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Boeszoermeny,

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Iv. Boeszoermeny

E. Boeszoermeny,

Oberlehrer und Stadtarchivar.

Ostern IS'T'a.

schen Verwicklungen der Hanse mit dem scaudinavischen Norden zn Anfang des XVI. Jahr-hunderts behandelten, beschrånkt sich auf eiae Darstelluug der entscheiclenden Ereignisse des Jahres 1523. Das Misslingen des letzten Versuches, welchen Christian 11. von Danemark machte, die der Handelsmacht der Ostseestådte gefåhrliche Union der scandinavischen Reiche aufs Neue zu begriinden, und der durch blutige Revolutionen herbeigefulirte Thronwechsel in Scliweden und Danemark sind fur die politische und mercantile Weltstellung sowohl der nordischen Reiche, als auch der hanseatischen Seemacht der Ausgangspunkt einer neuen Entwicklung geworden.

Wenn auch die Ostseestådte, im Kampfe gegen den letzten Unionskonig siegreich, ihrenWillen in Scliweden und Danemark durchsetzten, so zeigt doch das gemeinsamer Interessen entbelirende Auftreten derselben schon deutlich genug die Symptome der Schwåche und innern Auflosung des Bundes, welche die zur Selbståndigkeit und Unabhångigkeit gelangten Staaten Nordeuropas benutzten, um das so lange geiibte Handelsmonopol der Ostseestådte zu vernichten. Dass die Interessen der am Kampfe betheiligten Stadte durch ein gemeinsames Band schwer zusammen-zuhalten waren, beweist besonders das Verhalten Danzigs im Jabre 1523. Seine Stellung zum Konige von Polen und seine freilich unbegriindete Besorgniss vor den Plånen der verhassten Ordensregierung ziehen seine auswårtige Politik mehr und mehr von der Politik Liibecks ab und machen die aufopfernden Bemiihungen dieser Stadt um die Erhaltung der Einigkeit fast vergeblich. Diese Verschiedenheit der Interessen der beiden måchtigsten, am Kampfe bethei­

ligten Ostseestådte, ferner die zwar drohenden, doch vergeblichen Anstrengnngen Christians II.

und der mit ihm verbiindeten deutschen Fiirsten die verlorene Herrschaft in Scandinavien

zuriick-zugewinnen, endlich die durch die Eroberung Kopenhagens bewirkte Entscheidung des Kampfes

nehmen die gespannteste Aufmerksamkeit und die nach vielen Seiten gerichtete politische

Thåtig-keit des Danziger Rathes, dessen Sendeboten bald nach Polen, bald nach Deutschland hin die

stådtischen Interessen wahrzunehmen hatten, in Anspruch. Daher ubertreiien auch die

archi-valischen Quellen des Jahres 15JI, welche der nachfolgenden Darstelluug zu (Trunde liegen, die

der vorangegangenen Jahre an Zahl und Wichtigkeit und gewåhren ein zum grossen Theil noch

unbekanntes und nicht bearbeitetes Material. Es sind ausser einer grossen Zahl vonUrkunden

und Origin aibriefen Liibecks, der Konige von Dånemark und Schweden die libi i

Missi-oarum Senatus Gedanensis, die Actalnternuntiorum und die der Uphagen'schen

Biblio-thek angehorigen Re ces se des Stenzel Bornbach, iiber deren ^Werth bereits Herr Professor

Hirsch in seiner Handels- und Gewerbsges chichte Danzigs unter der Herrschaft

des deutschen Ordens p. 69 ff. sein vollgiiltiges Urtheil abgegeben hat.

