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Stiick hat, sind von gelblich-rothlicher Farbe, sollen einen etwas scharfen und herben, aber nicht unangenehmen Geschmack

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haben und von den Bauern zuweilen statt der Rosinen in die W iirste genom men w erden, weshalb die Friichte des Achsel-beerbaums auch Bauernrosinen benamset werden. Eine Par- tikularitåt. B o r n h o l m s gegeniiber den anderen dånisehen In- seln ist auch der w ilde M ispel-B aum (Cotoneaster vulgaris), der rothe und blaue B eeren tragt und hier auf den nacktesten K lippen wachst. H eidelbeeren, Erd- und Himbeeren wachsen w ild , aber spårlich und unansehnlich.

Uebrigens hat die Baum- und W aldw elt B o r n h o l m s sicher eine grosse Revolution durchgemacht. Schon im vorigen Jahr- hundert fand man nåmlich in Moosen, die urbar gemacht w er­

den soilten, ganze Massen von Baumståmmen und nicht allein Eichen von einem , fur das damalige und heutige B o r n h o l m ganz ungewohnlichen U m fange, sondern auch Tannen und

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W allnvisse, von dereri Existenz auf der Insel die åltesten Leute und C’hroniken niemals etwas erwåhnt hatten. D ie verschiedenen Baumarten lagen nie unter éinander, sondern in kleinen Ent- fernungen gesondert. Einige Tannen fand man aufrecht, die Eichen alle lieg en d , aber alle Tannen die lagen, hatten die Spitze nach W esten , die W urzel nach Osten gekehrt. Das Holz selbst war grosstentheils- gut erhalten und ist, namentlich das Tannenholz, von den Besitzern zu allerlei Geråth mit Vor-theil verwendet worden. — Obschon d e T h u r a h in sein er, in

damaliger Zeit vieles Aufsehen machenden Chronik die Auf-merksamkeit der Naturforscher auf diese Erscheinungen nach-- drticklich len k te, scheint sich doch keiner derselben zu einer nåheren Betrachtung und Erklårung veranlasst gefunden zu haben. W ir kommen spater auf diese Erscheinung zuriick.

F r u c h t b å u m e finden sicfi nur in den Gårten. - Kirschen,- A ep fel, Birnen und Pflaumen werden fast immer reif, und die in den kleinen Stådten mit Liebe gepflegte Gårtnerei hat auch schon in der Erdbeerzucht (die in S e e l a n d und F i i h n é n so

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eifrig und erfolgreich getrieben w ird , wie vielleicht in keiner Gegend D e u t s c h l a n d s ) sehr erfreuliche Resultate geliefert.

D ass auf B o r n h o l m W eizen (H vede), R oggen (Rug, born- holmisch R ou), Gerste (B yg), Hafer (H avre, Hawra) wåchst, haben w ir schon frulier geseh en ; auch E r b s e n und W i k -k e n werden viel gesået und geer'ndtet, w ohingegen der auf F i i h n e n so beliebte B u c h w e i z e n sich hier nur seltener findet.

Kartoffeln sind erst in den letzten Decennien in bedeutenderen Quantitaten angebaut. Sie werden gross und wohlschm eckend

•und haben von der Krankheit w enig zu leiden gehabt. Im Jahre 1852 konnten circa 1700 Tonnen ausgeftihrt werden.

F l a c h s (H o r, Bornholmisch L iin) wird fast von jedem H ofe, wenn auch nur in kleineren Quantitaten gebaut und

grosstentheils selbst verarbeitet. Doch . zeigt die Ausfuhrliste von 1852 circa 200 Tonnen Leinsaamen. Auch H a n f findet sich bei v ie le n . H ofen, auf denen die Erndte selbst verarbeitet

wird. D i e . nicht unbedeutende Einfuhr von Flachs und .H anf zeigt fibrigens, dass der Anbau beider das Bediirfniss der Insel selbst nicht befriedigt. H o p f e n wird nur von w enigen Bauern zum Hausbedarfe gebaut, insonderheit in der Gegend von N e x o — dessen Hopfen d e m . B r a u n s c h w e i g i s c h e n an Gute gleichkom m en soli. Ausserdem wird zur Bereitung des Biers

ein anderes Pflanzenproduct „ P o r s ” (M yrica G ale) gebraucht, der auf B o r n h o l m wild wåchst. K l e e und H e u werden in den verschiedenen T heilen der Insel-verschieden in Quantitåt und Qualitåt gebaut, aber eine bessere Landwirthschaft im A llgem einen wiirde insonderheit dem Anbau des ersteren einen m erklichen Aufschwung geben.

