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(1)

Forfatter(e) | Author(s): Munch, A.; aus dem Norwegischen übertragen von John Heyliger Burt.

Titel | Title: Lord William Russell : historische Tragoedie in fünf Acten

Udgivet år og sted | Publication time and place: Kopenhagen : C. C. Rose & Delbanca, 1858 Fysiske størrelse | Physical extent: 151 s.

DK

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(6)

historische Tragoedie in funf Acten von

A . M u n c h .

A u s d e m N o r w e g i s c h e n i t b e r t r å g e n

von

J o h n H e y l i g e r ZZurt.

Kopcnhagen.

L'. (lD. A' o s e ^ AeIbaiic o.

1858.

(7)
(8)

und

Seinen tkeuren Sclure^tern,

Jeannette von Brockdorff und Marie von Moltke,

widmet diesen bescheidenen Bersuch,

cine schone, duftreiche Geistcsblume aus dem Norden nach Deutschland verpklan^en,

des reinsten und vollsten Verstandnisses gewitz,

der Abers eher.

(9)
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(11)

Carl dcr Zweite, Kouig von England lstumme Personj.

Jakob, Herzog von Aork, sein Bruder.

Herzogin von Portsmouth, Geliebte des Konigs.

Lord William Russell, Haupt der Opposition.

Lady Nachel, seine Gattin.

Lord Esser, Lord Grey, Lord Cavendish, Lord Howard,

Sir Algernon Sidney Mr. Hampden.

Graf Parillon, Gesandter Frankreichs.

Der Lord Oberrichter.

Der Gonvernenr des Towers.

Oberst Numsey.

Or. Purnet, ein englischer Geistlicher.

Taunton, Lord Russells alter Haushofmeister.

Zwei Burger. Eiu Student. Ein Hofcavalier. Ein Sherifs.

Gerichtspersoual, Geschworene, Machen, Constables, Andre Be- waffnete, Diener bei Lord Russell, Hofleute beides Geschlechts,

Masten, Zuhorer beim Gericht u. s. w.

Die Scene ist theils auf Lord Russells Landsitz Stratton, theils in London, die Zeit der Handlung der Monat Juli des Jahres 1K83.

Oppositiousmitglieder.

(12)

Gartensaal auf Lord Russells Landsitz Stratton, einige Meilen von London.

Jm Hintergrunde ist der Haupteingang vom Park, zur Rechten sind die Thu- ren nach den inneren Zimmern.

Crste Scene.

Lady Rachel, am Schreibtische, Taunton, Russells alter Haushofmeister, steht neben ihr.

T a u n t o n .

N^ylady, doch, Mylady! Laugst schon wartet Zu Roh der Bote in des Schlosses Thor.

Soll er deu Herrn noch hente Abend tressen, Muh bald der Brief in seinen Handen seyu!

L a d y R a c h e l .

Jch bin ja fertig, guter Tauntou — gleich — Nur weu'ge Worte noch, und ich bin fertig.

T a u n t o n .

Doch sagt, Mylady, mir, was konnt Ihr nur So viel zu schreibeu habeu au Lord William?

Ihr saht ihn ja noch gestern, und Ihr wiht, Er kehret morgen fchon hieher znrnck.

(13)

L a d y R a c h e l .

O, tausend Dinge hab' ich ihm zu schreiben!

Mehr als ein Tag ist's, und ich sah ihn nicht, Das ist'ne Ewigkeit. 9!nn sollst Du nur

Den Schlutz des Briefes horen, lieber Alter, Und wirst gestehn, Gewicht hat jedes Wort.

csie lieft.)

— — „Hier steht nnn Spencer reisefertig — er zieht hin und wird den sehen, den ich tansendmal mehr als ein Andrer zu sehen wunschte. Ich kounte diesen Glucklicheu nicht fortreiten lassen, ohne ihm wenigstens einige Worte an mein liebstes Leben mitzugeben. Noch tausend Dinge hatte ich Dir zu sagen, aber ich habe ihn zuruckgehalten. Denn Dir zu schreibeu ist meiues Morgens Freude, und Dir geschrieben zu habeu meines Abends Trost. Ich erwarte Dich bestimmt zuruck mor- geu Abend. Ich vertroste mich des guten Gottes, dah er Dich gegen Deiner Feinde Angrisse und Deiner Freuude Misguust beschutzeu werde. Liebe mich und gedenke, dah ich Dich wieder liebe wie sonst Niemand." —

T a u u t o u .

Nun, das gestehe ich! Ein wicht'ger Brief!

Ein Brief, der Eile fordert. Sollte man

Nicht glanben, ein verliebtes Madchen schrieb ihn, Und nicht die Frau, die mauches Jahr hindurch Schou Ehegattiu, ja, und Mutter ist!

L a d t ) R a c h e l (den Brief zusammenlegend),

Jawohl, ich bin verliebt noch immer, Tannton, Verliebt wie eine Jnngfrau in den Mann, In meinen eignen Eheherrn. Ich weist,

(14)

Neu ist in unserer Zeit das und unglanblich, Btan spottet driiber an des Konigs Hof — Nuu, lah sie spotten, darf ich nnr behalten

Mein Liebstes, meinen William. Doch, Du Alter, Du, der vou fruhster Kindheit ihn gepslegt,

Und ihm vou je mehr Vater warst als Dieuer, Du solltest Dich uicht wnndern, uur Dich freu'u, Dah Rachel Wriothesley^) ihreu William Russell J e t z t m e h r noch liebe a l s a m ersten T a g ,

Ja mehr, viel mehr!

T a n n t o n .

O theure, theure Frau!

Pergebt dem alten Tannton, — ach — der nnr Z n solchem E i s e r E n c h entslammen w o l l t e ,

Um mehr an Enrem Gluck sich zu ersreu'u.

Eiu seltues Gluck! — Ja, laht mich sehu, es war — L a d y R a c h e l .

Doch jetzt der Brief — hier ist er, Tauutou. Eile — Briug ihu an Spencer — sage ihm, er soll

In meines Herren eigne Hand ihn liesern, Sobald er ihn getrosseu — wo's anch sey — Bey Tag, bey Nacht — sag' ihm, es eile sehr.

T a n n t o n .

Sogleich. Ja, ja! — Das kann man Trene nennen In diesen Zeiteu! — Aber, er verdieut sie,

Lord William Russell, Euglauds Schirm und Stolz, D e s G l a u b e u s m u t h i g e r V e r t r e t e r , E r ,

Des Volkes Liebliug —

*) Wird gesprochen — Rothley.

(15)

L a d y R a c h e l .

J a , e r ist d a s A l l e s , Doch mehr als Alles ist er Rachels Gatte, Und darf auf ihren Brief nicht langer warten.

So will ich selbst —

T a u n t o n .

Hat es denn solche Hast?

Noch eben wolltet Jhr zuruck mich halten — A c h j a , die J u g e n d u n d die L i e b e ! N n n , Jetzt geh' ich ja, jetzt geh' ich ja, Mylady.

L a d y R a c h e l .

Doch jetzt nur Eins noch — wo sind meine Kleinen?

T a u n t o n .

Bey Mistreh Cnnningham, im Pfarrhof sind sie.

Soll ich sie holen? —

L a d y R a c h e l .

Nein, gieb nur deu Brief, Ich selbst geh' bald dorthin, nm sie zn sehn.

(Taunton ge'ht ab).

Zweite Scene.

Lady Rachel (allein).

Ich weih nicht, wie es kommt, allein ich fuhlte Mich so beangstiget bey diesem Brief,

Und eine dunkle Ahnnng will mir sagen, Dies war das letzte Mal, dah ich an ihn Im Sonnenschein des Gliickes schrieb — doch

(16)

Fort mit den schwarzen Traumerei'n! Jst ja An unsres Gluckes Himmel kein Gewolk.

Es strahlet rein, und warm, und snhbelebend, Wie dieser Sommertag anf Wald und Feld.

U n d doch! G i e b t es nicht eine a l t e S a g e , Die Angst erweckt beim Uebermatz des Gliicks?

Und ist denn das nicht mehr als irdisch Glnck, Geliebt zu seyu von William Rnssell, und Fur Zeit und Ewigkeit ihm zu gehoreu?

In holden Kindern nnser Leben nen

Erblnhen sehn, des Reichthnms und der Ehre Jm vollsteu Mahe zu geniehen, und

Den Vielgeliebten sehn als Englands Kampen, Der Tyrannei, des Geistesdrnckes Feind, Bewnndert nnd geliebt — doch anch gehaht, Gefnrchtet und verfolgt von Hofkabalen, J a , v o n d e m B r u d e r seiues K o u i g s — h a ! D a ist die W o l k e , die mich beben m a c h t e !

Dritte Scene.

Ein Diener. Lady Rachel.

Di en er (meldend).

Lord Howard, edle Fran, ist angekommen In Hast von London, wiiuscht sosort mit Euch

Zu reden.

L a d y R a c h e l .

