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In document SLÆGTSFORSKERNES BIBLIOTEK (Sider 73-80)

Rendsburg den 2ten Apr. 1800. J. 2. Callisen.*)

Und in der Schätzung seiner Kräfte täuschte er sich nicht, er war ein alter abgängiger Mann; schon empfand er immer mehr die Unvoll¬

kommenheit alles Irdischen, und die Sehnsucht nach dem Höheren und Besseren und seufzte oft: ,Achl wenn ich nur erst zu Hause wäre ju Im Sommer 1806 kam er ziemlich gesund von seinen Visitationsreisen zurück, auch beim Bruder Christian in Glückstadt war er noch recht munter gewesen; dann aber stellten sich die Steinschmerzen mit erneuter Heftigkeit ein. Durch eine Reise zur Tochter nach Apenrade hoffte er Erleichterung; aber noch kranker kehrte er zurück. Ein eitriger Blasen¬

katarrh vermehrte Schmerzen und Fieber; auf kurze Zeit schien seine kräftige Natur die Oberhand zu behalten. Aber die angewendeten Mittel halfen nicht oder nur für kurze Zeit; ein Vierteljahr litt er unter heftigen

) Hohenfelder Kirchen-Archiv.

SMaddecee¬¬

NACH EINEM BILDE VON BISSEN.

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Schmerzen und endlich entschlief er, nach 24stündigem Todeskampf, am 12. November 1806 im 69. Lebensjahre.

Seine Rendsburger Freunde geleiteten ihn zur letzten Ruhe, wobei Pastor Coch, später in Alt=Rahlstedt, die Leichenrede hielt. Er wurde

nahe der Garnisonskirche beerdigt, wo eine Trauerweide seinen Grab¬

hügel schmückt.*)

Conferenzrath Professor Dr. Heinrich Callisen. 1746—1824.

Heinrich, oder, wie er nach seinem Taufnamen eigentlich heißt, Hinrich Callisen ist am 11. Mai 1740 in Preetz geboren, wo sein Vater, Johann Leonhard Callisen, damals Pastor an der Fleckenskirche war; seine Mutter hieß Christiane geborene Westhoff, deren viertes Kind von elfen er war. H. erhielt einen vortrefflichen Unterricht, besonders im Latein, von Hauslehrern im elterlichen Hause, unter der strengen Aufsicht seines Vaters, eines ernsten aber geistvollen und gelehrten Mannes, der sich durch große Beredsamkeit auszeichnete

Im 18ten Lebensjahre kam er mit seinem Bruder Johann Leonhard auf die Domschule in Schleswig, die Lücken des Privatunterrichtes aus¬

zufüllen, und wurde von dieser Schule im Jahre 1756, 15 Jahre alt, entlassen um sich der Chirurgie zu widmen, für welche er eine besondere Vorliebe hatte. Mit sehr guten Vorkenntnissen, zumal im Latein=Sprechen, aber mit geringer Baarschaft, da sein Vater ihm wegen seiner großen Familie nur geringe Geldmittel auf die Reise geben konnte, ging er nach Kopenhagen, wohin er von dem Gönner seines Vaters, dem Ge¬

heimen Rathe Grafen Emil zu Rantzau-Rastorf, Empfehlungen an den Justizrath und Generaldirektor der Chirurgie Simon Krüger hatte.*) Dieser gab ihn bei dem Amtschirurgen und Regimentschirurgen des Grenadiercorps David Spierling in die Lehre, während er zu¬

gleich, entsprechend der königlichen Verordnung, als Lehrling in das Barbieramt eingeschrieben wurde, aus welchem er am 8. April 1758 als Geselle ausgeschrieben ward. Da Spierling seit 1757 zugleich als Oberwundarzt am neuerrichteten Friedrichs-Hospitale angestellt worden war, so hatte der angehende Chirurg schon damals eine günstige Gelegen¬

heit Kranke zu beobachten und ihre Behandlung zu erlernen. Später nahm ihn Krüger in sein Haus auf, und unter der Anleitung dieses

) J. F. 2. Callisen: Ehrenrettung meines Vaters. Derselbe: Biographie seines Vaters in dessen:,=Die letzten Tage unsers Herrn Jesu Christi nach Marcusv.

BriefeC. Callisens.

*) geb. 1687, gest. 1760 26. April.

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vortrefflichen Mannes und des Dr. Georg Heuermann,) welcher damals Arzt an der Seekadett=Academie und später Professor an der Universität war, übte er sich unermüdlich, Tag und Nacht, in der Ana¬

tomie und in chirurgischen Operationen, während ihm gleichzeitig durch die Benutzung von Krügers ausgezeichneter Bibliothek die Literatur seines Faches bekannt und lieb wurde.