An F a r b e n k r å u t e r n (darunter besonders serratula tinc- toria) ist eben kein M angel, dagegen giebt es. einen Ueberfluss und eine M annigfaltigkeit pharmaceutischer Pflanzen, die bei der K leinheit des Landes autfallend sein w iirde, wenn sie sich.

nicht durch die wunderbare Verschiedenheit der Lage und des Bodens erklarte, die auf diesen 10^ □ Meden gefunden w ird.

und die w ir spater noch nåher betrachten wollen. Man ver- sichert, dass auf B o r n h o l m nicht allein alle pharmaceutischen Pflanzen D e u t s c h i a n d s , sondern auch viele Kråuter gefunden w erd en , die man sonst nur auf den Schweizer A l p e n und andere, die man w ieder nur im C a p l a n d findet. Gleichviel, ob die letztere Anfiihrung hier Nichts oder zu V iel sagt, auch der Botaniker wird B o r n h o l m sehr interessant finden.W

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In den Gårten werden neben den Kfichenkråutern grimer und w eisser K oh i, auch gelbe R uben, Gurken u. s. w. gezogen, aber die Blumenzucht scheint nach verschiedenen Richtungen hin zu vielén Schwierigkeiten zu begegnen, um sich nur einiger*

massen fiber ihre niedrigste Stufe erheben zu konnen. — Immerhin sind in den kleinen Gårten genug Blumen vor- handenj um .auch hier bei den Freudenfesten und den Trauer- feierlichkeiten die Stelle ausffillen zu konnen, die diesen Kindern der Sonne die menschliche Sitte in fast allen Låndern

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w iesen hat. W ie der Schmerz und die hochste Freude in T h r å n e n : spricht, so haben und geben wir Blumen zu den Geburtstagen — Blumen zu den Hochzeitsfesten — Blumen auf den Sarg — sind doch die Blumen zugleich ein liebliches Bild irdischer Pracht und irdischer V erganglichkeit, und ist doch unsere Theilnahm e an frem der Lust und fremdem W e h ’ die Bluthe unseres Herzens und unseres Lebens. D ie Hunde- und Pferdeliebhaber und die Katzenliebhaberinnen konnen sonst recht rohe und harte Menschen sein , aber die Bluinenfreunde

oder vielmehr die Blum enpfleger sind' es fast niemals. Blumen- \ pfleger sage ich , denn Liebe ist immer ein Geben und Em- pfangen, und man liebt w eder M enschen m o d i Blum en wirklich, wenn man ihnen nicht eine von Herzen komm ende und sich selbst vergessende Sorge und Pflege zu widm en vermag. D ie

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demiithigen Herzen aber, die stillen und doch oft so reichen Gemiither sind e s , die w ir gew ohnlich mit dieser Blum enpflege beschåftigt sehen. W ie die Blumen sich still und geråuschlos, aber beharrlich zur Sonne kehren, so haben sich diese M enschen- herzen zur Sonne der Liebe gew én d et, dass sie ihr Leben er- leuchte und erw årm e, und w ie die Pflanzen ohne Sonne nicht zur Bluthe kom m en, so verknoehern und sterben diese Herzen, wenn ihr Verlangen nach Liebe unerfiilll bleibt. Freilich kann man auch in den Fehier fallen, uber den Blumen die M enschen zu vergessen, und wir finden, aber eben nur selten Blumenfreunde, die dieser ihrer N eigung grosse Opfer und ihren Mitbrfidern nicht einmal kleine zu bringen vermogen. Nur solite die M og- lichkeit, dass eine Richtung krankhaft w erd e, uns nicht ver- hindern, sie in ihrem gesunden Ursprunge anzuerkennen und sie verståndig zu pilegen. D as geschieht unter Anderen auch von denen nicht, welche gleichgfiltig*zusehen, w ie ihre Kinder, kindischem Verlangen folgend, Blumen abreissen, um sie w eg- zuwerfen. Darin liegt immer eine Anlage zu einer Gleichgfil- tigkeit gegen die Gottesnatur und zu einer R ohheit, die so leicht recht verderbliche Fruchte bringen konnen, S agtlieb er, Ihr