Nachdem der kriegerisclie AngrijS', welcben die mit den Schweden verbiindeten Hansestådte, Liibeck, Danzig, Greifswald und Rostock, im Spatsommer des Jahres 1522 gegen Danemark unternommen hatten, erfolglos verlaufen war und weder den nach Selbståndigkeit strebenden Schweden, noch den fur die Erhaltung ihrer alten Privilegien kåmpfenden Stadien eine Ent-scheidung srebracht hatte, liess es sich voraussehen, dass Christian il. alle Kråfte in Bewegung

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setzen wiirde, um einerseits von Stockholm, Kalmar und Finnland aus, den einzigen Punkten, die noch die dånische Herrschaft anerkannten, das ganze Schwedenreich zu unterwerfen, anderer-seits die stolzen Hansestiidte, welche es gewagt hatten seinen Planen nach Vernichtung ihrer Handelsprivilegien entgegenzutreten, griindlich zu demiithigen. Schon im November waren Liibeck die Bestrebungen des Konigs zahlreiche Haufen Fussvolk und Reiterei zu werben [,,dar mit wy tom gruntliken und ewygen Vordarve kernen"] — bekannt geworden. Daher er-schien es nothwendig einen bestimmten Kriegsplan fur das nachste Fruhjahr zu verabreden und schon am 26. November erliess das Haupt der I lanse seine Einladungen an Danzig, die Wendi-schen und PommerWendi-schen Stådte zu einem am nåchsten Epiphanienfeste in Stralsund zu erofinen-den Hansetage, an welchem sich auch die Schweerofinen-den betheiligen soliten. Auch in Danzig, wo die Ueberbringer dieser Botschaft, durch die winterliche Witterung behindert, erst am 20. December eingetroffen waren, war der Rath trotz der Klagen der Burger

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die Unterbrechung der Schiff-fahrt nach Westen und die nicht geringen Verluste im Erwerbe und trotz der in der fetadt durch den Hochmuth des Biirgerm eis ters Eberhard Ferber erregten Unruhen fest entschlossen, den Kampf gegen Danemark nach besten Kraften fortzusetzen, ,,das unser Fyndt an uns, und wir nicht an ihm Friede suchten und begerten

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. Zwar bedauerte der Rath, dass nicht auch die Livlåndischen Stådte zum thåtigen Beistande aufgefordert waren, wie die Anfubrer der verbiin­

deten Flotten auf ihrem letzten zu Travemiinde gebaltenen Kriegsrath beschlossen hatten, doch sagte er „der allgemeinen Wohlfahrt zum Besten" seine Betheiligung am Hansetage und das Erscheinen der Sendeboten zum 17. Januar zu ^

Verhandlun-

Zugleich hatte aber Danzig seine Aufmerksamkeit auf das zwischen dem Dånischen und

iLchenHofe scinem Schutzherrn, dem Polnischen Konige, bestehende Verhåltniss zu richten. Denn Chiistian V; war wåhrend der Waffenruhe am Ende des Sommers 1522 eiirig bemiiht Danzig von seinen Ver­

biindeten fiir den bevorstehenden Kampf zu trennen und hatte, um diesen Zweck zu erreichen

% und zugleich die ihm friiher wegen Unterstiitzung des Hochnieisters gemachten Vorwiirxe zu widerlegen, in zwei Schreiben an Sigismund sich gewendet. Mit der Bestellung derselben, welche durch Dånische Boten weder iiber Meer, noch iiber Laud jenes war von hanseatischen v Ausliegern, dieses vonKundschaftern bewacht — nach Polen gelangen konnten, wurden schlauer Weise von dem Dånischen Konige zwei der in Kopenhagen gefangenen Danziger Schiffer, mit Namen Claus Kron und Thyme Holm, beauftragt. Wohl wissend, dass diese ihre in Dånemark angehaltenen Giiter nicht im Stiche lassen wiirden, hatte er sie ,,bei ihren Hålsen

1,1,

verpflichtet diese Briefe personlich dem Konige zu iiberreichen und noch vor Fastnacht des nåchsten Jahres nach Kopenhagen zuriickzukehren. Als sie in Danzig ihre Auftråge dem Rathe mitgetheilt hatten, beschloss dieser sofort mit den beiden Schiffern eine Gesandtschaft nach Wilna, wo der Konig sich damals befand, zu schicken, theils um sich wegen der Absetzung

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Biirgermeisters Eberhard Ferber zu rechtfertigen, theils um jeder Aenderuug der jetzt noch feindlichen Ge-sinnung Sigismunds gegen Dånemark vorzubeugen.