Durch die Nachricht von dem Tode seines Vaters wurde diese, so glücklich begonnene, Laufbahn unterbrochen, da er jetzt auf keinen Zu¬

schuß vom Hause mehr rechnen konnte. Aber rasch entschlossen verließ er im Beginn des Jahres 1759 die Hauptstadt und vermiethete sich in der Nähe von Helsingör bei einem Landbarbier und Chirurgus Liecht und später bei seinem Nachfolger Mauritz als Assistent für 2 Mark

dänisch, also 120 Pf., wöchentlich. Nach einem Jahre ging er nach Kopenhagen zurück und wurde von Spierling als Compagniechirurg, damals Feldscheergeselle, angenommen mit einer Monatsgage von 6 Rdl.

wofür er die in der Stadt zerstreut wohnenden kranken Soldaten täglich besuchen und behandeln mußte. Am 26. April 1760 starb auch sein Wohlthäter und väterlicher Freund Simon Krüger und dieser mora¬

lischen Stütze beraubt, im Elend des Daseins würde Heinrich Calli¬

sen, gleich vielen derartigen Existenzen, unbeachtet und von den Gefahren eines solchen Lebens umgeben sein Leben im Dunkel verbracht haben, und vielleicht, wie er selbst erklärt, vollständig zu Grunde gegangen sein, wenn nicht ein geringfügiger Umstand ihn aus der Bahn geworfen hätte.

Am 10. December 1780 nämlich, einem kalten Tage, begegnete ihm auf dem Königs-Neumarkt ein junger Lieutenant des Grenadiercorps, und da Callisen den Hut auf dem Kopfe behielt forderte dieser in brutaler Weise, daß er während der Dauer der Unterredung den Hut in der Hand zu behalten habe, schimpfte, drohte ihm mit der Fuchtel und wollte ihn arretiren lassen. Da wurde ihm das Jammervolle und Ehrenrührige seiner Stellung mit einem Male klar; er verlangte stehen¬

des Fußes seinen Abschied, trug dem Justizrath und Generaldirektor Wilhelm Hennings*) seine unglückliche Lage vor und erhielt von diesem das Versprechen seiner Hülfe, wenn er ohne weitere Vorbereitung

das Tentamen beim anatomisch=chirurgischen Amphitheater machen könne.

Diese Prüfung bestand Callisen am 11., 12. und 18. December mit rühmlicher Auszeichnung und wurde bald darauf als Overmester oder Oberschiffschirurg angestellt, in welcher Eigenschaft er im Frühjahr und

) geb. 1723, gest. 1768 6. December.

*) geb. 1716 27. Juli in Glückstadt, gest. 1794 26. Januar in Kopenhagen.

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Sommer 1761 einige Fahrten mit dem Kadetten-Schulschiff, der Fregatte Hvide Ørnb, machte; dann kam er auf die Fregatte ,=Havfruen, auf welcher er am 20. März 1762 mit einem Monatsgehalt von 14 Rdl.

angestellt ward. Im Herbste desselben Jahres wurde er Pensionär des Amphitheaters und bald nachher Reservechirurg des Friedrichshospitales und war nun für die nächsten fünf Jahre wieder in einer Stellung welche für seine weitere Ausbildung äußerst günstig war. Er hatte für

die Vorlesungen des Generaldirektors die anatomischen Präparate herzu¬

stellen und während der ersten vier Jahre alle wichtigeren Operationen im Friedrichshospitale zu machen, da Spierling, welcher 68 Jahre alt war, wegen Unsicherheit in der Hand, hierauf verzichten mußte.

Außerdem konnte er täglich die innere Klinik des Hospitales besuchen welche damals unter der Leitung von Dr. Fabricius stand, und be¬

suchte die Vorlesungen an der Universität. Diese Zeit erklärt er selbst für die günstigste seines Lebens. Am 6. Juli 1764 machte er das Examen beim Amphitheater und hielt 1765 Vorlesungen über Anatomie und Chirurgie, machte 1766, obgleich nicht Student, das Examen modicum rigorosum der medicinischen Fakultät auf Latein und bewies in seiner lateinischen Rede, jüber die Hindernisse, welche dem armen Studenten auf seiner wissenschaftlichen Laufbahn begegnenf, sowohl seine Kenninisse als seine Tüchtigkeit in der Darstellung, sowie daß er in keiner Be¬

ziehung hinter den Studenten der Fakultät zurückstehe. Bisher hatte noch kein Wundarzt in Dänemark, der nicht wenigstens als Student bei der Fakultät immatriculirt war, dieses gewagt.