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guten Mutter, Eueren kleinen Madolien, dass man Blumen nur pfliicken darf, wenn man Anderen damit Freude zu bereiten gedenkt — w ie denn alle guten und schonen Gaben, die uns

Gott gieb t, dazu da w åren , dass wir uns selbst ihrer, aber auch und vor Allem in der Freude Anderer freuen soliten. —

W ir kommen noch zur Bornholmer T h ierw elt, ehe der Gipfel des R y t t e r k n a e g t e n erreicht

ist.-Von den zahmen Thieren waren noch H unde'und Katzen zu erwåhnen, von denen sich die ersteren gliicklicherw eise nicht in so grosser M enge w ie in C o p e n h a g e n und H e l -s i n g o r , aber doch auch in allen Sorten bi-s auf die Schoo-s- hiindchen der Bauernfrauen vorfinden, wahrend die Katzen als Ratten- und M åusevertilger iiberall gepflegt werden. Denn von den verschiedenen Arten der R a t t e n (R otter, bornholmisch Rott.er) und M au s en ( M u s , bornholmisch Mys, pluralis M ysse) giebt es leider eine grosse Menge.

W i l d e P f e r d e fanden sich in der R o - S o g n noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und wurden zuweilen Hengste zur Bedeckung eingefangen und dann wieder freigelassen, aber sie sind nun schon seit siebzig Jahren gånzlich ausgestorben.

Dass E l l e n d s - T h i e r e friiher auf B o r n h o l m gew esen sind, geht unzweifelhaft aus den in den Moosen bei den ob&n er- wåhnten U eberresten alter W aldungen gefundenen Gerippen hervor, aber dieses „Friiher” failt sicher in die vorgeschicht- liche Zeit. H i r s c h e d agegen, grosse Hirsche und in grosser Zahl gab es noch bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts.

So wurden zu C h r i s t i a n IV. Zeit (1 6 3 0 ) in einem Jahre 200 Stiick erlegter Hirsche von B o r n h o l m nach C o p e n ­ h a g e n gebracht, in spateren Jahren auch eine grosse' Anzahl lebender, w elche die Urahaen und Ahnen der gefleckten Hirsche sein sollen, die sich heute noch auf S e e l a n d befinden. Auf B o r n h o l m giebt es heute weder Hirsche noch anderes Hoch- wild. D ie allmahlig dunner gewordenen W ålder und die håufiger gewordenen W ildschiitzen haben ihnen långst ein Ende gemacht."

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Dagegen findet der Jagdlustige viele Hasen. D ie Jagd gehorte fruher dem K on ig, der sie auch verwalten lie ss, aber die Hasen vermehrten sich in bedenklicher W eise. Im Jahre 1722 wurde daher die niedere Jagd den Bauern fur 200 Thaler jahrlich und von ihnen w ieder in kleineren Parcellen' an Jagd- liebhaber verpachtet. D ie Zahl der letzteren nahm zu , die der Hasen ab. Hatte man noch im Jahre 1802 fur einen Thaler Reichsmiinze (22% S gr.) drei und vier Hasen kaufen konnen, so stiegen sie auf einen Thaler das Stiick, sind nicht. wieder unter diesen Preis gegangen und kosten heute oft zw ei Thaler und

mehr — w ie in C o p e n h a g e n selb st, wohin librigens nament- lich fruher viele Hasenfelle von B o r n h o l m gekom m en sind und w egen des feineren Haares von den Hutmachera besonders geliebt wurden. W ie S e e l a n d , so hat auch B o r n h o l m einen grossen Reichthum an F i i c h s e n , die sich insonderheit in dem Forste A l l m i n d i n g e n und der buschreichen R o s o g n aufhal-

ten. Einer der Danischen Schriftsteller iiber B o r n h o l m erzåhlt von einer sehr spasshaften Fuchsjagd, w elche die Bewohner

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der K n u d s k e r - S o g n im Jahre 1799 abhielten. Es wår im schonsten, grtinsten Frtihling. Die Fiichse hatten Enten und