Du weiht, ich sehe Niemand, Bis uuser Herr zuruck. Er mog' eutschuld'geu.

(17)

D i en e r .

Vergeblich wies ich ihn znrnck, Mylady — Er sagt, er bringe wicht'ge Botschaft von Lord William selbst —

L a d y R a c h e l .

J a s o , d a n n m a g e r k o m m e n .

Vierte Scene.

Lady Rachel (allen,).

Ach, dieser Howard mit dem falschen Blick, Und glatten Wort, er ist mir ties znwider.

Nicht fasse ich, wie mein Gemahl es wagt, Sein Zntrann einem solchen Mann zn schenken.

Was kann er bringen? Gntes sicher nicht.

/Suste Scene.

Lord Howard. Lady Rachel.

H o w a r d .

Vergebnng, schone Frau, dah ich Ench store In holder Einsamkeit. Zn tressen dacht' ich

Lord William, meinen Freund.

L a d y R a c k ) e l .

W i e ? — m e i n e n M a n n ? Habt Jhr ihn denn in London nicht gesehn?

Jhr wiht, dah gestern er dahin gereist,

Und hente sncht Jhr ihn bey mir ans Stratton!

Mylord, — Jhr angstigt mich —

(18)

H o w a r d .

Seid rnhig, Frau — Wohl hab' ich Euren Mann gesehn in London — Jch traf ihn Abends noch in Shephards Weinhans, Wo nnsre Frennde sich versammelt hatten.

L a d y R a c h e l .

Lord William Russell dort, im Weinhans! — Nein, Dem kann nicht also seyn.

H o w a r d .

Und weshalb nicht?

Man sieht, Jhr kennet noch sehr wenig von Dem Leben Londons, schone Eremitin!

Weshalb begleitet Jhr nicht den Gemahl?

Bald wiirdet Jhr an nnsrem Himmel strahlen Als modisches Gestirn vom ersten Rang.

Bewnndert wurdet Jhr und angebetet, Man bracht' Eull) Serenaden, uud Duelle, Die dort wie Pilze wachsen, saetet Jhr, — Es wurde nicht gar lange daueru, und

Man sahe selbst Euch, wohlmaskirt, die Stellen Wie jenes Shephards Haus besucheu —

L a d y R a c h e l .

Lord Howard H o w a r d .

Jch sage uur, was ost genug begeguet

Des Hosen ersten Damen. Dort bey Shephard Bersammeln sich des Landes erste Namen

Und beste Kopse jetzt. Dort sitzet Sedley,

(19)

Und latzt die Qnelle seines Witzes sprudelu, Dort singt Rochester seine besten Weiseu, Und Otway tragt dort seine Dramen vor Dem auserwahlteu Kreise schoner Geister,

Ost wohl dnrch Streit und Strahenlarm behindert, Doch sie erhohen nur den Neiz des Ganzen.

Es kommt anch Bnckingham — L a d y R a c h e l .

Mehr als genng Mir zn beweisen, dah Lord William nicht

An einer solchen Statte mit den Frennden Sich je versammelt —

H o w a r d .

Dennoch that er das.

Und herrlich, edle Fran, war die Versammlnng Von Englands Freiheitsfrennden! — O, Jhr hattet Dort Russell horen sollen! Welches Leben,

Und welch Gewicht in jedem Wort! Er rih Uns alle fort, da schlossen wir den Bund, D e s H o s e s M a c h t z u brecheu.

L a d y R a c h e l .

Jch glaub' Euch nicht.

Mein Herr m a c h t nie sehr viele Worte, Howard, Jm Weinhans allermindst, er stiftet nicht

Geheimen Anschlag gegen Englands Konig.

H o w a r d .

Und seid Jhr dessen so gewih? Jch weih"

Er ist das Muster eines Ehemanns,

(20)

So still und solgsam. Aber, fern der Lady, Lost schon der Wein der Zunge strenges Band.

L a d y R a c h e l . Genug der Worte. Aber saht ^hr ihn Schon dort, was sncht Jhr hier ihn?

H o w a r d .

Weil ich ihn Hent Morgen nicht in seiner Wohnung fand.

Ganz zeitig, hieh es, sey er schon anf's Land Mit seinem Freund, Lord Cavendish, geritten.

Ich wiHte, dah ihn eben hent' ans Stratton Ein hoher Gast erwarte, und so kam ich, Um Ench aus den Besnch vorzubereiteu.

L a d y R a c h e l . Ein hoher Gast? — bey nns? —

H o w a r d .

Die machtigste Person in England, edle Frau, konnt Jhr

Erwarten jeden Angenblick.

L a d y R a c h e l .

Mein Gott! — Was wollt Jhr sagen? — Sollt' der Konig — H o w a r d .

Der Machtigste im Land ist nicht der Konig.

Ihn selbst beherrschet jene Dame, die Nnn aus dem Wege ist zu Euch.

(21)

L a d y R a c h e l .

Mylord!

Jhr meint doch nicht?

H o w a r d .

Die gnad'ge Herzogin Von Portsmouth, Carls Geliebte. — Eben sie.

L a d y R a c h e l . Jhr scherzet nur — O, sagt es! —

H o w a r d .

War ich doch Selbst gegenwartig, als sie Euer Schloh

Als Zielpunkt ihrer heut'gen Ausflucht nannte, Und kaum gelang mir 's, ihr voranzneilen.

L a d y R a c h e l .

Die Freche! — O, mein Gott! — was thu' ich nun?

Und William, er ist fern!

H o w a r d .

Beruhigt Euch, Gewih hat er 's erfahren und kommt bald.

Jnzwischen kann ja Keiner den Besuch

So gut wie Jhr, verehrte Frau, empsaugeu.

Und so ist 's eben recht. Dann sind die Damen, Noch eh' Lord William kommt, vertrante Frennde, Und ganz von selber solgen nach die Manner.

L a d y R a c h e l .

Was muh ich horen? — Howard, waget Jhr, In Eiuem Athemznge blos zn nennen

(22)

In Einem Athemznge blos zu nennen Lord Russells Ehgemahl und jene Fremde,

Sie, die auf ihrer frecheu Schulter tragt

Gauz Euglauds Fluch? — Nie soll sie ihreu Fuh A u f diese uubefleckte S c h w e l l e setzeu,

Solauge ich es hiuderu kann.

H o w a r d .

Doch fordert D i e K l ugheit jetzt, sie freundlich zu empfangen.

Verstand ich recht, so steht es uun bey Euch, Und dies Zusammentrefsen wird entscheiden, Ob aus der Feiudiu sie die Freuudiu werden, Und nnsren Plan mit ihres Beystands Nkacht Befordern werde.

L a d y R a c h e l .

U n s r e n P l a n ? I c h weift Von keinem Plan, B!ylord, der uus verbande, Am wenigsten von einem Plan, an dem

Der Schmntz von dieses Weibes Beystand klebt.

H o w a r d .

Wozu so heftig, Frau! Lord Russells Sache Jst doch die Eure auch? Nun, seine Plane Sind wieder meine, sind die unsren also!

Jhr wisset, todtlich sind wir mit dem Herzog Von Aork verfeindet, nnsres Konigs Bruder Und prasumtiveu Erben, und wir streben, Jhn auszuschlieheu von dem Throne Englands?

2

(23)

L a d y R a c h e l .

Das Letzte weitz ich, nicht das Erste, Howard.

Jch weih, mein Gatte hat im Parlament

Die Bill, die dem Papist das Thronrecht abspricht, Nach Kraften unterstutzt, doch that er's nnr,

Weil ihm kein andres, als dies strenge Mittel Genngend schien, sein Vaterland zn retten Bom Nuckfall in das Joch des Pabstthnms oder Von eines Burgerkrieges wilden Schreckeu.

Das sind Lord William's Grunde — aber nicht Persoulicher und niedrer Hah des Prinzen.

H o w a r d . Jch fiirchte, Seiue Konigliche Hoheit

W i r d n i c h t so sein die G r e n z e n ziehen w o l l e n , E r w i r d personlich a l s d e n F e i n d b e t r a c h t e n , Der ihm der Vater Erbe ranben will.

Was mich betrisst, da will ich frei gestehn, Anch ich vermag so hoch mich nicht zn heben.

Ich kampfe erst fur England, Gott bewahre, Doch auch fur meiueu eigueu Hah, weun ich Mit unserer Partei den Herzog kranke.

Denn Jhr mnht wissen, dieser hat mich einst Znm Tod beleidigt.

L a d y R a c h e l .

So kann ich denn nnr Veklagen, dah m i t W i l l i a m J h r die S a c h e , Doch nicht die Reinheit feiner Grunde theilt.

Doch, wozu das? Und was hat diese Frage Mit jenem Weibe wohl zn schafsen, deren Besnch Jhr mich vorhin habt snrchten lassen?

(24)

H o w a r d .

