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Digitaliseret af | Digitised by

Forfatter(e) | Author(s): List, Guido von.

Titel | Title: Das Geheimnis der Runen.

Udgavebetegnelse | Edition Statement: 1. und 2. Taus.

Udgivet år og sted | Publication time and place: Wien : Verlag Guido von List Gesellschaft, 1908 Fysiske størrelse | Physical extent: 72 s., [1] tav.

DK

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UK

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G U I D O VON L I S T - B U E C H E R E I

I. F O L G E --- H E F T I

Das Geheimnis ber Runen

m it einer Runentafel

Erstes unb zweites Tausenb

1908.

Verlag Guido »on Ixist Gesellschalt in Wien

im Budihandel £. F. Sleinadter, lieipzig.

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Guibo von list

Das Geheimnis

= bcc Runen =

m it einer Runentafel

testes unb zweites Tausenb

1908.

Verlag Guido von Iilsf Gesellsdiaft in Wien

im Budihandel 6 . F. Steinacker, keipzig.

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Alle Rechte, auch bas ber llbersetzung, vorbehalten.

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W E I H E .

C bensosehr freute mich der Inhalt Ilires Briefes!

— Es ist vom kochsten Interesse was Sie da wieder erforscht und aufgehellt. — Was die offizielle Wissenschaft dazu sagt, ist ja ganz einerleL Sie ist, wie Dr. Alfred Russel-Wallace sagt, bei Entdeckung neuer Wahrheiten immer gegnerisch und immer im Irrtum! — Das sagt auch ein Gelehrter! —

B r u n n , 4. November 1902.

Friedrich WanniecJc mjp.

Herrn F r i e d r i c h W a n n i e c k , Hochwohlgeboren!

Hochzuverehrender Herr und Freund!

jå ls ich Ihnen, hochzuverehrender Herr und Freund, BÅ anfangs November 1902 davon [Mitteilung machte, dass ich wåhrend der Zeit, in welcher infolge von Staroperationen mein Auge durch mehrere Monate unter der Binde lag, an jeglicher Arbeit verhindert, um mich geistig zu beschåftigen das Geheimnis der Runen zu entråtseln gedachte und dabei — im freien Spiele der Gedanken! — auf bisher ganz ungeahnte Entstehungs- und Entwicklungsgesetze unseres arischen Volkes, seines Fiihlens, Denkens, Sprechens und Schreibens kam, da waren Sie so giitig mich brieflich zu diesen Findungen zu begliickwunschen, aus welchem Briefe ich mir ge- statte einen gewichtigen Satz auszuheben und als Leit- spruch diesem Buche und der durch dasselbe eroffneten Reihe von Mitteilungen uber meine weiteren Forschungs- ergebnisse voranzustellen.

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Da ich es Ihrem aufmunternden Interesse, hoch- verehrter Herr und Freund, in allererster Linie zu danken håbe, dass ich mich diesen Erforschungen schier unbegrenzter Gebiete hingeben konnte und auch ferner- hin zu widmen vermag, so sei es mir vergonnt die erste Yeroffentlichung aus der Reihe meiner Forschungser- gebnisse hiermit Ihnen, hochverehrten Herrn und teuren Freund, als eine unter Ihrem weitausblickenden Wirken herangereifte Frucht in dankbarer Yerehrung zuzueignen.

In hoher Wertschåtzung 29

W i e n 0000x1907 IY

Ihr steter Bewunderer

Guido von List.

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■“ s wurde bisher der Schrift unserer germanischen 1 " YorfahreD, den „Runena, eine viel zu geringe Be- Kh achtung gezollt, weil man von der irrigen, durch keine Beweise begrundeten Meinung ausgegangen war, dass die Germanen uberhaupt keine Schrift gehabt hatten, und deren Schriftzeichen die „Runen*, mangelhaft der lateinischen XJnicialschrift nachgebildet gewesen seien, trotzdem Julius Cåsar ausdriicklich von R e c h n u n g s - b u c h e r n b e i d e n „ H e l f e t s e n “ (nicht Helvetiern) u n d d e r e n S c h r i f t b e r i c h t e t , w e l c h e der gr i e- c h i s c h e n Sc h r i f t g e g l i c h e n h a b e n soli.

Ohne hier durch Beweise das hohere Alter der Runen, welche ja auf Bronzefunden und Topfscherben sich schon finden, belegen zu wollen, sei gleich erwåhnt, dass das „Runenfuthark* (Runen-A-B-C) in der Urzeit aus sechzehn, nach der Edda (Runatåls-thattr-Odhins) schon aus achtzehn Schriftzeichen bestand, mit welchen man alles schreiben konnte, da der Germane weder ein

„v“ noch ein „wa, weder ein „xa noch ein „z“ oder ein „qu“ kannte, ebensowenig ein „c“, ein „d“ und ein

„pa. Das „v“ wurde durch das „f“ (fator, Yater) ge- geben; „vu und „w“ entstanden aus „u“, „uu“, „uo“

oder „ou“ ; das „x“ aus „ks“ oder „gs“ ; das „z“ wurde wohl gesprochen, aber mit „s“ geschrieben, das „quu entstand aus „kui“, „gui“, das „c“ aus „ts“, das „du aus „th“ (thorn = Dorn) und das „p“ aus „b“, bis es erst spåt eine eigene Rune erhielt, wie auch die anderen Laute nach und nach ihre besonderen Runen bekamen, deren

Zahl bald iiber dreissig betrug. #

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Will man die Sprachståmme auf die W u r z e l w o r t e d e r u r g e r m a n i s c h e n S p r a c h e zuriickverfolgen, und diese weiter auf die K e i m - u n d U r w o r t e d e r a r i s e h e n Ur s p r a c h e zurfickfiihren, so muss man immer d ie S t a m m w o r t e i n R u n e n schreiben, —

oder sich diese Schreibart wenigstens vor Augen halten

— um die richtige Wurzel zu finden, w o b e i der N a m e d e r R u n e s e b s t di e w i c h t i g s t e n D i e n s t e l e i s t e n wi rd.

Jede Rune hat namlich — ahnlich dem griechischen Alphabet — einen ganz bestimmten Kamen, der gleich- zeitig der Tråger des Wurzel wortes sowie der Keim- und Urworte ist. Dabei ist aber zu beachten, dass diese Runennamen einsilbige Worte, also Wurzel-, Keim- und Urworte sind, von welcher Regel nur die Runen „hagalu, ,,gibor“ und ,,othil“ eine — s c h e i n b a r e — Ausnahme machen.

Da nun die Runen eigene Namen haben und diese Namen einsilbige Worte sind, so ergibt es sich von selbst, dass die Runen — in fernen Urtagen — die Bedeutung einer Silbenschrift, eigentlich Wortschrift hatten — da das Urarische, wie jede Ursprache, einsilbig war —, und erst in spåten Tagen zur Buchstabenschrift zusammen- schrumpftcn, als die Ausgestaltung der Sprache eine Wort- oder Silbenschrift als zu schwerfållig erkennen liess.

Sind nun aber die Runen als Wortzeichen der Ur- zeit erkannt, so ist die Frage nach dem Yerbleib der fibrigen Wortzeichen — welche im Runenfuthark nicht enthalten sind, eine berechtigte Folgefrage, denn eine Wortzeichenschrift, und sei dieselbe noch so arm — was die Schrift der arischen Sprache nicht war — musste doch fiber weit mehr als nur dreissig Schriftzeichen ver- ffigen, und t a t s å c h l i c h v e r l f i g t e s i e a u c h fiber ei ne s e h r g r o s s e , v i e l e H u n d e r t e v o n Z e i c h e n fibe r s c h r e i t e n d e Z a h l v o n S c h r i f t z e i c h e n , w e l c h e e i ne h o c h a u s g e b i l d e t e , w u n d e r b a r

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s y s t e m a t i s c h u n d o r g a n i s c h g e g l i e d e r t e H i e r o - g l y p h i k b e g r u n d e t e , an deren tatsåchlichen Be­

stand bis lieute niemand dachte. So unglaublich es klingen mag, so besteht diese uralte, weit in die vor- christliche Urzeit des Germanen-, ja des Ariertums zu- riickreichende Hieroglyphik noch heute in voller B lute;

sie erfullt ilire eigene noch heute gepflegte Wissenschaft, ihre eigene Kunst, welche beide ihre ganz eigenartigen

Gesetze und Stylrichtungen ausgebildet haben und uber eine reiche Litera tur verfugen, ohne — und das ist eben das Tragikomische an der verbliiffenden Tatsache!

