• Ingen resultater fundet

Der N aturfor seher

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S p e n g l e r s B eruf war die K u n std rech slerei; in naturw issenschaftlichen D ingen war er D ilettant; es fehlte ihm, wie jede gelehrte B ildung tiberhaupt, so nam entlich auch die fachwissenschaftliche Vorbildung. Trotzdem hatte er auf beschrankten G ebieten bald solch bedeutende L eistungen aufzuweisen, dass er hierin bei den Zeitgenossen als A utoritåt galt. Einen voriibergehenden grossen Erfolg hatte er als Elektrotechniker, wovon spater noch die Rede sein soli. H ier interessieren uns zunåchst seine For- schungen auf einem naturgeschichtlichen G ebiete, die er, w enigstens als kundiger Sammler, bis ins hohe A lter fortsetzte, nachdem er den D rechslerkittel långst an den N agel g eh ån g t hatte.

Das Studium der O rganism en durch Z ergliederung und mit Hilfe des Mikros­

kops hatte schon långst begonnen, und die Insekten-B iologen R é a u m u r , R o s e l und De G e e r standen zu S p e n g l e r s Zeiten m itten in ihrer verdienstvollen Arbeit. Aber das waren Ausnahm en. Die naturgeschichtliche Forschung bestand doch noch

vor-wiegend im Sammeln von N aturalien und in deren Klassifikation nach åusseren Merk- malen. Dabei spukte noch das Raritåtenkam m erw esen des vorausgegangenen Jahr- hunderts in den K o p fen ; besonders schone, seltene und recht sonderbare Objekte hatten den Vorzug, und damit standen ganze Familien und Klassen von Geschopfen in hoherem A nsehen als andere, ein Standpunkt, der ja heutzutage durchaus noch nicht vollig iiberwunden ist. Im allgem einen wurde iiberhaupt die Tierw elt bevorzugt, und hier waren es die Schm etterlinge einerseits, die Schnecken und M uscheln andrerseits, denen einzelne Fachleute und eine M enge Laien Zeit und Geld widmeten. Geld vor allem und gute V erbindungen waren notig, da bei den Schm etterlingen die Exoten eine willkommene E rw eiterung bildeten, w ahrend bei den Conchylien den um vieles pråch- tigeren Bew ohnern der Meere entschieden der Vorzug gegeben wurde vor unseren unscheinbaren Land- und Susswasserm ollusken. Zu den guten V erbindungen gehorten nam entlich solche mit Seefahrern, und so kam es, dass gerade auf diesen Gebieten der N aturforschung zwei kleine L ander wie H olland und D anem ark eine ganz hervorragende Rolle spielen konnten.

Offenbar war es bei S p e n g l e r sein Beruf, d. h. der V erkehr mit den Elfenbein- håndlern, der ihn zum Sammeln von N aturalien veranlasste. Ein Teil dieser Samm- lung war kaum etwas anderes, als eine Raritatenkam m er, deren buntes Allerlei ihm, aber nicht nur eine A ugenw eide war, sondern auch zur Erw eiterung seiner natur- w issenschaftlichen K enntnisse dienen musste. Vor allem zogen ihn die Conchylien an, die er nun m ethodisch und mit solchem Eifer zu sammeln begann, dass sich seine Sam m lung neben den vielen schon långst bestehenden K abinetten sehr bald sehen lassen durfte und mit der Zeit auch die beriihm testen iibertraf. « U nter den hiesigen Besitzern von C onchyliensam m lungen, konnte K r a t z e n s t e i n schon 1758 schreiben, durfte man schwerlich einen genauern K enner der Conchylien antreffen, als den hie­

sigen H ofkunstdreher, H errn S p e n g l e r . Mit einer seltenen Fertigkeit in den W erken der K unst verbindet er eine solche N eigung zur K enntnis der W erke der Natur, und vornehm lich der Schaalthiere, dass er weder Fleiss noch Kosten sparet, sich theils aus den seltensten dahingehorigen Schriften, theils durch Briefwechsel mit verschiedenen au sw årtig en N aturalisten darinnen vollkom m ener zu machen. In dessen Naturalien- cabinete ist, ausser einer ansehnlichen Sam m lung von M ineralien, einer grossen Anzahl V ersteinerungen, Zåhnen, H ornern und K lauen von indianischen und andern Thieren,, eine sehr vollståndige und ansehnliche C onchyliensam m lung nach der Rum phischen Methode angeordnet. » Es folgt dann eine lange Liste der Seltenheiten dieser Samm­