Nur dieses, hohe Fran, dasi ihre Hand

Jetzt das Gewicht umschlieht, durch das die Schaale S i c h v o n des H e r z o g s S e i t e a u f die u n s r e

Heruberueigeu kann. Jhr wiht sehr wohl, Groh ist des Herzogs Eiufkch auf den Kouig, Doch grohre Macht ubt die Geliebte noch.

Gemeine Sache machte sie bisher

Mit Aork, und ausgelost ward jedes Nkal D a s P a r l a m e n t , b e h a n d e l t ' es d e n Ansschlust.

Dur6) Unterhandlnngen mit der Partei

Ist ste inzwischen — und durch mich vielleicht — V e r m o c h t , dast sie, d e n H e r z o g auszusckliesien, Uus ihreu Einsluh auf den Konig leiht,

T o c h s o , d a h m a n i h r H o f f n n n g anch g e w a h r t , T e r S o h n , d e n sie d e m K o n i g e g e b a r ,

3^>erd einst des Vaters Thron besteigen konnen.

L a d y R a c h e l .

D e s K e b s w e i b s S o h n a u f E n g l a n d s T h r o n e ? — N i e Kann England, kann Lord Russell das ertrageu.

H o w a r d .

Vielleicht uicht. Doch was hindert denn, dah wir Uns diese Locknng jetzt zn Zcntze machen?

Es ist dieselbe, welche man anch brauchte

Bey Moumouth, Karl's und Lucy Walter's Sohn, Und bindet fest und fester ihn an uns.

Ist erst das Ziel erreicht, eutserut der Herzog, Vergiht man bald das Werkzeng, das einst nutzte.

2^

(25)

Ha! — welches Netz von Ranken! — Ehrlicb Mittel Gewinnt allein den ehrlichen Erfolg.

Jch weih, so tantet meines Hansherrn Wahlsprnch, Jhm folge ich, und jenes Weib empfange

Jch nimmer hier —

H o w a r d .

Bedenkt Ench wohl, Mylady, Eh' Jhr dnrch eitlen Stolz verderbt

Die Plane Enres Herrn, vielleicht Ench beide Anssetzet der Gefahr! Ja, lachelt nicht, Tenn hochst gefahrlich ist' s , die zn verletzen, Die wiederum den Konig lenkt. Und dann Kommt die Frau Herzogin anch nicht allein, Graf Barillon kommt mit, Frankreichs Gesandter, Den weist Jhr doch nicht fort?

L a d y R a c h e l .

Jch weise ja Niemanden fort — ich bin nnr nicht zn Hanse Fur irgend Jemand, wenn Lord William fern ist.

Mylord, geht ihr entgegen — sagt ihr das — H o w a r d

(der in der Zwischenzeit ofter durch die Glasthur im Hintergrunde, welche in den Park fuhrt, gesehen hat, offent dieselbe weit, mit den Worten:)

Das saget selbst! —

(meldet)

Die gnad'ge Herzogin Von Portsmouth! — Graf von Barillon!

(26)

Sechjie Scene.

Herzogin von Portsmouth, gefiihrt von Barillon, tritt schnell herein. Die Vorigen.

G r a f B a r i l l o n ( z n L a d y R a c h e l . )

Wir waren Auf einer Lnstfahrt eben, Lady Russell;

An Eurem schonen Park hat uns der Weg Vorbeigefuhrt, und da er offen stand, Fand uusre Herzogiu sich stark versucht, Jm Schatteu Eurer alteu Eichen Schntz Und Kuhluug zu geuieheu, doch zugleich Wcuu moglich, Ench zu uberrascheu hier.

Wir kamen nnbemerkt anch dnrch den Park, Bis uns Lord Howard hier vom Fenster sah, Die Garteuthur uns ossuet —

H e r z o g i n .

Und da stehen Wir vor der Hansfran selber — Gunst'ger Zufall!

Verzeiht, Niylady, diese Ueberraschuug — Es freut mich immer, kauu ich einmal brechen Die steifen Formlichkeiten.

L a d y R a c h e l

(ist unbeweglich stehen geblieben und wendet sich nur an Graf Barillon.)

Ich beklage,

Herr Graf, dah mein Gemahl jetzt uicht daheim, Doch kommt er sicher bald. Jnzwischen will Ich meiner Dienerschaft Befehl ertheilen,

Wohl zu versorgeu Euch und En'r Geleit, Falls Jhr verweilen mogt. Was mich betrifft,

(27)

So muh ich Euch verlassen. Meine Kinder Begehren mein. Sie harr'n des Unterrichts.

Entschuldigt mich, Herr Graf! —

(gruHt ihn und geht schnell zu Rechten ab.)

Siebente Scene.

Die Vorigen (ohne Lady Rachel.) B a r i l l o n .

Verschwnnden ist H e r z o g i n .

Die Unverschamte! )^icht mit einem Wort, Mit einem Blick anch nnr mich zu begruhen!

O Howard, wohin habt Jhr uns gesuhrt!

H o w a r d .

Wer konnte solchen Starrsinn moglich halten?

Sie war durch mich ja vollig vorbereitet.

Jndessen ist damit noch Nichts verloren.

Was kummern Euch der Tugeudheldin Grillen?

Bleibt ihr znm Trotze hier. Erwartet Russell.

Bald muh er kommeu — sollt Jhr doch mit ihm, 9!icht mit der Kinderwarterin verhandeln —

Viel Andres ist Mylady Russell uicht.

H e r z o g i n .

Ich hatt' es wisseu tonnen! — Diese steisen, Dummstolzeu, selbstgerechten Puritaner — Betschwestern sind's, mit hohlen Senszern nnd Verdrehten Augeu wollen sie verdammen

(28)

Des Lebens raschen, muthigen Gennh.

Mit ihnen und der Frende freien Tochter

Besteht keiu Buud. Doch — rachen kann sie sich! — Ja, bey der Macht des koniglichen Buhlen,

Habt gnte Acht, Mylord uud Lady Russell!

Jhr mochtet bitter eiust die Schmach beren'n, Die Jhr Louise Portsmouth anzuthun

Erfrecht Euch habt! —

B a r i l l o u .

Nur ruhig, meiue Schone!

Lord Howard's Rath war gut. So bleibt doch hier, Die Frau laht laufeu. Wirket auf deu Ncauu.

Das ist ja Eure Kunst. Erobert Russell!

Das ware uoch eiu Sieg, Aspasia's wurdig!

Bleibt deshalb hier —

H e r z o g i u .

)!ein, ich mus? fort — zum Konig!

B a r i l l o u .

Uud was soll dauu aus Eurem Plane werden?

H e r z o g i n .

Mein Plan? Sagt Euer, sagt Lord Howard's Kniff!

Jhr habt an diese Falle mich gelockt,

Gesangen aber habt Jhr mich noch ni6)t — Ich eile dorthin, wo mein rechter Platz, Der ist an Karls des Zweiten muutrem Hose;

Dort stehet fest mein Throu, solang' der Konig

?!och lebt — hernach mag, was da kann, geschehn.

Und doppelt eng schliess ich mich der Partei

(29)

Des Herzogs an. Er kann mir Rache schafsen An diesem Uebermuth, der mich gekraukt!

B a r i l l o n .

Nnn, dazu werdet Jhr ihu willig finden.

Thnt darin, wie Jhr wollet. Enre Plane Durchkreuzen nicht die meinen, schouste Fran!

So gehet nnr. Jch bleibe hier. Fur mich Allein hab' ich zn reden mit Lord Russell.

H e r z o g i u (im Hinausgehen.)

Folgt mir, Lord Howard. —

L o r d H o w a r d o m >hr folgen.)

Hort doch, gnad'ge Frau

Ichte Zcene.

Barillon.

Ein Wort, Lord Howard! — H o w a r d .

Entschnldigt, ich mich solgen B a r i l l o n .

Der Herzogin? Vortrefslich. Aber jetzt, Da sie nicht langer Euren Zwecken dient, — Was werden Eure Freunde von Rye House Wohl dazu sagen?

H o w a r d .

Meiue Freuude — vou — Jch keuue keinen solchen Ort, Herr Gras!

(30)

B a r i l l o n .

Wohlan, vielleicht sind besser Euch bekannt

Tie Namen: Keeling, West und Oberst Rnmsey, F e r g u s o n , G o o d e n o n g h u u d G a l l o w a y ?

Jhr wollt doch Eure Freunde nicht verleugueu, Die sich verschworeu hatten bey Rye House, Dem abgelegnen Hose aus der Strahe, Tie von Newmarket hin nach London fuhrt, Den Konig und den Herzog, seinen Bruder, Weun sie des Weges zogeu, auszuhebeu,

Toch, da der Plan miszglnckte, nuumehr warten Ans bessere Gelegenheit, nnd gern

Tie grohen Lords, die Widersacher der

Regierung, Grey und Russell uud Graf Essex Hiueiu in ihrer 3!etze Schlingen zogen?

H o w a r d . Mein Gott — wie wiyt Jhr das?

B a r i l l o n .

Ja, Alles weih ich.

