelöst. Staiger schreibt: „So ist er wahrhaft hingerissen, hingerissen von dem Strom, hingerissen von den Dingen, den Reizen, Farben, Lichtern, Klängen“ (Staiger 1976:50). Als Subjekt ist er völlig offen und wehrlos ausgeliefert – wie in der Stimmung des draußen – und dies besagt: In seinem Außer-sich-selbst-Sein ist er von den sinnlichen Reizen der Welt ganz und gar bestimmt.

Diese Reize sind sowohl wässrig (Strom) als auch luftig (Licht und

136 Klang). Das Verständnis der Subjektivität leiht also von beiden elementaren Stoffbereichen, um das gleiche Charakteristikum zu erläutern: Die Verunsicherung des Ich. Diese Subjektivität kann auch mit der Offenheit Hofmannsthals und seiner dem Atmosphärischen ausgelieferten Existenz verglichen werden sowie ferner mit dem in der Naturlyrik präsentierten Subjekt, wie wir im Krolow-Kapitel sehen werden.

Diese konstitutiven Elemente der Dichtung Brentanos – musische Sprache, schaumig-atmosphärischer Stoffzustand der Welt und unsichere Subjekt-Konstitution – können dann, anhand Staigers daseinsontologischer Grundlage, in einem besonderen In-der-Welt-Sein zusammengefasst werden, das man luftig-atmosphärisch nennen kann. Die musische Poetik Brentanos eröffnet tatsächlich eine besondere atmosphärische Welt, in der alles Seiende „nur ein momentanes Blitzen, Klingen und Flimmern ist“ (Staiger 1976:44). Wie erwähnt, entleiht Staiger explizit das Strom-Bild vom Rhein-Gedicht, um diese ihren allen Grund verlierende Bewegung zu benennen. Er benutzt aber auch ein Bild der Flamme aus dem Fluss-Gedicht „Loreley“ – „Die Flamme, die das Feste verzehrt und im Verzehren leuchtet“ (Staiger 1976:54) – und verbindet es dann mit dem Strombild zu dem Wort

„Flammenwirbel“ (Staiger 1976:55). Die Flamme verzehrt das Feste, dies besagt eigentlich, dass eine Verbrennung bzw.

Oxydation erfolgt, d.h. letztlich eine Art Luftig-Werden der irdischen Solidität. Das Flammenbild könnte ein Indiz dafür sein, dass dem Lyrischen eine selbstvernichtende Intensität zugeschrieben wird, wodurch seine Stofflichkeit sich allmählich in der Luft auflöst und sich verliert. Nicht eigentlich die Bewegung der Stromwirbel, sondern die Oxydation der Flamme ergibt m.E. ein prägnantes Bild des Lyrischen. Auch weil das Bild den poetologischen Standpunkt Brentanos genau erfasst: „Musik Brentanos ist Flamme“ (Staiger 1976:55). Wie die Assonanzen eröffnet auch die Flamme eine ätherisch-leichte Welt ohne Schwere und festen Boden. Wunder, Schaum, Flamme – alle richten sich auf den Stoff-Stil der Dichtung Brentanos.

Weil die textnahe Gedichtanalyse Staigers sich auf die Bestimmung der Erschließung eines besonderen In-der-Welt-Seins

137 richtet, das sich in der Dichtung Brentanos entfaltet, verschiebt sich die Analyse auch leicht zu einer Charakteristik des Dichters als Mensch. Literarische Studie und existential-ontologische Untersuchung fließen bei Staiger zusammen. In diesem Wechsel löst er sich aber folgerichtig vom Bildbereiche des Fischers und Flusses aus dem Rhein-Gedicht ab, um ausdrücklich Brentano als atmosphärisches Wesen zu begreifen. Dies bestätigt m.E. die Betonung des Luftigen statt des Wässrigen in der Analytik Staigers.