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meister Mattis Lange, die andern waren der Rathmann Edwert Nidderhof und der Schoppe Ewert Rogge, denen als Sekretair der in den Geschåften der Stadt schon bewåhrte Jacobus Fiirstenberg beigegeben war. In ihrer Instruction waren sie besonders beauftragt sich iiber den Inhalt der beiden Schreiben in Kenntniss zu setzen und, wenn moglich, sich Abschriften der-selben aus der koniglichen Kanzelei zu verschaffen. Am 9. December reisten diese Gesandten von Danzig ab, nicht ahnend, welchen grossen Beschwerden und Verzogerungen ihre winterliche Reise ausgesetzt sein -wiirde. Als sie aber nach Kowno gelangt waren, erfuhren sie, dass der Konig bereits von Wilna nach Krakau aufgebrochen sei. Da sie nun wussten, dass am 21, Januar derKeichstag in Petrikau eroffnet werden sollte, beschlossen sie ihren Weg dahin zu richten, schickten aber den Sekretair mit den beiden Schiffern, deren Auftrag keine Verzogerung duldete, zum Konige nach Krakau

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. Derselbe traf, als er am 4. Januar dort anlangte, den Konig von wichtigen Staatsverhandlungen mit einem kaiserlichen Gesandten aus Spanien und zwei påpst-lichen Legaten in Anspruch genommen. Dennoch erlangte er schon am folgenden Tage eine

Audienz, so dass er sofort die Schifi'er, nachdem sie die Briefe eingehåndigt und eine vorlåufige Antwort an Christian erhalten hatten, nach Danzig zuriickschicken konnte, wo sie am 19. Januar anlangten. Eine eingehendere Beantwortung behielt sich der Konig vor, bis er die Antråge Christians II. mit den Danziger Gesandten und den koniglichen Råthen in reifliche Erwågung gezogen haben wiirde. Zugleich war Jacobus Fiirstenberg in der giinstigen Lage eine Copie der beiden Schreiben, die er am 9. Januar aus der Kanzelei erhalten hatte, dem Rathe mittheilen zu konnen. Aus ihnen und ,,ihrem geschmiickten Lawth" leuchtete Christians Absicht den Konig von Polen durch schmeichelnde Worte und offenbar falsche Angaben fur sich zu gewinnen und Danzig von seinen Bundesgenossen zu trennen deutlich hervor

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. Niemand konue ihn be-schuldigen, schreibt er, das von seinen Vorgångern geschlossene und von ihm selbst erneuerte Biindniss mit Polen gebrochen zu haben; vielmehr wiinsche er es zu erhalten und zu kråftigen.

Denn die Beschuldigung, dass er sich zweideutig in dem zwischen Polen und dem Hochmeister

schwebenden Zwiste gezeigt habe, sei entstanden aus der nur zufålligen Landung seines nach

der Unterwerfung der rebellischen Schweden entlassenen Heeres im Gebiete des Hochmeisters,

da zu dessen fernerer Unterhaltung ihm die Mittel gefehlt hatten

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. Allerdings konne er nicht

låugnen, dass wåhrend seiner Abwesenheit in Schweden ein Botschafter aus der Mark nach

Danemark geschickt woiden sei^ um die daselbst entlassenen Landsknechte anzuwerben; doch

habe er nicht gewusst, dass diese Anwerbungen gegen den Konig von Polen gerichtet gewesen

seien. Eines habe allerdings sein grosses Erstaunen erregt, dass er nåmlich in Stockholm Briefe

mit dem koniglichen Siegel gefunden habe, in denen Sigismund die Schweden zum månnlichen

Widerstande aufgefordert und baldige Hulfe verheissen habe. Dennoch sei es ihm nicht in den