Gebranchet Vorsicht, Howard! Solche Frennde, Sie scherzen nicht. Sie lasset nur nicht merken, Jhr spielet doppelt Spiel. —

H o w a r d .

Herr Graf, ich kann — Versichern — hier znm ersten Male hor' ich —

B a r i l l o n .

Seid rnhig, Lord, — ich werd' Euch nicht verrathen, Doch vor deu Andren hutet Euch. Man sah

(31)

Noch gestern jenen Keeling beim Minister, Lord Dartmonth^—

A o w a r d (bey Seite.)

Grotzer Gott, was that er dort?

Jch mn§ nach London, Alles zn ersahren. —

(saht sich, laut zuin Grafen)

Entschnldigt Graf, die Lady harret meiner.

(eilt hinaus.)

Nennte Scene.

Barillon (alle-n.)

Jhn hatte ich erkannt. Die bleiche Fnrcht Sah als Berrather anf der engen Stirn,

Gleich wie der Spinne schwollen ihm die Glieder, Wenn sie in ihrem eignen Netz sich fangt.

9knr zn, Du feiger Jammerling, erkanfe Die Gnade derer, die Du stnrzen wolltest!

Wer hieh Dich, der Jntrignen zarte Faden In plumper Haud zusammenhalten wollen?

Jhr konnt es nicht, Jhr nngeschickten Britten!

Das kann der Franzmann nnr, der feine Schuler Vou Richelieu uud von dem grohen Ludwig.

Als seiu Erkorner steh' ich hier, und meiue, Nicht Schaude hab' ich seiuer Wahl gemacht.

Vortrefflich geht's. Jch lasse an emander Die besten Krafte Englands sich verzehren!

Volk gegen Konig, Konig gegen Volk, Und wiederum den Adel gegen beide.

Gehohlt wird so des stolzen Reiches Grund, Ter Oberherrschast Frankreichs bahne ich

(32)

Den Weg. Beherrschet ja franzosisch Gold Sie alle schon, den Hof, die Bolkspartei, So Konig Karl, wie alle seine Gegner.

9!nr Einen giebt's noch, den ich nicht erkauft — Der aber ist der Volksmacht erster Fuhrer,

Des Glanbens nnd der Freiheit Schntz und Schirm, Lord William Russell. Nehm' ich's mit ihm auf!

Man ueuut ihu unbestechlich. Sey's versncht!

Dafur galt mancher andre Volksvertreter,

Und doch gewann ich ihn. Warnm nicht Russell?

Ist unser Er, ist nnser anch das Spiel —

Gelingt es nicht — so giebt's noch andre Mittel! —>

Zehnte Scene.

Lord Russell. Barillon.

L o r d R u s s e l l .

(Zeigt sich in der Thur und spricht zu der Dienerschaft drauhen.)

Jm Pfarrhof ist sie? — Nun, schickt Boten hin;

Und lastt sie wissen, dah ich angekommen. (trittein.) B a r i l l o n (geht ihm entgegen.)

Mylord, erlanbet —

R u s s e l l .

Wie? — Graf Barillon, Gesandter Frankreichs, — hier bey mir? So finde Ich ja, wie mir gemeldet, einen seltnen

Besnch auf Strattou, doch, iu Zoru uud Wuth Eutbrauut, fuhr der erwartete von hinnen, 9!och ehe mir zu kommen moglich war.

(33)

B a r i l l o n .

So wiht Jhr — Lady Portsmouth — Eure Frau — R u s s e l l .

Jch weih, uud uicht beklag' ich das Geschehue.

Doch, was verschaffet meiuem Landsitz wohl Die Ehre Eures Hierseyns?

B a r i l l o u .

Nnn, znsallig War bey der Herzogin ich grade als

Sie hierher suhr. Jch solgte um so lieber, Da ich schon langst gewunscht, auf seiner Burg Den wackren Ritter Englands zu begrnhen.

Wir trasen, wie Jhr wiht, deu Burgherrn nicht, Und kalt war bey der Bnrgfran der Empfang.

Da nnn der schone Gast, erbost darnber, Und wankelmnthig, wie sie immer ist, Nicht weilen wollte bis zn Enrer Rnckkehr, Blieb ich, der mehr Besonnene, znrnck.

Nicht wollte ich um eines Weibes Lannen Die gunstige Gelegenheit verscherzen,

Um hier, an Enrem eignen Heerd, Mylord, Ench einen Freundesdienst zu bieteu —

R u s s e l l .

Wie?

Eiu Freuudschastsdieust sur mich — von — B a r i l l o n .

Enrem Feinde!

Sprecht es nnr ans, Mylord. Jhr glanbt, dast Alles,

(34)

Was Frankreich bietet, Feindes Anschag ist.

O, woUtet Jhr den Jrrthum dock) erkennen!

Sehr hoch s6)atzt unser groher Ludwig Euch.

In En6) erblickt er Englands ersten Mauu, Und hat mir seine Unterstntznng Euch

Zn bieteu auferlegt —

R u s s e l l .

Wozu? Um besser Viellei6,t dnrck) mich den Handel zn betreiben, Den schimpslichen, den er mit Englands Konig U m n n s r e F r e i h e i t , u n s r e n G l a n b e n s c h l o h ? Jhr habt vergessen, wer i6) bin, Herr Graf!

B a r i l l o n .

Gewih nicht, Lord. Jhr seid's allein, — nicht ich, Der sich in dieser Sache irrt. —

R n s s e l l .

Und wie?

Jhr glaubt, ich kenne nicht den heimlichen Traktat von Tover, worin Ener Ludwig Mit Gold deu Konig Karl da;u erkanst, Zur guteu Stuude einst, mit seiner Hnlse, Tas Pabstthnm hier anf's Nene einzusuhreu Auf dieseu Juselu, und dem Volk ans ewig Das Licht der alten Freiheit auszuloschen, Das dem Despoten langst zn lange brennt?

Es ist vor Gott und Meuscheu wohl bekannt, Dah ich des Lebens Zweck daran gesetzt, Zn kampsen gegen jener Plane Schmach.

(35)

Und nun kommt Jhr, und redet grade mir Von Frankreichs Hulse?

B a r i l l o n .

Ach, Mylord, so ist Auch Ener klares Auge denn verfinstert

Bom dnmpfem Hah des Pobels gegen nns!

So glanbt anch Jhr an jenes Schatteubild, An den Traktat. Als ob es uothig ware, Geht's gegen Glaubeus-, gegen Volkersreiheit, Der Stuarts blindes Hans erst zu erkausen!

Wohl wahr, mein Herr hat einmal sich verbiindet Mit Konig Karl dem Zweiten und dem Bruder, Doch dabey galt es nur, gemeiuschastlich

Sich Hollands zu erwehreu, uud die Freuudschaft Der Nachbarreiche uugetrubt zu wahreu.

Gehobeu ist das Buuduih lange schon,

Und schwer hat er gebnHt flir die Erkenntnitz, Dasz mit Karls Stuarts lauuenhaftem Leichtsinn Und seines Bruders dustrem Fauatismus

Keiu fester Freuudschastsbuud sich kniipsen laht.

Er sieht jetzt ein, dah, will er sich verbiinden Mit Eugland, er die Hulse uicht dem Konig, Dah er dem Volk allein sie bieten muh.

U u d d å r u m h a t a n dessen F u h r e r e r ,

Durch mich, sich nun gewandt mit ossner Hand.

Schon habeu ihrer mauche, kleiuere Mit Dauk seiu Auerbieteu augeuommen, Und zu dem grotzteu, machtigsteu von allen Kommt er mit bessrem —

(36)

R u s s e l l .

Sparet Enre Worte, Wie das Gebot. An mir ist's doch verloren, Selbst wenn ich Alles glanbte, was Jhr sagt — Doch nimmer thu' ich das — deun nur zn wohl Jst mir bekannt, dah der Traktat besteht,

Und wie des Boltes Manner Ener Konig Ncit glatter Worte Koder gern bestrickte, In seine goldnen ?!etze sie zn zieh'n —

War's ehrlich anch gemeint, was er nns bietet, Ich nahm' es doll) nicht an. Bom Bolk allein Muh England's Sache ausgesochten werden.

Die Freiheit, die der Hulfe des Despoten, Des sremden Fursten wir verdankten, ware

T e s K a m p f e s n i m m e r w e r t h . I c h w e i h e s n i c h t , Und mag nicht wissen, welche Zahl von Mannern

Tes Voltes zu bethoren Ench gelang.

Doch Eins ist mir gewih, dah William Russell Die Schaar derselben nie vermehren wird.

Darnm, Herr Graf, nicht mehr davou. Als Gast, Nicht als Gesandter seid willkommen Jhr

Ans Stratton. — Was dars ich Ench bieten?

B a r i l l o n .

Nichts, Da das Vertranen Jhr nicht bieten konnt.

Doch noch ein Wort des Abschieds nnd der Warnnng.

Nehmt Euch iu Acht, Mylord, uehmt Ench in Acht!