Das Atmosphärische kennzeichnet jetzt das Grundverhalten Brentanos. Bezüglich seiner Rezeption von Literatur und Kunst heißt es repräsentativ: „Es ist ihm in erstaunlichem Maß gelungen, den Schatten zu genießen, ohne an Äste und Stamm zu denken. Er fängt die Stimmung auf, das Atmosphärische, ihren Grund jedoch, was sie trägt, erkennt er nicht“ (Staiger 1976:63). Hier fällt das Schlüsselwort erstmals in der Analyse Staigers auf. Stimmung und Atmosphäre – die zwei Begriffe werden synonym verwendet – sind die Art und Weise, in der Brentano existiert. So wird fast alles „ein etwa über dem Einzelnen schwebendes atmosphärisches Ganzes“

(Staiger 1976:67), das niemals ein stabilisierendes und gegenüberstehendes Festes bildet. Atmosphärisch-Sein heißt „den Boden unter den Füssen [zu verlieren]“, heißt, dass die

„Vergangenheit verlorengeht“ (Staiger 1976:69), also in Vergessenheit gerät, nur um „ein Jetzt und nichts als Jetzt“ zu sein (Staiger 1976:70). Die Zeitlichkeit des Atmosphärischen ist emphatisch-präsentisch, eine flimmernde Diskontinuität – dies wäre dann eine präzisere Bestimmung der Zeitlichkeit des Lyrischen als in den Grundbegriffen. Das bedeutet dann, dass die lyrische Zeit sowohl geschichts- oder vergangenheitslos ist, d.h. einen Verlust der Verankerung des geschichtlichen Bodens zur Folge hat, als auch einen „Verlust der Zukunft“ (Staiger 1976:70) ist. Der Mensch Brentano lebt in dieser präsentischen Zeit und atmosphärischen Stofflichkeit; sie konstituieren beide seine Welt.

Aufgrund der Bodenlosigkeit des atmosphärischen Seins sucht Brentano immer wieder einen Halt, an dem er sich stützen kann; er scheitert dennoch immerfort. Wie für Kommerells Jean Paul ist die Erde definitiv verloren und zum Problem geworden und gerade deswegen ist der Luftgeist davon angetan. Brentano

138 hat kein Woher, keinen Boden, auf dem er zu stehen

vermöchte, keine Vergangenheit. Nun sehnt er sich nach einer Herkunft, nach der Bindung (»religio«) einer Vergangenheit, die ihm gehört. Er möchte sich verankern in dem Grund, dem er einst entstiegen und den er längst verloren hat (Staiger 1976:91).

Die Suche nach Halt scheint eine unhaltbare kompensatorische Übung zu sein: Eine momentane Aufhebung der Bodenlosigkeit, die jedoch immer wiederzurückkehrt und demzufolge die Notwendigkeit besteht, noch einmal einen neuen Boden auszuwählen. Nach Staiger sucht Brentano Halt an der christlich-katholischen Weltanschauung, am Mütterlichen und endlich an einer Vertiefung in der Geschichte. Eine tragische Ruhelosigkeit kennzeichnet diese Suche, die „nie die Hoffnung aufgibt, einst die wahrhaft eigene Vergangenheit, die eigene Mutter zu finden und so das Dasein zu verankern“ (Staiger 1976:92). Als Kulmination der Analyse dieses endlosen Wechsels von Atmosphäre und Boden benutzt Staiger eine höchst interessante Wortwahl, die endgültig Brentano als Luftwesen bestimmt:

Überall dringen die Wurzeln – die recht eigentlich Luftwurzeln [Hervorhebung MKP] sind – nur wenig unter die Oberfläche, tief genug, um ihn mitten im Duft, in der Atmosphäre atmen zu lassen, niemals aber tief genug, ihm eine bleibende Statt zu sichern (Staiger 1976:92).

Diese von Staiger eminent prägnante Zusammenfassung, die wiederum seine grundsätzlich stoffliche Denkweise bezeugt, versteht Brentano und – möchte ich hinzufügen – auch den lyrischen Stoff schlechthin als Wesen mit Luftwurzeln. Nicht wurzellos oder stofflos, sondern Wurzeln, die eine flüchtige und minimale stoffliche Verankerung leisten, um sich dadurch ins Atmosphärische zu vertiefen. Brentano erscheint hier als Luftgeist, als exilierter Luftschiffer mit Luftwurzeln, der beständig in einer flimmernden und trügerischen Jetzt-Welt ohne Gegenstände oder Erdfundament lebt, der aber ein höchst entwickeltes lyrisches Sensorium fürs Leichte, Flüchtige, Atmosphärische besitzt.