— ohne dass die Pfleger und Wahrer dieser Kunst und

"Wissenschaft auch nur eine Ahnung davon hatten, was sie pflegen und weiterbilden!

Da es also viele Hunderte von Runenzeichen gab und noch gibt, — die Zahl derselben ist noch nicht fest- gestellt — aber aus deren Masse nur etwa dreissig als Buchstaben im Sinne unserer heutigen Schriftzeichen in Yerwendung gekommen sind, so ergeben sich vorerst zwei Hauptgruppen dieser Schriftzeichen, nåmlich die

„ B u c h s t a b e n - R u n e n a und die „ H e i l s z e i c h e n - R u n e n “, welche in gesonderter Weise gepflegt wurden und ihre besonderen Entwicklungswege gegangen sind, nachdem sich jene Scheidung vollzogen hatte. Alle diese Zeichen waren Runen, welcher Kame jedoch heute nur mehr den „Buchstaben-Runenu beigelegt wird, wåhrend die „Heilszeichen-Runen“ fernerhin, als eigentliche Schrift­

zeichen, weiter keine Beachtung mehr fanden, und hier der Unterscheidung wegen als „Heilszeichenu oder

„Hieroglyphen“ angesprochen werden sollen, wobei be- merkt sein mag, dass das Wort „Hieroglyphe“ schon im TJrarischen als ,,Hiroglif“ * *) bedeutungsvoll ist, und schon seine Bedeutung hatte, ehe es uberhaupt schon eine griechische Sprache gab.

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*) XJebor das urarische Wort ^h-ir-og-lifu weiter unten naheres.

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Die „Buchstaben-Runen“, welche hier der Kiirze wegen einfach als R u n e n angesprochen werden sollen, blieben in der Entwicklung stehen, sie bebielten nicht nur ihre einfachen Linienziige, sondern aucb ihre ein- silbigen Namen bei, wåhrend die H e i l s z e i c b e n sich fortwåhrend auf Grundlage ihrer alten Linien ziige ent- wickelten, sich bis zur kunstvollendetsten, reichgegliedert- sten Ornamentik ausgestalteten, und ebenso in ihren Be- nennungen mancbe Wandlungen erfuhren, da die Be­

gribe, die sie versinnbildeten und noch heute versinn- bilden,sich erweiterten,und sich mit der Sprache auch ver- yollkommneten.

Schon das m y s t i s c h e Lied „Runatåls thattr Od- hinsu (: Wuotans Runenkunde:) der Edda kennt jene achtzehn Runen als „ S c h r i f t z e i c h e n “, bewahrt aber noch deren Gedåchtnis als , , H e i l s z e i c h e n u im Sinne der spåteren „ Z a u b e r c h a r a c t e r e u oder Geister- sigille (: nicht Siegel:), und mag die Deutung jenes Zaubersanges hier geboten werden, um weiter das eigent- liche Runengeheimnis, darauf fussend, zu entråtseln.

Kein zweites Lied der Edda gibt so klaren Ein- blick in die urarische Weltanschauung, iiber das Yer- håltnis von Geist zum Korper, von Gott zum All, bringt so deutlich das Erkennen der „zwiespåltigzweieinigen Zweiheit“ im Kleinsten wie im Grossten durch das Arier- tum zum Bewusstsein, als das „Håvamålu und das in dieses (Yers 139-165:) eingeschlossene „Runatåls-thattr-Odhins.“

Im ewigen Wandel vom „Entstehen“ zum „Seina, und iiber dieses zum „Yergehen zum Nichtsein“, das neues „Entstehen zu kommendem Seinu einleitet, in welch ewigem Entwicklungswandel Wuotan, wie das All und jedes Einzelne, stetig sich fortentwickelnd immer das

„Ich“ bleibt, das an Geistiges und Korperliches untrenn- bar gebunden eben stets und unabånderlich die „beid- einig-zwiespåltige Zweiheitu ist, so stellt das „Håvamåla

— das „Lied des Hohen“ — in hoher Mystik Wuotan

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Wuotan als mystisches TJrbild des Lebens in Gott. 5

uns vor Augen, als das Spiegelbild des Alis wie des Einzelindividuums. Wuotan lebt im Menschenleibe um unterzugehen; ,,er weiht, sich selber geweiht, sich selber,

er weiht sich dem Yergehen um neuzuerstehen. Je nåher er den Zeitpunkt seines „Yergehens zu neuem Entstehen“ —. seinen Tod — herannahen fiihlt, um so klarer erwåchst ihm das Wissen vom Geheimnis des Lebens, das ein ewiges Entstehen und Yergehen, eine ewige Wiederkehr ist, ein Leben von stetem Gebåren und Sterben. Ganz geht ihm dieses Wissen erst in dem Augenblicke der Dåmmerung auf, in welchem er in das ,Uru sinkt, aus dem er wiedererstehen wird, und in diesem Augenblicke der Dåmmerung (:Sterbens:) gibt er sein eines Auge als Pfand fiir erhohtes Wissen. D i e s e s e i n e Au g e b l e i b t a b e r — wenn auch verpfåndet

s ei n E i g e n , das er bei seiner Wiederkehr aus dem

„Ur“, bei seiner Wiedergeburt einlost, d e n n es i s t s e i n „ K o r p e r “, wåhrend sein anderes Auge, das er behålt, sein „ G e i s t u ist. Das „korperliche Auge“, nåmlich der Korper selbst, dessen er sich nur voriiber- gehend en tledigt, d e r a be r s e i n E i g e n b l e i b t , ver- einigt sich im Augenblicke seiner Ruckkehr aus dem Ur — bei seiner Wiedergeburt — wieder mit seinem andern „geistigen Auge“ — seinem Geist aber das aus Mimes Quell geschopfte Urwissen bleibt sein Eigen, d a s E i g e n des Al l s , es ist die Summe der Erfahrung von tausenden von Generationen, das durch die Schrift erhalten und weiter vererbt wird. So erhoht sich Wuotans Wissen im Tode, er bereichert es durch den Trunk aus Mimes Urquell, ebenso bei der „Todten- Walau wie bei „Mimes Haupt“ *); er trennt sich nur scheinbar von der Korperwelt — der er auch im schein-

♦) „Mime“ = Erinnern, Wissen. — ,,Ur<jueliu = Das Mysterium des All-Erstehens, All-Seins und Ali-Yergehens zum Neuerstehen.

„Todten-Walau = Erdgottin, Todtengottin, welche die „entgeistigten Ki>rperu im Eriedhofe bewah.rt, wåhrend die entkorperten Geister

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6 Mysterium der Wiedergeburt.

baren korperlichen Nichtsein angehbrt — da er eben als Geistiges und Koiperliches, die „beid-einig-zwie- spåltigeZweiheitu bildet, die untrennbare Zweieinheit. Sein eigenes „Taglebena kann er von dem „Nachtleben“ — im Tode — nickt trennen, aber in dem Nachtleben — dem scheinbaren Nichtsein — gewinnt er das Wissen seines ewigen Lebens, das ihn im ewigen Wechsel durch die Wan dl ungen vom Entstehen uber das Sein zum Ver- geben fiir neues Entstehen durch die Ewigkeit geleitet.