Sinn gekommen zu glauben, dass diese Briefe mit des Konigs Wissen und Willen ausgegangen

waren; vielmehr wåre dies ein Betrug der mit den Schweden Verbiindeten, die jetzt Danemark

mit Feuer und Schwert heimsuchten. ,,Deus, omnium rerum justissimus arbiter, hane convertat

pestem in capita illorum!" Er selbst hege den Wunsch mit allen christlichen Nachbaren und

auch mit Sigismund den Frieden zu erhalten; weit lieber wiirde er gegen die Turken und andere

Unglaubige sein Schwert ziehen. Aber Danzig habe plotzlich, „nulla monitione praecedente",

mit seinen Bundesgenossen die Danischen Lander angegriffen. Unmoglich konne er glauben,

dass der Konig, die freundschaftlichen Beziehungen beider Reiche brechend, zu diesem

feind-lichen Ueberfall seine Zustimmung gegeben habe

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. Er hoffe vielmehr, dass Sigismund, treu dem

alten Biindnisse und mit Riicksicht auf die verwandtsehaftlichen Bande, die sie mit einander

verbanden, seine Unterthanen ziigeln werde, dass sie nicht nur nicht gegen alles Recht und gegen

des Kaisers Mandate sein Reich mit Krieg anfielen, sondern vielraehr ihm beistehen wiirden, das Schwedenreich wieder in seinen friihern Zustand zuruckzufuhren.

Der Rath hatte kurz vor dem Empfange dieser Schreiben seinen Gesandten fur die Unter-handlungen mit dem Konige iiber die Dånisohen Angelegenheiten rnoglichste Vorsicht and Kiirze empfohlen, nm nicht bei den Bundesgenossen den Verdacht zu erregen,

als

benutze er das S' hutz-verhåltniss za Polen, um sich den Bundespflichten zn entziehen

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. Nachdera aber Christian so falsche Anklagen gegea Danzig erhoben hatte, musste eine eingehende Wideriegung derselben nothig es schemen, um bei dem Konige und seinen Råthen nicht die IVIeinung auf'kommen zu lassen, als habe man in muthwilliger Weise den Krieg gegen Danemark begonnen, wåhrend man doch durch unveimeidhche Nothwendigkeit zu dentselben von Christian selbst gezwungen worden wåre

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. Und in der That waren die Briefe Christians nicht ohne Einflnss bei dem koniglichen Hofe geblieben und hatten wenigstens die Råthe ungiinstig flir die Fortsetzung des Krieges ge-stimmt. Diese Aenderung der Gesinnung sollten die Gesandten Danzigs bald erfahren. Sie waren am 27. December von Kowno aufgehrochen; und als sie nach W^olbors^ gekommen waren, erfuhren sie, dass der Reichstag wieder von Petrikau nach Krakau verlegt und seine Eroffnung auf den 2. Februar vertagt sei. In Petrikau trafen sie wieder mit Jacobus Fiirstenberg, der mit den beiden Schiffern bereits von Krakau zunickgekehrt war, zusammen und erhielten von ihm die Beståtiguug der Nachricht, So blieb ihnen nichts anderes iibrig, als sich nach Krakau zu begeben. Nachdem sie innerhalb sechs Wochen an 200 Meilen bei strengstem Winter gereist waren, trafen sie am 18. Januar in Krakau ein.

Obgleich der durch ein Geldgeschenk gewonnene Unterkanzler versprochen hatte, den Ge­

sandten sofort eine Audieuz bei dem Konige zu verschaffen, so zogerte er dennoch vier Tage sein Versprechen zu erfiillen, sich entschuldigend, dass der Konig zunåchst den Botschaftern des Kaisers und den påpstlichen Legaten Gehor geben miisse. Als dann endlich der zur Audienz bestimmte Tag nahte, erkrankte plotzlich der Konig so heftig, dass die Aerzte ihm jede Beschåf-tigung mit Staatsangelegenheiten untersagten