lung. *) S p e n g l e r war damals schon M itarbeiter an dem (unten eben angefiihrten) Regenfuss’schen Conchylienwerk, fur das er mit Rat und That bereit stand, auch einen Teil der B eschreibungen lieferte. Es ist das, so viel mir bekannt, seine erste littera- rische Leistung auf diesem Gebiete. Die Kupfertafeln des Prachtw erks gehoren zu dem

Schonsten und Besten, was die K unst auf dem Gebiete der naturgeschichtlichen Illustra­

tion geleistet hat. R e g e n f u s s selbst, der Stecher, hat die Z eichnungen mit sicherer

*) Auserlesene Schnecken, Muscheln und andere Schaalthiere auf allerhåchsten Befehl seiner kOniglichen Majestat nach den Originalen gemalt, in Kupfer gestochen und mit natiirlichen Farben erleuchtet von F ra n z M i c h a e l R e g e n f u s s , koniglichem Kupferstecher. Kopenhagen 1758. Seite VI sqq..

(Von den vornehmsten Naturalienkammern und Conchyliensammlungen in Danemark.)

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und leichter H ånd lind mit delikater Riicksicht auf den nachfolgenden Illum inator aus- gefuhrt, und dieser mit gewissenhaftem und ktinstlerisch geschultem Pinsel wahre M eisterstiicke soleher Kleinm alerei geliefert. Dieser Maler, der nicht vergessen sein darf, hiess G a b r i e l M u l l e r ; er war aus A nsbach gebiirtig, in fruhern Jahren Schuler und M itarbeiter von K u p e t z k y in W ien. Leider ist das allzu kostbar angelegte Unter- nehm en nicht iiber die zwolfte Tafel hinausgekom m en. Als Ersatz fur das aufgegebene begann zehn Jahre spater ein anderes, ungew ohnlich lebensfåhiges Conchylienwerk, das Neue system atische C onchylien-Cabinet von M a r t i n i (spater M a r t i n i und C h e mn i t z ) , das 1795 mit 11 Banden Text und 2 B anden Kupfertafeln abgeschlossen wurde, dann, bis 1829, neue Fortsetzungen erhielt, zehn Jahre spater eine neue Auflage erlebte und nun unter dem alten Titel noch fortwåhrend neue Lieferungen aussendet. S p e n g l e r ward auch hier M itarbeiter und kam 1778, nach M a r t i n i s Tod, als dessen Nachfolger in Vorschlag, eine Ehre, die er ausschlug, ura sie dem zuerst angerufenen C h e m n i t z zu iiberlassen, dem er der treue und unentbehrliche M itarbeiter blieb. C h e m n i t z ehrte auch diese wichtige Mithilfe durch den in den V orreden immer w iederkehrenden Dank und durch die fruher schon beschriebene grosse Kopfvignette mit S p e n g l e r s Bildnis, die vom vierten an alle folgenden Bånde z ie rt.*)

S p e n g l e r hat nun aber von den 7oer Jahren an auch unabhångig von solehen U nternehm ungen eine ganze Reihe naturgeschichtlicher A bhandlungen verfasst, die in dånischen und deutschen Zeitschriften niedergelegt und zum Teil jetzt noch von mass- gebender B edeutung sind, sich auch mit solehen Geschopfen beschåftigen, denen der grosse Haufe der Liebhaber nur geringes Interesse entgegenbrachte. In eine richtige C onchyliensam m lung jen er Zeit gehorten nåmlich alle die Tiere, die L i n n é , das H aupt der dam aligen System atiker oder M ethodisten, wie man sie nannte, unter dem Begriff Schaltiere vereinigte, wobei unter Schale jede steinartige H ulle verstanden wurde. Es gehorten also dazu die N autilen und verw andte Tiere, aber nur sofern sie eine Schale h atten ; dann die Schnecken, natiirlich mit A usnahm e der unbeschalten N achtschnecken, und die zweischaligen M u sch eln ; ferner die sogen. E ntenm uscheln (Lepas) und Meer- eicheln (Balanus), die beide zu den krebsartigen T ieren g eh o ren ; endlich die Geschopfe, die in starren Rohren leben, wobei eben diese steinernen G ehåuse als Schalen galten.