Seid nicht zu sicher, uicht zu stolz. Es zieheu Gewitterwolken ans nm Ench. Es rusteu Zu eiuem Hauptschlag sich die Feinde. Bald

(37)

Wird starke Hnlse Euch vonnothen seyn,

Vcehr als Jhr glaubt. Dann mogt Jhr nicht vergessen, Mein Anerbieten bleibt Euch osfen. Bis

Dahin — lebt wohl!

(indem er Lady Rachel an der Thur begegnet.)

ZNylady, Euer Diener! —

Clste Scene.

Lord Russell. Lady Rachel.

R u s s e l l

(eilt Rachel entgegen und schlieht sie in seine Arme.)

Da hast Du mich schou wieder, meiue Rachel? — R a c h e l .

O William, Gott sey Lob, dah Du gekommeu.

Du weiht, wer^hier gewesen?

R u s s e l l .

Ja, Du Theure.

Ich habe dårum ebeu mich beeilt,

Damit das freche Weib Dich nicht alleiu Hier uberraschte. Nuu, ich kam zu spat —

Doch war es besser so. Die kecke Frau Hat selbst es aus sich uehmeu mussen, vou Dem schmutz'gen Gast das Haus zu sauberu.

R a c h e l .

William, Ich surchte, dah ich doch zu rasch gewesen,

Ich hatte lieber meinen Stolz beherrschen Und gastlich selber sie empsangen sollen,

(38)

Bis Du gekommen. Denn mm fuhr sie fort J m Z o r n , a l s F e i n d i n , u n d sie h a t d i e M a c h t , Den Konig gegen Dich zu stimmen —

R u s s e l l .

Nun, Das mag sie! Tieser iu der Gunst des Hoses Als ich gesnnken schon, kann ich nicht sinken.

Sie ware besser nicht empsangen worden, War ich daheim. Ich hatte mit Verachtnng Sie und den sanbren Vorschlag abgewiesen.

Beim Himmel! — Nicht hab' ich in dieser Noth Des Vaterlandes meine Rnh', vielleicht

Mein Leben eingesetzt, den Sohn der Metze Ans Englands alten Thron empor zu hebeu!

Rache l.

Deiu Leben? — Wie? — Dein Leben in Gesahr?

O Gott, so war doch meine Ahnnng wahr — Soweit ist es mit uus gekommen, William?

R u s s e l l .

Soweit sind wir schon langst. Du weiht es ja.

Seit jenem Tag, da ich im Parlament Den Antrag nberreichte, um vom Thron Den Jakob, den Papisten auszuschliehen, Hat er, mit seiner Schaar von Jesniten,

Aus Nichts gesouuen, als ans meinen Fall.

Sey rnhig, Fran. Sie haben ja bisher

Kein Haar ans meinem Haupte krummen konnen, Und besser wird 's in Zuknnst nicht gelingen, Mich schutzeu Gott, mein Volk und unsre Sache.

(39)

R a c h e l .

Wohl hebt Dem hehrer Mnth, mein edler Gatte Mich hoch empor, doch angstigt er mich auch.

Den eben weih der falsche Freund zu nntzen, Verderben bringt er Dir. Von diesen Nattern Die Du am trenen Herzen nahrst, ist Howard Die giftigste. Ost hab' ich Dich gewarnt, Nie traue ihm! Noch eben war er hier, Mich zu bereden, dah ich jenes Weib An deiner Statt empfangen sollte. Ja, Er ruhmte sich, dah er den schonen Plan Von einem Bund ersonnen habe zwischen Lord Russell und der Bnhlerin des Konigs.

R u s s e l l .

Die Ehre wird ihm Keiner streitig machen.

R a c h e l .

Doch, zeige nie ihm mehr Vertranlichkeit!

R u s s e l l .

Jhu surchte uicht. Leichtsinnig ist er wohl, Nicht gliicklich immer in der Wahl der Mittel, Doch ties und nnerschntterlich sein Hah

Des Prinzen wie des Pabstthnms. Darum glaub' ich Dah in der Hanptsach' man ihm tranen kann,

Besonders da Lord Essex sur ihu hastet.

Und, siele er auch ab, was ware dran?

Mit ihm sallt uusre grotze Sache nicht.

R a c h e l .

Doch wohl mit Dir und Demen Frennden, William

(40)

Verrathen wird Euch Howard, glaube mir, Sobald sein Vortheil es gebeut.

R u s s e l l .

O nem!

Was kann er wohl verrathen? Unter nns Jst kein Geheimnisi, angstlich zu bewahreu.

Des Vaterlaudes Freuude, haben wir

Den freien Bund geschlossen, Englands Glanben Und seine Freiheit treulich zu bewahren.

Wir siud kein Hanfe von Verschworenen, Die ibre That in Dunkel hullen mussen, Vorm Antlitz Aller treiben wir das Werk, Der ossne Kamps allein wird England retten.

R a c h e l .

Verrath ist ost der Lohn der ossnen That — Der Ehrenmann sallt Ranken leicht znm 5^pser.

R u s s e l l .

Er sallt mit Ehre dann uud sur die Wahrheit, Sie leiht im Tode ihm des Sieges Krast.

R a 6) e l.

Jch sasse, mein Geliebter, Dich, Du muht Geduld nnr haben mit des Weibes Schwache — Sie wird allmahlich schon znm Mnth erstarken, Weil sie aus meiuer Liebe einzig stammt.

R u s s e l l .

Ja, Deiue Liebe, Rachel, ist die Quelle,

Aus der mir Lust und Muth und Leben stromt!

Sie ist die stille Kraft, von der gehoben 3*

(41)

S!

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36

Auf Schwanenflugeln ich mich fiihle schon Ho6) nber dieser Zeiten wilde Flnthen,

Sie ist's, die mir im Sturm den Hafen zeigt.

Voll Mihmuth uahte ich noch heute mich Dem theuren Strattou, denn ich wutzte ja, Dah selbst hieher mich jetzt versolgeu will

Des Tages Streit, der Freuude, Feinde Plane.

Da kam von Dir der Bote, theure Rachel, Ich las den Brief — der war mir wie ein Duft Bon suhen Blnmen ans der Jugend Garten,

D i e w a r m e n W o r t e f l n s t e r t e n m i r z n , Wo die Geliebte weilt, da bleibet ewig Dem Gluck, dem stillen Frieden ein Asyl, Das keine autzre, rohe Macht zerstort.

R a c h e l .

Ja, hier ist eiue holde, schone Heimath!

(fuhrt ihn an die Gartenthur.)

Sieh, William, sieh! Wie sich mit rothem Strahl Die Sonne hinter jenen Banmen fenkt!

Sieh, lange Schatten von den dunklen Eichen, Sie fallen nber sammetgrnne Wiesen,

Und sicher weiden Hirsch und leichtes Reh.

Horch, horst Du uicht der Abendglocke Ton Durch jeues Thurmes Epheukleid sich schwiugeu, Hin nber landlich strohgedeckte Hntten,

Dem Frieden diese Gegend einznweih'n?

Und mitten in der lieblichen 3!atnr

Ragt hoch die alte Burg, als Patriarch, Mit dieseu Thurmen, diesen hoheu Hallen, Wo lieblich sich der Vorzeit Echo mischt

Mit dem Gesang der Znknnft, wenn die Kinder,

(42)

In muntren Spielen, herter sie beleben?

O William, William! — hier ist gut zu weilen!

Warum kann nnser Leben nicht verrinnen, Wie dnrch die Weiden jene stille Au,

Tie Wurzeln wassernd, jedes Blatt ersrischend, Des Himmels Blan in ihrem Spiegel fassend — Und dranhen branse fort der Strom der Well, In diistern Wogen, die sich selbst verzehren?

R u s s e l l .

Wohl weiszt Du, theures Weib, lvie Gott es weist, W a s e s g e t o s t e t m i c h , d e r schonen R n h e

Des heimisch stillen Heerdes zu eutsageu, Zu der, als meinem rechten, wahren Wesen Ter iunre Trieb mill> stets gewiesen hat.

Doch, als er fiir die Stunde der Gesahr Mich uuter Englands erste Manner stellte, Gab Gott mir einen groheren Berus,

Und nun als Ehrist, als Edelmann, als Bnrger Des Staates muh ich diesem Ruse solgeu,

Und mnh bezwingen der Natur Verlangen.

Er rnft hinans mich ans die groste Bnhne, Wo siir mein Volk, sur meines Glaubens Sa6)e J6) tampfen soll. Nicht harret meiuer dort Gewinn. Ich habe, menschlich angesehen, 9!nr Alles was mein eigen, zu verlieren.

Ein volles Matz vou Gold, von Ehre war Acein Theil. An Gntern dieses Lebens was Des Menschen Wnnsch zn denken nnr vermag.

Toch eben deshalb mahnet lånt die Pslicht, Die Adelspslicht, auch Alles eiuzusetzeu,

(43)

Fur unser Vaterland, das mich gehoben, Fiir Gott, der mich so reich gesegnet hat! —

R a c h e l .