Durch jenes Erkennen weise geworden, fand er durch sein eigenes totgeweihtes Leben die Kunde des Welt- geschickes, die Losung des Weltenråtsels, das ,,er ewig nie einem Weib oder Mådehen kiindigen \vill.u Und da eben Wuotan, er selber, aber auch gleichzeitig das All ist, — wie ja jedes „Icha auch gleichzeitig das

„Nicht-Ich“ oder „Ali“ ist — so macht jedes einzelne

„Ichu, jeder „Menschu fur sich die gleichen Wandlungen liber die gleichen Erkenntnisstufen durch, vonderenEr- kenntnis und Erlosung jedes Einzelnen Geistesschatz (: nicht das tote Gedåchtniswissen:) bewertet wird, den er auch im Sterben nicht verliert und den er wieder- bringt, wenn er bei seiner nåchsten Wiederverkorperung wieder zur Menschenwelt zuriiekkehrt.**)

Darum hat jedes einzelne „Ichu — fiir sich! — seinem Geistesschatz entsprechend seine eigene Auf- fassung vom geistigen Umfange des Begriffes der Worte, und dårum konnen unter den Millionen lebender Menschen

nach Walhall oder zur Helia fahren. — „Mimes Haupt“ = Das Hauptwissen, nåmlich das Urwissen vom Entstehen, Sein und Ver- gehen zu neuem Entstehen alier Dinge. Das sind die drei Stufen, durch die Wuotan „weise ward“, d. i. zum Allerkennen gelangte;

durch das Mysterium zum wahren Wissen.

**) Wir nennen diesen „Geistesschatz11, den der wiedergeborene Mensch mit zur Welt bringt, „natiirliche Yeranlagung11 „Talente11, oder „geborenes Genie“ ; es ist der regsamere Geist, der alles schneller und leichter erfasst, als andere, in weniger regsamem Geiste belebte Individuen, und die erh5hte Regsamkeit ist eben jener Geistesschatz.

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Mysterium der Selbstweihe.

nicht zwei Individuen gefunden werden, deren Gott- heitsbegrifle sich vollkommen gleichen — trotz aller

des geistigen Wesens der Sprache und ibrer Worte - im Einzelnen wie im Gesamten — zu Elgen sem konnte.

Ist solches auch beute noch, trotz des von anderen Sprachen unerreichten Reichtumes unserer Sprache der Fail um wie vieles mchr musste das m Urtagen zu- getroffen haben, in welchen der Wortschatz noch em kleiner und unzureichender war, m welchen die beh

und Wissend en der noch diirftigen Sprache muhsam be- eriffsversinnlichende Ausdriicke abringen mussten, um in anderen åhnliche Begriffe loslbsen zu konnen als sie selber solche in ihrem geistigen Schauen erfasst hatten.

Sie waren gezwungen ihre Rede durch Gesten

spåteren „Zaubergeberden“ — zu unterstutzen und dure eigentiimliche sinnverdeutlichende Zeichen zu bekraftigen, welche als „raunend“, d. i. als sinnvermittelnd gedacht und daher „Runenu genannt wurden. Das alles_

die Mystik von Wuotans Runenkunde im eddischen „Diede des Hohena, das Wuotans Opfertod schildert, der in mehr als nur einer Beziehung an das Mysterium von

Golgatha erinnert. . A

Das Lied fiihrt anfangs Wuotan selber sprechend auf, wonach der Skalde, der das Lied verfasste, — zum Sprecher wird, und den Sang beschliesst. So aber hebt

das Lied i c h h i n g am w i n d k a l t e n Ba u m N e u n e w i g e N a c h t e ,

V o m S p e e r e v e r w u n d e t de m W u o t a n g e w e i h t :

„ I c h s e l b e r g e w e i h t mi r s e l b e r An ienem Baum, der jedem verbirgt

Wo er den Wurzeln entwachsen.

Sie boten mir weder Brot noch Meth;

Da neigt icb mich spahend meder;

Auf klagenden Ruf wurden „Runen“ mir kund, Bis ich vom Baume herabsank.

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Nach weiteren erklårenden Strophen bringt nun das Lied die Kennzeichnung der achtzehnRunen im mystischen Yerstande, welcher aber mit den Namen der Runen in Vergleich gezogen, diese auf ganz besondere Art beleuchtet und die Losung des ,,Runengeheimnissesa wesentlich fordert. Jener Kennzeichnung der Runen gehen noch folgende Yerse voraus, worauf der Skalde sofort zu dem eigentlichen Runenliede ubergeht:

Yor Weltentwicklung war Wuotans Wissen, Woher er gekommen, dahin kelirt er zuriick;

Nun kenn’ ich die Lieder wie keiner der Månner, Und wie kein fiirstiiches Weib.

Y f a , f e h , feo = F e u e r z e u g u n g , F e u e r b o h r e r Y i e h , Besi t z, wachsen, wandern, vernichten

[fetsen, fetzen]:

Hilfreich zu helfen verheisst Dir das Eine (Erste) In Streit und in Jammer und jeglicher Not.

Das Wurzelwort „fa“, das als „Urwortu sich in dieser Rune versinnbildet, ist der Grundbegriff von „ Ent - s t e h e n u „ S e i n “ (: Tun, Wirken, Walten:) und vom

„ Y e r g e h e n zu n e u e m E n t s t e h e n u also von d e r Y e r g å n g l i c h k e i t a l l e s B e s t e h e n d e n und d a r u m v o n d e r B e s t å n d i g k e i t des „ I c h s “ i m s t e t e n W an del. Diese Rune birgt daher den skal dischen Trost, dass wahre Weisheit nur der Entwicklung fiir die Zukunft lebt, wåhrend nur der Tor um das Yersinkende trauert:

„ Z e u g e d e i n G l i i c k , u n d du w i r s t es h a b e n ! u l| u r = U r , U r e w i g k e i t U r f e u e r , U r l i c h t , U r ­

s t i e r ( U r z e u g u n g : ) , A u e r o c h s e , Urstånd [:Leben nach dem Tode:]:

Ein Anderes lernt’ ich, das Leute gebraucken, Die Aerzte zu werden wunschen.

Der Urgrund aller Erscheinungen ist das „Ur.“

Wer die „Ur“-Sache eines Ereignisses zu erkennen ver­

mag, dem bietet auch das Geschehnis selbst — sei dieses

(24)

ein Uebel oder ein Gliick — kein unlosbares Råtsel, und daher vermag er Mittel zu finden das Uebel zu bannen oder das Gliick zu erhohen, aber auch Schein- iibel und Scheingluck als solche zu erkennen. Darum:

„ E r k e n n e d i c h s e l b s t , d a n n e r k e n n s t D u a l l e s ! “

^ t h o r r , t h u r s , t h o r n = T h o r r ( : D o n n a r , D o n n e r k e i l , B l i t z : ) D o r n :

Ein Drittes kenn’ ich, das kommt mir zu gut Als Fessel fiir meine Feinde;

Dem Widerstreiter verstumpf ich das Schwert, Ihm hilft ■weder Waffe noch Wehr.

Der ,,Todesdorn,“ mit, dem Wuotan die ungehorsame Walkiire Brunhilt in den Todesschlåf versetzte i vergi.

Dornroschen, u. a.) aber dem entgegengesetzt auch wieder der „Lebensdorn“ (rhallus), mit welcliem der Tod durch die „Wiedergeburtu besiegt wird. Dieses dreuende Zeichen verstumpfte allerdings die widerstreitende Waffe des zu Tod Getroffenenen ebenso, wie die Macht der Todesgewalten durch die stete Erneuerung des Lebens in der Wiedergeburt. Darum: „ W a h r e De i n I c h ! “ Å os, as, a s k , a s t = As e , Mu n d ; E n t s t e h u n g ,

Es che, Asche.

Ein Viertes noch weiss ich, wenn man mir wivft Arme und Beine in Bande:

Alsbald ich es singe, alsbald kann ich fort, Vom Fusse fållt mir die Fessel,

Der Haft von den Hånden herab.

Der Mund, die Macht der Rede! Die durch die Rede wirkende geistige Macht (Suggestionsgewalt) zer- sprengt die korperlichen Fesseln und gibt die Freiheit, siebesiegt selbst jene Sieger, die nur mitkorperlicherMacht

"Vorteile erringen, und vernichtet alle Gewaltherrschaft.*) Darum: ?„Deine G e i s t e s k r a f t ma c h t Di c h f r e i ! u

__ •

*) Immer bleibt im Kampfe um das Dasein dasjenige Volk, welches eich bei Erhaltang seiner m o r a l i s ch en Kratt entwickelt, dauernd Sieger, nichfc das nur intellectuell lioher stehende; mit dem Sehwinden der Moral geht auch die hohere intellecfcuellegeistigeStellung yerloren, wie sololies die Geschichte— ?,das Weltgericht44 beweist.