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. Da diese Krankheit sich Wochen lang hinzog, sahen sich die Gesandten, um nicht zwecklos die Zeit und die nicht nnbetråchtlichen Kosten zu vetlieren, veranlasst sich ihrer Anftråge vor einer geheimen Fersammlung weniger koniglichen Råthe zu entledigen. Denn schon war eine andere genaue Instruction des Rathes eingegangen, nach welcher die Gesandten ihn gegen die in den Briefeu Christians enthaltenen Beschuldignngen rechtiertigen und alle Beleidignngen, welche die Stadt von Danemark habe erdolden mussen, in Erinnerung bringen sollten. Vor Allem empfahl der Rath dahin zu wirken, dass der Plan Christians, der ans seinen Briefen deutlich hervorging, den Konig von Polen fur deu Frieden zu gewinnen zerstort wiirde. Denn Danemark, den måchtigsten Bundesgenossen des Ordens, von diesem Biindnisse abzuziehen und lur Polens Sache bei einem wieder ausbrechenden Kampfe gegen den Hochmeister zu gewinnen, sei allerdings eine verlockende Aussicht, da es ja offenbar sei, dass ,,alle deutschen Kurliirsten, Fiirsten und Stande nicht so gewaltig dem Hochmeister in der Eile Hiilfe thun konnten", als Christian, wenn er seine Herrschaft in Schweden wiederge-wonnen hatte. Aber solchen Verhandlungen sei mit alier „Schårfe der Vernunft" entgegenzu-treten, damit auch der Schein, als ob man ohne Wissen der Wendischen Stådte den Frieden mit Danemark „durch das Mittel" der Krone Polens snche, vermieden wiirde.

So instruirt traten die Gesandten in die geheime Versammlung der koniglichen Råthe,

welche am 9. Februar statt fand, ein. lu ihrer Rede hoben sie zunåchst die vielfåltigen Dienste

und freundschaftlichen Beweise hervor, die Danzig dem Dånischen Konige, um seine Gnade zu

gewinnen, geleistet habe. Zu seiner Vermåhlung mit der Schwester des Kaisers habe Danzig

zwei Schiffe zur Disposition gesteilt, aber noch sei die riickståndige Fracht im Betrage von

300 Rheinisohen Gulden nicht bezahlt. AIs des Konigs Kriegsvolk in Schweden grossen Mangel

litt, habe man des Konigs Capitån, Blasius Koszelitz, den Ankauf und die Ausfuhr von 200 Last

Mehl und Bier gestattet, ohne dafur den vollen Wertb zu erhalten. Spåter sei sogar vom Rathe

dem Willen des Konigs gemåss ein Verbot der Zufuhr nach Schweden erlassen. „Sollicher und

dergleichen fyle andere dynstliche bebegelicbe tete, so czufelligk geweszen und al zu lang weren,

zcu vorzcelen, haben wir seyner kon. Jrt. gerne beweyset, in hoffenunge, wir und die unseren

solten des genossen uud fruchttregelich entpfunden haben, aber es hot sich fast ånders mit der

zceit, als wir gehofft hetten, begeben". Nunmehr zåhlten die Gesandten die wiederholten,

schweren Verletzungen der hanseschen Fri vilegien uud Freiheiten auf, wie die Erhohung des

Zolles und die Verlegung der „Maelstete" desselben von Helsingor nach Kopenhagen, wohin

die Schiffe nicht ohne Beschwerden gelangen konnten, ferner das gewaltsame Anhalten der

Schiffe, welche nach erzwungener Loschung der Giiter nach Willkuhr verwendet wurden, um

K riegsvolk ,,in die Memel" den Feinden Polens zuzufuhren, die Verletzungen der Privilegien

in Schonen, wo der Ruderzoll und die Abgabe fur die Last Heringe auf zwei Gulden erhoht

sei, vor Allem die gegen alle Gewohnheit und Freibeit der Hanse verstossendeErrichtung einer

Handelsniederlage in Kopenhagen, durch welche nicht nur den Hansestådten, sondern auch der

Krone Polen, dem Grossfiirstenthum Litthauen und dem Fiirstenthum Masovien ein schwer zu

iiberwindender Schaden in ihren Handelsbeziehungen zugefugt worden sei. Was habe es

ge-holfen, dass Danzig sich 1521 direct an den Dånischen Hof, um iiber diese Vertragsbriiche