Mein edler Gatte! Ja, so mutz es seyn.

Jch fnhl'es wohl iu bessren Angenblicken, Wo meine Feigheit mich uicht mehr beschleicht Mit matter Sehnsucht nach dem stilleu Gliicke.

W a s w a r e m e i u e L i e b e , w o l l t ' i c h D i c h In trager Ruhe hier allein besitzeu.—

Wenn ich nicht folgen konnte oder wollte I n d i e G e s a h r , z u d e r d i e P f l i c h t D i c h r u f t ? Ja, meine Liebe soll an deiner Gro^e

Sich nahren, soll mit Deinem Kampsc wachsen, Znr Stntze in der Zeit der Noth erstarken, Wie Ephen, das im Sturm die Eiche halt.

Jch fuhle es — doch nur bey Dir, Geliebter:

Bin ich mit nnsren Kindern hier allein,

Da steigt die Flnth der Angst nm meine Seele, Und leicht verzage ich in Ungewihheit,

In Deiner ?!ahe schwinden alle Zweisel.

O lah mich Dir denn folgen, thenrer Mann, Wohin Du gehst iu dieser Fahrlichkeit!

Nicht will ich Dich mit eitleu Klagen qnalen, Vielleicht kann ich sogar znr Hnlse dienen, Als Gattin nicht allein —

R u s s e l l .

Mehr will ich nicht, Die Eigenschast nmfasset alle andren.

(44)

R a c h e l .

Jch uehme Dich ans's Wort. — Lah sehen doch ^ Dein Secretair hat neulich Dich verlassen,

Vom Hof gewonnen — gieb mir seinen Platz!

Man mird mich nicht verlocken, und Du weiht, Trotz jedes Schreibers siihre ich die Feder.

R u s s e l l .

Furwahr — ich unch gestehn! — Und was verlangt N!ein schoner Secretair an Lohn?

R a c h e l .

Das Eine, In Deiner Nahe immer zn verweilen.

R u s s e l l .

Vortrefslich. So bezahle ich den Lohn Ans meinem eignen, herrlichsten Gewinn.

Wohlan, mein Weib, Dein Wille soll geschehen Jch musz heut Abeud uoch nach London eilen, Denn morgen schon versammeln sich die Frennde, Die Denkschrift an den Konig zn berathen.

Doch, kannst Du auch so schnell mir folgen mit Den Kindern, mit der Dienerschaft?

R a c h e l .

Sogleich.

Southampton House, des Baters alter Sitz, Steht ja bereit, und fertig zum Empfang.

Da siudeu wir die ueue Heimath.

R u s s e l l .

Nicht

(45)

So frisch und freundlich wie Dein schones Stratton.

Da drinnen harret Deiner Kohlenrauch

Statt Sommerluft, und Pflaster statt des Grunen, Fur Nachtigallen hast Du Stratzenlarm.

R a c h e l .

O, in der Nahe des Geliebten bluhen Selbst harte Steine, trotz der Vogellieder Bleibt eiu Gefangnih, ohne ihn, der Wald.

R u s s e l l .

Wohlau, Du schonster Vogel meiner Walder, Es folge Dein Gesang mir in die Stadt! —

(46)

Saal in dem koniglichen Schlosse Whitehall zu London. Zur Rechten Thuren nach den inneren Gemachern des Konigs, zur Linken Eingang zu denen des

Herzogs von Jork. Jm Hintergrunde Haupteingang von der Vorhalle.

Erste Scene.

Lord Howard tritt aus der Vorhalle ein und sagt zu eiuem wachthabeudeu Hofbedienten.

H o w a r d .

Man melde mich — Lord Howard — gleick beim Herzog.

H o f b e d i e n t e r . Ter Herzog ist beschaftigt.

H o w a r d .

Wer ist bey ihm?

H o f b e d i e n t e r . Ein Oberst Rnmsey.

H o w a r d ( f i i r s i c h s e l b f t ) .

Ha! — Verwnnscht! — So ist Er mir znvorgekommen.

(laut.)

(47)

Meldet mich, Von Wichtigkeit ist mein Geschast. —

(da der Hofbediente zogert, druckt er ihm ein Goldstuck in die Hand.)

Jhr sollt Es nicht bereuen.

(Der Hofbediente verbeugt sich und geht hinein zum Herzog.)

Zweite Scene.

Lord Howard (allein).

So war es also wahr! — Ha, Barillon!

Da warst Du nur zu sicher unterrichtet.

Wir sind gesprengt, Keeling hat uns verrathen, Nach allen Seiten fliehen die Verschwornen — Der eignen Rettung nur gedenkt ein Jeder.

So muh auch ich, der so gedaukeulos In ihre schlechten Garne mich verwickelt, Zu sichern mich versnchen, wie ich kann.

Ist es nur nicht zu spat! Der schlaue Rnmsey, Er siug den Wind, noch ehe man ihn horte.

Ich glaubte doch, der Erste wurd' ich seyn.

Ist es nur nicht zu spat!

Dritte Scene.

Hofbedienter. Lord Howard.

H o s b e d i e n t e r

(kommt heraus vom Herzog und sagt leise zu Howard).

Der Herzog kommt Dnrch diesen Saal in wenig Angenblicken, Denn er wird bald zum Kouig sich begeben, Da tresst ihr ihn — (geht hmaus.)

(48)

Vierte Sceue.

Lord Howard. Oberst Rumseq.

(Noch in der Thiir zum Herzog, sich ties verneigend.)

R u m s e y.

J a , s i c h e r , E u r e H o h e i t ! Verlaht Euch fest darans, es soll geschehn

Wie Jhr befohlen. (Tritt ein, zu Howard.)

W a s ? — M y l o r d ! — J h r h i e r ? — Will in des Lowen Schlund der Hase sluchteu?

H o w a r d .

Er solgt des Fuchses Fahrte. )cun, Herr Oberst, Mit welchem Kops erkaustet Jhr Euch Gnade?

R u m s e y . Mit Eurem.

H o w a r d . W a s ?

R u m s e y .

Nnn, werdet uur nicht bange.

Macht es doch ebenso. Kaust an6) Euch los Mit eiuem audren Kops, der edler ist

Als Euer eigner.

H o w a r d .

Nun was will das sageu?

R u m s e y .

Das wird der Herzog Euch schou selbst erklaren — Er ist geuau vou Allem' uuterrichtet.

Das Leugueu frommt nicht mehr, weit besser lohnt^

(49)

Vergroheru, was Jhr wiszt. Seid klug, seid willig, Dauu sollt Jhr sehu, dah die verlorne Sa6)e

Und weit mehr uutzt, als hatten wir gewonnen.

H o w a r d . Jch soll mich retten dnrch Angeberei?

R u m s e y .

Ein schmntzig Handwerk fiir den Mann von Adel! — Jch geb' es zu. Doch Mode ist es jetzt,

Anch sehr prositlich, das kann man nicht lengnen.

Seht Titns Oates und all die andren Zengen In der papistischen Historie —

Sie wurdeu reiche, angesehne Lente

Dnrch solch Angeberhandwerk. Wir, Mylord, Wir machen es noch besser, denn wir retten Das Leben, und — erhalten Lohn dazu.

Also — Mylord — ich hab' Euch angegebeu — Gebt wieder an, was man von Euch verlangt, Wo nicht — so reiszt bey Enrem Kops die Kette.

(geht ab.)

Fmlfle Scene.

Howard (allein.)

O, dah er Recht hat, der elende Wicht!

Was wollte ich in ihrem schlimmen Bund,

Jch dreimal, dreimal Thor! — Da ist der Herzog! — Jch zittre. — Nuu, Verzweislung, gieb mir Muth, Es gilt! —

(50)

Sechste Scene.

Lord Howard. Der Herzog von Jork tritt aus seinem Cabmet, und will iiber die Biihne nach den Gemachern des Konigs gehen.

Lord Howard

(stellt sich ihm demuthig in den Weg.)

Eutschuldigt gutigst, hoher Herr!

H e r z o g .

Wen sehen wir? — Lord Howard! — Bey der Jungsran, Jhr kommt mir grade recht. Jch hatte eben

Zu rusen Euch befohlen.

H o w a r d .

Welche Gnade! — H e r z o g .

Dankt fur die Gnade nicht, bis Jhr sie habt, Der Gnade nicht, wohl des Gesetzes Diener Hatt' ich gesandt, hieher Euch zu bescheiden.

Des Autheils am Complot, das man entdeckt, Des Konigs und mein Leben anzntasten,

Seid Jhr beschuldigt.

H o w a r d .

O, meiu hoher Fnrst! — Wer kann so grausam mich verlenmdet haben?

Dah ich sreiwillig, nngernsen komme, Muh Euch sur meine Unschnld Biirge seyu.

H e r z o g .

Jhr wahlt den schlechtsten Weg zu meiner Gnade, Wollt aus dem Leuguen Jhr beharren, Howard.