Zufållig, mochte m an sagen, gehort ein Teil dieser R ohrenbew ohner in der T hat zu den M uscheltieren, da ihr wurmformiger K orper mit wirklichen kleinen Schalen ausgeriistet ist; andere freilich sind eigentliche W iirm er und gehoren, wie jene Krebse, von rechts- wegen nicht hieher. F ur die M ehrzahl der Sam m ler existiérten die Tiere selbst iiber- haupt gar nicht, und w aren die leeren Gehåuse der N autilen, der Schnecken und M uscheln das allein B egehrensw erte; diese m ussten ausserdem g u t gereinigt sein und w aren in der T hat oft viel griindlicher aufgeputzt, als sich mit dem naturw issenschaft- lichen Bediirfnisse vertrug. Solehen Sam m lern war auch an jen en schalentragenden K rebsen oder an den « R ohrenw urm ern » nicht allzuviel gelegen, denn zu polieren gab es hier nichts, auch m achten sich da und dort die T ierkorper in sam m lungsw idriger W eise breit. S p e n g l e r kannte keinen Unterschied. Auch er hatte Freude an den so m annigfaltigen und zum Teil recht w underlichen Form en der Gehåuse, an dem wunder- vollen Spiel der Farben und an dem unerschopflichen Reichtum der Z eichnung; er ist,

9 Auch Bd. 9 u. 10 nicht ausgenommen, wie ich hier die Angabe auf Seite 28 verbessern muss.

als man durch C o o k s Reisen nach der Siidsee ganz neue A rten kennen lernte, entzfickt tiber diese neuen Formen, bei denen, wie er sagt, alles sauberer, zierlicher und n etter ist, als bei den Schnecken anderer Meere. Aber dabei bleibt er doch der Naturforscher, dem das U nscheinbare und Kleine soviel gilt als das Grosse und Glånzende. So.

schenkte er besondere Aufmerksamkeit gerade jenen E ntenm uscheln und M eereicheln, und so studierte er die Pholaden und die Schiffsbohrwiirmer, von denen eine Art, die er Teredo batavus nannte, damals in H olland an den Pfåhlen der Deiche ganz entsetz- lichen Schaden anrichtete. So stellte er auch das W esen der sogen. H erkuleskeule zuerst ins rechte Licht. U nter diesem riesenhaft klingenden Namen waren kleinfinger- grosse W urm rohren bekannt, die aus T ranquebar in die Sam m lungen gekommen waren.

S p e n g l e r fand, dass die Rohren beim Schiitteln klapperten, und entdeckte als Ursache des G eråusches kleine schm ale, regelm åssig gebaute Korper, die er als die Schalen eines teredoartigen Tieres erkannte und richtig zusam mensetzte. Begeistert schildert er « die schone G estalt und nette O rdnung der Teile, den kfinstlichen Bau », den ihnen die M eisterhand des Schopfers gegeben. Damit giebt er sich aber nicht zufrieden. Er låsst sich die in Spiritus eingesetzten Tiere aus T ranquebar kommen und findet seine A nnahm e beståtigt; lernt ausserdem den eigenartigen W ohnort des Tieres kennen, das Innere einer kokosnussartigen Frucht, die an der Kfiste herumschwimmt. Er bildet nun alles genau ab, zum Teil vergrossert, und giebt eine ausftihrliche Beschreibung. Die G attung n en n t er G astrochæna.

Besonders wichtig sind die m onographischen B earbeitungen einzelner Conchylien- G attungen, wie Cardium, Tellina, Mactra, Chiton u. a. Von Cardium, den Herzm uscheln, beschreibt er vierzig Arten, alle aus seiner Sam m lung, und darunter eine Anzahl neuer.

Seine B eschreibungen standen ihrer Bestim m theit und Zuverlåssigkeit wegen im hochsten A nsehen. Bei G elegenheit schrieb S p e n g l e r auch fiber ganz andere naturgeschicht- liche G e g en stån d e ; offenbar war er auf weitern Gebieten bew andert und zum Teil recht eingehend unterrichtet. So vergleicht er einmal den eigenartigen Perlm utterglanz einer Sfidseemuschel mit dem schillernden H interleib der Buprestis sternicornis.