Beschwerde zu fuhren, gewendet habe? Der Sekretair Ambrosius Sturra habe nur die

„schant-lichen, spittigen, unbequemen und unlustigen worte", welche ,,das Weyb Sybritta in

kegenwer-tikeyt der unszen und fyler erbaren leute gefurt", anhoren miissen. Wohl habe er in

Abwesen-heit des Konigs die Zusicherung von der Konigin erhalten, dass die Danziger Schiffe mit ihren

Giitern frei durch die Dånischen Gewåsser segeln konnten, wenn sie nur ,,dye newen

beschwer-nissen und costumen" erlegen wurden, aber als neun Danziger Schiffe

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, welche nach England,

Seeland, Holland und andern Låndern ausgegangen waren, im Herbste 1521 wenige AVochen

nach der gegebenen Zusage, mit reichen Giitern beladen, durch den Sund zuriickkehren wollten,

selen sie såmmtlich auf besondern Befebl des Konio-s mit ihrer sanzen Mannschaft arrestirt

o O

worden. Wegen dieser alles Récht verletzenden Gewaltthat nochmals Gesandte an den Konig

zu schicken, båtte Danzig nicht fur gerathen gehalten. ,,8zo hot uns doch alle wege vor owgen

gestanden seyner kon. gn. hertes gemudt, das er zcu zceyten w

r

yder die jennen, die zcu seyner

kon. Jrt. geschicket werden, furnympt, wie dan dem jennigen ouch gescheen, der von uns ausz

kon. Mat. u. a. H. befeel in Sweden an seine kon, Jrt. ffesant waer"

o 11

. Die schriftlichen

Beschwer-den aber sowohl des Rathes, als der beschådigten Kaufleute seien von dem Konige, der jeder

Rechts- und Vertragsverletzung fåhig sei, wenn er nur die Zwecke seiner Herrschsucht erreichen

kdnne, unbeantwortet geblieben. Oder greife er nicht etwa in das Recht der Polnischen Krone

ein, wenn er mit der Drohung Danzig nicht ånders zu achten als seine Feinde, die Schweden,

die Auslieferung von 10 Burgern verlange, um sie in Kopenhagen vor ein Gericht zu stellen? —

Solehen unrechtmåssigen Anforderuno-en arecenuber habe Danzio- nie das zwischen benach-

o o o o o

barten Staaten bestehende Recht verletzt. Denn als Dånische Kaufleute die Heringe, welche von

Danzigern auf Schonen ,,unter irem mercke" gesalzen, aber daselbst gewaltsam arrestirt waren,

zum Verkanf nach Danzig brachten, habe der Rath nicht gednldet, dass die Eigenthiimer ihr

eigenes Gut, das sie wohl bezahlt hatten, antasteten und mit Arrest belegten. „Was bitterkeyt

unsere burgere derwegen ausz gegrunten ursachen izewonncn, stehet zcu bewegen, die ires eygenes

guttes nicht mochten mechtigk syen. Solliche und andere ungehorte beswarnisse haben uns und

die gemeyne Burgerschaft mit groszer und rechtfertiger noth mit andern Steten, die gleiche

un-gerechtikeit erlyden, zcur wydderwere und kegenstaade uawyllens gezcwungen und genotiget, szo das wir myt irer kon. gn. zcum auffruer gekomaien seyn. Ob nu seiner kon. M. angeben gegrundt oder nicht, hot ire kon. Mat. u. a. H. in hoger vornunfft wol zcu bedencken, dweyle die selbige leychtlichen kan ermessen, das wir ouch andere gancz ungerne zcu sollicher widder-were unde abwendunge der groszen unmesigen gewalt gegriffen haben"

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.