-Gånsen schlimm m itgesp ielt, und die K n u d s k e r beschlossen daher die gånzliche Vernichtung dieser Raubthiere. Am zweiten Pfingsttage nacli der Kirche machte der Sannemann (Schulze) bekannt, dass sich A lles, was ein Gewelir håbe und tragen k on n e, die Bauern und H åusler, mit Munition und entsprechen- dem Mundvorrath wohl versehen und an einem der nåchsten T age zu einer grossen Klappjagd einfinden sollte. Aber in der Zeit des lieblichen F estes — das in diesem Jahre den W ald

schon ganz grun und R oggen und W eizen auf B o T n h o l m ziemlich hoch gefunden hatte — pflegt Herr Reinecke selten

sichtbar zu sein. So jagten denn auch die guten K n u d s k e r , 600 Mann stark, von Friih bis Mittag ohne nur einen einzigen

Fuchs gesehen zu haben, und beschlossen gegen 3 Uhr Nach- mittags, nachdem sie ihre mitgebrachten Vorråthe gemeinsam

verzehrt, ein gem einschaftliches Mittagschlåfchen im Freien zu halten, nach dessen B eendigung die Bauern ziemlich verdriess*

lieh und ohne Fuchs w ieder heim kehrten!

. Einmal bei der Jagd , diirfen wir nicht unerwåhnt lassen, dass es leider auf B o r n h o l m R e b h i i h n e r (Agerhons) nie- mals gegeben hat und auch jetzt nicht g ieb t, obschon sie in dem benachbarten S c h o n e n so ungemein haufig sind. Das Vergnugen, Htihner zu suchen und zu schiessen, ist den B o r n ­ h o l m e r n von der Natur versagt. D agegen schimpfen auch hier passionirte J a g er , dass die Jagdfreiheit ihr Vergnugen mehr und mehr verkleinere. Ja, die Jagdgesetze! W enn man viele Leute, insonderheit in den Salons dariiber sprechen hort, sollte man- wirklich meinen, dass im Jahre 1848 in der ganzen W e lt kein grosseres Unrecht geschehen w åre, als die Aufhe- bung des Jagdrechts' auf fremdem Grund und Boden," w ie sie in den m eisten deutschen Låndern und auch in D a n e m a r k stattgefunden hat. So w enig man nun auch geneigt sein mag,

einer ziigellosen Jagdfreiheit das W ort zu red en , und so w e ­ nig man sich einem Antrage im Jahre 1848 w idersetzt haben wiirde, den Jagdberechtigten eine billige Entschådigung zu ge-w åhren, so muss doch die Aufhebung eines R echtes, das sich principiell und „christlich” freilich e t w a s besser vertheidigen lå sst, als die Leibeigenschaft und die-Sklavenziichterei, eher fiir ein Gliick, selbst von denen betrachtet werden, die mit der Art und W e is e , in der sie erfolgte, nicht einverstanden sind.

Es mag verdienstvoll sein, dem Jagdunwesen, wie es hier und dort noch heute besteht, ernst entgegen zu treten, aber die B estrebungen, den friiheren Zustand zuruckzufiihren, werden, w ie sie ‘an sich verwerflich und fur diejenigen nur allzu cha- rakteristisch sind, von denen sie ausgehen, hoffentlich an der W eisheit und Kraft der Regierungen scheitern. Uebrigens giebt es einen viel schlimmeren Feind der Jagd , als es auch die revolutionårste G esetzgebung sein kann — die K u l t u r . Sie, die zuerst die wilden Thiere vertrieben h at, ist nunmehr zur

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Vertreibung auch des W ild es gekom men, und wenn die

Jagd-• i ,

junker sich iri einer prophetischen Stimmung heute zu dem Ausrufe erheben: „In zwanzig Jahren wird man da und dort Hasen nur noeh in Menagerien zeigen” — so lasst sich , abge- sehen von der Uebertreibung in der Zeitbestimmung, doch auch bem erken, dass man ganz ebenso heute in vielen Gegenden -Baren und W o lfe nur in M enagerien sieht, w o sie friiher zum .'Schrecken' der Bevolkerung in den W åldern hausten.