(25)

b ri t , r ei t h, r a t h , r u o t h , R i t a , R a t h , R o t h , R a d , R o d , R o t t , R e c h t usw.:

Ein Fiinftes erfuhr ich, wenn frohlichen Flugs Ein Geschoss auf die Scharen daheifliegt;

Wie stark es auch zuckt, ich zwing es zu stehen, Ergreif ich es bios mit dem Blicke.

Die dreimal geheiligte „Ritau, das „Sonnen-Radu, das „TJrfyru (: Urfeuer, Gott.) selbst! — Das hohe Innerlichkeitsgefuhl der Arier war i h r B e w u s s t s e i n d e r e i g e n e n G o t t l i c h k e i t , denn „Innerliclikeita heisst eben das „Bei-Sich-Seinu, und bei sich sein ist b e i G o t t sein. So lange ein Y o l k als N a t u r v o l k **) seine ganze u r s p r i i n g l i c h e J Ln n e r l i c h k e i t noch un- getriibt besitzt, hat es auch keine Yeranlassung zu einer å u s s e r l i c h e n G o t t e s v e r e h r u n g , z u eiuem å u s s e r - l i c h e n , an Zeremonien gebundenen G o t t e s d i e n s t , welche sich erst bemerkbar machen, wenn man seinen Gott nicht mehr in seinem eigenen innersten Wesen zu finden verinag, sondern denselben ausserhalb seines Ichs, ausserhalb der Welt — „droben im Sternenhimmel“ — zu sehen beginnt. Je weniger innerlich der Mensch ist,

desto åusserlicher wird sein Leben, und jeraehr ein Yolk seine Innerlichkeit verliert, desto pomphafter und zere- monieller werden dessen åussere Kundgebungen im Wesen der Yerwaltung, des Rechtes und dessen Kultes, welche da schon als Sonderbegriffe auftauchen, wåhrend sie eins sein sollen in dem Erkennen: „ W a s ich g l a u b e , das we i s s ich, u n d d a r u m l e b e i ch es a u c h au s.“ Die arische Gottinnerlichkeit begriindete daher aucli die stolze Todesverachtung der Arier und deren grenzenloses Gott- und Selbstvertrauen, welchea

___ __

**) Das „ Yo l k a l s N a t u r v o l k “ ist nicht der Zustand der Wildheit, denn gerade die „Wilden“ leben in den Fesseln des schauerlichsten Schamanismus. Das „Volk als Naturvolk“ bedingt im Gegenteile schon eine hohe Kulturstufe, jedoch frei ron aller und jeder Ueberkultur.

(26)

sich glånzend in der „Rita“ ausspricht, deren sinndeut- liches Wortzeichen eben die fiinfte Rune war. Dårum sagt diese Rune : „ I c h bi n mei n Ro d (Recht), d i e s e s Rod i st un v e r 1 e tz b a r , d a r u m bin i c h s e l b e r

u n y e r 1 e t z l i c h , d e n n mei n Ro d b i n i ch!

Y

k a , k a u n , k a n , k u n a , k i e n , ki e l , k o n , k u h n , k e i n (nichts) usw.:

Ein sechstes ist mein, wenn ein Mann mich sehrt Mit fremden Baumes Wurzel;

ich.t mich versehrt, den Mann verzehrt

Das Verderben mit dem er mir drohte.

Der „Weltbaum“ Yggdrasil *) galt im engeren Ver­

stande als der a r i s c h e V o l k s s t a mm, neben dem die fremdrassigen Volksståmme als ,,fremde Båumea galten*

Der Runenbegriff kaun ,,kunnau (Mådehen, z. B. in A d e l - g u n d e ) bezeichnet das weibliche Prinzip im All, im rein sexuellen Verstande. Der Stamm, die Basse ist rein zu

erhalten, sie darf nicht durch ,,fremden Baumes Wurzel (Phallus) verunreinigt werden. Geschåhe es aber dennoch,

so wiirde solches dem ,,fremden Baumeu wenig niitzen, denn dessen,,fremdesPflanzreisu wiirde trotzdem zu dessen wutendstem Feinde erwachsen; darum: ,,Dein B l u t , D e i n h o c h s t e s Grut!u

^ h a g a l = das Al l h e g e n , e i n s c h l i e s s e n , H a g e l , v er n i c h t e n .

Ein Siebentes kenn’ ich, seh ich den Brand Hoch um der Menschen Behausungt

Wie weit er auch brenne, ich bring ihn zur Ruh’

Mit zahmeudem Zaubergesange **)

Hagal! — Das Innerlichkeitsgefiihl, das Bewusst- sein seinen Gott mit allen seinen Eigenschaften in sich eingeschlossen zu tragen, erzeugte jenes hohe Selbst- yertrauen in die Macht des eigenen Geistes, welches

*) Ueber die Wortdeute des Begriffes „Yggdrasil44 spater naheres,

**) „Feuerzauber14, noch heute als „Feuerbesprechung44 geiibt.

(27)

Wunderkraft yerleiht, w e l c h e W u n d e r k r a f t a l l e n j e n e n M e n s c h e n i n n e w o h n t , d i e s t a r k e n G e i s t e 8

z we i f e l l o s i i b e r z e u g t an d i e s e l b e g l a ube n.

Christus, der einer dieser seltenen Menschen — wie Wuotan — war, sagte : „Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch, so jemand zu diesem Fels språche, „hebe Dick hinweg!u — und er g l a u b t d a r a n , — so wiirde dieser Fels sich heben und in das Meer stiirzen.“ Yon diesem zweifellosen Bewusstsein getragen, beherrscht der Aus- erlesene das Korperliche u n d das Greistige, dass er all- umschliessend hegt, und dadurch sich allmåchtig fiihlt.

Darum: „ U m h e g e das Al l in Di r , u n d Du be- h e r r s c h e s t das A ll!u

"h n a u t h , n o t h , n o r n , S c h i c k s a l s z wa n g .

Ein Achtes eignet mir, Allen gewiss Am Notigsten zu benutzen:

¥ o irgend Hader bei Helden erwåchst,

Da weiss ich ihn schnell zu schlichten.

„Die Nothrune bliiht am Nagel der Norn!u Es ist nicht die „Noth“ im heutigen Yerstande des Wortes sondern der „Zwang des Schicksalsa, — das eben die Nornen nach Urgesetzen bestimmen, — somit die or- ganische Kausalitåt aller Geschehnis darunter zu ver- stehen. AVer den Urgrund eines Ereignisses zu erfassen vermag, wer die organisch-gesetzmåssige Entwicklung der daraus sich ergebenden Folgegeschehnisse erkennt, der vermag auch die sich erst vorbereitenden Folgen zu ermessen, er beherrscht das Wissen der Zukunft, und verstelit daher auch durch die „Nothigung des klarerkannten Schicksalsganges“ allen Streit zu schlichten; darum:

„Nut ze De i n S c h i c k s a l , w i d e r s t r e b e i hm ni c ht ! “ { is, Ei s, Ei s en:

Ein Neuntes versteh ich, wenn Not mir entstelit, Mein Schiff auf dem Meere zu achutzen:

Da still’ ich den Sturm auf der steigenden See Und beechyrichtige den Sch^rall der Wogeu.