Es wurde schon oben gesagt, dass sich S p e n g l e r bis ins hohe A lter mit soleher N aturforschung beschaftigt håbe. Es schreibt z. B. C h e m n i t z in der Vorrede zum XI. Band des C onchylien-C abinets (1795): « Dass ich auch bei diesem Theile die freundschaftlichste U nterstfitzung meines altesten, treuesten und besten Freundes, des H errn S p e n g l e r s erfahren håbe, davon zeugen alle B latter und Bogen. Eben da ich dieses schreibe, erfahre ich von dem selben die erwfinschte N achricht; dass er au f’s Neue einen ausnehm end grossen T ransport von nie zuvor gesehenen, allen Conchylio- logen unbekannt gebliebenen, und also auch noch nie beschriebenen Conchylien aus London empfangen. Sie sind bei Botany-Bay, bei der Insel Norfolk in der Siidsee und bei Brasilien gesam m elt worden und grosstenteils wohl zum erstenm al nach Europa gekommen. » — Ich gebe unten, wenn notig, mit abgekfirztem Titel und fibersetzt eine vollstandige Liste der naturgeschichtlichen A rbeiten S p e n g l e r s und verweise im weiteren auf das H andbuch der Zoologie von J. v a n d e r H o e v e n , I. Bd. 1850.1)

9 A. In d e n B e s c h å f t i g u n g e n d e r G e s e l l s c h . n a t u r f . F r e u n d e i n B e r l i n . Bd. I, 1775: Beschreibungen von Meerasseln (Oskabjorn etc.); Beschreibung einer Telline; Beschreibung einer Schnecke aus der Siidsee. Bd. II: Uber die Molukkische Krabbe (deren Augen); Beschreibung eines kleinen Papiernautilus; Beschreibung einer besonders schonen Korallenmuschel; Conchyliologische

Ent-Es sind mir nachtråglich nocb einige Briefe und Listen von N aturalien in die H ånde gefallen, die S p e n g l e r im Verkehr mit dem ju n g ern J o h . C o n r a d A m m a n geschrieben (s. Seite 17). In dem « Extract » des Briefes vom 13. Dezember 1774 ist nur von N aturalientausch die Rede. S p e n g l e r hatte gerne eine Art Liliensteine (En- criniten?), wie sie in W urttem berg « fallen ». Der zweite Brief, vom 13. Septem ber 1779, handelt wieder von Tausch. S p e n g l e r hat u. a. einen vortrefflichen O ehninger Fisch und Badener D endriten erhalten und sendet nun durch einen zu Fuss reisenden G iarner V ersteinerungen und recente Conchylien, darunter eine H erkuleskeule; « in der einten (der zwei Rohren), die noch geschlossen ist, liegen die 4 Pholadenartigen Muschel- schålchen und klappern, wenn die W urm rohre geruttelt wird ». Es ist dies wohl das gleiche Exemplar, das aus der Am m anschen Sam m lung noch heute in unserm natur- historischen Museum aufbew ahrt wird. Aus dem dritten Brief, 10. April 1792, erfåhrt man, dass sich K inder S p e n g l e r s gerade in Basel befinden und in Schaffhausen bei J. C. Am m a n von Zeit zu Zeit aufs freundlichste aufgenom m en waren. Die kleine M uschelsendung ist diesmal einem Schaffhauser anvertraut, dem N adlergesellen E n t l i - b u c h e r , der gleichfalls zu Fuss nach Hause reist. (Die Sendungen erfolgten indes nicht nur durch solche gelegentliche B oten, sondern auch kistenweise.) Am m a n hatte eine grosse Defektenliste h erausgeschrieben; S p e n g l e r ist erstaunt iiber die vielen Liicken, und meint, es sei bei der grossen E ntfernung vom Meer eben schwer, eine C onchyliensam m lung anzulegen. E r hat fruher auch an den « Fiirst und Bischof » in K onstanz Conchylien geliefert, was A m m a n nicht gern gesehen zu haben scheint.