’ . D ie fortschreitende Kultur des Bodens und die Kultur uber--haupt, sie sind es, gegen w elche die christlichen Feodalen aller

Lander die ganze Macht ihres W itzes und Einflusses richten m iissen, wenn sie wirklich sich selbst treu sein wollten. Von der Kultur „profitiren” w ollen ,' ohne auch ihre Nachtheile frir eine beschrånkte Selbstsucht dahin zu nehmen — da ist nichts von der T reue der Gesinnung zu seh en , auf die man doch

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sonst so stolz ist. D er geistreiche Verfasser „der Staatskrank- heit” hat schon vor einem Jahre diesen Herren den so .w ohlge- meinten Rath gegeb en , niemals die Eisenbahn zu benutzen und statt im Pariser Frack in den alten Rustungen auf den Strassen Berlins zu promeniren. Dariiber hat man gelachelt; aber als

kiirzlich ein hervorragendes M itglied dieser Partei die von

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dem Standpunkte der Partei sehr richtige und wichtige K lage im Landtage aussprach, dass viele der heutigen Ritter den Kriegshelm mit dem Destillirhelm vertauscht hatten — welcher Sturm erhob sich gegen ihn von Seiten der sonstigen „Freunde?!”

W ie mild hiegegen war von dieser Seite doch die M issbilligung, die man kiirzlich dem Grafen P f e i l *) entgegen se tz te , der den Gutsbesitzern die Ausiibung der P o lizei, aber ohne Androhung von Strafen frir den Missbrauch dieses Am tes, zuriickgegeben

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*) Wir wissen sehr wohl, dass nach d i e s e r Aeusserung die Par-teigenossen des Herrn Grafen zu beurtheilen, weder richtig noeh

gerecht wåre, aber Niemand kann es verhindern, dass die auslåndi- sche Presse dergleichen Ausspriiche zur Schilderung p r e u s s i s c h e r Z u s t å n d e benutzt — nicht ohne Erfolg, wie uns leider Beweise vorliegen!

-w issen -wollte urid dieses Verlangen damit rechtfertigte,' dass er selbst friiher „juristisch U nschuldige” håbe peitschen und ein-sperren lassen. D er Feind des Destillirhelm s irrte eben, wenn er von den „Freunden” erwartete, dass sie die Destillation oder uber-haupl irgend etwas aufgeben sollen, was ihnen Vortheil bringt, denn in diesem Falle sind die Fortschritte der Technik, der W

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senschaft, mit einem W ort der Kultur ganz vortrefflich. In die­

sem Falle wird jed er G ew erbzw eig, der, riur von biirgerlichen Hånden betrieben, etwas „G em eines” behålt, durchaus nobel und courfåhig. W ir sind nun von der Richtigkeit einer ge- machten G egenbem erkung, dass die Rittergutsbesitzer auch heute noch das. Schwerdt vortrefflich zu fuhren verstehen, vollig iiberzeugt — obschon wir in dieser Fahigkeit einen Vor- zug vor den patriotischen Preussen anderer Stande nicht zu erkennen vermogen. Im U ebrigen scheint aber auch die K riegs- lust von jen er Seite fur die Ruhe Europa’s w enig Gefahr zu bringen. Allerdings rief eines der feodal-christlichen Organe —

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d asselb e, w as den besitzenden Burgerstand „die Canaille des m ateriellen B esitzes” und die Industriellen und ihre Etablisse­

ments „die Raubritter und Raubschlosser der heutigen Z eit”

nannte — vor drei Jahren: „D ie W elt bedarf eines frischen

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frohlichen K rieg es, damit die scrophulose Stickluft etwas ge-reinigt w erde.” Aber als nun der frische, frohliche ICrieg

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kam, da verstummte das K riegsgeschrei. Da wurden die N eu;

tralitåt und die Herstellung des Friedens als die hochste W eis-heit und das hochste Gliick g ep riesen , und wenn einzelné Stimmen auf ein Btindniss mit • Russiand drangten und durch alte Erinnerungen die K riegeslust gegen F r a n k r e i c h anzu- fachen suchten, da geschah es in einer W eise, w elche nur all- zudeutlich verrieth, w ie man an den Erfolg solehen Strebens selbst nicht glaubte und glauben wollte. Denn diejenigen, von denen es ausging, wussten so' gut wie w ir, dass zw ar die Ar­

men und die Nation dem Koniglichen Herrn in jeden K rieg folgen wurden, aber sie wussten auch, dass dieser Herr keinen