Keeling und Rnmsey, Enre wurdigen

(51)

Collegen, sind schon ganz in meiner Hand.

Von ihnen weih ich, dah Jhr Theil genommen An den Versammlnngen bey West, bey Shephard, Wo man den Ansruhr, Kouigsmord berieth.

H o w a r d .

Ich lengne nicht, ich war wohl ein paar Male Zngegen dort, und dennoch muh bethenern Ich meine Unschuld, deuu der reinste Eifer Fur meines Konigs Sache trieb mich an, Bei den Verschworenen mich einznschleichen, Um ihre dunklen Plane ansznsorschen,

Und zu vereitelu dauu. Wohl darf ich sageu, Den Ueberfall des Konigs von Rye House, Als er von Newmarket nach London zog, That Niemand mehr zu hiuderu, als ich selbst.

Ich sorgte, dah zu rechter Zeit das Pulver Und anch die Mannschast nicht znr Stelle war.

H e r z o g .

O kuhne Mahr! Wenn die Gesellen nur Sie nicht schon wacker ansgebentet hatten.

Es war doch sichrer, scheint mir, wenn dem Konig Jhr Alles, ohne Ruckhalt ossenbartet.

H o w a r d .

Die Sache mnhte doch erst reisen, Herr!

Dann konnte ich mit Einem Schlag sie Ench In ihrer ganzen Nacktheit ossenbaren.

Was kann nnn ich dasnr, dah die Elenden

^Verrathen haben selbst, was sie bey sich Zu trageu nicht vermochten, ehe ich

(52)

Gesammelt die Beweise? — Deuuoch war 9!icht gauzlich nberflussig meine Mnhe.

Noch allerlei weih ich von Wichtigkeit, Was jene Andren nicht berichten konnten.

H e r z o g .

Nun seid Jhr auf dem rechten Wege, Lord!

Nur weiter —

H o w a r d .

Ganz genan kann ich sie alle

Btit ?!amen, Stand nnd Wohnnng Ench bezeichnen, Tie je dem Bunde angehort —

H e r z o g .

Laht horen!

H o w a r d .

Nachst Rumsey war dort Hanptmann Walcot, ein Soldat ans der Repnblikanerzeit;

Der Pfarrer Ferguson — der Untersheriff In London, Goodenongh, sodann der Braner,

Ter reiche Rumbold, Eigner von Rye Honse, — Anch West, der Advokat —

H e r z o g .

Wir haben reichlich Von derley Volk, Mylord. Vermogt Jhr nicht, Das Losegeld fur Eureu Kops zu zahleu

In bess'rer Mnnze — lose, furcht'ich, sitzt Er dann auf Eureu Schulteru.

H o w a r d .

Eure Hoheit! — Was kauu ich thuu?

(53)

H e r z o g .

Denkt Jhr nur besser nach!

Und unter den Berschwornen allen hattet 9!icht Manner Enres Standes Jhr gesehn?

Jhr hattet ganz allein von allen Pairs Des Reichs dem edlen Kreise angehort?

H o w a r d .

Jch will nicht lengnen, dah ich wohl znweilen In den Versammlnngen bey Shephard sah

Lord Grey, Lord Essex nnd den Herzog Monmonth, Algernon Sidney, Lord —

H e r z o g .

Was zogert ihr?

Der Name, der Ench anf der Zunge stockt, Es war der beste wohl von ihnen allen.

Man muh Ench helsen. War es nicht — Lord Russell?

H o w a r d .

Das sagtet ihr, nicht ich, mein hoher Herr.

Lord Russell ist mein Freund, des Volkes Liebling, Jch mochte ihm nicht schaden. Wurde er

Bey Shephard auch eiu einzeln Mal gesehn, So war es wohl von nngesahr.

H e r z o g .

Ha endlich!

Nnn hab' ich Ench, wohin ich wollte, Lord!

Konnt dem Gerichte Jhr bezengen, dah Lord Russell, feruer oder naher, Theil Genommen hat an dem Complot, des Konigs Und auch mein Leben anzntasten?

(54)

H o w a r d .

Nem!

Es kann nicht Eurer Hoheit Witle seyn, Dah ich angeben und verratben soll Den besten Freund!

H e r z o g .

So geht fur ihn zum Galgen.

Jhr stntzt? So wiht, es ist mir bittrer Ernst.

Jhr hortet wohl, dah nie Prinz Jakob scherzt.

Ich kenne alle Enre schlechten Plane —

Ich weih, dah Jhr nicht Theil allein genommen An der Berschwornng; anch mit der Maitresse Habt gegen mich Jhr intrignirt. Sie selbst Hat Alles ansgesagt, — und Jhr begreist,

Z n m e i u e r G u a d e g i e b t e s k e i u e u W e g , Als den, der nber Russells Leiche siihrt.

Jhr oder er. Nuu wahlt!

H o w a r d .

Zu wahlen ist nicht.

Bor Unterthanenpsticht muh Freuudschast weichen.

Verlangt es das Gericht, muh ich bezengen,

Dah ick) Lord William Russell sah bey Shephard, In den Versammlnngen, wo man die Mittel,

Den Anfstand zu bewaffueu, uutersuchte:

Die Garde sollte ubersalleu werden, Man wollte sich versichern der Person

Des Konigs, anch der Enren — H e r z o g .

Das genugt.

(Klingelt. Die Wache tritt herein.)

4

(55)

Jhr folgt jetzt in des Schlosses festen Raum, Und werdet dort bewacht, bis ich Ench rufe.

H o w a r d . Gefangen also dennoch, Herr?

H e r z o g .

Bis Jhr Das Zeugnitz wiederholt habt vor Gericht.

Dann seid Jhr srei, und meiner Gunst gewih.

H o w a r d .

Ich bin ja ganz in Enrer Macht, mein Prinz.

Doch bitte ich, erinnert Ench, dah ich,

Was meinem Frennde Russell mag begegnen, Nicht soll vertreten —

H e r z o g .

Macht die Sache ab Mit Enrem eignen, zartesten Gewissen.

So Gott befohlen.

(Howard wird von der Wache hinausgefuhrt. In der Thiir begegnet ihm Barillon.)

Siebente Scene.

Der Herzog. Barillon.

B a r i l l o n

(zu Howard, der hinausgefuhrt wird.)

Aha! — Lord Howard — und wohlescortirt!

Ich gratulire zu der Ehre, Lord!

(zum Herzog, indem er naher herantritt.)

Erlauben Eure Hoheit —

(56)

H e r z o g . Barillon!

Jetzt ist er uuser — Eudlich!

B a r i l l o n .

Howard? Aber, Das ist doch ebeu auch kein Krouhirfchfang.

H e r z o g .

O nein, als Blnthnnd hab' ich ihn gekanft, Des Waldes Konig in den Tod zn hetzen.

Ja, Barillon! jetzt kommt der Rache Stunde.

Lord William Russell ist in meiner Macht, In meiner Nkacht mit allen seinen Frennden.

Tie ganze, volle Wncht des Hohns, der Feindschaft, Der bittersten Demnthignngen, die er

So manches Jahr aus meine Brust gehanft, Ich walze Alles ab, ja auf ihn selbst, Zerschmetternd ihn damit, werf ich's zuriick.

Wie srei ich wieder athme! Jede Wasfe, Tie er in diesem Kamps auf Tod und Leben Gebraucht, sie kann ich gegen ihn nnn wenden.

Das Erbrecht wollte er, die Konigskrone Mir ranben — und zum Gegendienste stnrze Ich von der Volksgnnst hochstem Gipset meder Ihn in den Stanb. Znr Raserei hat gegen

Tie Glanb'gen er die Massen ansgehetzt.

Ja, wegen des Complots, das ansgedichtet Uns wnrde, mnht' ich stnmm nnd rnhig sehn, Wie manches edle Hanpt, der besten Frennde Verkaust ward, unter Henkers Beil zn fallen.

4 »

(57)

Jetzt ist sein eigen Haupt in meiner Haud, Und, fallen soll's, beim heiligen Jguaz, Der jetzigeu Verschworuug erste Suhne.

Ja, meine Herren Protestanten! Jetzt Ist Enre Zeit gekommen fur Complotte, Und wie man dafnr buht, follt Jhr erfahren.

B a r i l l o n . Darf ich bemerken —

H e r z o g . Heil'ge Mutter Gottes!

Ich danke Dir, dasi Deine, meine Feinde Du gnadiglich in meine Hand gegeben!

Mit nenem Licht soll Deine Ehre strahlen In diesen traurig akgefallueu Reickeu.

Nuu soll mich Keiner hindern mehr, zn steigen Mit Bater Glanben anf der Vater Thron!

Von nnn an soll die einzig wahre Kirche Die langst gebrochnen Zinnen nen erheben, Des alten Glanzes volle Pracht entfalten, Soll neben sich nnr Eine Macht erkennen, Die Macht, die dem Gesalbten Gott verlieh.