Aber auch die äußeren Erfolge seiner Thätigkeit blieben nicht aus, und um ihn in seinen Studien zu fördern verschafften ihm der Leibarzt des hochseligen Königs Frederik V., Johan Justus von Berger,) und der Hofchirurgus Wohlert ein königliches Reisestipendium von 500 Rdl. jährlich auf drei Jahre, welches später noch auf ein ferneres Jahr verlängert wurde. Im Frühjahr 1767 trat er seineReise über

Glückstadt zu Schiff nach Holland an, studirte die anatomische Samm¬

lung des Professors Bernhard Siegfried Albinus in Leiden, lernte Hieron. David Gaubius und Allemand kennen und ging dann nach Frankreich, um dort fast zwei Jahre zu bleiben. In Paris hörte er Anatomie und Chirurgie bei Antoine Petit, Raphael Bienvenu Sabatier, Anton Louis, Pibrac, Sauveur Morand Sue und Bordenave, Geburtshülfe bei Andreas Lövret und Antoine Portal, Augenkrankheiten bei dem Staar¬

Dere Gne-EH

) geb. 1728 8. December in Celle, gest. 1791 16. März in Kopenhagen.

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operateur Baron Wenzel son, Peter Demours, Grandjean und Dehayes, Physik bei Nollet und besuchte täglich das Hötel Dieu und die Charité. Durch seine, der französischen chirurgischen Akademie eingesendeten, Abhandlungen verschaffte er sich freien Zutritt zu den lehrreichen Versammlungen dieser hochberühmten Gesellschaft Nach Schluß der Vorlesungen ging er nach Nouen zu le Chat, in dessen Hause er drei Monate wohnte und dessen Hospital er besuchte,

wo er mehrfach operirte; ferner besuchte er Pouteau in Lyon und den berühmten Steinschneider Louis le Blane in Orleans.

Im Frühjahr 1769 reiste Callisen nach London, arbeitete dort in den Hospitälern St. Georges, St. Thomas, Guys, Bartholomews und Westminster und erwarb sich die Gunst der Aerzte derselben, Haw ¬ kins, William Bromfield, Huck, Monro, Percical Pott, Samuel Sharp, Warner, Akenside, John Hunter, Wat¬

son und Justamond sowie auch anderer berühmter Männer, eines John Pringle, Matty, Morton und Archer, benutzte jedoch besonders die Vorlesungen und das weltberühmte Museum William Hunters. Im Waisenhause Pankras studirte er die, damals in Dänemark noch nicht allgemein bekannte, Jennersche Schutzpocken¬

impfung und verschaffte sich durch verschiedene eingeschickte Beobachtungen Zutritt zu den öffentlichen Versammlungen der Londoner Societät der Wissenschaften. Aber für den Aufenthalt in dem theuren London und

f

ur die Anschaffung neuer Instrumente reichte sein Reisestipendium nicht

aus und er mußte auf die Erwerbung weiterer Mittel bedacht sein.

Daher errichtete er zusammen mit einem Zahnarzte Marchetti eine Disponsary, wo er von ihm selbst bereitete Medikamente verkaufte,

während Marchetti die Praxis außer dem Hause besorgte. Bald wurden seine Fabrikate bekannt, besonders wohlriechende Zahnpulver und Zahnbürsten, welche er aus dünnen Fasern spanischen Rohres verfertigte, und seine Einnahmen stiegen auf das Dop, elte. So besuchte er Mor¬

gens die Vorlesungen und Hospitäler, spielte Mittags seine Rolle als Vondoner Arzt und fand Abends in guten Gesellschaften und als Frei¬

maurer in der Loge Zerstreuung und Gelegenheit seine Menschenkenntniß zu erweitern und sich zu veredeln.