Dieser hat ferner Gemålde angetragen; S p e n g l e r kann aber hievon nichts brauchen, da er die ausgezeichnetsten Stiicke der genannten Maler (Brand, Querfort, Schinagel, Juncker und Bourguignon) vor vielen Jahren schon von W ien her bezogen håbe. Er kennt auch die Sam m lung des Ju n k er K apitåns P e y e r , die er sich aus London nach K openhagen hatte kom men lassen. Die dortigen W ouverm an und P otter erklårt er fur

deckungen. Bd. III: Nachricht von einer seltenen Dunnmuschel. Bd. IV, 1779* *. Von der funfschaligen Holzpholade; Beschreibung eines seltenen Turbo; Von der grossen maldivischen Cocosnuss (Sechellen- Nuss). — B. In d en S c h r i f t e n d e r G e s e l l s c h . n a t u r f . F r e u n d e in B e r l i n . Bd. I, 1780:

Beschreibung zweier neuen Lepaden etc. Bd. IV: Beschreibung einiger neuentdeckten Muscheln. Bd. V : Beschreibung einer merkwlirdigen islåndischen Versteinerung. Bd. VI, 1785: Beschreibung der Venus Mercenaria Linnæi. — C. Im M a g a z i n der Ge s e l l s c h . n a t u r f . F r e u n d e i n Be r l i n. II. Bd., 1808:

Uber die zweischalige Gattung der Herzmuscheln etc. — D. Im N a t u r fo r sch e r. 9. Stuck, 1776: Von den Conchylien der Siidsee. 13. Stuck: Nachricht von dem Einwohner der Herkuleskeule und dem Korper, in welchem sich diese Wurmrohre einnistet. 17. Stlick, 1782: Beschreibung siidlåndischer Conchylien. — E. In d a n s k e V i d e n s k . S e l s k a b s S k r i f t e r . Bd. I: Von einem besonderen Coralproduct; Beschrei­

bung einiger kiirzlich aufgefundenen kleinen Schnecken; Beschreibung einiger im Hafensande aufgefun- denen Conchylien. Bd. II: Von einem neuen Geschlecht zweischaliger Muscheln; Uber die Eigenschaften des Elfenbeins etc. Bd. III: Beschreibung einer sehr seltenen Pholade. Bd. V: Uber eine neue Art Krebs, Scyllarus Guineensis; Beschreibung einer seltenen Coralle, Madrepora fimbriata. (Die in den d. Vid. Selsk.

Skr. erschienenen Abhandlungen sind zum Teil Ubersetzungen aus dem Deutschen.) — F. In N a t u r ­ h i s t o r i s k e S e l s k a b s S k r i f t e r . Bd. I, 1792: Beschreibung des Linnéischen Geschlechtes Lepas*

Bd. II: Anmerkungen iiber das Linnéische Geschlecht Pholas; Beschreibung von zwei neuen Arten von

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Lepas. Bd. III: Uber die Geschlechter Chæna, Mya und Unio; Neuere Bestimmungen des Geschlechtes

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Solen. Bd. IV: Beschreibung des Geschlechtes Chiton; Uber das zweischalige Conchyliengeschlecht

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Tellina. Bd. V, 1799: Uber das Geschlecht Venus; Uber das Geschlecht Mactra. Eine Abhandlung naturphilosophischen Inhalts findet sich in den Vid. Selsk. Skr., Bd. II: Bemerkungen iiber die verschie- denen Meinungen, wie die mannigfaltigen Geschlechter in die Welt gekommen seien.

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geringe Kopien und er hat daraus nur einige Landschaften von S c h t i t z 1) behalten, die vier Tageszeiten in A nsichten aus der Gegend von Schaffhausen und zwei andere Landschaften von T h u n .2)

Der Zeitfolge nach hatten vor den zoologischen A rbeiten die Leistungen S p e n g ­ l e r s auf elektrischem Gebiete E rw åhnung tinden miissen. Er scheint sich schon ganz im Beginn seines K openhagener Aufenthalts mit Elektrizitåt beschåftigt zu haben, aber auch schon um 1755 wieder davon zuruckgekom m en zu sein. Es herrschte damals eine rege T håtigkeit auf diesem G ebiete; die M aschinen wurden verbessert und neue A pparate zugefiigt; u. a. von K l e i s t jenes Geråte erfunden, das unter der unrichtigen B enennung Leydener Flasche bekannt ist. So wurden eine Menge neuer Erfahrungen gesam melt, bald auch Tierversuche angestellt und H eilungen beim M enschen versucht.