Krieg beginnen wird fur die'Phantom e einer erhitzten Partei-Anschauung. Kaum jedoch trat die Gefahr einer Betheiligung Preussens an dem entbrannten K riege mehr und mehr in den Hintergrund, da erwachte jen e Kampflust mit einem Ungestum , w ie je zuvor. Freilich sollen in diesem Kampfe nur Dinte und W orte vergossen, und der S ieg durch die „Majoritåten” erfoeh- ten werden. Auch hat man das Schlachtfeld von der auswår:

tigen Politik, die bisher vvenig Lorbeeren gebracht hat, auf das G ebiet der inneren verpflanzt. Das „revidirte Programm der Rechten” kiindigt nicht allein den wesentlichen Bestimmungen und Grundsåtzen der V erfassung, sondern auch dem ganzen bestehenden Rechtszustande, den Traditionen d e r preussischen Politik, welcher Preussen seine Stellung in der W e lt verdankt, einen unversbhnlichen K rieg an. ' Da schreien nun w ieder die eigentlichen „Konservativen”, die Anhanger und Freunde der Regierung Ach und W eh viber die Unersåttlichkeit dieser Freunde, und Organe, die seit geraumei; Zeit von denjenigen der Rechten par excellence kaum mehr zu unterscheiden waren, traten in einen offenen K am pf mit ihnen. M erkwiirdiges Sehauspiel! Als ob die Rechten nunmehr etwas Anderes w oll-ten, als sie immer gew ollt haben, als ob nicht, was sie jetzt verkundigen, die genaue und richtige Consequenz der långst gepredigten und von einigen Seiten mit so vielem Beifalle auf- genommenen Grundsåtze wåre. D as sind eben nur w enige, aber es sind g a n z e M ånner, die sich diesem Programme an- schliessen und mit halben Månnern und halben Meinungen ist .ihnen nicht beizukommen. Ein w enig C h rist, ein w enig Royalist, ein w enig liberal, ein w enig feodal, ein w enig natio­

nal und — die Summe dieser W enigs giebt immer nur w ie ­ der w enig, sehr wenig. W as man einmal sein will, muss man ganz zu sein, w enigstens das ernste Streben haben, denn mit menschlicher Ganzheit bleibt es ja immer noch Stiickw erk ge-nug. So muss man auch entweder ein Feind der Kultur oder ein ganzer Freund und warmer- Beforderer derselben sein.

-Es ist das Letztere wohl m oglich, ohne sich die Mangel und .Gebrechen zu verhehlen, die in ihrem G efolge sein konnen, und die sich in Zeiten des U eberganges besonders bemerkbar machen miissen. Aber man suche diese M angel zu bekåmpfen, man vereinige sich in einem durch die Liebe zu Gott und den Menschen gew eih ten , also wahrhaft christlichen Streben, um jdie Mittel zu suchen, geistigem und materiellem Elende entge- genzutreten, und man gehe dann mit Thaten des G eistes und der Liebe frisch an das W erk. Nur sehe man sich auch um, mit w em man g eh t, und ob diese B egleiter und H elfer nicht ein ganz anderes Ziel vor Augen und im Herzen haben. D ie K u d s k e r fanden die Fiichse nicht, da sie zu Pfingsten mit grossem Larm und grosser Kam pfbegier auszogen. D es Fruh- lin g sfrisch es Grun .deckte den Tauben- und Hiihnerfeind. M ogen w ir denn auch zusehen-, ob .sich nicht viele andere Fiichse hinter Phrasen und Meinungen verbergen, die uns sonst sehr freundlich

entgegen lachen konnen! Mit dieser Mahnung an uns selbst sind wir denn in der bornholmer T hierw elt wieder angelangt.

' Mit der allen P f o e r t n e r n * ) gew iss gegenw årtigen Erin- nerung an unsern braven nunmehr auch långst heim gegange- nen P rofessor W o l f f , der nicht selten bei dem Eintritt in die K lasse die Bem erkung machte: „da sehe ich schon wieder viele, die n i c h t da sind” — fållt uns bei der Ruckkehr zur

T hierw elt auch noch ein kleines T hier auf, das sich auf B o r n h o l m n i c h t befindet. Es ist der unermudliche W iihler M a u l w u r f . W ahrend er in dem doch nur 6 M eilen entfern- ten S c h w e d e n , ’ auf S e e l a n d und F i i h n e n zum Schrecken der Gartenbesitzer zahlreiche Vertreter hat, fehit es auf B o r n ­ h o l m ganz und gar daran. Uebrigens wird die Thatigkeit der M aulwiirfe von den Dånen als fur den A c k e r recht er*-spriesslich betrachtet; fur ihre Vertreibung aus Gårten wendet man- aber zuweilen ein sehr sicheres, freilich einen guten

-*) Zoglinge der Koniglichen-Landesschule P f o r t a .

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