139 Es kann daher nicht überraschen, dass der klassische Goethe als großer Gegenpol noch einmal erscheint, den ich hier kurz erklärend als Kontraperspektiv einfügen möchte. Parallel zu Kommerells Polarität von Goethe und Jean Paul, besteht bei Staiger ein Gegensatz zwischen Brentanos Luftwurzeln und Goethes Grundfestigkeit. Zentral ist der Begriff der ‚Umsicht‘.

Durch Brentanos Mangel an Umsicht kann er die Welt und sich selbst nicht in eine überschaubare Einheit zusammenfassen.

Stattdessen erschließt er die Welt und sich selbst atmosphärisch, d.h. als flüchtige, momentane Erscheinungen. Goethe dagegen besitzt Umsicht – „das Zusammenfassen des Vielen zu einem Ganzen“ (Staiger 1976:112) – und dieser Begriff ist der Leitfaden, an dem Staiger seine Goethe-Analyse in Die Zeit als Einbildungskraft verfertigt. Interessant ist eben, dass Goethe den Brentanoschen Zustand des Atmosphärisch-Seins zu überwinden vermochte. Weil er das Ganze in einen unvergänglichen und dauernden Typus zusammenfassen kann – Staiger bezieht sich hier v.a. auf Goethes naturwissenschaftliche Schriften und den Begriff der Urpflanze – kann er der ‚reißenden Zeit‘ Brentanos etwas entgegensetzen: „[I]n der Anschauung des Typus kommt die reißende Zeit zum Stehen“

(Staiger 1976:117). Goethes ‚Typus‘ bietet einen Halt, den Brentano immer noch sucht, er leistet ein Fundament oder einen Grund, der die wechselnde Erscheinungen trägt. Goethes Zeit ist dann der

„klassische[] Augenblick“ (Staiger 1976:134), in dem der allgemeine Typus besonders-zeitlich erscheint; er ist „Dauer im Wechsel“, wie der Titel des Goethe-Gedichts lautet. Seine Zeit ist also auch präsentisch, aber nicht als radikale Diskontinuität, sondern als eine Zeit „worin Vergangenheit beständig, Künftiges voraus lebendig ist“ (Staiger 1976:134). Die Dichtung des klassischen Goethe ist daher nicht bodenlos-atmosphärisch, weil sie in Dauer und Unvergänglichkeit ruht. Für Staiger ist Goethe ein Dichter der Mitte (vgl. Staiger 1976:145), wie auch Böschenstein bekräftigt (vgl.

Böschenstein 1997:275). Dies bekundet auch, dass Goethes Dichtung „zwischen epischer Ruhe und dramatischer Bewegung schwebt“ (Staiger 1974:143), mithin zwischen Dauer und Wechsel.

Schließlich eignet Goethe das Epische, das Ruhende: „So scheint sich alles um das Epische wie im Kreise zu bewegen oder sich von

140 der epischen Ruhe aus in wohlbemessenen Graden der Bewegungen zu vertrauen“ (Staiger 1976:144). Das Lyrische erscheint dann als Grenzphänomen oder Extrem, das die episch-ruhende Mitte gefährdet – oder umgekehrt. Deshalb ist es nicht Goethe, sondern Brentano, der als Modell des Lyrischen inszeniert wird, wie es in den Grundbegriffen weiterentwickelt wird.

Das Ergebnis der Brentano-Analyse zeitigt, dass Staiger eine besondere stofflich-atmosphärische Erschließungsweise – die später lyrischer Stil oder lyrische Stimmung benannt wird – entdeckt, die für die Auffassung der Sprache, der Welt und des Ich weitgehende Konsequenzen hat. Obwohl Staiger in Der Zeit als Einbildungskraft verallgemeinernde Epochenkategorien wie Romantik vermeidet, so weist die Analyse gleichwohl in diese Richtung: Der lyrisch-atmosphärische Stoff ist ein wichtiges Element der Romantik, er haust in dem „Wesen des Romantischen“ (Staiger 1976:209) schlechthin. So verortet Staiger am Ende seine sonst stoffontologische Analyse in eine literaturgeschichtliche Epoche:

Lyrischer Stoff ist romantisch. Brentano bringt demzufolge Staiger auf die Spur der Stoffrelation der Romantik und somit auch auf den Ursprung einer luftigen Moderne. Um diesen breiteren Geltungsbereich zu betrachten, möchte ich die weiteren Auseinandersetzungen Staigers mit der Romantik und v.a. Ludwig Tieck näher untersuchen.