S p e n g l e r wagte sich bald auch auf dieses Gebiet, und nachdem in den Tagesblåttern wiederholt von seinen Leistungen die Rede gewesen, Hess er eine besondere Schrift dariiber erscheinen, die den Titel fiihrt: Briefe welche einige Erfahrungen der elect- rischen W irkungen in K rankheiten enthalten; Nebst einer ausftihrlichen Beschreibuno- der electrischen M aschine von Lorenz Spengler. C openhagen, bei Rothens W itwe. 1754.

Dem kleinen, aber fur jene Zeit gar nicht unw ichtigen und deshalb auch nachgedruckten Buche sind zwei Kupfertafeln beigegeben, deren erste nach den Z eichnungen S p e n g ­ l e r s « die Electrisierbank geom etrisch entworfen vorstellt », wahrend die zweite den O perationssaal zeigt, in dem gerade ein K ranker nach der starken Methode behandelt wird, und H erren und Damen, von der Neugierde hergetrieben, den V organg mit mehr oder w eniger Aufmerksam keit verfolgen. Im ersten « Briefe » rechtfertigt sich S p e n g l e r gegeniiber dem Vorwurf, dass er seinem Beruf zu Nachteil soviel Zeit auf eine Sache verwende, von deren Folgen er so wenig Gewissheit håbe. Er giebt zu, dass es nicht ohne U nbequem lichkeiten ab g in g ; diese w urden aber, sagt er, « durch die tiber alles Verhoffen erfolgte gltickliche Ausfålle, und das dariiber em pfundene V ergniigen, mir m ehr als zu reichlich vergolten. Die erste V eranlassung zu m einen nachherigen Ver- suchen nahm ich aus der E rzåhlung von dem Schmid Noques (N ogues), dem der beriihmte H err Professor C h a l a b e r t (Je a n J a l l a b e r t , Physiker in Genf, 1712— 1768) durch die Electricitåt geholfen. Es kam mir eine ahnliche G elegenheit vor an einem m einer Arbeiter, der eine L ahm ung am Arme hatte und bei dreyviertel Jahren alle ihm angerathene Mittel vergeblich gebrauchet, die erste Probe zu machen. Er war willig und beherzt; und wie gross war sein E rstaunen und mein V ergniigen, da er den fol- genden Tag, nachdem er das erste mal war electrisirt worden, die verlorenen Kråfte erneuert sahe, und den vorhin starren Arm, willkiirlich, doch nicht ohne Empfindung,

b Der sogen. åltere S c h i i t z , Christian Georg, lebte eine Zeit lang in der Schweiz, auch in Schaffhausen (Fiissli, A. K.-L. II., 1551).

2) Die hier erwåhnten Schriftstiicke fand ich auf der Bibliothek unseres naturhistorischen Museums in zwei grossen Einklebebanden, deren einer den (handschriftlichen) Titel fiihrt: J. Th. Kleinii Ostracologia. Figuras (ex Listero etc.) delineavit Joh. Conr. Amman, Scaphus. Helvet. 1769—71. Diese Bånde enthalten ausser den mit Bleistift gezeichneten Abbildungen von Conchylien und einigen heraus- geschnittenen Kupfern auch etwas gedruckten und handschriftlichen Text. Ausserdem auf drei Tafeln in gross Quart Abbildungen von Conchylien mit der einzigen Bezeichnung: Plane. (!) I — III. W. A. Muller delin. et sculps. J. C. Amman giebt dariiber mit Bleistift folgende Auskunft: Die rareste Conchylien aus Hr. Spenglers Cabinet in Coppenhagen; vide Berlinische Sammlung, VI. Bd. p. 669. — Weiteres håbe ich hieriiber leider nicht mehr in Erfahrung bringen konnen.