B a r i l l o n . Vergebet, wenn ich Enre Hoheit store In der Gedanken heil'gem Flnge. Besser

Scheint mir, die Dankgebete auszusparen, Bis Euer gauz gewih der Sieg.

H e r z o g .

Was maugelt?

Kleiuglaub'ger, der Du bist! Berickte uur

(58)

Gleich Alles Deinem Herrn. Erinnre ihu, Die Zeit sey da, zu loseu das Versprecheu Von Dover und, vereint mit uns, den Schlag Zu suhreu gegen Ketzerei und Ausruhr.

A!it des Gesetzes Schwert versichert man Der grohteu Haupter sich, es fugt sich Alles, Zu sicheru unsern Zweck — Eiu hubsch Complot,

Alit Zengen und Angebern wohlgespickt, Die Richter, die Geschwornen des Gerichts In nnsrem Dienst, und eiues Konigs Zoru,

Dauk sey der Herzogin und ihren Klagen, Entznndet gegen Russell mehr als je.

Und endlich nnn Er selbst, dnmmdreist genng, A!it Fran und Kind in London einznziehen,

Des Kampfs gewartig. Nnn, was wollt Ihr mehr?

Erkennet Ihr den Finger Gottes nicht,

Der selbst das Netz geordnet? Ha, wir ziehen Es nnr znsammen, und der Fang ist nnser!

V a r i l l o n .

Bersteh' ich recht, so wolleu Eure Hoheit Jhu ohne weiteres gesangen setzen?

H e r z o g . Natnrlich, keine Zeit ist zu verlieren.

B a r i l l o n .

Ich zweisle nicht, dah Eure Hoheit tieser In dieser Sache blicke, als ich selbst —

Wenn ich zu rathen mir erlanben durste, So wurd' ich sagen: Gar bedenklich scheint, Ganz ohne Vorbereitnng Russell und

(59)

Die andren Lords zu fah'n. Jhr kennt so gut Die grohe Gunst, der Russell bei den Massen Genieht. Wird plotzlich ihnen kundgethau Des Lieblings Haft, nnr allzn leicht kann sick Der Pobel dann erheben und mit Sturm

Walzt gegeu dieses Schloh er sich heran,

Verlangt ihn srei, und rnset lånt nach Rache — Wer weih, was daun das Ende werden mag, Und eben, da zu stnrzen Jhr ihu denkt, Reicht Jhr ihm selbst die Siegessahne dar.

Des Dulders Kroue schasst Jhr ihm gewist, Sie wirkt, wie Eure Heiligeu Euch lehren, Mit wnnderbarer Krast im Tode fort.

H e r z o g .

So wollt Jhr also, dah ans Fnrcht vorm Pobel Jch unbenutzt verstreichen lassen soll

Den besten Anlah, der sich bieten kann,

Des ersten Fnhrers, meines schlimmsten Feinds, Mich zu versicheru?

B a r i l l o u .

Fern sey das, mein Prinz!

Um ihn mir ganz zu sichern wnrde ich Ihm Ruhe gouuen, doch nur eiue Weile, Jnzwischen sein Verbrechen laut verkunden, Ihn fordern vor Gericht, in aller Stille Ihn fangen dann, entkommen lassen endlich —

H e r z o g . Entkommen lassen? spaht ihr?

(60)

B a r i l l o n .

Nem, gewih ni6)t.

Im Ernst behanpte ich, dah seine Flucht Fur Ench das glncklichste Ereignist ware.

Er selbst bekennte dadurch seine Schuld,

Und ans war's mit dem Ansehn bei den Massen.

H e r z o g .

^)!ur allzn schuell gewouue er es wieder.

Ich mnh den Banm mit allen Wnrzeln heben, Day keine srischen Sprossen er mehr treibe.

Jch sollte jetzt Lord Russell slnchten lassen, Da ich in fester, sichrer Hand ihn halte?

Ha! rathet dock) dem Tiger, sich zn zahmeu, Der ans dem Sprunge nach der Bente steht!

Halt er sie in den Klanen, ja dann mag Es eine Weile ihn vergniigen, ehe

Er sie zermalmt, das Zncken zn beachten — Gethan sey nnn der Sprnng — die Zeit ist reis.

Jch muh zum Kouig, Alles zu bereiten.

(geht hinein zum Konig.)

Achte Scene.

B a r i l l o n

(allein, dem Herzog nachblickend.)

Ein achter Stuart! — bliud, sauatisch, grausam — Ihn lehrte nichts des Ungliicks herbe Schule —

Geweiht den dunklen Machten, mie seiu Haus.

Nuu, rase sort, mie Dich Deiu Uusteru treibt!

Versucheu mill ich doch, ob ich Deiu Dpser Fur dieses Mal Dir uoch entreiheu kaun.

(61)

Nicht wohl kann Frankreich dnlden, dah ein Stuart Ganz ohne seine Hulfe siegreich sey.

Als Gegengewicht bewahren wir Lord Russell.

Jch furchte nur, er traut auch jetzt noch nicht

Dem Rath, den ich ertheile. Wohl, die Waruung Muh ihm durch Lady Rachels Hånde kommen, S ein Stolz halt gegen ihre Angst nicht Stich, Und fluchtet er, dauu muh er Fraukreich sucheu.

tgeht ab.)

Reunte Scene.

Ein Zimmer bey Lord Russell in Southampton House in London. Die Lords Russell, Grey, Essex, Cavendish, Sir Algernon Sidney, Mr. Hampden und mehrere Haupter der Opposition sind soeben zusammengetreteu um eiuen langen Tisch, worauf Schreibmaterialieu, silberne Kannen mit Wein^

Glaser u. s. w.

L o r d R u s s e l l

(sitzt in einem erhohten Stuhs.)

Nuu, meine Frennde, nehmet alle Platz!

Jhr kennt den Zweck, der nns vereinigt hier, Es gilt, den endlichen Beschlnh zn fassen, Wie nnser Vaterland zn schntzen sey

Vor Pabstthnm und Gewalt, die es bedroh'n.

Doch, ehe wir znm ernsten Werke schreiten, Wollt alle einen Becher mit mir leeren Ans Englands Konig uud die alte Freiheit!

A l l e (wie mit Einer Stimme.)

Aus Englands Freiheit!

Sidney (erhebt seinen Becher wieder.)

Ans Sieg im Kamps mit Hosestyranney!

(62)

R u s s e l l .

Doch aus Gesetzes Grund, Sir Algernou!

S i d n e y .

Die Grenzen des Gesetzes sind verletzt.

Wer seines Landes Hauptgesetz will brechen, Hat auher seinen Schntz sich selbst gestellt.

R u s s e l l .

Des Andren Fehle lost nicht nnsre Pslicht.

S i d n e y .

So redest Du, Lord Russell, Du, der erste, Dem Erben abzusprechen seine Krone?

R n s s e l l .

Das will ich noch, nach hoh'rem Rechte aber, Dem Recht des Volks.

S i d n e y .

So willst Du ja, wie ich.

Das Recht der Nothwehr muh das Volk gebraucheu.

R u s s e l l .

Doch uicht durch blut'gen Ansstand nnd Gewalt, Genng davon hat schon das Land gesehen, Nein, ruhig, einig soll sich osfenbaren

Tes Volkes Wille durch die rechte Stimme, Sie ist das Parlament.

S i d n e y .

Ja, ganz vortresslich.

Doch dazu wird ersordert, dah es sich

(63)

Aus eiguer Machtvollkommenheit versammle, Denn, dah der Konig es nicht mehr berust, Jst nur zu sicher. Nnn, mag's so geschehn, Dann kommt ja Alles, wie ich es gewiinscht.

Das Parlament stnrzt dann die Konigsmacht, Und England athmet endlich wieder srei, Wie einst, znr stolzen Zeit der Republik.

R u s s e l l .

Doch Achtung heischt zngleich der Krone Recht, Nichts Gntes bringen nns die Uebergriffe.

Gezeigt hat England, dasi es koniglich Gesonnen, als nach langer, thenrer Probe Bom Werth der Republik, es endlich doch Sein altes Konigshans zurnckbernfen.

Anch glaube ich, der Glauz des Konigthnms Nkit Volkesfreiheit inniglich gepaart,

Gestntzt ans nnsren reinen Christenglanben, Jst dieser stolzen Jnseln rechte Krone.

Und nicht soll dieser volle, goldne Kranz Dahingeworsen werden, weil Ein Blatt, Ein einzelnes, sich giftig, nnacht zeigte.

Den nblen Keim allein entsernen wir, Bevor er noch sein Gist verbreiten konnte, Und rein und hehr 'erglanzt die Krone wieder.

Leichtsinnig ist der Kouig, doch gutmnthig, Wohl schwach, von denen, die er um sich hat, Geleitet leicht zum Bosen wie zum Guten.

Von ihm hat England garnichts zu besurchteu.

Weuu nur der bose Geuius uicht ware, Und das ist Herzog Jakob, der Jesuit.

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