(28)

Durch das „zw e i f e l s l os e B e wu s s t s e i n der e i g e n e n G e i s t e s ma c h t “ werden die Wellen gebåndigt,

— „gefroren gemachta — sie erstarren wie Eis. Aber nicht nur die Wellen [: sinnbildlich fur W illen:] allein, alles Leben ist dem zwingendstarken Willen gehorsam, und zabllose Beispiele vom „Ag-is-schild“ Wuotans, dem der Athene, dem „Ag-is-helm,“ dem „Gorgonen- haupte“ bis herauf zum Jågerglauben und Jågerbrauch

des ,,Gefrorenmacbensu*) und der modernen Hypnose, fussen auf der durch diese neunte Rune versinndeut- lichten hypnotiscben Macht des willenskråftigen Geistes;

darum: „ G e w i n n e M a c h t i i b e r D i c h selbst und Du h a s t Ma c h t i i ber al l e Dir w i d e r s t r e b e n d e

Gei s t es - u n d K o r p e r w e l t .

\ ar, S o n n e , U r f y r , A r i e r , A d l e r , usw.:

Ein Zehntes yerwend ich, wenn durch die Luft Spukende Reit’rinnen sprengen:

Fang ich den Zrtuber an, fahren yerwirrt Sie aus Gestalt und Bestreben.

Das „Aru, das „Urfyr“ (Urfeuer, Gott), die „Sonneu, das „Licht“ zerstoren sowohl das geistige wie das korper- liche Dunkel, die Zweifel und das Urigewisse. Im Zeichen des Ar’s grundeten die Arier — die Sonnen- sohne — ihre Rita, das arische Urgesetz, dessen Hierog- lyphe der „Aar“ (Adler) ist, der sich, sich selber opfert indem er sich im Urfyr selber dem Flammentode weiht um wiedergeboren zu werden. Darum ward er auch

„Eanisku .**) und spater „Phonix“ genannt, und darum liess man als — sinndeutliche Hieroglyphe — vom Leichen-

*) Der Zauber des „Gefrorenmachens“ im Jagerglauben und Jagerbrauch; als „Hypnose*4 begrundet.

**) Fanisk: fan = Zeugung; ask (isk) = Entstehung, Grundung;

somit „Fanask44 oder „Fanisk44 = Zeugungsgriindung durch Wieder- geburt. Fanisk wurde zum spåteren „Phonix44, und somit ist die Phonix-Mythe erklårt. Yergleiche „Wuotans Runengesang44: „Ich weiss wie ich hing am windkalten Baurn44

(29)

brande eines Gefeierten einen Adler auffliegen um an- zudeuten, dass der Gestorbene sich im Tode verjiingend sich zur Wiedergeburt vorbereite, um noch herrlicherem kiinftigem Leben im Menschenleibe zuzustreben, aller Hemmung der Dunkelgewalten zum Trotz, welche kraft­

los vor dem „Ar“ zusammenbrechen: „ Ac h t e das U rf y r!“

H s o l ’ s al , sul, si g, si gi , Sonne , H e i l , S i e g , S å u l e , Sc hul e usw.:

Ein Eilftes kann ich auch noch im Kampf, Wenn ich den Liebling geleite:

Ich sing’s in den Schild und er siegt in der Sohlacht Zieht heil dahin und heil wieder heim

Yerharrt im Heil allenthalben.

„sal and sig!“ — „Heil und Sieg!“ — Dieser viel- tausendjåhrige urarische Gruss- und Kampfruf, der auch in dem erweiterten Begeisterungsruf: „alaf sal fena!“ *) variiert sich wiederfindet, ist in der „Sig-Rune“ (Siegrune), dem elffcen Zeichen des Futharks zum Symbol geworden :

„ De r S c h o p f e r g e i s t mus s s i e ge n! u

tyr, t a r , t u r , T h i e r usw. ( Ty r , der Son'ne'n- und S c h w e r t g o t t ; Ti u, Zio, Zi u, Ze u s ; t ar ;

— z e u g e n , we n d e n , v e r b e r g e n ; d a h e r T a m ­ il au t; u s w. ) :

Ein Zwolftes hab1 ich: Hångt am Baum Droben Einer erdrosselt;

Ritz’ ich es dann mit Runen ein,

Herab steigt der Mann und redet mit mir. **)

Der wiedergeborene Wuotan, d. h. der nach seiner SelbstopferuDg vom W eltenbaume verjiingt herabgestiegene Wuotan, so wie der aus der Asche verjiingt auffliegende

*) Alles Sonnenheil dem Kraftbewussten! (Zeugungsfåhigen.)

*♦) Darauf begrundet sich derGlaube an die „Passauerkunst44, des „Festmachens44 der Unrerwundbarkeit gegen Hieb, Stich und Bchuss.

(30)

„Fanask“ (Phonix), personifizirt sich in dem jungen Sonnen- und Schwertgott Tyr. Der Regel der Mystik gemåss bewegt sicli eben jeder Zauberglaube stets in Parallelen zur Mythe, indem das mythische Yorbild in Gleichungen auf menschlich-irdische Yorgånge angepasst wird, um åhnliche Ergebnisse zu erzielen wie die Mythe sie berichtet, wåhrend die Esoterik, auf Grundlage der erkannten „beideinig-zwiespåltigen Zweiheit,u das „my- stisch Eineu in dem „mystisck Yielenu erkennt, und darin das Schicksal Aller und folglich auch jedes Ein- zeloen erblickt, im ewigen AVandel vom Yergehen zum AViedererstehen. AVie AVhotan nach seinem Selbstopfer,

— als welches nicht nur sein Tod, sondern sein ganzes Leben zu betrachten ist — in einem erneuten Korper wiederkehrt, so kehrt auch jeder einzelne Mensch nach jedem Leben im Menschenleibe, — das gleiclifalls ein Selbstopfer ist, — mit erneutem Korper durch die AVieder- geburt zum Menschenleben zuriick. Darum heisst „tar zeugen, leben und vergehen, darum ist „Tyru die wieder-

erstandene junge Sonne, und darum ist auch die zwolfte Rune ebenfalls eine „Siegruneu und dieserhalb als sieg- gewåhrendes Zeichen auf Schwertklingen und Speer- blåttern eingeritzt worden. Es solite sagen: „ F u r c h t e n i c h t d e n To d , er k a n n Di c h ni cht t o t e n ! u

|£ b a r , b e o r k , bi or k, Ge bur t , Ge s a ng, *) Ba hr e usw.

Ein Dreizehntes nenn’ ich, netz ich den Sohn

Eines Edlen im ersten Bade [vorchristliche Taufe) So kommt er in Kampf, er kann nicht fallen,

Es schlagt kein Schwert ihn zu Boden.

Dem Geistesleben im All, dem ewigen Leben, in welchem das Menschenleben zwischen Geburt und Sterben nur einen Tag bedeutet, steht in der Bar-Rune dieses Ein- tagleben im Menschenkorper gegeniiber, das vom „baru

bar = Gesang; bardit = Yolksgeeang. dit, diet diut, diutsch = Volk, Deutsch.

(31)

(Geburt) fiber das „bar“ (Das Leben ein Gesang) zum

„baru (Bahre, Tod) geht, und welches dureb das „Wasser des Lebensu in der Taufe geweihet und gefeiet wird.