bewegen konnte, und nach einigen w iederholten malen sich im Stande befand, seinen Arm wie vorhin zu gebrauchen. Dieser gltickliche Ausfall m achte ein grosseres Auf- sehen als mir lieb war und zog mir eine unzåhliche Menge N eugierige und Kranke z u : so, dass ich das ungestum e E indringen durch eine W ache musste abhalten lassen. » Es folgen dann noch ein paar K rankengeschichten, zunåchst die ganz besonderes Auf- sehen erregende eines K openhagener Geistlichen, den S p e n g l e r von einer achtzehn- jåhrigen Taubheit befreite, wie das der Geheilte, um V erdåchtigungen entgegenzutreten, in der Berlingischen K openhagener'Z eitung von 1753 selbst schildert. Die nåchstfolgenden Briefe bringen wiederum K rankengeschichten, eine bunte M usterkarte m enschlicher Leiden, vor allem Låhm ungen, Nervenschm erzen, Gicht, aber auch schwarzen Staar und andere A u g en k ran k h eiten , F rauenkrankheiten, Zahnweh u. drgl., lauter geheilte oder doch gebesserte Falle, zu denen der H eilkiinstler sehr verståndige A nm erkungen tiber die mogliche D auer der H eilungen und åhnliches vorbringt. Die eine oder andere dieser G eschichten kann einen wohl stutzig machen. Man darf indes dabei nicht ver- gessen, dass es damals mit der årztlichen Diagnostik auf manchem Gebiete, z. B. gerade bei Augen- und O hrenkrankheiten, bedenklich haperte, und dass sich daraus falsche Vor- stellungen tiber H eilbarkeit oder Nichtheilbarkeit mit N otw endigkeit e rg a b e n ; dass ferner, wie heute bei den Erfolgen der Elektrotherapie der sogen. Suggestion ein grosser A nteil zufållt, diese Suggestion damals viel energischer wirken musste, wo alles das neu war und wie W under erschien, w åhrend wir doch heute durch den tåglichen Ver- kehr mit Telegraph und Telephon, mit elektrischem Licht, mit R ontgenstrahlen und elektrischen B ahnen von der vielfachen Leistungsfåhigkeit der Elektrizitåt ganz andere Begriffe haben. Vielleicht kommt aber auch der Methode ein gewisser Anteil an den Erfolgen z u ; jedenfalls wåre es ein ubel angebrachter Hochm ut, wenn wir auf den zwar primitiven, aber sehr gut ausgeniitzten A pparat veråchtlich herabsehen wollten.

Bei J o h . C a s p a r F t i s s l i n , dem Zeitgenossen S p e n g l e r s , wie auch bei M o u r i e r , lesen wir, dass S p e n g i e r diese K uren unentgeltlich vornahm ; S p e n g l e r selbst m acht dariiber folgende A ndeutung: « Da es niemals meine Absicht gewesen, bei aller m einer Miihe auf V ergeltungen zu sehen, obschon viele wohlhabende Personen mir selbige mit grosstem V ergniigen zu erw iedern bereitwillig w aren, so hat es mir auch niem and zum uthen konnen, ausser meinem H ause Personen wegen K rankheiten zu electrisiren. W ohl aber bin ich bey solehen Fallen andern mit kleinern M aschinen zur H ånd gegangen, die ohne grosse W eitlåuftigkeit aus einem Zimmer zum andern gebracht werden konnen. » W ie stark der Z udrang von K ranken und N eugierigen war, hat uns S p e n g l e r schon gesagt, und an andern Stellen lesen wir, dass oft der E intritt und A ustritt durch besondere T hiiren geschehen musste und dass der geplagte M ann zu gewissen Z eiten « fast jeden Abend tiber dreissig Personen abfertigen musste ». Die

Sache interessierte eben die w eitesten K reise ; der Hof und der konigliche Leibarzt

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v a n B e r g u e r wohnten den V ersuchen bei; auch andere Arzte stellten sich ein, die S p e n g l e r mit M aschinen versah. Aber auch die H erren vom Schlage der Diafoirus und P urgon regten sich; es kam allem A nscheine nach zu gesetzlichen V erordnungen tiber die A nw endung der Elektrizitåt bei Kranken, wortiber sich S p e n g l e r im vierten Briefe vernehm en låsst: «Von mir werden Sie keine weitere Versuche der electrischen W irkungen gew årtigen. Es sind nunm ehro solche lobliche Verftigungen zum Behufe der K ranken gem acht w orden, dass ich solche, ohne mir etwas vorzuwerfen, von mir

weisen kann und werde. » Das war schliesslich kein U ngluck, am wenigsten fur S p e n g i e r selbst, dessen Zeit durch seine kunstlerische und naturforscherliche Thåtig- keit reichlich ausgefiillt werden konnte.