Schon ehe Callisen Dänemark verließ waren die Förderer der Dänischen Heilkunst auf seine Geschicklichkeit und sein Talent aufmerksam geworden; aus den Berichten, welche er von Zeit zu Zeit einschickte, er¬

kannte man die Fortschritte welche er im Wissen und in der Praxis ge¬

macht hatte, dazu kam sein Umgang mit den Gelehrten des Auslandes und mit den gelehrien Körperschaften, sowie die Auszeichnung mit welcher

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er von allen aufgenommen wurde und so war es natürlich, daß man sich von diesem talentvollen jungen Manne eine Förderung der heimischen Wissenschaft und des Wohles der Mitbürger versprach. Daher suchte

man ihn rechtzeitig zu befördern und auf die Empfehlung des Grafen Struensee und des königlichen Leibarztes und Professors an der Universität, Christian Johann Berger,) wurde er von König Christian VII. am 2. bezw. 16. Januar 1771 zum Oberchirurgen der Flotte und zum Divisionschirurgen der zweiten Matrosen=Abtheilung in Kopenhagen ernannt mit einem Gehalt von etwa 900 Rdl., welches ihm in einem Schreiben des Admiralitäts- und Commissariats-Collegiums vom

5. Februar selben Jahres mitgetheilt wurde.

Er kehrte nun sogleich nach Dänemark zurück und kam im Juli 1771, im 32. Lebensjahre, in Kopenhagen an. Sogleich begann er seine Vorlesungen über Chirurgie bei der Fakultät, promovirte zum Dr. med. unter Vorsitz des Professors Christian Gottlieb Kratzen¬

stein auf Grund der Dissertation De praesidii classis regiae sani¬

tatom tuendi methodor und stiftete gegen Ende des Jahres mit einigen anderen Aerzten die Kopenhagener medicinische Gesellschaft. Am 24. März des Jahres 1778 verheirathete er sich mit Catharina Birgitte Braun, einer Tochter von Simon Gottfried Braun oder Bruhn (gest. 1772), der beim Könige Frederik V. Kammerdiener, später Leib¬

chirurg und Justizrath war, eine Stellung welche er später nach dem Tode des Königs bei der Königin-Wittwe Juliana Maria ebenfalls einnahm.

H. Callisen erwarb sich täglich mehr und mehr das Vertrauen seiner Mitbürger als Arzt, sodaß seine Privatpraxis bald einen bedeuten¬

den Umfang erhielt. Nachdem Professor Christian Johann Berger nach Kiel versetzt war wurde Callisen unierm 18. Februar 1773 zum Professor der Chirurgie in Kopenhagen ernannt, freilich ohne Gehalt, weßhalb er seine Stellung als Admiralitätschirurg beibehielt, aber mit dem Versprechen der Nachfolger Hennings als Generaldirektor zu werden, weil dann, nach dem Wunsche des Consistorii, jene bis dahin

unabhängige Lehrstelle mit der Universität vereinigt werden sollte. An der Universität las er 20 Jahre über Chirurgie und in den Jahren 1778 und 74, als Vertreter des erkrankten Rottbøll, ebenfalls Ana¬

tomie, trat auf Befehl des Königs am 28. April 1774 dem Collegio medico in Kopenhagen als ordentliches Mitglied bei und wurde Assessor

) geb. 1724 14. August in Wien, gest. 1789 2. April als Professor der Medicin und Chirurgie in Kiel.

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beim Examon chirurgieum am anatomischen Theater. Seit dem 17. April desselben Jahres war er zugleich Mitvorsteher der chirurgischen Uebungs¬

gesellschaft, seit dem 3. Juli ebenfalls der Societas oxorcitatoria modica für die Uebungen der chirurgischen und medicinischen Studenten und wurde am 11. Juli 1776 Arzt des Seekadettcorps mit 60 Rdl. Gehalt.

Inzwischen war nach Simon Krügers Tode die Chirurgie am Thoatrum anatomieum sehr in Verfall gerathen und Jedem war es klar, daß dasselbe verschwinden und daß für die Chirurgie ein neuer Zustand beginnen müsse. Zu diesem Zweck und in Veranlassung der Einführung des Indigenatsrechtes (Indfødsretten), wurde nach königlicher Resolution vom 18. November 1776 eine Kommission niedergesetzt, worin die Professoren Saxtorph und Callisen, der Leibmedicus Aaskow u. A. Sitz hatten, jum die kräftigsten und besten Mittel auszufinden der

Chirurgie aufzuhelfen und dieselbe zur Blüthe zu bringend; auch sollten die Herren sich darüber aussprechen auf welche Weise die Ausbildung eingeborener junger Wundärzte zur Besetzung der chirurgischen Bedie¬

nungen am zweckmäßigsten eingerichtet werden könne.

Von literarischen Arbeiten erschien schon in dieser Zeit, 1777, sein erstes größeres Werk, die , Institutiones chirurgiao hodiernaot, beson¬

ders zum Gebrauch für Studirende bestimmt. In diesem Buche be¬

handelt er in kurzer, faßlicher Weise die chirurgischen und einen Theil

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