Dieses (Tag)-Leben ist begrenzt von Geburt und Sterben, und hat das Schicksal dem Geborenen denn auch gleich nicht den Schwerttod bestimmt, so ist er doch dieser und manch anderer Gefahr ausgesetzt, denn trotz Be- stimmung und Schickung des Schicksales waltet doch der dunkle Zufall *) im freien Willen der Menschen be­

grundet, und gegen solche bose Zufallsfiigung soilte der Weihesegen wirken. Der Germane anerkannte kein

„blindes Fatum“ ; er glaubte wohl an eine Yorbestimmung in grossen Zugen, aber er sah es intuitiv, das viele Hemmuugon ~ Zufålle! der Ausfiihrung und Erffillung der Yorbestimmung im Wege stehen, um die Kraft, diese zu erfiillen zu ståhlen. Ohne jene Zufålle miisste

*) Zufall !u — Eigentlich gibt es keinen Zufall, denn alles Geschehen ohne Ausnahme ist in dem gressen Schicksalsgewebe

— wie Kette und Zettel — wohl geordnet; aber, soweit es den

„Zettel44 (:Einschlag:) betrifft, selbst flir Seher nur sehr schwer iiberblickbar. Die erkennbare gerade Kette der Wirkungen friiherer Ursachen, welche AVirkungen, stets wieder Ursachen sind, die kommende Wirkungen [:die wieder wirkungenauslosende Ursachen in unendlich fortzeugender Reihe bilden;] auslosen, ist flir Seher und Wissende uberblickbar und berechenbar; schwer aber sind die Wirkungen von Schicksalsketten anderer Ichheiten oder ganzer Gruppen derselben vorher zu erkennen, wenn sie unsere Schick- salskette beriihren, kreuzen oder sonst wie beeinflussen. Jene wirken auf unsere Schicksalskette, — welche der Kette in einem Gewebe vergleichbar ist, wie der Zettel oder Einschlag in eben einem solehen Gewebe und da derlei unberechenbare Einflusse oft plotzlich und unerwartet unsere eigene Schicksalskette storen, so nannte man sie „Zufalltt, ohne darum aber den Zufall als etwas Unregelmassiges oder Ungesetzmåssiges ( t das es nicht geben kann!:), wohl aber als etwas TJnberechenbares betrachtet zu haben. Schon

‘die åltesten arischen Mystiker erkannten dies, und stellten darum die Schicksalswalterinnen,die drei Nornen als „Schicksalsweberinnen44 dar, welche aus „Kettett und „Zettel44 das „Zeitengewand44, nåm- lich das Schicksal weben.

(32)

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(34)

z. B. jede Tanne in all ihren T eilen' streng symmetrisch sein, miisste eine der anderen gleichen, wåhrend nicht zwei yollkommen gleiche findbar sind, und genau so miisste es im Menschenleben sein ; alle unterschiedslos einformig und gleich. Darum sollte der Geborene durch das Wasser des Lebensu **) gegen bemmende Zufålle ge- heiligt werden. Darum: „ D e i n L e b e n s t e b t in

G o t t e s H å n d , v e r t r a u e ibm in D i r ! u

T l a f , l a g u , l o g r , U r g e s e t z , Meer L e b e n , U n t e r g a n g ( N i e d e r l a g e ) :

Ein Yierzekntes sing’ icli versammeltem Yolk Beim Nennen der gottlicken Namen

Denn aller der Asen uud Alben Art Kenn’ ich so gut wie Reiner.

Das intuitive Erkennen des organischen Wesens des Alls und damit der Natururgesetze, bildet die un- erschiitterliche Grundlage der ariscben Heilslebre oder

„Wihineiu (Religion), welcbe das All und daher aucb das Einzelne in seinem Entstehen, Walten und Yergehen zu neuem Entstehen zu erfassen und- zu umfassen ver- mocbte, welcbes esoteriscbe Wissen dem Volke jedoch in sinndeutlich ausgestalteten Mythen vermittelt wurde, da das naive, an Tief- und Fernesehen ungewobnte Volksauge das Urgesetz ébensowenig zu iiberblicken vermag, wie das leibliche Auge'das Meer, oder das un- geschulte innere, geistige Auge die'Endlosigkeit des Lebens im All. Darum sagt die vierzébnte R une: E r s t l e r n e s t e u e r n , d a n n w a g e d i e M e e r f a h r t ! “

Y man, m o n , M a n n , M o n d (ma = m u t t e r n , m e h r e n , l e e r oder tod).

**) Dårum verlangt auch die Kirche mit deutlicliem Bezug auf das W a s s e r d e s L e b e n s , als Taufvrasser sogenanntes „leben­

diges Wasser14, nåmlich Q u e l l e n - oder f l i e s s e n d e s W a s s e r , und lehnt s t e h e n d e s Wasser aus Teichen oder Seen ab.

(35)

Ein Fiinfzeh.ii tes zahl ich, was Yolkrast der Zwerg Sang vor den Toren des Tags

Den Asen zur Stårkung, den Alben zur Kraft, Mir selber die Sinne zu klåren.

In einem anderen Sinne, als in dem des bekannten Marchens, offenbart sich in der fiinfzehnten Rune der

„Mann im Monde“ als das geheiligte Zeichen der Fort- pflanzung des Menschengeschlechtes. Das Urwort „ma“

ist die Kcnnzeichnung fiir die weibliche Zeugung — das

„Mutternu — wie das Urwort „fa“ jene der månnlichen ist. Daher hier „materu (Mutter), wie dort „fater“

(fater, Tater). Der Mond gilt mythisch-mystisch als der Zauberring Draupnir (Tråufler), von dem j e d e n e u n t e N a c h t ein gleich schwerer tråufelt (sich ausscheidet), und welcher mit Balder verbrannt wiirde: das heisst mit,N Balder wurde gleichzeitig Nanna, die Mutter seiner Kinder verbrannt. Nach mythisch-mystischer Regel be- deuten aber Nachte stets Monate, und bezeichnen obige

„neun Nachte“ die Zeit der Schwangerschaft. Wie aber die Begriffe fiir Mann, Mådehen, Mutter, Ge- mahl, Gemahlin, vermåhlen, menstruatio usw. usw. im Urworte ,,mau wurzeln, ebenso wie der Begriff „Mondu, mit dem sie alle in inniger begritflicher Terbindung stehend dennoch Einzelbegriffe versinndeutlichen, sich aber nach dem Prinzip der „vieleinig vielspåltigen Yiel- heitenu wieder zur scheinbaren Einheit zusammenfiigen, so wurzelt das Begriffswort fiir diese scheinbare Einheit ebenfalls im Urworte „ma“ und lautet „man-asku oder

„men-isku nåmlich: Me n s c h . Deshalb — als Ter- eiuigungsbegriff — ist das Wort „Mensch'1 nur ein- geschlechtig (der Begriff „die Menschina besteht nicht), wåhrend der veråchtliche Begriff als neutrum der dritten Stufe angehort, auf welche spater zuriickgegriffen werden soli. Die fiinfzehnte Rune umschliesst somit den exo- terischen wie esoterischen Begriff d e s h o h e n M y s t e -

(36)

ri ums des Men s c h e n t u ms und gipfelt in der Malmung:

„Sei M ensch!u

J^ y r, eur , Iri s, Bogen, R e g e n b o g e n , Ei ben- h o l z b o g e n , I r r e n , Zor n usw.:

Ein Sechzelintes sprech ich bei sproder Maid Mir Gunst und Gluck zu erlangen:

Das wandelt und wendet rair Wunsch und Sinn Der schwanenarmigen Schonen.

Die „Yr-Runea ist die umgewendete „Man-Rune“, und da sie den Bogen bezeicbnet, so stellt sie den auf- und abnehmenden Mond im Gegensatze zum Yollmond der ,,Man-Rune“ vor, beziebt sich also in erster Linie auf die Wandelbarkeit des Mondes, in zweiter Linie — als „Irr-Runeu — auf die mondåhnliche Wandelbarkeit des weiblicben Wesens, welches in spateren Yersen des „Havam ål“ (Lebensregeln) folgendermassen geschil-

dert wird:

Traue nicht des Magdleins traulichem Wort, Traue nicht des Weibes traulichem Wort,

Ihr Herz ward geschaffen auf sch-wingendem Rad, Wankelmuts Wohnung ist weibliche Brust.

Die Yr- oder Irr-Rune, die Y e r w i r r u n g s chaf f t , sei es durch die Erregung der Leidenschaften in der Liebe, im Spiel, im Trunk (Rauscli), oder durch Schein- griinde in der Redo (Sophistik), oder was immer fur einer anderen Ursache, besiegt wohl den Widerstand durch Y e r w i r r u n g , aber der Erfolg eines solch er- rungenen Si eges ist ein ebenso irrender, wie der Sieg selbst, dcnn er bringt Zor n, t o b e n d e s W i i t e n u n d z u l e t z t Wa h n s i n n . Die „Yru- oder „Irr-Runeu ist darum auch im Gegensatz zur „Os-Runeu (siehe diese), da sie eben mit Scheingriinden statt mit echten Grunden die Besiegung des Gegners erzwingen will. Darum lehrt sie: „ B e d e n k e das E n d e ! “

J( eh (é) E h e , G e s e t z , P f e r d , G e r i c h t usw.