Neben dem V erlangen, die W irkungen der Elektrizitåt auf den M enschen mit eigenen A ugen zu sehen, und sich dabei niitzlich zu machen, war es vor allem und zuerst der Reiz, sich durch den Bau einer zweckm åssigen Elektrisierbank hervorzuthun, der den geschickten M echaniker veranlasste, die damals m assgebenden W erke von W i n k l e r , N o l i e t und J a l l a b e r t zu studieren. Mit N o l i e t stand er sogar deshalb in brieflichem Verkehr. S p e n g i e r verlangt zunåchst von einer Elektrisierm aschine,

« dass sie vor sich selbst recht fest stehe, und beim Reiben der Kugel leicht und geschw inde gedrehet werden konne, so dass derjenige, der sie drehet und reibet, in die Lange nicht zu sehr erm iide; und endlich, dass sie eine gleiche und keine stossende B ew egung gebe ». Den festen Stand erreichte er durch einen schweren, rechteckigen Rahm en von 5 Ellen Lange. An der einen schm alen Seite steht die eigentliche Maschine, an der andern ist das drehbare Ende der langen T retlatte befestigt, die darum so lang ist, damit sie notigenfalls von einer zweiten Person getreten werden kann. Die leichte D rehung der Glaskugel bewirkt S p e n g l e r durch die ihm von seinen D rehbånken her gelaufige V orrichtung, ein starkes, aus Eichenholz kunstreich zusammen- gefiigtes Schw ungrad, das durch die T retlatte in B ew egung gesetzt wird und die Bewe­

g u n g verm ittelst einer Schnur auf eine kleine Rolle iibertrågt, die an einer der seitlichen Einfassungen der nicht durchgehenden Achse der K ugel befestigt ist. G laskugeln ver- w endete er also als geriebene K orper; Scheiben kannte man damals noch nicht und cylindrische G laser waren in geniigender Grosse nicht aufzutreiben, seien ausserdem zum Einfassen nicht geschickt; aber K ugeln von geniigender Grosse, bis zu 15 Zoll Durchm esser, erhielt er von den grossen Laternen, die auf dem Schlossplatz standen.

Als Reibzeug dienten ihm die H ånde des Gehiilfen, der zugleich das Schw ungrad trat.

E r kennt iibrigens auch die Reibkissen, zu deren H erstellung er ausfiihrliche A nleitung giebt. S p e n g l e r spricht, etwas unzeitgem ass, immer nur von Elektrizitåt schlechthin und entnim m t sie der G lask u g el; dass ihm sein gut leitendes Reibzeug eine andere Sorte von Elektrizitåt in den Boden entftihrt, erw åhnt er mit keiner Silbe. Eine O uaste von einigen Rollen feinen Drahtes (unåchten Gold- oder Silberlahns) schleift auf der G laskugel, nimmt die durch R eibung entstehende Elektrizitåt auf und fiihrt sie ver­

m ittelst einer Kette dem Teile des A pparates zu, den wir K onduktor nennen. Bei S p e n g l e r ist dies eine grosse Eisenstange, die mit seidenen Schniiren an der Decke aufgehångt ist, und zwar so hoch, dass sie die darunter Stehenden in keiner W eise belåstigt, mit der H ånd aber noch erreicht w erden kann. Dieses G eråte, nebst einem Isolierschemel, dem aus einer H arzm ischung gegossenen «W achskuchen », geniigt zur schwachen Behandlung, die in dem bekannten Funkenziehen aus dem leidenden Korper- teil bestand. Mit Hulfe eines gebogenen Drahtes « lockte » S p e n g l e r so z. B. auch bei Zahnschm erzen Funken aus dem hohlen Zahn. Recht furchtlose Kranke verlangten wohl selbst fur dieses Leiden die sogen. starke B ehandlung, die mit Hulfe einer Art Kleistscher Flasche ausgefuhrt wurde. Eine weithalsige Flasche war bis zu 2/3 mit W asser gefiillt und stand in einer zinnernen Schiissel, die gleichfalls W asser enthielt.

Ein vom K onduktor herabhångender M essingdraht tauchte in das W asser der Flasche, ohne das Glas zu bertihren, und auf dem Boden der Zinnschussel lag das eine Ende

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