Je eindringlicher und iiberzeugender die Gesandten fiir die energische Fortsetzung des Krieges gesprocben zu haben glaubten, um so niederschlagender war fiir sie des Unterkanzlers Antwort. Er konne dem Konige nur rathen in dem bevorstehenden Kriege den Weg der Ver-mittlung zwischen den streitenden Parteien einzuschlagen; Danzig aber miisse vor Allem dann von dem Bunde mit Liibeck zuriicktreten und die Schweden im Stiche lassen, und um das ohne Verletzung der eingegangenen Verpflichtungen zu thun, konne man sich auf den Punkt des Bundesrecesses beziehen, welcher ausspreche: ,,das ein jeder seynem rechten herrn, was ihm schuldig, thuen und gelehsten sulle"

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. Vergebens erhoben die Gesandten gegen solche Vor-schlåge Widerspruch, vergebens zogen sie die Verhandlungen in die Lange, hoffend, dass des Konigs Genesung ihnen noch Gelegenheit geben wiirde, diesen in personlicher Audienz umstimmen. Als diese Hoffnung fehl schlug, als vielmehr der Konig selbst ihnen den Befehl zu-gehen liess, mit seinen Rathen iiber die Dånisohen Angelegenheiten ferner zu conferiren, so einigten sie sich endlich mit dem Dnterkanzler dahin, dass ausser den Commendationsbriefen, in welchen das zu spåte Eintreffen der gefangenen Schiffer entschuldigt wurde, ein besonderes konigliches Schreiben durch den Polnischen Kammerherrn Georg Czernewsky und zwar zum grossen Theil auf Kosten Danzigs iiberbracht werden sollte. In diesem schlug Sigismund dem Konige von Danemark einen mit Danzig abzuschliessenden Waffenstillstand bis zum 23. April vor unter der Bedingung, dass die in Kopenhagen detinirten Schiffe mit ihren Giitern heraus-gegeben oder Schadenersatz fiir sie geleistet wiirde. Als die Gesandten in Krakau auf diesen Vorschlag eingingen, hatten sie freilich noch nicht erfahren, welche gunstige Wendung die Ver-haltnisse in Danemark fur die Verbiindeten genommen hatten. In Ungewissheit iiber die Be-schliisse der Stralsunder Tagefahrt und iiber den Portgang des Krieges in Schweden, von dem nur unsichere Geriichte zu ihren Ohren gelangt waren, iiberliessen sie daher dem Kathe, als sie die Abschrift der aus der koniglichen Kanzelei extrahirten Schreiben mittheilten, nach dem gegenwårtigen Stande der Angelegenheiten zu verfahren, entweder im Falle getåuschter Erwar-tungen das Schreiben abgehen zu lassen, oder, wenn die politische Lage sich gunstig gestaltet hatte, dasselbe zuriickzubehalten

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.

In Danzig aber herrschte bereits eine lebhafte Thåtigkeit fiir die neue Kriegsriistung. Die

kriegerische Stimmung hatte nicht nur die regierende Obrigkeit, sondern auch alle Schichten des

Volkes^ welches den durch die Dånischen Eingriffe hervorgerufenen Abbruch der Nahrung mit

Unwillen empfand, durchdrungen. Um daher in der Uebereinstimmung mit der ganzen

Biirger-schaft eine grossere Sicherheit des Handelns zu gewinnen, hatte der Rath schon am 5. Januar

der auf dem Rathhause versammelten Biirgerschaft die im vorigen Jahre mit Liibeck vereinbarten

Bundesartikel nochmals vorlesen lassen in der Hoffnung, dass, wenn der Krieg erneuert werden

miisse, die ganze Biirgerschaft ,,desto bequemer zur Errettung des gemeinen Gutes zu einer

Geldsteuer sich geneigt finden lassen mochte"

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. Als nun die Vorschlåge der Polnischen Råthe

und die Abschriften der fiir Christian bestimmten Briefe eingetroffen waren, berief der Rath

so-fort die Schoppen und sechs „aus dem myttel der 48 guten månner"

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, welche die Vertreter der

Biirgergemeinde waren, zu einer Versammlung und legte ihr die eingegangenen Schriftstiicke zur

Entscheidung vor. Es war natiirlich, dass, nachdem die Nachricht von den Riistungen der

Bundesgenossen und von der Erhebung der Jiiten gegen das Regiment Christians allgemein

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