(37)

Ein Siebzehntes hilft mir bei holder Maid, Dass niramer sie leicht mich yerlasse.

Die siebzehnte oder „Eh-Rime“ ist wieder das Gegenspiel der sechzehnten. "Wahrend diese vor der leichtfertigen, voriibergehenden Liebeståndelei warnt, festet die „Ehe-Rune“ den Begriff dauernder Liebe in der Begriindung der Ehe, als gesetzmassige Yerbindung von Mann und Weib. Dieses deutet eine spåtere „Eh- Rune“ sinndeutlich an, indem die ,,Laf-Rune“ (siehe diese) in ihr verdoppelt (M = f' ^), also sinndeutlich sagt: „zwei d u r c h d a s L e b e n s - T J r g e s e t z v e r ­ bu n d e n ! “ Die Ehe ist die Grundlage des Yolkes und

darum ist „ehu wieder der Begriff fur Gesetz, denn einer alten Rechtsformel gemåss ist die Ehe die, ,Rauwurzel“, nam- lich die „Rechtswurzelu des Bestandes des Gerrnanentums.

Darum: ,,Die E h e ist d ie R a u w u r z e l der A r i e r ! tc Zwischen der siebzehnten und der achtzehnten Rune schiebt der Skalde nachfolgende Yerse ein:

Sind diese Lieder, Lodfafner, Dir, Auf lange wohl noch unerlernbar, Freue Dich, erfåhrst Du sie;

Lausch d’rauf, lernst Du sie.

Nutz’ es, vernahmst Du sie.

Nach dieser Zwischenstrophe setzt er mit der ge- heimnisvollen achtzehnten Rune, wie folgt ein, indem er nun wieder Wuotan selber reden låsst:

Das Achtzehnte werd’ ich ewig nie Einera Weib oder Mådehen melden;

Das bildet der Lieder besten Beschluss Was Einer von Allen nur weiss

Ausser der Frau, die mich ehelich umfångt, Oder auch Schwester mir ist. *)

*) Wuotans Gattin „Frigga 4 ist gleichzeitig seine Schwester, ein Beweis dafur, dass im Altertum Geschwisterehen allgemein waren, wozu sich zahlreiche Beispiele in Mythologie und Geschichte nnden.

F y r f o s , H a k e n k r e u z

(38)

In diesem achtzehnten Runenliede tritt der Skalde deshalb wieder zuriick, indem er Wuotan selber singen und sagen låsst, um damit anzudeuten, dass das hochste Wissen von der Urzeugung des Alls, nur einzig und allein den ebelich verbundenen Gottheiten der „beid- einig-zwiespåltigenZweiheita, der vereinigten geistigenund korperlichen Macht, bekannt und bewusst sein kann, dass nur diese einzig und allein das dreimal boch-beilige Geheimnis steter Zeugung, steten Lebens und ununter- brochener Wiederkehr versteben, und deren geheimnis- volle (acbtzebnte). Rune zu erkennen vermogen.

Gewiss beachtenswert aber ist der (Jmstand, dass die tatsåchlich vorbandene achtzehnte Rune, ein — zweifellos absichtlich mangelbaft dargestellter — F y r f os ist, und sowobl im Namen wie in der Deutung an jenen erinnert, ohne ihn jedocb zu erschopfen. Darin ist un- bedingt die Absichtlichkeit der S taldenschaft zu er- blicken, um den Fyrfos ausschliesslich als ibr eigenstes Geheimnis, ja als das Sigill desselben streng zu wahren, und nur dem Lrången nacbgebend, babén sie ein an­

deres, den Fyrfos teilweise ersetzendes Zeicben bekannt gegeben.

Dieses Zeichen, in welchem man s o gewissermassen die „stellvertretendeu achtzehnte Rune erblicken mag, is t;

^ ge, gi, gi f a, g i b o r , Ga b e , Geber, G o t t j gsa^

g e o , E r de; gigur, Tod, usw.:

„Gibor Altar“*) — Gott, der Allerzeuger! — Gott ist der Geber und die Erde emplångt seine Gaben. Aber die Erde ist nicbt nur Empfångerin, sie ist auch wieder

*) „Gibor Altar“ ist noch in dem Ortenamen „Gibraltar“ ent- halten, welcher Name aus dem arabischen „Gibil tarik“ so un- moglich als nur moglich abgeleitet ■wird. „Gib- (-o-)-r altar war

©in von den Wandalen errichteterf ^Gott dem Allerzeuger ge- heiligter Halgadom (Tempelstatte) an der Sudspitze Spaniens.

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Geberin. Das Urwort ist „gi“, oder „ge“ ; in ihm liegt der Begriff des „Entstehensu [geben], es bezeichnet aber aucli das „Sein“ in d e m B e g r i f f e der G a b e , und das

„Yergehen zu neuem Entstehenu, im B e g r i f f e des Ge h e n s . Dieses Urwort „gi“ oder „ge“ wird nun erst in Yerbindung mit anderen Urworten zu den Wurzel- und Stammworten, deren einige wenige hier beispiels- weise folgen mogen. In Yerbindung mit dem Urworte

„fa“ als: gifa, gefa, gea, geo bezeiclmet es die „gaben- erzeugende“ Erde. Mit „bar“ oder „bor“ (Born), den

„Gabenborn“ Gott. Als: „gi-ge-ur“ [die Gabe geht zum Ur zuriick], in „Gigur“, erscheint der „gabenvernichtende“

Frostriese benannt, der zur Personifikation des Todes, und spater auch des Teufels sich ausgestaltete. Im Be- griffsworte „Gigas“ [gi-ge-as die Gabe geht aus dem Mund, dem Ursprung hervor] ist die ,,Geige“ verstanden d as a l t e s k a l d i s c h e E r w e c k u n g s z a u b e r m i t t e l , das den Gesang einleitete, und da „Gesang“ [bar] auch das „Leben“ bedeutet, so war die ,,Geige“ eines der vielen Sinnbilder (Hieroglyphen, Symbole] der Wieder- geburt, und aus diesem Grunde eine håufig gefundene Weihegabe in Gråbern. Es ist daher nicht notwendig, dass der Tote, in dessen Grab eine Geige gefunden wurde, auch ein Geiger gewesen sein miisse. „Floten und Geigen“ lockten daher auch zum Tanz, dem L i e b e s e r r e g e r , und wurdcndarum von der asketisch gesinnten Kirche mit dem Banne belegt, w e i l si e als Z a u b e r m i t t e l g a l t e n um das m e n s c b l i c h e F y r [Feuer] d e r L i e b e zu e r r e g e n . Die Kirche ersetzte darum das wuotanische Erweckungssymbol durch das christliche Erweckungssymbol der „Posaune des Ge- richtes“. Die in dem Urworte „ge“ wurzelnden Per- sonennamen „Gereon41 und „Geretrut“ [Gertrud] bedeuten -Wiedergeburt, und die ITieroglyphe derselben, das

„Gereonshaupt-‘, erscheint als ein gleichseitiges Dreieck

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aus drei Profilschnitten von Menschenantlitzen gebildet.

Dieser Gereon ist aber wieder der im All inkamierte Gott, als All-, Welt- oder Menschengeist. Und damit ist die Deutung der „Ge-Rune“ jener des „Fyr-Fosu am nåcbsten. Der Unterschied beider Deutungen liegt nur darin, dass der Begriff der „Ge“- oder „Gibora-Rune der Erfassung des Gottheitsbegriffes von unten nach oben — so gewissermassen von der Menscbbeitsebene aus — exoterisch nahezukommen sucbt, wåbrend die Erklårung des Fyrlos die Gottheitserkenntnis esoterisch im Innersten des Menscben selber sucbt — und findet;

— und sicb vom Standpunkte des Erfassens der „beid- einig-zwiespåltigen Zweiheit“ als Menschengeist mit Gott vereinigt weiss, und so von Innen heraus wie nach Innen hinein zum gewissen Erkennen gelangt. Es ist also auch hier wieder Exoterik wie Esoterik deutlich erkenn- bar geschieden, und der Fyrfos als esoterisches Geheim- zeichen von hoher Heiligkeit erkannt, den die „Ge- Bune“ exoterisch vertrat. Wåhrend also die Exoterik lehrte, „ de r Me n s c h ist von G o t t a u s g e g a n g e n u n d w i r d zu G o t t z u r i i c k k e h r e n u, erkennt die Esoterik „den u n t r e n n b a r e n Z u s a m m e n h a n g de s M e n s c h e n mi t d e r G o t t h e i t al s „ b e i d e i n i g - z w i e s p å l t i g e Z w e i h e i t u, und konnte daher bewusst sagen: „ Me n s c h , sei E i n s mit G o t t ! “

So hatte der Skalde im eddischen Liede „Wuotans Runenkunde“ (Runathals thattr Odhins) die einzelnen Runen — in verhehlter Form — gedeutet, und der an dieselben gebundenen „Zauberlieder“ (Beschworungs- formeln)gedacht, ohne selbe — als das skaldische Geheimnis wahrend — mitzuteilen, aber doch genug verraten, um deren

Sinn wiederfinden zu konnen.

Er konnte das „Runathals thattr Odhins“ somit selbst- befriedigt schliessen:

(41)

Nun hab’ ich geachlossen das hohe Lied Hier in der Halle des Hohen,

Den Irdisohen notig, den Joten nicbt Heil ihm, der es lehrfc!

Heil ihm, der es lern t!

Das Heil, all Ihr Horer Nehmt Euch zu Nutz!

* *

*

Mit dieser skaldischen Runendichtung und deren T) mi tung ist nun der Beweis erbracht, dass die Runen mehr waren als es heute unsere Buchstaben sind, mehr selbst als biosse Silben- oder sogar Wortzeichen, namlich geradezu „Heilszeichen14 oder „Zaubercharaktere44. Sie waren im gewissen Yerstande etwas åhnliches, wie in spåteren Zeiten die „Geistersigille44 (nicht Geistersiegel!) welche in dem beriichtigen „Hollenzwang des Dr. Johann Faust44 jene eigenartige Rolle spielten, namlich nichts

anderes als „Sammlungsmittel44 zum Z w e c k e d e r A u t o s u g g e s t i o n , „Medien44 zum k o n z e n t r i e r t e n D e n k e n , z u r i n t e n s i v e n M e d i t a t i o n . Die Be- zeichnung als „Heilszeichen44 ist daher vollkommen ge- rechtfertigt, so wie auch die andere Benennung als

„Runen44 namlich die „Raunenden44, die „Geheimnis- vollsprechenden.44

Erst aus diesem Anfange heraus verschrumpften all- måhlich, wie schon Eingangs erortert, — jene Runen und noch eine Anzahl anderer, welche das „Runatals thattr Odhins44 nicht nennt, zu Buchstaben in unserem binne, namlich zu leeren, nichtssagenden Lautzeichen. Die grosse, heute noch nicht zåhlbare Menge der librigen

„Heilszeichen44 oder „Hieroglyphcn44, welche sich nicht zu wesenslosen Lautzeichen erniichterten, sondern wie gleich anfangs gesagt — unter steter Ausgestaltung sich olt bis zur kunstvollendetsten Ornamentik bei charak- teristischer Wahrung der Grundlinien ihrer Urformen

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weiterentwickelten, auch ihre Namen wie ihre Sinndeute erweiterten und diea aber wieder ohne ihre ursprfing- lichen Benennungen und Sinndeutungen zu verleugnen, bildete die ariache H i e r o g l y p h i k ode r B i l d e r - s c h r i f t , welche ein Greheimnis der Skaldenschaft blieb, und an deren Loaung und Lesung bis heute niemand dachte, da niemand diese weitverstreuten Zeichen als Hieroglyphen erkannte.

Es gilt nun zuerst festzustellen, vvo sich jene ^ bisher stummen oder bestenfalls missgedeuteten „Heils- zeichenu oder ,,Hieroglyphen44 finden, dann den Zu- sammenhang der, den Richtungen der Fundgebiete ent- sprechenden, Sondergestaltungen der einzelnen Zeichen nachzuweisen, schliesslich aus deren Benennungen die Ur- worte und Urbegriffe, deren Tråger sie sind, festzustellen und daraus dann ihre Losbarkeit und Lesbarkeit zu be­

grunden.

Um aber die Fundgebiete zu kennen, n å ml i c h di o W i s s e n s c h a t t e n u n d Ki i ns t e zu fi nden, welche sich dieser Zeichen bedienten und noch bedienen, muss etwas weiter ausgeholt werden. Die alte D r e i t e i l u n g des A r i e r t u m s , die zweifelslos imintuitivenErkennen der Werdegesetze der Natur ihren Ursprung verråt, und d e r e n Ans t os s gewiss in der B e o b a c h t u n g der n a t u r g e s e t z m å s s i g e n E n t w i c k e l u n g vom Kei m fiber d i e Blfite zur F r u c h t mit e i n g e s c h l o s s e n en S a m e n zu s u c h e n i st , wurde zur Wesensnotwendig- keit der Arier wie der aus diesen hervorgegaugenen germanischen Volkerschaften, somit auch der Deutschcn.

Darum finden wir in allen Ein richtungen der arischen Volker, sowohl in deren Religionen, Mythologien, sozialen Schichten (Nåhrstand, Lehrstand, Wehrstand) wie auch in deren Sprache dem „ U r - A r i s c h e n 44 diese Begriffs- einteilung, welche, wie schon erwåhnt, die Wortbegrifle

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in die drei Ordnungsstufen a) „Entstehenu, b) „Sein, Tun, Walten, Wirkenu, und c) „Yergehen zu neuem Entstehenu, und z wa r d e r g e s t a l t s o n d e r t , dass j e e i n Ke i m- , U r , - W u r z e l - oder S t a m m w o r t j e e i n e n B e g r i f f in j e e i n e r d i e s e r O r d n u n g s s t u f e n aus wei s t . Jede einzelne dieser Ordnungsstufen lost sich aber wieder in dreistufige Unterstufen gleicher Tendenz auf, und diese wieder, und so fort, so dass jedes Urwort, jedes Wurzelwort und jedes Stammwort mindestens drei, meist aber sebr zahlreiche in dreifacher Progression steigende Begriffsdeutungen ausweist. Diesem Ur-Werde*Gesetze der arischen und germanischen Sprachen, das entstand ehe es noch eine Grammatik gab, und welchem man daher auch nicht mit grammatikalischen Regeln beizukommen vermag, ist auch heute noch unser Hochdeutsch unterworfen, wenngleich die Rechtschreibung bemuht ist, diese Ordnungsstufen zu verwischen, um Missverståndnisse, welche durch Yerwechslung der Be- griffe entstehen konnten, zu verhindern. TJm aus dem Reu-Hochdeutschen ein Beispiel zu geben, sei auf das Wort „Rauh“ oder „Rauch“ verwiesen, das in seiner

„ E n t s t e h u n g s s t u f e a das Wort „Rauh oder Rauch- sein im Gegensatz zur Glåtteu bezeichnet, und durch die Redeformel „etwas aus dem Rauhen oder Rauchen her- ausarbeiten“ jener e r s t e n Stufe zugewiesen wird; z. B.

„Rauh- oder Rauchwaren“, „rauh- oder rauchgar“ usw.

In der z w e i t e n , der „Sei ns- oder W a l t u n g s - s t u f e a, bezeichnet es „Recht und Gesetz“ wie in „Rauh- oder Rauch-Graf“, ,,-Huhn“, ,,-Zehntu usw. In der dritten, der „ Y e r g e h u n g s s t u f e zu neuem Ent - s t e h e n u ist es durch die Redeformel „in Rauch auf- gehenu gekennzeichnet, und bedeutet den Rauch des Feuers, des Nebels, des Frostes als Zeichen der Yer- nichtung. Die neuere Rechtschreibung trennt nun diese drei Begriffe durch die Schreibweisen: a) Rauh, b) Rau

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